Die Bayreuther Festspiele haben ein Zukunftsproblem – ein großes: Der Kartenverkauf wird einbrechen!

Festspielluft II: Dauerbaustelle Opern-Publikum, Bayreuther Festspiele  klassik-begeistert.de, 24. August 2022

Festspielluft II: Dauerbaustelle Opern-Publikum

Foto: Andreas Schmidt ©

Die Bayreuther Festspiele haben ein Zukunftsproblem – ein großes. Das Problem sind weniger die Buh-Orkane, mit denen die über 70-Jährigen für bis zu 433 € das moderne Regietheater zerreißen. Vielmehr sollte sich die Festspielleitung ernsthafte Gedanken darüber machen, wer eigentlich in 30 Jahren noch auf den kreuzzerstörenden Holzstühlen 4,5 Stunden lang der „Götterdämmerung“ (plus 2 x 1 Stunde Pause)  ausharren soll. Und wo bitte bleiben die Über- und Untertitel, die es in jedem Opernhaus der Welt gibt?    

Die eigentliche und existenzielle Herausforderung der Wagner-Festspiele ist eine Generation an Klassik-Liebhabern, die dieses „Eliten-Spektakel“ großenteils ablehnen. In der Generation meiner Kinder wird die Person Richard Wagner weitgehend auf einen rechtsradikalen Antisemiten reduziert. Wer sich freiwillig ins Bayreuther Festspielhaus setzt, wählt bestimmt rechts von der CSU. So die verbreitete Einstellung der jüngeren Generation.

Die Oper hat eine Zukunft, man siehe Wien, man siehe München. Wenn Bayreuth nicht aufpasst, verschwindet die oberfränkische Provinzstadt bald von der Weltkarte der Opernfans.

von Peter Walter, 24. August 2022

Sitzkissentürme, viele Gehstöcke, Rollator-Stau: Alltagsszenen im Festspielhaus. Die Überalterung des Opernpublikums schlägt sich auf dem Grünen Hügel so deutlich durch wie sonst nirgends. Die Stimmung ist konservativer als unter Otto-Schenk-Fans auf dem Wiener Stehplatz. Kein Wunder, dass alles andere als eine museumswürdige Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts gnadenlos ausgebuht wird.

Natürlich war Bayreuth schon immer elitär. Zu teuer die Karten, kaum Angebote für junge Leute. Einzige Chance: günstigere Plätze anbieten –ganz eventuell noch Hörplätze. Zu meiner Studienzeit hieß das: Schlafsack mitnehmen, vor der Kasse übernachten. Heute: Ein, zwei Stündchen entspannte Mittagspause vor dem Kartenbüro.

Zahlreiche Kritiker versuchen, die lautstarken Missfallensäußerungen auf die Arbeit des Regie-Teams zurückzuführen. Zu modern, zu radikal, zu viel Regietheater eben. Im frenetischen Buh-Orkan habe sich der Frust entladen, war zu lesen. Kam er noch rechtzeitig, um die Talfahrt zu bremsen? Oder müsse der Kartenverkauf erst dramatisch einbrechen, damit das geschieht?

Der Kartenverkauf wird einbrechen. Aber nicht wegen innovativen Inszenierungen oder neugedachten Interpretationen. Missfallensäußerungen haben in der Klassik eine lange Tradition. Man bedenke das Skandalkonzert 1913 – auch Watschenkonzert, ein musikgeschichtlich einzigartiges Ereignis, das am 31. März 1913 im Musikvereinssaal in Wien stattfand, das wegen Prügeleien zwischen Fans und Feinden der Zwölftonmusik abgebrochen werden musste. Geschadet hat das dieser Musik nicht. Im Gegenteil, ohne diese Streitereien wären Berg, Webern und Schönberg wahrscheinlich in der Schublade der vielen zu Unrecht vergessenen Komponisten gelandet.

Bayreuths Problem ist nicht das statische Bühnenbild im dritten Aufzug der „Götterdämmerung“. Auch nicht die umstrittenen rein-inszenierten Kinder, die das „Rheingold“ symbolisieren sollen. Das ist zwar zum Buh-Rufen. Aber die eigentliche und existenzielle Herausforderung der Wagner-Festspiele ist eine Generation an Klassik-Liebhabern, die dieses „Eliten-Spektakel“ großenteils ablehnen.

In der Generation meiner Kinder wird die Person Richard Wagner weitgehend auf einen rechtsradikalen Antisemiten reduziert. Wer sich freiwillig ins Bayreuther Festspielhaus setzt, wählt bestimmt rechts von der CSU. So die verbreitete Einstellung der jüngeren Generation.

