Tcherniakovs Inszenierung fehlt der Biss

Foto: Goran Jurić (Mendoza), Aida Garifullina (Luisa), Anna Goryachova (Clara d’Almanza), Andrey Zhilikhovsky (Don Ferdinand) und Maxim Paster (Moderator)
Credits: Ruth und Martin Walz

Sergej Prokofjew, Die Verlobung im Kloster
Staatsoper Unter den Linden, 17. April 2019

Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Dmitri Tcherniakow

Don Jerome: Stephan Rügamer
Luisa: Aida Garifullina
Clara: Anna Goryachova
Duenna : Violeta Urmana
u.a.

von Peter Sommeregger

Im Mittelpunkt des Programms der diesjährigen „Festtage“ an der Staatsoper Unter den Linden steht der Komponist Sergej Prokofjew. Neben Orchester-und Klavierwerken des Russen führt man auch seine heitere Oper Die Verlobung im Kloster auf. Die Wahl dieses Werkes, das auf die Komödie „The Duenna“ von Richard Brinsley Sheridan zurückgeht, ist freilich nicht ganz unproblematisch. „Sergej Prokofjew, Die Verlobung im Kloster,
Staatsoper Unter den Linden, 17. April 2019“
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Therapie mit Suchtpotenzial: Berlin feiert eine fulminante Prokofjew-Premiere

Foto: Lauri Vasar (Don Carlos), Goran Jurić (Mendoza), Violeta Urmana (Die Duenna), Aida Garifullina (Luisa) und Bogdan Volkov (Don Antonio)
Credits: Ruth und Martin Walz

„Ich empfehle diese Inszenierung für Menschen mit überdurchschnittlichem IQ. Ich empfehle diese Oper in dieser Besetzung für jeden Menschen dieses Planeten.“

Sergej Prokofjew, Die Verlobung im Kloster (Premiere)
Staatsoper Unter den Linden, 13. April 2019

Musikalische Leitung, Daniel Barenboim
Inszenierung, Bühnenbild, Dmitri Tcherniakov
Kostüme, Elena Zaytseva
Licht, Gleb Filshtinsky
Videodesign, Alexey Poluboyarinov
Sounddesign, Markus Böhm
Einstudierung Chor, Martin Wright
Dramaturgie, Jana Beckmann, Detlef Giese

Don Jerome, Stephan Rügamer
Don Ferdinand,
Andrey Zhilikhovsky
Luisa,
Aida Garifullina
Die Duenna,
Violeta Urmana
Don Antonio,
Bogdan Volkov
Clara d’Almanza,
Anna Goryachova
Mendoza,
Goran Jurić
Don Carlos,
Lauri Vasar
Moderator,
Maxim Paster

Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin

von Friederike Walch

Prokofjew-Premiere in der Staatsoper Unter den Linden. Die Besetzung? Herausragend gut! Das Orchester? Grandios! Die Musik? Lässt meine Wertschätzung für Prokofjew noch einmal um ein großes Stück anwachsen, was ich so gar nicht für möglich gehalten hätte. Mein Gehirn möchte eigentlich, dass ich mich zurücklehne und schwelge, damit es mich als Reaktion auf dieses Klangspektakel mit einer großen Ladung Endorphine überschütten kann. Leider steht es jedoch den ganzen Abend sehr nah an der Grenze zur Überforderung. Schuld daran ist der Input über den Sehnerv. Oder, um den Verantwortlichen beim Namen zu nennen, Herr Dmitri Tcherniakov. „Sergej Prokofjew, Die Verlobung im Kloster (Premiere),
Staatsoper Unter den Linden, 13. April 2019“
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Yuval Sharon als Strippenzieher der "Zauberflöte" Unter den Linden

Foto: Julian Prégardien (Tamino) © Monika Rittershaus

Staatsoper Unter den Linden Berlin, 28. Februar 2019
Wolfgang Amadeus MozartDie Zauberflöte

Was die Staatsoper Unter den Linden dazu bewogen hat, neben der weiter im Spielplan verbleibenden traditionellen Everding-Inszenierung eine neue „Zauberflöte“ inszenieren zu lassen, wissen wir nicht. Was wir nach dieser Aufführung wissen ist, dass dies keine gute Idee war. Man wird den Eindruck nicht los, es wäre neidisch auf die hinreissend originelle Produktion an der Komischen Oper geschielt worden. Dort waren Könner am Werk, hier offenbar Dilettanten . Anders kann man die unausgegorene, unentschlossene Produktion  nicht einordnen, die Yuval Sharon hier auf die Bretter gestellt hat, eigentlich muss man sagen: an die Strippen gehängt hat. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte,
Staatsoper Unter den Linden Berlin, 28. Februar 2019“
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Premiere der "Zauberflöte" in Berlin:
Das. War. Ein. Spaß.

