Pathys Stehplatz (35) – Abschied von Teodor Currentzis?

Teodor Currentzis © Gyunai Musaeva

Fast schon still ist es um ihn geworden. Nachdem die Aufregung um Teodor Currentzis bis vor kurzem noch groß war, ist mittlerweile zumindest etwas Ruhe eingekehrt. Der Grund des Aufruhrs ist bekannt: Der gebürtige Grieche bezieht öffentlich keine Stellung gegen den Ukrainekrieg. Sein eigens gegründetes Orchester musicAeterna mit Sitz in St. Petersburg wird von der VTB-Bank mitfinanziert. Der zweitgrößten russischen Bank, die auf der Sanktionsliste der EU steht. Der Preis, den Currentzis für sein Schweigen zahlt, ist hoch: Kaum ein namhafter Veranstalter bietet ihm noch die Bühne.

von Jürgen Pathy

Das Wiener Publikum steht hinter Currentzis

„Eine wahre Sternstunde“, hört man einige Stimmen. „Da wird sich der Thielemann aber warm anziehen müssen nächste Woche“. Überschwänglicher Jubel, kurz nachdem im Wiener Konzerthaus der letzte Ton verklungen ist. Currentzis hatte sich da mit Utopia, seinem neuen Orchester, in Mahlers Dritte verbissen. Ein Monstrum einer Symphonie, die von den Beteiligten alles abverlangt. Rund neunzig Minuten, sechs Sätze, davon der letzte schon so lang wie eine ganze Symphonie von Mozart oder Haydn. Das geht schon an die Substanz. Noch dazu, weil viele Musiker – wie bei Currentzis nicht unüblich – im Stehen agieren.

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klassik-begeistert.de, 18. Juni 2023“
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Blomstedt und Nielsen sind eine unschlagbare Kombination

Leonidas Kavakos © Marco Borggreve

Leonidas Kavakos, Violine
Wiener Philharmoniker

Herbert Blomstedt, Dirigent

Johannes Brahms: Konzert für Violine und Orchester in D-Dur op. 77

Carl Nielsen: Symphonie Nr. 5 op. 50

Wiener Konzerthaus,  27. März 2023

von Herbert Hiess

Es ist eigentlich schon fast unstrittig, bei Herbert Blomstedt von einem Wunder zu sprechen. Der äußerst liebenswerte und sympathische Maestro wird heuer am 11. Juli bereits 96 Jahre (!) alt. Obwohl er schon körperlich etwas gebrechlich ist; wenn er auf seinem Drehsessel am Podium Platz nimmt, motiviert er die Musiker mit einer „Jugendlichkeit“, die ihresgleichen sucht. In Zeiten einer dirigentenmäßigen Inflation, wo jede oder jeder glaubt, das Stäbchen in die Hand nehmen zu müssen und doch wenig Erfreuliches liefert, ist Herbert Blomstedt sowieso eine Sensation. „Wiener Philharmoniker, Herbert Blomstedt, Leonidas Kavakos, Violine
Wiener Konzerthaus,  27. März 2023“
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Der Wiener Walzer-Klang ist anscheinend nicht nur den Philharmonikern vorbehalten

Foto: Janoska Ensemble © Julia Wesely

Ganz fein und konventionell noch die ersten Noten, dann zünden die vier Solisten den Turbo. Aus freudig wird feurig, die Bühne explodiert nahezu vor Energie! Mozart voller fetziger Improvisation, so macht diese Musik erst richtig Spaß.

Janoska Ensemble
Wiener Kammerorchester
Christoph Koncz, Dirigent

Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Liszt, František Janoska und Peter Iljitsch Tschaikowsky

Konzerthaus Wien, Mozart-Saal, 12. März 2023

von Johannes Karl Fischer

Nach dem Figaro ist vor dem Figaro. Am Vorabend noch Premiere in der Staatsoper, samt freudig tanzender Ouvertüre, wunderbar musiziert von den guten alten Wiener Philharmonikern. Nun ist es halb elf Uhr morgens. Am Sonntag. Hanna-Elisabeth Müllers bei momenti klingen fleißig nach. Und wieder startet die Figaro-Ouvertüre. Diesmal ganz anders: Janoska-Style.

