John Neumeiers Ballett Romeo und Julia ist unvergänglich

Artem Prokopchuk (Tybalt), Azul Ardizzone (Julia), Louis Musin (Romeo) und Alessandro Frola (Mercutio) (Foto: RW)

Und sie tanzten mit solcher Energie, Spielfreude und Überzeugungskraft, dass man meinen könnte, so gut hätte man dieses Ballett noch nie gesehen. So sollten gute Aufführungen sein: Die Vergangenheit und auch kleine Fehler verblassen angesichts solch einer hinreißenden, aus dem Feuer der Jugend schöpfenden und das Publikum emotional ergreifenden Darbietung.

49. Hamburger Ballett-Tage

Romeo und Julia, Ballett von John Neumeier
Musik: Sergej Prokofjew

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg,
Leitung: Simon Hewett

Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose

195. Vorstellung seit der Hamburger Premiere am 6. Januar 1974

Hamburg Ballett,  3. Juli 2024


von Dr. Ralf Wegner

Es gibt Stücke, die könnte man jedes Jahr wieder sehen und erneut darüber berichten. Dazu gehört John Neumeiers nunmehr seit mehr als einem halben Jahrhundert (Uraufführung 1971 in Frankfurt) immer wieder aufgeführte Ballett-Version von Romeo und Julia nach der Komposition von Prokofjew. „John Neumeiers Ballett Romeo und Julia
49. Hamburger-Ballett-Tage, Ballett Hamburg, 3. Juli 2024“
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Selten, eigentlich nie, habe ich das Abschiedsterzett so schön gesungen gehört wie von Adriana González, Chao Deng und Jana Kuruková

Chao Deng (Don Alfonso), Nicholas Mogg (Guglielmo), Adriana González (Fiordiligi), William Kelley (Dirigent), Martin Mitterrutzer (Ferrando), Jana Kurucová (Dorabella), Kangmin Justin Kim (Despina) (Foto: RW)

Adriana González Sopran ist etwas weicher, runder als Jana Kurucovás tiefengrundierter Mezzo. Das passt zur Seelenlage beider Frauen, zu Fiordiligi als der empfindsameren und zu Dorabella als der entscheidungsfreudigeren der beiden Ferrara-Schwestern. Und im Gleichklang singen sie perfekt mit genügend Schalldruck, bezaubernder Stimmschönheit, aber unterschiedlichem, sich ergänzenden Stimmklang.

Così fan tutte
Text von Lorenzo da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung: William Kelley

Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch, Kostüme: Victoria Behr

Staatsoper Hamburg, letzte Vorstellung dieser Serie, 26. Juni 2024

von Dr. Ralf Wegner

Carmen oder Così fan tutte, beide Oper standen jetzt vor den Ballett-Tagen noch auf dem Spielplan der Hamburgischen Staatsoper. Wir mussten Abo-Tauschkarten einsetzen, und entschieden uns ob der mehrfach guten Besprechungen in diesem Blog für die Mozart-Oper.

Und es hat sich gelohnt. Die mehr als 3 Stunden Nettospielzeit vergingen dank eines herausragenden Ensemblespiels wie im Fluge. Auch musikalisch wurde meisterlich gesungen und vom Orchester gespielt. Einzig der Sänger des Ferrando (Martin Mitterrutzer) drang nicht durch. Sein durchaus schön klingender und beseelt eingesetzter Tenor (Arie Un’aura amorosa) hatte nicht genügend Kraft, um den Klang seiner Stimme in die Weiten des Saals zu tragen. „Così fan tutte, Text von Lorenzo da Ponte, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Staatsoper Hamburg, 26. Juni 2024“
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Sie alle tun es!

