L’Opéra national de Paris, Livestream, 18. Februar 2021
Giuseppe Verdi, Aida
Ein ausgeruhter Jonas Kaufmann zeigte, warum ihn viele für den derzeit besten Tenor der Welt halten. Auch wenn man nicht dieser Meinung ist, muss man einräumen, dass er die anspruchsvolle Rolle des Radamès ohne Fehl und Tadel sang. Sein falsettierter Schwellton am Ende seiner großen Arie war tatsächlich Weltklasse. Auch sonst überzeugte er durch gute Phrasierung und Präsenz. Ab dem dritten Akt verfiel er wieder ein wenig in seine Unart des Stemmens und Pressens, aber ein ägyptischer Feldherr in Nöten darf das.
Soloman Howard (Il re)
Ksenia Dudnikova (Amneris)
Sondra Radvanovsky (Aida)
Jonas Kaufmann (Radamès)
Dmitry Belosselskiy (Ramfis)
Ludovic Tézier (Amonasro)
Alessandro Liberatore (Un messaggero)
Roberta Mantegna (Sacerdotessa)
Orchestre de l’Opéra national de Paris
Michele Mariotti Dirigent
Lotte de Beer Regie
von Peter Sommeregger
Ein sehr französisches Ägypten bietet diese zwischen verschiedenen Stilen changierende Inszenierung. Man meint noch eine Spur des Ägypten-Kults nach Napoleons Feldzug zu erhaschen. Wahrscheinlich ist aber doch die Entstehungszeit der Oper gemeint. Seltsam mehrschichtig stellt sich der 1. Akt dar, ist es eine Vernissage in einem ethnologischen Museum? Blutig ernst wird es, als Radamès sich mit dem Schwert ritzt, und einen Totenschädel mit seinem Blut benetzt. Das deutet eher auf frühgeschichtlich heidnische Bräuche hin.
Es ist ein großes Verwirrspiel, das die Regisseurin Lotte de Beer hier inszeniert. Aida tritt in Form einer eher unschönen, lebensgroßen Gliederpuppe auf, die von drei Technikern bewegt wird. Die unglückliche Sondra Radvanovsky, die Sängerin der Partie, folgt in schwarzem Hosenanzug dieser seltsamen Gruppe und liefert den Gesang. „Giuseppe Verdi, Aida
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