Florian Teichtmeister (Papageno) und Julian Prégardien (Tamino)
Foto: © Monika Rittershaus

Staatsoper Unter den Linden, 17. Februar 2019
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte

von Friederike Walch

Das. War. Ein. Spaß. Hätte man jemanden beauftragt, die Publikumsreaktionen im Verlauf der gestrigen Zauberflöten-Premiere an der Staatsoper Unter den Linden zu filmen – das Ergebnis wäre mindestens genauso unterhaltsam wie die Oper selbst.

Die neue Zauberflöte ist…sagen wir…experimentell. Ob dieses Experiment gelungen ist, darüber schlagen sich die Zuschauer im Laufe des Abends die Köpfe ein. Aber alles der Reihe nach. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte, PREMIERE, Staatsoper Unter den Linden, 17. Februar 2019“ weiterlesen

"Elektra" als Mogelpackung an der Staatsoper Unter den Linden

Foto: Daniel Barenboim © Peter Adamik
Am Ende tritt Daniel Barenboim auch noch allein vor den Vorhang und nimmt den Applaus mit etwas theatralischer Geste entgegen, ganz „alter König“. Vielleicht wäre es Zeit für einen Nachfolger?

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Februar 2019
Richard Strauss, Elektra

von Peter Sommeregger

Elektra  Sabine Hogrefe
Chrysothemis  Vida Mikneviciute
Klytämnestra  Waltraud Meier
Orest  Rene Pape
Aegisth  Stephan Rügamer
Dirigent  Daniel Barenboim

Die für Januar/Februar geplante Aufführungsserie von Strauss‘ Elektra an der Staatsoper Unter den Linden stand von Beginn unter keinem glücklichen Stern. Die für die Titelrolle vorgesehene Evelyn Herlitzius musste krankheitsbedingt absagen, als Ersatz konnte Ricarda Merbeth gewonnen werden, die ihrerseits an diesem Sonntag einer Viruserkrankung wegen absagen musste. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Februar 2019“
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Ricarda Merbeth ist einfach nicht verrückt genug für die Rolle der Elektra

Foto: Ricarda Merbeth  © Mirko Jörg Kellner
Staatsoper Unter den Linden, Berlin
, 27. Januar 2019
Richard Strauss, Elektra
Daniel Barenboim
, Dirigent
Patrice Chéreau, Inszenierung
Richard Peduzzi, Bühne
Ricarda Merbeth, Elektra
Waltraud Meier, Klytämnestra
Vida Miknevičiūtė, Chrysothemis
René Pape, Orest

von Yehya Alazem

Mit „Elektra“ begann eine der besten Zusammenarbeiten zwischen Librettist und Komponist in der Operngeschichte – Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wurden ein Dream Team. Mit seiner vierten Oper ging Richard Strauss an die Grenze seiner musikalischen Schaffenskraft. „Elektra“ wurde sein expressionistischstes Werk, er sollte danach keine Musik mehr schreiben, die so atonal und experimentell war.

Das Thema der Psychoanalyse von Siegmund Freud war in der Zeit der Komposition sehr aktuell, die Uraufführung lief am 25. Januar 1909 an der Dresdner Hofoper. In „Salome“ und „Elektra“ wollte Strauss durch seine Titelheldinnen das Verflossene und das Unterbewusstsein des Menschen herausstellen. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 27. Januar 2019“
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"La Bayadere" in der Berliner Staatsoper Unter den Linden: Große Dramatik und wenig Balance