Keine Frage, Richard Wagner war hartnäckiger Antisemit, seine Nachkommen waren eng verstrickt mit dem NS-Regime. Das kann und darf man nicht schönreden. Warum also seine Musik hören, seinen Festspiel-Tempel mit Millionen Steuergeldern sanieren?

Weil dieser Ort ein Mekka der Musik ist. Namen wie Daniel Barenboim, Yuval Sharon und Christian Thielemann sind mit diesem Haus ebenso eng verbunden wie es Hermann Levi, Max Lorenz oder Grace Bumbry einst waren.

Wenn auch in den 1950er-Jahren das Regie-Team einer hoffnungslos ausverkauften Meistersinger-Premiere ausgebuht werden soll, braucht es eine Änderung der Altersstruktur im Festspielhaus – und zwar schleunigst.

Die Musik wie die kritische Aufarbeitung der Vergangenheit muss in den Vordergrund gerückt werden. Sonst werden der Zauber eines Parsifal-Vorspiels oder die Glücksgefühle, die Eva Pogners Worte „Keiner wie du so hold zu werben weiß“ in mir auslösen, bald der Vergangenheit angehören. Jetzt auf das Gemotze der 80-jährigen Franco-Zeffirelli-Fans einzugehen, wäre ein fataler Fehler, den diese Kunst vermutlich nicht überleben würde.

Meine Tochter war im April im Rosenkavalier in Wien. „Weg mit dieser alten, weißen Männer-Inszenierung“ schrie sie wütend, als sie nach Hause kam: „Wieso hat Otto Schenk kein Twitter?“ Aber von Günther Groissböck schwärmt sie mindestens fünfmal am Tag. Zum Glück singt der Ausnahme-Bass kommende Spielzeit nicht weniger als 17 Vorstellungen im Haus am Ring. Alle sind fest in ihrem Google-Kalender blockiert. Stehplatz ist auch im Studi-Budget drin.

Die Oper hat eine Zukunft, man siehe Wien, man siehe München. Wenn Bayreuth nicht aufpasst, verschwindet die oberfränkische Provinzstadt bald von der Weltkarte der Opernfans.

Peter Walter, 24. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Festspielluft I: Festspielstürme wichen dem Wotan-Mond klassik-begeistert.de

Bayreuth braucht mehr Exzellenz Bayreuther Festspiele, 6. August 2022

Pathys Stehplatz (11) – Der Typus des Konzertbesuchers klassik-begeistert.de

18 Gedanken zu „Festspielluft II: Dauerbaustelle Opern-Publikum, Bayreuther Festspiele
klassik-begeistert.de, 24. August 2022“

  1. Selten habe ich einen arroganteren, selbstherrlich besserwisserischen und unsachlichen Beitrag wie diesen gelegen. Die erwähnte Tochter als Sprachrohr einer ganzen Generation zu präsentieren, zeugt von einem Wahn, der in keiner Weise ernst zu nehmen ist.

    Frank Kantereit

    1. Ach, lieber Herr Kantereit,

      waren Sie dieses Jahr auf dem grünen Hügel? Waren Sie überhaupt schon mal im Festspielhaus?
      Saßen Sie schon mal auf den gesundheitsschädlichen Stühlen?

      Der Beitrag von Peter Walter enthält so viele, gut recherchierte, kluge Gedanken! Wo sind sie denn,
      die jungen Menschen unter 30 Jahren, die nach Bayreuth pilgern? Kennen sie EINEN einzigen? Es gibt nicht mehr den fanatischen Run auf die Tickets. Die Bayreuther Festspiele müssen sich intensivste Gedanken machen, wollen sie in 30 Jahren noch die Strahlkraft haben wie – noch – zur Zeit.

      Wie hat Ihnen als Dauernörgler denn die gesamte BT-Berichterstattung auf klassik-begeistert.de gefallen? Kennen Sie EIN einziges Medium auf dem Erdball, dass ausführlicher und umfassender über diese Festspiele berichtet hat?