Così fan tutte Hamburg © Hans Jörg Michel

„Ist sie eine Asiatin?“ – „Nein, er ist ein Asiate!“ – Niels, mein Begleiter an diesem Abend, is flabbergasted – völlig überrascht, denn der Star dieser Aufführung ist der Countertenor Kangmin Justin Kim, der die Despina gibt in „Così fan tutte“, der offenbar auch noch eine Ballettausbildung hat, so sehr springt er/sie umher in schwarzen Lackhosen, die durchaus ans Studio 54 erinnern, und in dem psychedelischen Bühnenbild des Herbert Fritsch, – „Kennst Du Verner Panton?“ frage ich das junge Mädchen neben mir, „Nein – wir sind mit der Klasse hier, und das Bühnenbild verstehen wir nicht“, und ich sage, „Nicht verstehen, nur gucken, gucken!“

Denn da gibt es nun in der Tat viel zu sehen.


Wolfgang Amadeus Mozart
 (1756 – 1791)
Così fan tutte
Text von Lorenzo Da Ponte

UA 26. Januar 1790, Wien (Altes Burgtheater am Michaelerplatz)

Chor und Orchester der Staatsoper Hamburg
Omer Meir Wellber – Musikalische Leitung

Herbert Fritsch  – Inszenierung und Bühnenbild

Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024


von Harald Nicolas Stazol

Ganz in psychedelischen Farben ist diese Così, eine Oper, die man recht eigentlich als sexistisch und misogyn einstufen könnte, werden doch hier Frauen auf den Prüfstand der Treue gestellt wie Objekte, von Männern, die manipulativ ihre eigenen Gelüste auf ihre Frauen projizieren – so jedenfalls sehe ich es… Chao Deng als Don Alfonso, mit einer so wundersam-tragenden Stimme, dass man ihm den großen Zyniker abnimmt, und Despina in Countertenor-Gestalt… wie kann Kangmin Justin Kim mit seinen Stimmbändern alle staunenswert über die Maßen in seiner Kunst an Gunst das Publikums gewinnen, nach höchsten Höhen ausbrechend in diabolisches Lachen, ohne Bruch, von einer Sekunde zur anderen, ein Allround-Talent, das man einfach gesehen haben muss! „Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Così fan tutte
Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024“
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Omer Meir Wellbers Così fan tutte-Dirigat in Hamburg fegt selbst das weltbeste Mozart-Haus vom Platz

Così fan tutte Hamburg © Hans Jörg Michel

Die Staatsoper Hamburg will zurück an die Weltspitze, Omer Meir Wellber, designierter Chefdirigent an der Dammtorstraße, soll’s richten. Ausgerechnet vier Tage nach einer neuen Così fan tutte am weltbesten Mozart-Haus namens Wiener Staatsoper gaben ihm die Hamburger das gleiche Werk in die Hand… das nennt man mal Bewährungsprobe! Während der Chef am Pult seinen Wiener Direktkonkurrenten regelrecht vom Platz fegte, festigte die restliche Produktion höchstens einen Platz in der zweiten Opernliga.

Così fan tutte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo Da Ponte

Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024

von Johannes Karl Fischer

Für ein paar wenige Minuten raste die Oper am Gänsemarkt durch einen erstklassigen Mozart-Himmel, als Omer Meir Wellber das Hamburger Staatsorchester mit Feuer und Flamme in die mitreißenden Klänge der Così-Ouvertüre stürzte. Sein Mozart hatte Drive, sein Mozart machte Spaß, eben genau das, was Philippe Jordans eher uninspiriertem Dirigat am weltbesten Mozart-Haus an jeder Ecke fehlte. Mit einer fast schon uraufführungswürdigen Energie leitete Herr Wellber das gesamte Werk von der Klaviatur, der einen oder anderen Melodien warf stets eine frisch improvisierte Continuo-Note zu. Als säße der Komponist selbst im Graben und würde Publikum wie Bühne für seine neueste Uraufführung begeistern! „Così fan tutte, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024“
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Così fan tutte: Man spürt die Freude der Sänger, dem Publikum Intrigen, Treueschwüre, sportliche Einlagen und ganz viel Liebe vorzugaukeln

Così fan tutte Hamburg © Hans Jörg Michel

Verehrtes Hamburger Publikum, wo waren Sie denn eigentlich an diesem großartigen Abend??  Sie haben wirklich etwas verpasst – es gibt in der Besetzung glücklicherweise noch ein paar Aufführungen – einzig die Musikalische Leitung wird dann von William Kelley übernommen.

