„Der Mensch ist ein Abgrund“ – Die Wozzeck-Neuinszenierung an der Wiener Staatsoper zeichnet ein Sittenbild toxischer Männlichkeit

Foto: (c)  M. Pöhn 

Wiener Staatsoper, 27. März 2022

Alban Berg: Wozzeck, Oper in drei Akten (15 Szenen)

Philippe Jordan, Musikalische Leitung
Simon Stone, Inszenierung
Bob Cousins, Bühne
Alice Babidge, Fauve Ryckebusch, Kostüme
James Farncombe, Licht

Christian Gerhaher, Wozzeck
Anja Kampe, Marie
Sean Panikkar, Tambourmajor
Jörg Schneider, Hauptmann
Dmitry Belosselskiy, Doktor
Josh Lovell, Andres
Peter Kellner, 1. Handwerksbursch
Stefan Astakhov, 2. Handwerksbursch
Thomas Ebenstein, Narr
Christina Bock, Margret
Dimiter Paunov, Mariens Knabe
Soldat, Wirt, Won Cheol Song

Orchester der Wiener Staatsoper
Chor der Wiener Staatsoper
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper

Kinder der Opernschule der Wiener Staatsoper
Komparserie der Wiener Staatsoper

von Julia Lenart

Mit seiner Inszenierung an der Wiener Staatsoper holt Simon Stone den Wozzeck ins Wien des 21. Jahrhunderts. Zwischen Arbeitsamt, Würstelstand und Fitnessstudio zeichnen sich menschliche Abgründe ab. Die Geschichte wird zu einer Studie verhängnisvoller Machtverhältnisse und toxischer Männlichkeit, vor deren Hintergrund sich dem Zuseher die Aktualität des beinahe zweihundert Jahre alten Stoffes schmerzhaft offenbart.

Stone nimmt die Zuseherinnen und Zuseher mit auf eine Karussellfahrt des Wahnsinns. Auf der sich beinahe ständig drehenden Bühne wechseln die Schauplätze wie in einem Rausch: Vom Arbeitsamt taumelt Wozzeck in Maries Wohnung, von einem Zimmer ins nächste, weiter in die Ordination des Doktors. Unaufhaltsam stolpert er von einer Demütigung in die nächste. Es wirkt wie eine nicht enden wollende Spirale, ein Strudel, in dem die Charaktere gefangen sind, und in den auch das Publikum hineingezogen wird. Man verfolgt Marie vom Würstelstand in ihre Wohnung, Wozzeck von Fitnessstudio über das Wirtshaus in den Wald. Die Bühne gleicht einer sich stets weiterdrehenden Welt, an deren Ecken immer neue Abgründe lauern.

„Alban Berg, Wozzeck, Oper in drei Akten (15 Szenen),
Wiener Staatsoper, 27. März 2022“
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Pene Pati – Pavarottis Stimme lebt

Foto: Diana Damrau und Pene Pati © Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 22. Februar 2022
Gaetano Donizetti, Anna Bolena

von Jürgen Pathy

Pavarotti ist zurück. Zumindest könnte man das meinen, würde man die Augen schließen und nur zuhören. Dessen waren sich viele einig, die am Dienstagabend geduldig vor dem Künstlerausgang der Wiener Staatsoper warteten, um einige Autogramme zu erhaschen. Dabei war es gar nicht Pene Pati, dessen Timbre dermaßen an den unsterblichen Luciano Pavarotti erinnert, sondern Diana Damrau, weswegen die meisten ins bedeutendste Opernhaus der Welt gepilgert waren. Beinahe allerdings, hätte der junge Samoaner der ultimativen „Königin der Nacht“ die Show gestohlen.