Foto: © Fine Art photography by Yan Revazov
Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2019
La Bayadere, Ballett von Marius Petipa, Musik von Ludwig Minkus 

von Yolanda Marlene Polywka

„La Bayadere“ ist nach „Celis | Eyal“ die zweite Produktion unter dem neuen Intendanten des Berliner Staatsballetts Johannes Öhman. Nach dem mit „Celis | Eyal“ zeitgenössischen Saisonauftakt waren die Erwartungen bezüglich der ersten klassischen Inszenierung groß; die mediale Aufmerksamkeit war es auch. Das 1877 unter der Leitung von Marius Petipa (Schwanensee, Der Nussknacker, Dornröschen u.a.) in St. Petersburg uraufgeführte Ballett „La Bayadere“ läuft nun seit November des letztes Jahres und spaltet das Publikum. „La Bayadere, Ballett von Marius Petipa, Musik von Ludwig Minkus, Staatsoper Unter den Linden, 18. Januar 2019“ weiterlesen

Staatsoper Unter den Linden: Starker Schneefall auf schwaches Libretto

Foto © Monika Rittershaus
Staatsoper Unter den Linden, Berlin,

Violetter Schnee
Uraufführung am 13. Januar 2019
von Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text)

von Peter Sommeregger

Einen reichlich verrätselten Abend bietet die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit der Uraufführung des Auftragswerkes von Beat Furrer, dem renommierten Schweizer Komponisten. Das etwa hundert Minuten dauernde Werk gibt sich unendlich bedeutungsschwanger, löst aber den nicht wirklich erkennbaren Plot nicht auf. „Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text), Violetter Schnee, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 13. Januar 2019“ weiterlesen

Verdi würde blau sehen – #Falstaffbikini an der Staatsoper Unter den Linden

Foto: Jürgen Sacher (Dr. Cajus), Michael Volle (Sir John Falstaff), Stephan Rügamer (Bardolfo) © Matthias Baus 

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 20. Dezember 2018
Giuseppe Verdi, Falstaff

von Maria Steinhilber

Falstaff ist frei nach Maestro Verdi: „Ein Typ! Es gibt so vielerlei Typen! Ein Schelm, der alle möglichen Schlechtigkeiten begeht… aber auf lustige Art. Die Oper ist durchweg komisch!“ Bedeutet: Lacher sind mitkomponiert! Perfekter Opernstoff für einen feuchtfröhlichen (im wahrsten Sinne des Wortes) Pre-Christmas-Culture-Evening.

Mario Martone inszeniert Falstaff als einen Alt-68er, ein freigeistiger, glücklich-betrunkener Hippie. Vital und gewillt, jeden Tropfen Vergnügen aus dem Leben zu pressen. Er vertraut seine Liebesbriefe kiffenden Komparsen an, die dann schunkelnd von der Bühne radeln.

Was lässt sich über diesen Falstaff sagen? Erstens, Michael Volle: Ein Volltreffer! Er singt alle in den Grund- und Bühnenboden. Durchweg hält er den Spannungsbogen und hebt sich volumentechnisch von seinen Kollegen ab. Ein „internationaler Bariton“ der dieser Bezeichnung würdig ist. Wahrlich, er ist es, der uns den Pfiff gibt! Seine Stimme fliest und fliest und sein Timbre … eine appetitliche Spätsommernachtsfrucht! „Florence Forster Jenkins Feeling“, wenn er parodistisch in Sopran Lagen wechselt. Zweitens: Nein, kein Zweitens. 100 Prozent! „Giuseppe Verdi, Falstaff,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“
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Zwischen Scheinwerfer-Kegeln und Nebelrauch

© Foto: Karl und Monika Forster
Jean-Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie,
Berlin, Staatsoper unter den Linden, 6. Dezember 2018

Musikalische Leitung: Simon Rattle
Regie: Aletta Collins
Bühne, Lichtgestaltung, Kostüme: Olafur Eliasson
Aricie: Anna Prohaska
Phèdre: Magdalena Kožená
Oenone: Adriane Queiroz
Diane: Elsa Dreisig
Thésée: Gyula Orendt
Hippolyte: Reinoud Van Mechelen
Tisiphone: David Ostrek
Pluton: Peter Rose

Staatsopernchor
Freiburger Barockorchester

von Kirsten Liese

Nach Lektüre der Premierenkritiken hatte ich nicht zu hoffen gewagt, dass mich dieser Abend umhauen könnte. Jedenfalls, um das gleich vorweg zu sagen: Diese auch vom Berliner Publikum enthusiastisch aufgenommene vorletzte Aufführung von Jean-Philippe Rameaus Oper „Hippolyte et Aricie“ an der Berliner Staatsoper ist eine Wucht! „Jean-Philippe Rameau, Hippolyte et Aricie, 6. Dezember 2018“ weiterlesen