Jeder Dirigent, jede Dirigentin, der oder die sich mit diesem Stück beschäftigt, sollte sich unbedingt die Figaro-Ouvertüre Janoska-Style anhören. Denn diese vier Musiker haben Mozart verstanden. Vor allem, wie man in dieser zauberhaften zweihundert Jahre alten Musik neues Leben erweckt. „Janoska Ensemble, Wiener Kammerorchester, Christoph Koncz
Konzerthaus Wien, Mozart-Saal, 12. März 2023“
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Auf der Suche nach dem schönen Ton – Hélène Grimaud im Wiener Konzerthaus

Foto: Hélène Grimaud © Wiener Konzerthaus / Markus Aubrecht

Hélène Grimaud, Klavier
Klavierabend mit Werken von Beethoven, Brahms & Bach / Busoni
Wiener Konzerthaus, 3. März 2023

von Jürgen Pathy

Manchmal tut eine Pause gut. Nachdem Hélène Grimaud die erste Hälfte des Konzerts hinter sich gelassen hat, scheint alles anders. Die interpretatorischen Schwächen, denen sie zuvor noch erlegen war. Alles wie weggefegt. Zur zweiten Hälfte erscheint sie wie ausgewechselt. Auf dem Podium des Wiener Konzerthauses, wo das Publikum am Ende in teils stehende Ovationen ausbricht. „Hélène Grimaud, Klavier, Beethoven, Brahms & Bach / Busoni
Wiener Konzerthaus, 3. März 2023“
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Van Zweden und die Wiener Symphoniker oder: ein getriebener Brahms

Foto: Jaap van Zweden © Brad Trent

Johannes Brahms
Symphonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883)

***

Symphonie Nr. 4 e-moll op. 98 (1884–1885)

Wiener Symphoniker
Jaap van Zweden, Dirigent

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 26. Februar 2023

von Kathrin Schuhmann

Am vergangenen Sonntagvormittag war es soweit, der Kreis hat sich geschlossen, der Brahms-Zyklus um genau zu sein. So hatten sich die Wiener Symphoniker vorgenommen, in insgesamt zwei Konzerten jede der vier Symphonien des großen Meisters der Romantik dem Publikum des Wiener Konzerthauses zu Gehör zu bringen. Konnten sie für das erste Konzert im Januar Andrés Orozco-Estrada als Dirigenten gewinnen, stand für das zweite Konzert Jaap van Zweden, vielgefeiert Chefdirigent der New York Philharmonic, am Pult. „Johannes Brahms, Symphonie Nr. 3 und Symphonie Nr. 4
Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 26. Februar 2023“
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Beethovens Musik ist universell: Lisa Batiashvili und das Concertgebouworkest liefern im Wiener Konzerthaus den Beweis für Barenboims Lieblingsspruch

Foto: Lisa Batiashvili © Sammy Hart

Diese Musik bringt selbst die kleinsten aller Gäste im rammedickevollen Konzerthaus zum Stillsitzen – für einige bleibt tatsächlich nur noch der Sitzplatz Mama. Beethovens Musik ist eben universell, ein Genuss für alle Ohren, auch und gerade mit dieser genialen Schnittke-Kadenz…

Royal Concertgebouw Orchestra
Paavo Järvi, Dirigent
Lisa Batiashvili, Violine

Werke von Ludwig van Beethoven und Sergei Prokofjew

Konzerthaus Wien, 19. Februar 2023

von Johannes Karl Fischer

Wie ein Relikt aus alten Zeiten. Nein, keine Spur eines antiquierten „Museumskonzerts“, stattdessen eine in die lebendige erste Blütezeit der Musikstadt Wien. Die Stimmung so berauschend wie die 200-Jahre alten Kritiken der Uraufführung. Im Theater an der Wien war das Beethoven-Violinkonzert 1806 erstmalig zu hören. Einzig der Musikverein ist noch näher.

Kern dieses aufregenden Programms ist Alfred Schnittkes haarsträubende Kadenz, wunderbar und hochvirtuos gespielt von der Solo-Violinistin Lisa Batiashvili. Als wäre sie ihr gerade eingefallen, genau wie Beethoven, der seinerzeit minutenlang Klavierkadenzen improvisierte. Inmitten tonaler Melodien finden auch Dissonanzen des 21. Jahrhundert nach und nach ihren Platz. Im Finalsatz droht Schnittke das Ganze im tumultartigen Alptraum einer Welt vor Massenfolter und -vernichtungswaffen versinken zu lassen, doch kommen die Celli des Wiener Altmeisters zur Rettung. „Beethovens Musik ist universell“ – so liefert Batiashvili den Beweis für Barenboims berühmtes Beethoven-Zitat. Und gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die zweite Konzerthälfte… „Royal Concertgebouw Orchestra, Paavo Järvi, Lisa Batiashvili, Violine
Konzerthaus Wien, 19. Februar 2023“
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Wiener Konzerthaus: Currentzis beweist sich wieder einmal als Spitzendirigent

Vilde Frang © Marco Borggreve, Wiener Konzerthaus

Das SWR-Orchester hatte immer interessante Chefdirigenten wie Celibidache, Marriner, Norrington, Prêtre usw.  Teodor Currentzis setzt diese Reihe nahtlos fort und man kann dem Orchester nur wünschen, dass der Maestro noch lange mit den Musikern arbeiten wird!

