Foto: © Daily News Hungary
Siegfried (István Kovácsházi) und die Rheintöchter
Was kann man über eine Inszenierung sagen, die derart farbenfroh, überbordend und facettenreich ist, dass man als Zuschauer nur schwer zwischen Faszination und Abneigung zu unterscheiden weiß? Die Inszenierung von Wagners Götterdämmerung des ungarischen Regisseurs Géza M. Tóth, die in diesem Monat im Budapester Opernhaus ihre Premiere gefeiert hat, stellt eine solche Herausforderung dar. Über einen Opernabend zwischen Genie und Klamauk.
Ungarische Staatsoper, Budapest, 23. Mai 2022
Richard Wagner, Götterdämmerung
Orchester der ungarischen Staatsoper
Balázs Kocsár, Dirigent
Géza M. Tóth, Inszenierung
von Lukas Baake
Die Götterdämmerung steht am Ende von Richard Wagners groß angelegten, vierteiligen Zyklus über den Ring des Nibelungen. Die Widersprüche und Spannungen, die mit Alberichs Raub des Rheingolds und Wotans Vertragsbruch ansetzen, lösen sich hier im Tod von Siegfried, dem Fall der Götter und dem finalen Weltenbrand auf. Ursprünglich unter dem Titel „Siegfrieds Tod“ konzipiert, stellt der letzte Teil des Rings somit den Kern von Wagners philosophisch-musikalischer Mediation über ein Heldenleben in Form eines Gesamtkunstwerk dar.
Die Handlung folgt dem schicksalsträchtigen Muster von List, Verrat und Mord und verleitet Regisseure nicht selten dazu, ein statisches Bild mit düsteren Farben zu malen. Die Budapester Inszenierung von Géza M. Tóth bricht jedoch radikal mit diesen Erwartungen. Inmitten des prächtigen, von habsburgischem Pomp geprägten Opernsaals, zündete der ungarische Filmkünstler und Regisseurs ein farbenfrohes Feuerwerk aus Kostüm, Licht und Video, das bereits nach dem ersten Akt einige Besucher dazu veranlasste, das Weite zu suchen. Anlass dazu gab es genug: Das von Tóth gewählte Kostüm und Bühnenbild wirkte überfrachtet und zusammenhangslos. Bei weiten Teilen des Werkes war außer Travestie und Neonfarben als Versatzstücke der zeitgenössischen Regie nur schwer eine Idee oder ein Konzept erkennbar, das als gedankliche Klammer der mehr als fünf Stunden dauernden Inszenierung diente. Stattdessen konnte man Hagen als pragmatischen Anzugträger, Siegfried als einen mit Dreadlocks dekorierten Hippie oder eine Gutrune in schriller Comicfilm-Kostümierung sehen. Das war nicht nur uninspiriert, sondern auch unansehnlich. „Richard Wagner, Götterdämmerung
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