Wolfgang Amadeus Mozart – Così fan tutte

Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Licht: Carsten Sander
Dramaturgie: Johannes Blum

 Musikalische Leitung – Omer Meir Wellber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

Staatsoper Hamburg, Großes Haus, 20. Juni 2024 

 von Iris Röckrath

Willkommen zur Opera buffa! Am heutigen Abend darf das Publikum der Staatsoper eine Commedia dell’arte par excellence erleben. Das Gesamtpaket bestehend aus einem quietschbunten Bühnenbild, kreativen Licht- und Regieeffekten, einem spiel- und sangesfreudigen Ensemble, einem bestens aufgelegten Philharmonischen Staatsorchester und einem entschlossenen Dirigenten überzeugt vollends.

„Wolfgang Amadeus Mozart – Così fan tutte
Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024“
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Korngolds Oper „Die tote Stadt“ ist inhaltlich, milde gesagt, anstrengend

Daniel Schmutzhard (Frank/Fritz), Vida Miknevičiūtė (Marietta, Die Erscheinung Mariens), Yoel Gamzou (musikalische Leitung), Klaus Florian Vogt (Paul), Katja Pieweck (Brigitta) (Foto: RW)

Es gibt wohl nur wenige Opern, die über die gesamte Spieldauer so wenig leise Passagen aufweisen. Dazu gehörte der zum Niederknien schön gesungene Schlussgesang Vogts, aber auch das Aberglaube-Glaube Duett im dritten Bild. Bei letzterem gelangen auch Vida Miknevičiūtė berührende Töne.

Die tote Stadt, Oper in drei Bildern
nach dem Roman von Georges Rodenbach

Musik von Erich Wolfgang Korngold

Inszenierung: Karoline Gruber
Bühnenbild von Roy Spahn, Kostüme von Mechthild Seipel

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2024

von Dr. Ralf Wegner

Das morbide Sujet dieser Oper fesselte mich leider nicht. Ich empfand die Stimmen von Klaus Florian Vogt und Vida Miknevičiūtė weitgehend als zum Brüllen verurteilt und damit vergeudet. Erst zum Ende hin, als Vogt auf den zunächst aufgesetzten, leicht verwirrten Gesichtsausdruck verzichtetet, kam so etwa wie innere Sängerspannung auf, die mich berührte. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt
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„Carmen“ in HH: Deiner Stimme Gewalt!

J’Nai Bridges © Staatsoper Hamburg

Carmen
Georges Bizet

Inszenierung und Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: José Luna
Licht: Carsten Sander
Dramaturgie und Dialogfassung: Sabrina Zwach
Chor: Christian Günther
Kinder- und Jugendchor: Luiz de Godoy

Premiere am 17.09.2022

Staatsoper Hamburg, 14. Juni 2024

von Harald Nicolas Stazol

„Die letzte Carmen hier war Jessye Norman“ – „The last Carmen here…“, flüstert mir nach der Pause der nette Koreaner Platz 19, Reihe 16, und ganz am Schluss, da sind wir vom Klatschen schon sehr erschöpft, und die J’Nai Bridges ist in ihrem Goldkleid schon drei-, nein viermal, und völlig zu Recht  nach vorne gestrebt, umtost, beglückwünscht, bewundert, mit Blumen beworfen (nicht wirklich, aber mit so einer Meisterleistung hat ja auch keiner gerechnet?!) – kein Zweifel, gerade eben, ab 19.35 Uhr, wird die Hamburger Staatsoper eben mal Bizet-mäßig zum Nabel der Welt.

Ich habe nachgeguckt in den Zeitzonen der Welt, gerade findet keine andere Carmen auf dem Planeten statt.