Mad Scene À la carte von Diana Damrau

Dass dies letztendlich doch nicht geschah, hat vor allem zwei Gründe. Erstens, weil die enorme sängerische Vielfalt, mit der die Damrau alle Gefühlsregungen von Liebe bis hin zum Wahnsinn darzustellen vermochte, eine enorme Steigerung widerfuhr. Und zweites, weil man sich kaum vorstellen kann, dass ihr in puncto schauspielerischer Gestaltung, auch nur irgendjemand das Wasser reichen könnte. Kaum zu glauben, dass man hier noch etwas draufpacken könnte. Einige Zuschauer meinten, das wäre bei einer der vorhergehenden Vorstellungen nämlich gar der Fall gewesen.

Seit 12. Februar gastierte die zweifache Mutter und weltweit führende dramatische Koloratursopranistin in der Titelpartie von „Anna Bolena“ an der Wiener Staatsoper.

„Gaetano Donizetti, Anna Bolena,
Wiener Staatsoper, 22. Februar 2022“
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Die tote Stadt – ein gefährlicher Tagtraum geht in einen langen Nachttraum über

Foto: © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wiener Staatsoper,  11. Februar 2022

Erich Wolfgang Korngold „Die tote Stadt“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wie sollen wir einen Abend beschreiben, an dem uns bewusst wurde, dass wir keine mehr berührende und eindrucksvollere Oper kennen als dieses Werk von Erich Wolfgang Korngold, aber die totale gesangliche Erfüllung ein Traum blieb?

Unser Gedächtnis wird auf die Probe gestellt. Viele neue, ungewohnt auszusprechende Namen erscheinen in der Opernwelt. Mit SängerInnen aus dem Baltikum haben wir schon gute Erfahrungen gesammelt. Die litauische Sopranistin Vida Miknevičiūtė hatte als Marietta schon einen sehr temperamentvollen ersten Auftritt. Weder hier in Wien, noch an der New York City Opera, noch an der DOB und dem Gran Teatro La Fenice haben wir eine so dramatische Marietta gehört, was allerdings auf Kosten des Wohlklangs und der lyrischen Seiten ging. Wir gewinnen den Eindruck, dass diese Partie den US-Amerikanerinnen besonders lag. „Erich Wolfgang Korngold „Die tote Stadt“,
Wiener Staatsoper,  11. Februar 2022“
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Als Kammersänger singt es sich leichter – Jonas Kaufmann als Peter Grimes

KS Jonas Kaufmann, Ehrenmitglied Simone Young, KS Bryn Terfel © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 2. Februar 2022
Benjamin Britten, Peter Grimes

Kammersänger. Ein Titel, der anscheinend Flügel verleiht. Immerhin zähle man in Österreich bekanntlich nichts, solange man keinen hat. Darüber scherzte ein sichtlich gut gelaunter Jonas Kaufmann, nachdem er Mittwochabend an der Wiener Staatsoper auf offener Bühne geehrt wurde. Zuvor hatte er ebenso überzeugt.

von Jürgen Pathy

Peter Grimes ist die Geschichte eines Sündenbocks, der schnell einmal gefunden wird. Vor allem in einem kleinen Dorf, wo der Antiheld sein Dasein als Fischer fristet. Eine Gesellschaftskritik, mit der Benjamin Britten sich den Frust von der Seele komponierte. Britten, selbst Bewohner einer britischen Kleinstadt, kannte das Los nur zu gut. Als Pazifist, Wehrdienstverweigerer und Homosexueller war Britten ein Einzelgänger. Aus diesem Leid entstand mitten in den Wirren des 2. Weltkriegs dieses Meisterwerk, das 1945 in London zur Uraufführung gelangte. „Benjamin Britten, Peter Grimes, Jonas Kaufmann, Lise Davidsen, Bryn Terfel,
Wiener Staatsoper, 2. Februar 2022“
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Diese Aufführung mit hervorragender Besetzung gibt keinerlei Anlass zur Klage!