      Herzliche Grüße, Sie müssen kb übrigens nicht lesen,

      Andreas Schmidt
      Herausgeber

  2. Zunächst vielen Dank, Herr Walter, dass Sie Ihre Gedanken so klar darlegen. Gestatten Sie, dass ich zwei Ihrer Punkte, die Sie bezüglich der Festspiele ansprechen, aus meiner Sicht kommentiere:

    Über die Bestuhlung des Festspielhauses ist schon viel geschrieben worden, viel mehr als diese es verdient. Weder ist die Bestuhlung so unbequem, dass man es nicht darauf aushalten könnte (finde ich), noch gibt es haltbare Argumente dagegen, die Bestuhlung zu modernisieren. Es ist keineswegs so, wie es manchmal suggeriert wird, dass Richard Wagner Wert darauf gelegt hätte, die Bestuhlung möglichst unbequem zu machen. Vielmehr wurde eine kostengünstige Lösung gesucht. Die ersten Stühle waren auch keineswegs nur aus hartem Holz, sondern besaßen eine Sitzfläche aus Rattangeflecht, wie man im RW-Museum sehen kann. Wenn bequemere Sitzgelegenheiten installiert werden könnten, spräche auch „aus Tradition“ jedenfalls nichts dagegen, viele würden es sicher begrüßen. Ob das aber (mit-)entscheidend für die Akzeptanz der Festspiele sein wird?

    Problematisch finde ich jedoch den Vorschlag, Übertitel einzuführen. Ich stelle immer wieder fest, dass mich diese in anderen Häusern vom Bühnengeschehen und der Musik ablenken. Und der Gedanke des absoluten Theaters ist tatsächlich etwas Bayreuth-Einzigartiges. Dieses Gesamtkonzept würde meines Erachtens durch Übertitel deutlich gestört. Es bleibt eher zu hoffen, dass das Gesangsniveau gehalten wird und sich teilweise wieder bessert. Ich fürchte, dass bei Übertiteln die Neigung zunehmen könnte, textunverständlichen Gesang zu akzeptieren.

    Wie die Oper auch in Zukunft attraktiv bleibt, muss offen diskutiert werden. Gerade vor diesem Hintergrund danke ich für Ihre Einlassung, gerade auch in der Zuspitzung, die eben zu eigenen Gedanken anregt.

    Guido Grass

  3. Die Behauptung, in zwanzig Jahren würden die Opernhäuser leer sein, ist gut und gerne vierzig Jahre alt. Dennoch sind sie weiterhin weitgehend voll. (Aktuelle Ausnahmen bestätigen die Regel.)

    Die „Begründungen“ des Autors bezüglich Bayreuth sind derart hanebüchen, dass sich eine ernsthafte Diskussion gar nicht lohnt. Ja, man kommt mittlerweile leichter an Karten – dennoch ist das Haus quasi ausverkauft. Man kommt eben auch deshalb leichter an Karten, weil der Zugang durch Onlineverkauf erleichtert wurde, der sozialistisch anmutende Bettelbrief an das Kartenbüro gehört ja dankenswerterweise längst der Vergangenheit an.

    Ragnar Danneskjoeld

    Der einzige Erkenntnisgewinn nach der Lektüre: der Autor hat eine woke Tochter.

    Und ehe Sie, Monsieur Schmidt, mich fragen, wie oft ich in Bayreuth im Festspielhaus war: 19 Mal. Da lächelt der gestählte Wagnerianer mild und leise, aber ich bilde mir ein, zumindest eine basale Kenntnis des Erkenntnis des Ortes zu besitzen. Und ich habe mein halbes Leben ja noch vor mir.

    Ragnar Danneskjoeld

  4. Übrigens gibt es seit nunmehr 13 Jahren die Kinderoper. Dort wird auf einer Probebühne Wagner in 1h 15 auf den Punkt gebracht. Lohnt sich!

    Bernhard Gülde

  5. Dass junge Leute Wagner auf Antisemitismus reduzieren, ist Resultat einer medialen Daueragitation. Verschwiegen wird dabei, dass es gerade Menschen jüdischer Abstammung waren und sind, die Ws geniales Werk pflegen, von Angelo Neumann bis Kirill Petrenko. Merkwürdig, oder? Aber zur Propaganda gehört eben das Messen mit zweierlei Maß. Der eine war Antisemit und hat nebenbei etwas Kunst geschaffen, der Antisemit Luther, der große Reformator, der bei jeder Gelegenheit postum mit Ehrungen überschüttet wird…

    Volkmar Heller

    +++++++

    KLASSIK-BEGEISTERT DISTANZIERT SICH VON DIESEM WIRREN KOMMENTAR, WIR MÖCHTEN IHNEN NUR EINMAL ZEIGEN, WAS UNS FÜR ZUSCHRIFTEN ERREICHEN. Andreas Schmidt, Herausgeber

