Erneut beweist Goerne mit diesen Aufnahmen seinen Rang als Liedersänger auf höchstem Niveau. Ausflüge ins Reich der Oper konnten dieser kostbaren Stimme nichts anhaben, sie ist in allen Registern ausgeglichen und strömt frei.
Die Aufnahmen dazu fanden bereits im Jahr 2019 in Bremen statt. Gerne möchte man Alexander Schmalcz ermutigen, noch weitere Lieder Schuberts in so sensibler Art zu illustrieren!
Schubert revisited
Matthias Goerne
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Deutsche Grammophon 483 9758
von Peter Sommeregger
Der deutsche Bariton Matthias Goerne zählt seit vielen Jahren zurecht zur Elite des Liedgesanges. In unzähligen Liederabenden ist er weltweit auch mit Schubert-Liedern zu hören gewesen, zahlreiche Schallplatten-Einspielungen mit ihm wurden mit Preisen bedacht.
Wenn ein Künstler seines Ranges eine CD unter dem Titel „Schubert revisited“ vorlegt, ist man neugierig auf den neuen Ansatz, den der Titel verspricht. Verantwortlich für die kammermusikalische Instrumentierung der hier präsentierten 19 Lieder zeichnet Alexander Schmalcz. Ihm gelingt es tatsächlich, Schuberts Melodik sensibel in den Orchesterpart zu überführen. Die Lieder des Wiener Genies zu orchestrieren, hat schon eine lange und nicht immer befriedigende Tradition. Bereits im späten 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche, zumeist streicherlastige Orchesterfassungen. Dem Geist von Schuberts Musik wurde da zuweilen Gewalt angetan.
Alexander Schmalcz ging bei seinen Bearbeitungen ungleich behutsamer vor. Wie er betont, habe er nichts dazu geschrieben, vielmehr für kleine Orchesterbesetzung der Gesangslinie und dem Klavierpart zusätzlich neue Farben hinzugefügt. Das Resultat ist absolut hörenswert, besonders geglückt scheinen der „Erlkönig“ und „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“, wo jeweils nur einzelne Instrumente an Stelle des Klaviers treten. In der Kammerphilharmonie Bremen stand dafür ein vorzügliches Ensemble zur Verfügung.
Goernes weicher und farbenreicher Bariton verschmilzt optimal mit den Solisten der Kammerphilharmonie Bremen, die er während der Aufnahmesitzungen selbst dirigierte. Das Programm umfasst neben populären Liedern wie „An Silvia“ und „Wanderers Nachtlied“ auch selten gehörte Lieder Schuberts, wie „Alinde“, „Schatzgräbers Begehr“ oder „Abendstern“.
Erneut beweist Goerne mit diesen Aufnahmen seinen Rang als Liedersänger auf höchstem Niveau. Ausflüge ins Reich der Oper konnten dieser kostbaren Stimme nichts anhaben, sie ist in allen Registern ausgeglichen und strömt frei.
Die Aufnahmen dazu fanden bereits im Jahr 2019 in Bremen statt. Gerne möchte man Alexander Schmalcz ermutigen, noch weitere Lieder Schuberts in so sensibler Art zu illustrieren!
Peter Sommeregger, 26. Januar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Franz Schubert, Die Winterreise, Florian Boesch, Bariton, Theater an der Wien, 29. Januar 2022