Anna Goryachova (Angelina) und Lawrence Brownlee (Ramiro). Alle Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 13. Januar 2022

Gioachino Rossini, LA CENERENTOLA
48. Aufführung in dieser Inszenierung

von Manfred A. Schmid (onlinemerker.com)

Ein Märchen als Traum? Warum nicht. Sven Eric Bechtolfs in den 50er Jahren im Minikönigreich Il Sogno (Der Traum) angesiedelte Inszenierung der Rossini-Oper ist zunächst vor allem eines: grell-bunt und schrill, kann aber immer wieder mit humorvollen Gags aufwarten, die das Publikum überraschen und zum Lachen reizen. Vor allem aber steht sie nie der simplen, dennoch durchaus effektvollen Handlung im Wege. Bechtolfs Personenführung ist immer nachvollziehbar und bietet den handelnden Akteuren genügend Spielraum zur Entfaltung ihrer stimmlichen und darstellerischen Fähigkeiten. Und diese sind in diesem Dramma giocoso – eigentlich eine Opera semiseria und ein Juwel des Belcanto – besonders gefragt. Eines gleich vorweg: Diese Aufführung in dieser Besetzung gibt keinerlei Anlass zur Klage!

Damit gleich zu den beiden Rollendebüts dieses Opernabends: Johanna Kedzior und Patricia Nolz – Hausbesetzungen, die als Clorinda und Tisbe zum Einsatz kommen – machen ihre Sache ausgezeichnet. Stimmlich harmoniert die aus dem Opernstudio kommende Sopranistin Kedzior wunderbar mit der Mezzosopranistin Nolz, und lustvoll verkörpern beide die eitlen, verwöhnten, blasierten, etwas dümmlich-naiv daherkommenden Stiefschwestern von Aschenbrödel. Ihre Mitwirkung im grandiosen Sextett „Siete voi? / Voi prence siete?“ – „Questo è un nodo avviluppato“, in dem sie ihrer Verwunderung über den unerwarteten Aufstieg ihrer Schwester – schnatternden Gänschen gleich – Ausdruck verleihen, ist tatsächlich zwerchfellerschütternd. In Gesang, Mimik und Gestik geradezu unübertrefflich. „Gioachino Rossini, LA CENERENTOLA,
Wiener Staatsoper, 13. Januar 2022“
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Philippe Jordan prägt Wiens neuen „Don Giovanni"

Foto: © Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2021
Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni

von Jürgen Pathy

So viel Jordan hat man an der Wiener Staatsoper bislang kaum erlebt. Der Schweizer, der seit letzter Saison als Musikdirektor an der Wiener Staatsoper schaltet und waltet, entstaubt Mozarts „Don Giovanni“ vollkommen. Derart tragende Piani hat man bei Mozart schon lange nicht mehr gehört. Dabei schöpft Philippe Jordan aus dem Vollen. Obwohl einige Hundert Meter entfernt, die Wiener Philharmoniker zeitgleich im Musikverein unter Kirill Petrenko spielen, hat man sich im Graben der Wiener Staatsoper nicht lumpen lassen. Neben Konzertmeister Volkhard Steude, Ex-Vorstand Daniel Großbauer und Beau Daniel Ottensamer geben hier alle ordentlich Stoff.

Elan und Feuer aus dem Orchestergraben

Dass dabei möglicherweise zu wenig dynamisch differenziert wird, kann gut sein. Jordan versucht es zumindest. So tiefe Hocken ist man eigentlich nur von Thielemann gewohnt. Philippe Jordan kann es ebenfalls. Setzt dabei noch einiges drauf. Wer denkt, die rund zweieinhalb Stunden Mozart könnten langatmig werden, dem sei die Philippe-Jordan-Show empfohlen. Ganz klassisch gekleidet im schwarzen Frack samt Lackschuhwerk, biegt und wendet sich der schlanke Schweizer vor seinem Hammerklavier als gäb’s kein Morgen. „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni,
Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2021“
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Barrie Koskys „Don Giovanni“ in Wien: So viel Da Ponte gab es noch nie

Der große Gewinner des Abends ist aber Mozarts genialer Librettist Lorenzo Da Ponte. Nichts lenkt in dieser Aufführung von seinem klugen, vielschichtigen Text ab, der ersetzt jeglichen Schnickschnack, mit dem heutige Regisseure oft punkten wollen. Back tot he roots scheint Koskys Devise gewesen zu sein, und das Ergebnis gibt ihm recht.