    1. Ich zitiere:

      „Der Jude, der bekanntlich einen Gott ganz für sich hat, fällt uns im gemeinen Leben zunächst durch seine äußere Erscheinung auf, die, gleichviel welcher europäischen Nationalität wir angehören, etwas dieser Nationalität unangenehm Fremdartiges hat: wir wünschen unwillkürlich mit einem so aussehenden Menschen Nichts gemein zu haben. Dies mußte bisher als ein Unglück für den Juden gelten; in neuerer Zeit erkennen wir aber, daß er bei diesem Unglücke sich ganz wohl fühlt; nach seinen Erfolgen darf ihn seine Unterschiedenheit von uns als eine Auszeichnung dünken.
      (…)
      Ungleich wichtiger, ja entscheidend wichtig ist jedoch die Beachtung der Wirkung auf uns, welche der Jude durch seine Sprache hervorbringt; und namentlich ist dies der wesentliche Anhaltspunkt für die Ergründung des jüdischen Einflusses auf die Musik. – Der Jude spricht die Sprache der Nation, unter welcher er von Geschlecht zu Geschlecht lebt, aber er spricht sie immer als Ausländer.
      (…)
      Zunächst muß im Allgemeinen der Umstand, daß der Jude die modernen europäischen Sprachen nur wie erlernte, nicht als angeborene Sprachen redet, ihn von aller Fähigkeit, in ihnen sich seinem Wesen entsprechend, eigenthümlich und selbständig kundzugeben, ausschließen. Eine Sprache, ihr Ausdruck und ihre [15] Fortbildung, ist nicht das Werk Einzelner, sondern einer geschichtlichen Gemeinsamkeit: nur wer unbewußt in dieser Gemeinsamkeit aufgewachsen ist, nimmt auch an ihren Schöpfungen theil. Der Jude stand aber außerhalb einer solchen Gemeinsamkeit, einsam mit seinem Jehova in einem zersplitterten, bodenlosen Volksstamme, welchem alle Entwickelung aus sich versagt bleiben mußte, wie selbst die eigenthümliche (hebräische) Sprache dieses Stammes ihm nur als eine todte erhalten ist.
      (…)
      Im Besonderen widert uns nun aber die rein sinnliche Kundgebung der jüdischen Sprache an. Es hat der Cultur nicht gelingen wollen, die sonderliche Hartnäckigkeit des jüdischen Naturells in Bezug auf Eigenthümlichkeiten der semitischen Aussprechweise durch zweitausendjährigen Verkehr mit europäischen Nationen zu brechen. Als durchaus fremdartig und unangenehm fällt unsrem Ohre zunächst ein zischender, schrillender, summsender und murksender Lautausdruck der jüdischen Sprechweise auf: eine unsrer nationalen Sprache gänzlich uneigenthümliche Verwendung und willkürliche Verdrehung der Worte und der Phrasenconstructionen giebt diesem Lautausdrucke vollends noch den Charakter eines unerträglich verwirrten Geplappers, bei dessen Anhörung unsre Aufmerksamkeit unwillkürlich mehr bei diesem widerlichen Wie, als bei dem darin enthaltenen Was der jüdischen Rede verweilt.
      (…)
      Macht nun die hier dargethane Eigenschaft seiner Sprechweise den Juden fast unfähig zur künstlerischen Kundgebung seiner Gefühle und Anschauungen durch die Rede, so muß zu solcher Kundgebung durch den Gesang seine Befähigung noch bei weitem weniger möglich sein. Der Gesang ist eben die in höchster Leidenschaft erregte Rede: die Musik ist die Sprache der Leidenschaft. Steigert der Jude seine Sprechweise, in der er sich uns nur mit lächerlich wirkender Leidenschaftlichkeit, nie aber mit [17] sympathisch berührender Leidenschaft zu erkennen geben kann, gar zum Gesang, so wird er uns damit geradesweges unausstehlich.
      (…)“
      Wagner, 1869, https://de.wikisource.org/wiki/Das_Judenthum_in_der_Musik_(1869)

      Also wenn das nicht antisemistisch ist, dann weiß ich auch nicht, werter Herr Heller. Ihre merkwürdig verherrlichenden und an der Realität vorbeigehenden Kommentare kann man damit also wohl getrost ins Reich der Märchen und Wunschvorstellungen einordnen.