Alban Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“

Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 8 in c-moll op. 65

Vilde Frang, Violine
SWR Symphonieorchester
Teodor Currentzis, Dirigent

Wiener Konzerthaus, 25. Jänner 2023


von Herbert Hiess

Wenn Maestro Teodor Currentzis einen Auftritt in Wien hat, sorgt er für volle Häuser und es befinden sich im Publikum sehr viele Prominente aus der Kulturszene. Der griechisch-russische Maestro ist nicht nur neugierig im positivsten Sinn; er taucht vielmehr völlig in die Musik ein und schafft es, bei akribischen Probearbeiten seine Vorstellungen an die Musiker weiterzugeben, was man dann auch hören, fühlen und erleben kann. „Vilde Frang, Violine, SWR Symphonieorchester, Teodor Currentzis, Dirigent
Wiener Konzerthaus, 25. Jänner 2023 “
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Sir Antonio Pappano bereitet einen schmerzlichen Abschied

Foto: Sir Antonio Pappano © Musacchio & Ianniell

Sergej Prokofjew: Symphonie Nr. 1 in D-Dur „Symphonie classique“

Maurice Ravel: Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur

Jean Sibelius: Symphonie Nr. 5 in Es-Dur op. 82

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
Sir Antonio Pappano, Dirigent
Víkungur Ólafsson, Klavier

Konzerthaus Wien, 23. Januar 2023

von Herbert Hiess

Der sympathische Sir Antonio Pappano ist derzeit mit dem römischen Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia auf Abschiedstournee unterwegs und will offenbar demonstrativ beweisen, dass das römische Orchester weit mehr „drauf“ hat als italienisches Kernrepertoire.

Dieser Beweis ist ihm beim ersten Abend in Wien blendend gelungen. Die Spielfreude der Musiker ging fast nahtlos aufs Publikum über. Der sympathische Sir beweist, dass er nach seiner 18-jährigen Funktion als Chefdirigent in Rom ein wahrhaftes Spitzenorchester geformt hat. „Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia Sir Antonio Pappano, Dirigent, Víkungur Ólafsson, Klavier
Konzerthaus Wien, 23. Januar 2023“
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Andris Nelsons tappt bei Mahler in die Akustik-Falle

Foto: Andris Nelsons © Marco Borggreve

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 7 in e-moll

Wiener Philharmoniker
Andris Nelsons, Dirigent 

Wiener Konzerthaus, 17. Januar 2023


von Herbert Hiess

Irgendwie ist es bei der 7. Mahler doch so, dass man fast im ersten Takt sagen kann, wie die Aufführung wird; wenn das Tremolo der Streicher im Zusammenklang mit der großen Trommel in der zweiten Takthälfte verschwimmt, steht nach der subjektiven Meinung des Autors dieser Zeilen die Aufführung unter keinem guten Stern. In guter Erinnerung ist eine Aufführung mit dem Philharmonia Orchestra London unter Giuseppe Sinopoli im Jahre 1991 (!) im gleichen Haus, die bis heute unerreicht ist. Gerade da war das Zusammenspiel mit den Streichern und der großen Trommel geradezu perfekt. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 7 in e-moll
Wiener Konzerthaus, 17. Januar 2023“
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Currentzis überreicht ein strahlendes Weihnachtsgeschenk

Foto: Yulianna Avdeeva © Sammy Hart, Wr. Konzerthaus 2022

Der massive Jubel am Schluss kam völlig gerechtfertigt; man kann sich nur freuen, das SWR-Orchester mit Currentzis am 16. Jänner 2023 wieder im Konzerthaus zu erleben. Das Publikum kann sich jetzt schon darauf freuen!

Sergeij Prokofjew:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 in g-moll op. 16

Igor Strawinski:
Le Sacre du Printemps (Bilder aus dem heidnischen Russland)

Maurice Ravel:
Bolero

Yulianna Avdeeva, Klavier
SWR Symphonieorchester
Teodor Currentzis, Dirigent

Wiener Konzerthaus, 19. Dezember 2022

von Herbert Hiess

Dieses Konzert macht bitter bewusst, wie schlecht es um die „Dirigentenszene“ bei den jüngeren und nicht mehr so jungen Nachwuchshoffnungen bestellt ist.

Dies gilt nicht für Teodor Currentzis, dem oftmals der Ruf, exaltiert zu sein, vorauseilte und vorauseilt; er ist ein veritabler Könner mit sehr viel Charisma. Das bewies er bei seinem neuen Projekt mit dem Orchester „Utopia“ und jetzt auch wieder mit dem SWR-Orchester aus Stuttgart. Unheimlich, wie gekonnt er diese Orchester einstudiert und drillt.

Auch das SWR-Orchester, das so bekannte Pultgrößen wie Michael Gielen und Sir Roger Norrington als Chefs hatte, wird unter Currentzis Leitung zu Höhenflügen motiviert und angestachelt. „SWR Symphonieorchester / Avdeeva / Currentzis
Wiener Konzerthaus, 19. Dezember 2022“
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