Foto: Philippe Sly und Kyle Ketelsen in »Don Giovanni« © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wolfgang Amadeus  Mozart
Don Giovanni

Kyle Ketelsen: Don Giovanni
Ain Anger: Commendatore
Hanna-Elisabeth Müller: Donna Anna
Stanislas de Barbeyrac: Don Ottavio
Kate Lindsey: Donna Elvira
Philippe Sly: Leporello
Patricia Nolz: Zerlina
Peter Kellner: Masetto

Wiener Staatsoper Chor und Orchester
Philippe Jordan Dirigent

Barrie Kosky  Regie

Wiener Staatsoper, 5. Dezember livestream (PREMIERE)

von Peter Sommeregger

Die ersten Minuten ist man etwas irritiert: eine leere Bühne, der Boden aus zerklüfteten Felsen, die Darsteller in Alltagskleidung. Relativ schnell wird aber klar, was Barrie Koskys Konzept ist: er vertraut dem genialen Librettisten Lorenzo Da Ponte und setzt dessen Libretto buchstäblich Wort für Wort um. Damit besinnt er sich auf die ursprüngliche Tugend des Regiehandwerks, nämlich das zu inszenierende Stück vom Text her zu begreifen und sichtbar zu machen. Wer den Text ernst nimmt, braucht weder Plüsch noch Samt, auch nicht hässliche Verfremdung und Umdeutung.

Zurück zur Quelle, das ist Koskys Botschaft dieses Abends, und die Rechnung geht auf. „Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni, Inszenierung Barrie Kosky,
Wiener Staatsoper, 5. Dezember livestream,(PREMIERE)“
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Unglaubliche Wirkung aus dem Nichts: Monteverdis Spätwerk fasziniert Jung und Alt

Einfach hingehen, fallen lassen und sich ins Zauberreich des Claudio Monteverdi entführen lassen. Das haben sich anscheinend auch viele der jüngeren Generation gedacht, die im Publikum dieses Mal dabei waren. Ein Verdienst von Bogdan Roščić. Auch wenn bislang nicht alles aufgegangen ist, sein Vorhaben, nach seiner Ära den Altersdurchschnitt deutlich gesenkt zu haben, nimmt schön langsam Fahrt auf. Kein Wunder. Hat er doch nicht nur die Generalproben für U-27 geöffnet, sondern für „gekennzeichnete Vorstellungen“ auch noch Karten für unwiderstehliche 20 € als Happen vorgeworfen.

Foto: Solotänzer Camilo Mejía Cortés mit Kate Lindsey und Slávka Zámečníková als Nero und Poppea in Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ an der Wiener Staatsoper im Mai 2021. (Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)

Wiener Staatsoper, 6. Oktober 2021
Claudio Monteverdi, L’incoronazione di Poppea

von Jürgen Pathy

Unglaubliche Wirkung aus dem Nichts. So lässt sich Monteverdis Oper „L’incoronazione di Poppea“ aus dem Jahre 1642 mit nur einem Satz beschreiben. Was der italienische Komponist unter Einsatz geringster Mittel erschaffen hat, dürfte dramaturgisch fast höher einzuordnen sein als so manches große Werk der Romantik. Dabei waren Monteverdi auf gewisse Weise die Hände gebunden. Im Gegensatz zu Wagner, Strauss & Co, hatte Monteverdi, der 1643 in Venedig verstorben ist, nur einen Bruchteil an Musikern zur Verfügung. Was die allerdings erreichen, ist atemberaubend.