      Der Vergleich Wagner und Luther ist darüber hinaus reiner Whataboutismus. Heutzutage dürfte wohl niemandem mehr unbekannt sein, dass Luther ebenfalls ein ausgegorener Antisemit war. Da ist unsere Forschung schon sehr viel weiter, als Sie hier implizieren:
      https://hpd.de/artikel/10293

      Daniel Janz

  6. Wir haben eine überragende Vorstellung hinsichtlich Bühnenbild und Gesang aller Sängerinnen und Sänger in der Inzenierung von Yuval Sharon und dem Dirigent Christian Thielemann erleben dürfen. Die vielen Vorhänge abschließend würdigte ein Publikum von nahezu der Hälfte von bis zu 50 Jahren. Die musikalische Kunst Wagners sollte im Mittelpunkt stehen, statt eines Geredes zu antisemistischen Äusserungen Wagners. Wagnerianern sind Texte und Handlung in der Regel bekannt, sie wollen die Ablenkung des Textlaufes gar nicht, der gesangliche Ausdruck des Sängers bzw. Sängerin und Chores sowie besonders wichtig des Orchesters spielen die wesentliche Rolle für immer wiederkehrende Besuche. Dies ist zu vergleichen – Darbietung und Unbequemlichkeit – für die Rockliebhaber in Wacken.

    Dietmar Keller

  7. AUCH SOLCHE (ETWAS WIRREN) KOMMENTARE ERREICHEN UNS, MAN BEACHTE, DASS DER KOMMENTATOR DAS WORT „GESÄUBERT“ NICHT IN ANFÜHRUNGSSTRICHE SETZT. Hinweis des Herausgebers, Andreas Schmidt

    ++++++

    Der ständig sich wiederholende Verweis auf Judenpamphlet, Mendelssohn und Meyerbeer macht deutlich, dass man sich bei dürftiger Beweislage argumentativ im Kreise dreht. Die Weigerung Ws, eine Petition gegen den Verbleib von Juden in öffentlichen Funktionen zu unterschreiben, muss natürlich, weil nicht ins Bild passend, verschwiegen werden.
    Die Forderung an BF, die Vergangenheit aufzuarbeiten, ist mittlerweile ranzig.
    Zum Komplex W-BF-Hitler existieren Ausführungen und Dokumente in Wort,Ton und Bild in nicht mehr zu überblickender Menge. Gleiches vermisse ich zu den Verstrickungen in Bereichen wie Theater, Film, Sport, Grossgrundbesitz, Industrie. Nebenbei: Bei BF waren Sozialdemokraten, Homosexuelle etc. noch zu einem Zeitpunkt angestellt, als die Dresdner Theater von „volksfremden Elementen“ längst gesäubert waren.
    Übrigens sehe ich in der Semperoper bei Wagneropern sehr viel junges Publikum, das weder in den Schlussakkord kreischt noch auf die angebotenen Übertitel angewiesen ist.

    Volkmar Heller

  8. Die Karten zu teuer? Ich habe dieses Jahr für die wunderbare Lohengrin-Aufführung 42 Euro bezahlt, ein guter Platz ohne jede Sichtbehinderung. Ich glaube, bei den meisten Popkonzerten kommt man damit nicht sehr weit….

    A. Scherf

  9. Auch wenn Wagner einst (mit Blick auf seinen Tristan) schrieb, nur mittelmäßige Aufführungen könnten ihn retten, sind solche wohl das einzige, was Bayreuth tatsächlich auf Dauer gefährden könnte; sicherlich nicht die harten Stühle (die so schlimm nicht sind, mehr zu schaffen macht einem schon die Hitze im Festspielhaus an manchen Tagen). Solange es aber solche Sternstunden wie den Lohengrin letzte Woche gibt, muss man sich meines Erachtens wenig Sorgen um Bayreuth machen. Sie dürfen dann allerdings auch gerne öfter vorkommen, auch beim Ring 🙂

    Was die Übertitel angeht: das Publikum in Bayreuth ist bekanntermaßen sehr international (sicherlich internationaler als in München und Wien). D. h. die Übertitel müssten mindestens in vier Sprachen (deutsch, englisch, französisch und japanisch) angeboten werden… ich denke, diese babylonische Sprachverwirrung über die Bühne möchte niemand. Es ist ja nun auch nicht zu viel verlangt, sich am Vortag mal das Libretto vorzunehmen. Jedenfalls habe ich wenig Verständnis für Leute, die sich beim Dimmen der Saalbeleuchtung noch kurz beim Sitznachbarn nach dem Fortgang der Handlung erkundigen…

    Konrad Schemer

  10. Zitat:

    „Meine Tochter war im April im Rosenkavalier in Wien. „Weg mit dieser alten, weißen Männer-Inszenierung“ schrie sie wütend, als sie nach Hause kam.“

    Spätestens da war der Artikel bei mir unten durch.
    Einen Grund auf diese Tochter stolz zu sein, haben Sie nicht. Schon allein deshalb, weil wer schreit, immer unrecht hat. Was für eine blöde, unreflektierte Bemerkung.

    Ingeborg Raffelsberger

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert