Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Premiere am 25. Juli 2025, Bayreuther Festspiele
Foto: Die Meistersinger von Nürnberg 2025, Georg Zeppenfeld (Hans Sachs), Christina Nilsson (Eva) © Enrico Nawrath
Hans Sachs, Schuster: Georg Zeppenfeld
Veit Pogner, Goldschmied: Jongmin Park
Sixtus Beckmesser, Stadtschreiber: Michael Nagy
Walther von Stolzing: Michael Spyres
David, Sachsens Lehrbube: Matthias Stier
Eva, Pogners Tochter: Christina Nilsson
Magdalene, Evas Amme: Christa Mayer
Musikalische Leitung: Daniele Gatti
Regie: Matthias Davids
Bühne: Andrew D. Edwards
Kostüm: Susanne Hubrich
von Peter Sommeregger
Der guten musikalischen Realisierung steht leider eine unbedarfte Regie, und vor allem eine Ausstattung entgegen, die das Auge kränkt. Die Kostümbildnerin Susanne Hubrich scheint sich an Wühltischen im Sommerschlussverkauf bedient zu haben, so häßlich und unpassend zusammengewürfelt sind die Kostüme. Nicht besser die Bühnenbilder von Andrew Edwards, nichtssagend, austauschbar und sperrig.
Keine fünf Minuten ist die Aufführung alt, da weiß man bereits: es wird bunt, lustig – und sehr, sehr beliebig. Richard Wagners einzige heitere Oper ist sicher nicht leicht zu inszenieren, aber was Regisseur Matthias Davids auf die Bühne bringt ist einfach billiger Trash aus einer unteren Qualitäts-Schublade. Bei so viel krampfhafter Lustigkeit möchte man eigentlich weinen.

Musikalisch ist das Niveau ungleich höher. Daniele Gatti, ein erfahrener Bayreuth-Dirigent, beginnt verhalten, steigert sich dann aber und gibt den Solisten und Chören sicheren Halt.
Georg Zeppenfelds Hans Sachs ist beinahe schon eine Institution, stimmlich souverän gelingt ihm ein Porträt, das die Gebrochenheit des Charakters gut zum Ausdruck bringt. Sein voller, runder Bassbariton schöpft nach wie vor aus dem Vollen. Als Pogner singt Jongmin Park zwar balsamisch schön, sein Bass ist für die Rolle aber ein wenig zu leichtgewichtig, was ihm am Ende einige Buh-Rufe einträgt. Michael Nagy als Beckmesser gelingt stimmlich wie darstellerisch eine interessante Figur, mit mehr Tragik als Klamauk. Seine beiden großen Soloszenen sind die einzigen der Aufführung, die komisch sind, was der Gestaltung Nagys, nicht dem Regisseur geschuldet ist.

Mit Spannung erwartet wurde das Rollendebüt von Michael Spyres als Stolzing. Man kann es als rundum geglückt ansehen, endlich hört man in Bayreuth wieder einen Tenor mit Stimme. Spyres betört nicht nur mit seinem Gesang, seine klare Diktion und seine Textverständlichkeit sind geradezu beispielhaft. Ähnlich gut Matthias Stier als David, der sich zwischen Spyres und Zeppenfeld gut behaupten kann.

Ein wenig enttäuschend ist die Eva von Christina Nilsson. Als Figur wirkt sie frisch und jugendlich, ihrem schönen Sopran fehlt es aber leider an Volumen, ihre Stimme sollte das berühmte Quintett in der Schusterstube eigentlich dominieren, was ihr aber nicht gelingt. Eine sichere Bank ist die warmherzige Lene von Christa Mayer, dass sie am Ende einige Buh-Rufe erhält, ist unverständlich. Die Chöre sind wie stets in Bayreuth ein Plus für das Gelingen der Aufführung.

Der guten musikalischen Realisierung steht leider eine unbedarfte Regie, und vor allem eine Ausstattung entgegen, die das Auge kränkt. Die Kostümbildnerin Susanne Hubrich scheint sich an Wühltischen im Sommerschlussverkauf bedient zu haben, so häßlich und unpassend zusammengewürfelt sind die Kostüme. Nicht besser die Bühnenbilder von Andrew Edwards nichtssagend, austauschbar und sperrig.

Ihren Showdown erlebt die Aufführung bei der Festwiese im dritten Akt. Da holt Regie und Ausstattung zu einem Rundumschlag gegen den guten Geschmack aus, und landet so gesehen einen Volltreffer. Dass der Regisseur Davids den Stolzing die Meisterwürde tatsächlich ausschlagen lässt, und ihn mit Eva abgehen lässt, komplettiert nur die Unstimmigkeit der Aufführung. Am Ende zahlreiche Buh-Rufe, die wohl auch der Intendantin gelten, die bereits den dritten Flop in Folge zu verantworten hat. Wer wundert sich da noch, dass man für Bayreuth inzwischen leicht Karten bekommt?
Peter Sommeregger per Live-Stream, 26. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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Das ist mit Abstand die beste Kritik, die ich über diese scheußliche Inszenierung – wirklich Trash pur – gelesen habe. In überregionalen Zeitungen traut man sich leider kaum noch, so klar zu schreiben, sondern versucht krampfhaft, auch noch beim größten Schund etwas Positives zu finden. Ich habe gestern Abend nur zwei- oder dreimal für wenige Minuten in die TV-Aufzeichnung hineingeschaut – und voller Entsetzen jedes Mal sofort weitergeschaltet. Die „Meistersinger“ sind eine wunderbare Oper und haben einen solchen Großangriff des schlechten Geschmacks (und dann noch bei diesen Eintrittspreisen!) nicht verdient. Wie so oft wollte sich da ein Regisseur wieder einmal selbst verewigen und mit Gewalt etwas anders machen. Schade um Michael Spyres, den ich dadurch nicht gehört habe!
Gerd Felder
Ich finde es sehr anmaßend u. überheblich nach nur 2- bis 3-mal kurz reinschauen ein solches negative Urteil zu fällen.
Hartmut Funke
Ich finde es verdienstvoll, dass die Regie Wagners wundervolles WERK inszeniert hat und uns eine weitere mittlerweile ranzige Präsentation der Rezeptionsgeschichte erspart hat.
Deswegen verzeihe ich auch,dass es bisweilen (Festwiese) etwas zu grell und bunt zuging , wobei Wagners Musik das durchaus zulässt.
Volkmar Heller
Ohne die Oper selbst miterlebt zu haben, sei mir der Kommentar gestattet, dass ich bei den in allen Medien gezeigten Bildern von dieser Aufführung endlich einmal herzlich auflachen kann, denn mich als rheinische Frohnatur freut es, dass der kölner Karnevalklamauk endlich in die Oper einzug gehalten hat. Oder sehe nur ich diese offensichtliche Anlehnung der Kostüme an eine Büttenrede im Festtagszelt?
Gruß,
Daniel Janz
Ich saß heute im Publikum. Kein einziger Buhruf, gerade die Eva hatte auch viel Applaus bekommen.
Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Ja; die Kuh war überraschend; aber halt mal originell!
Flop? Nein – das Haus war voll, keiner hat sich beschwert gehabt.
Henning M.
Ich habe die Meistersinger am 19. August gesehen. Selten habe ich in Bayreuth solche Jubelstürme erlebt (was teilweise wohl auch an den großartigen Einspringern Axel Kober und Michael Volle lag). Über Geschmack kann man bekanntlich streiten, aber hier war es die Absicht der Festspielleitung, nach zwei sehr politischen Meistersinger-Inszenierungen diesmal das Komödienhafte in den Vordergrund zu stellen, was meines Erachtens auch gut gelungen ist.
Clemens Heusch