„Claudio Monteverdi, L’incoronazione di Poppea
Wiener Staatsoper, 6. Oktober 2021“
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Pathys Stehplatz (9): Otello - wenn die Intensität als Sieger vom Schlachtfeld zieht

Foto: © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 26. September 2021
Otello, Giuseppe Verdi

von Jürgen Pathy

Manchmal ist Ausdruck alles, hohe Töne belanglos. Das hat Gregory Kunde Sonntagabend an der Wiener Staatsoper bewiesen. Was der Amerikaner, der seit Jahrzehnten zur Elite zählt, in der Titelpartie von Verdis „Otello“ für Farben ins Theateroval hat strömen lassen, war wie Balsam auf der Seele. Dabei hatte Kunde, der bereits knapp an der 70 schrammt, gleich zu Beginn schwer zu kämpfen. Kein Wunder, gilt doch der Otello, nicht nur wegen des berüchtigten Esultate als der „Mount Everest“ der Tenorpartien. Am Ruf des Feldherren, der gerade heimgekehrt ist, sind allerdings auch schon weit jüngere Kollegen gescheitert.

Kunde weiß andere Stärken in die Schlacht zu werfen. Von Bronze über Dunkelrot bis hin zu Silber reicht die Palette an Farben, derer sich der großgewachsene Tenor zu bedienen weiß. Ein Traum für alle Connaisseurs, die nicht nur nach perfekter Tonhöhe suchen, sondern in der Intensität ihr Wohlbehagen finden. Wenn Kunde in den beiden Schlussakten mit seiner Eifersucht zu kämpfen hat, schimmert es in prachtvollen Farben. Da blitzen ein Domingo und ein Pavarotti durch. Was für ein Glück.

Denn Verdis Meisterwerk ist musikalisch kein einfaches. Im Gegensatz zu anderen beliebten Werken, wie „Rigoletto“ oder „La Traviata“, fehlt es in „Otello“ nicht nur an Gassenhauern und eingängigen Melodien, der Aufbau wirkt insgesamt recht komplex. Statt sich blind in orchestrale Wogen stürzen zu können, trägt hier vor allem das Parlando und der dramaturgische Aufbau das ganze Geschehen. „Wiener Staatsoper: Giuseppe Verdi, Otello,
klassik-begeistert.de“
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Pathys Stehplatz (7) – ein Brief an Philippe Jordan: „Bitte mehr davon!“

„… auch den sonst so vermissten Spannungsbogen hattest Du endlich umgesetzt. Das war Musik, das war Magie, wie ich es mir intensiver und inniger nicht vorstellen könnte. Noch dazu, bei einem Werk, das nicht gerade berühmt dafür ist, dass es musikalisch leicht ins Ohr ginge. Bravo, lieber Philippe. Bitte mehr davon! So kann und darf das gerne weitergehen.“

Foto: Philippe Jordan © csm Portrait

Lieber Philippe, grüß Dich!

Endlich finde ich den Raum und die Zeit, um Dir zu schreiben. Es juckt mich schon lange zwischen den Fingern. Um es genau zu nehmen, seit der „Macbeth“-Vorstellung, die Du Ende der letzten Saison an der Wiener Staatsoper geleitet hast. Als Lady die große Anna Netrebko, in der Titelpartie der Bariton Luca Salsi. Es war ein Abend, an dem Du mich schwer überrascht hast. Im positiven Sinne. Denn die Erwartungen meinerseits waren eher gering.

Philippe: Lass mich gleich zum Punkt kommen. Floskeln möchte ich uns ersparen. Deine Art zu musizieren hat mich nicht immer vom Hocker gehauen. Ganz im Gegenteil sogar. Nachdem ich Dich einige Male als Chef der Wiener Symphoniker live erleben durfte, sank meine Begeisterungskurve immer weiter. Den Tiefpunkt erreicht hat diese zum Beginn der letzten Saison. Von da an gings dann allerdings bergauf. Zuerst aufgrund zweier Livestreams, dann bei einem Live-Erlebnis. Dabei dachte ich schon, Du und ich, das wird nie und nimmer eine musikalische Liebesbeziehung. Ich hoffe, ich habe mich getäuscht.

„Pathys Stehplatz (7) – ein Brief an Philippe Jordan: „Bitte mehr davon!“
Wiener Staatsoper“
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