„Georges Bizet, Carmen
Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2024“
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Das Hamburg Ballett tanzt großartig zu Gustav Mahlers III. Sinfonie

Aus dem I. Satz: Männerensemble (Foto: Kiran West)

Zum Erfolg des Abends trug auch die einfühlsame musikalische Begleitung unter der Leitung von Simon Hewett bei, und Katja Pieweck sang zu Herzen gehend das Altsolo Oh Mensch! Gib Acht!

Dritte Sinfonie von Gustav Mahler
Ballett von John Neumeier (Choreographie, Kostüme und Lichtkonzept)

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung  Simon Hewett

Mezzosopran:  Katja Pieweck

Staatsoper Hamburg, Hamburg Ballett, 11. Juni 2024

193. Vorstellung des Hamburg Balletts seit der Premiere am 14. Juni 1975

von Dr. Ralf Wegner

Was soll man sagen nach solch einer großartigen Tanzaufführung. Vielleicht: Zu Herzen gehende Musik und Gesang verschmelzen mittels Tanzkunst zu einer die Seele berührenden Einheit.

Auch dieses rein abstrakte sinfonische Neumeier-Ballett ist schon knapp 50 Jahre alt und fasziniert das Publikum wie am ersten Tag. Die Nettospielzeit von 2 Stunden (keine Pause) verging wie im Fluge. „Dritte Sinfonie von Gustav Mahler, Ballett von John Neumeier
Staatsoper Hamburg, Hamburg Ballett, 11. Juni 2024“
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„Oh Freund, das Glück, das mir verblieb…“ -

Foto: Archiv © Bernd Uhlig 2015

Eine späte Kritik

Erich Wolfgang Korngold
Die tote Stadt

Inszenierung: Karoline Gruber
Bühnenbild: Roy Spahn
Kostüme: Mechthild Seipel
Licht: Hans Toelstede
Dramaturgie: Kerstin Schüssler-Bach
Choreografie: Stefanie Erb

Staatsoper Hamburg, 5. Juni 2024

von Harald Nicolas Stazol

Dies ist die Oper einer Psychose – und damit kenne ich mich nun wirklich aus, das können Sie mir glauben! Und zudem eine der Schönsten, die ich je gehört habe, auch das ist hoffentlich glaubbar, und vielleicht fällt mir deshalb dieser Essay so schwer, wie ich vertraulich der Direktion gestehe. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt
Staatsoper Hamburg, 5. Juni 2024“
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Manon – encore une fois? Mais sûrement, et sans dôute!

Pene Pati (Chevalier Des Grieux) und Elbenita Kajtazi (Manon Lescaut) (Foto: RW)

Da küsst sich vor der Oper in der Pause ein blutjunges Liebespaar fein gewandet und grenzübergreifend und minutenlang, ein junger Hamburger und eine hauchfeine Japanerin, anrührend ist das, und schön zu sehen, ganz ohne Neid, naja, mit ein wenig doch, aber wie sollten sie auch nicht, bei dieser Manon?


Jules Massenet
Manon

Musikalische Leitung:  Giedrė Šlekytė (Hausdebüt)

Inszenierung:  David Bösch
Bühnenbild:  Patrick Bannwart
Kostüme:  Falko Herold
Licht:  Michael Bauer
Video:  Patrick Bannwart, Falko Herold
Dramaturgie:  Detlef Giese

Chor:  Eberhard Friedrich

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

Staatsoper Hamburg, 20. Mai 2024

 von Harald Nicolas Stazol

Manondie ich dank der Güte der Direktion noch einmal hören und sehen darf, auf meine dringliche Bitte, „Ich MUSS!!!“, und meinem Wunsche wird gütigst entsprochen, und ich kann nur jedem Leser dieser Zeilen den Freitag empfehlen, denn womöglich sind Elbenita Kajtazi und Pene Pati NOCH besser als heute, am Sonntagnachmittag. Kaum vorstellbar? Ich sage, mit Sicherheit!!!

„Jules Massenet, Manon
Staatsoper Hamburg, 20. Mai 2024“
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