Klein beleuchtet kurz Nr 23: Die Tschechische Philharmonie gibt  Dvořák in Hamburg (Konzert 1)

Klein beleuchtet kurz Nr 23: Die Tschechische Philharmonie gibt  Dvořák in Hamburg (Konzert 1)  Elbphilharmonie, 12. März 2024

Tschechische Philharmonie mit Augustin Hadelich und Semyon Bychkov; Foto: Patrik Klein

Vom weichen Klang eines Spitzenorchesters mit seinem Paradeprogramm vom Nationalkomponisten Antonín Dvořák

Die vor 128 Jahren gegründete Tschechische Philharmonie weilte für zwei Konzerte innerhalb einer internationalen Tournee in Hamburgs Spitzenkonzertsaal, um einen ihrer traditionellen Komponisten und einst sogar Dirigenten Antonín Dvořák darzubieten.

Mit Semyon Bychkov stand einer der aufregendsten Dirigenten unserer Zeit auf dem Podium unterstützt von dem kaum weniger spannenden deutsch-amerikanischen Geiger Augustin Hadelich.

In der Natur hörte man die Vögel zwitschern und erlebte den Naturfreund Dvořák, der gern selbst mit Strohhut im Garten arbeitete und mit gepacktem Rucksack auf Wanderung ging. Klanglich wurde hier der Mensch in seiner beruhigenden Umgebung, Einsamkeit und Geborgenheit dargestellt. Das Orchester spielte schwungvoll mit feinsten Streichern, sauberen Bläsergruppen und vor Allem mit der herrlichen Querflöte die Melodien mit viel Plastizität, so dass man Wald, Wiesen und Natur lebendig spürte.

Es folgte das anspruchsvolle, von slawischen, ukrainischen und böhmischen Tanzrhythmen geprägte Violinkonzert. Melodiendurchzogen, harmonisch betont und überaus anmutend kamen immer wieder Elemente klassischer Tugenden seines großen Vorbildes Johannes Brahms in den Fokus. Hadelichs Spiel auf der „Leduc, ex Szeryng“ von Giuseppe Guarneri del Gesù von 1744 war technisch überragend in Klang und Spiel. Man spürte seine Leidenschaft der Kommunikation mit dem Orchester und dem Dirigenten. Fröhlicher Tanz und eine kleine Portion Melancholie mit manchmal kratzenden Saiten gegenüber einer samtigen Weichheit prägten seine Charakterisierung des Stückes. Riesenjubel!

Augustin Hadelich nach dem Violinkonzert von Antonín Dvořák; Foto Patrik Klein

Nach der Pause kam dann die raffiniert konzipierte achte Sinfonie, die ein Musterbeispiel für den Einfallsreichtum des genialen Komponisten ist. Das Orchesterwerk ist berühmt für seinen entspannten Optimismus, seine Heiterkeit und ungebrochene Lebensfreude. Man bekam beim Zuhören den Eindruck von musikalischer Unbeschwertheit, so dass man förmlich spürte, wie der Komponist den Garten bestellte, Tauben züchtete, lange Spaziergänge unternahm und Muße hatte, solche Noten aufzuschreiben.

Der Chefdirigent und Musikdirektor des Orchesters Semyon Bychkov gab seine Impulse auf einem mitgebrachten historischen Pult mit seinen ihm eigenen typischen Gesten voller Energie und Gefühl. Manchmal reichten nur Blicke, um den Musikern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Diese zauberten dem begeisterten Publikum böhmischen Sound in die Gehörgänge.

Besser konnte man den Nationalkomponisten Antonín Dvořák nicht präsentieren!

Morgen folgt das zweite Konzert.

Tschechische Philharmonie
Augustin Hadelich, Violine
Dirigent: Semyon Bychkov

Antonín Dvořák
In der Natur / Konzertouvertüre op. 91

Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53

Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88

(c) Patrik Klein

klassik-begeistert-Autor Patrik Klein ist ein leidenschaftlicher Konzert- und Opernfreak, der bereits über 300 Konzerte (Eröffnungskonzert inklusive) in der Elbphilharmonie Hamburg verbrachte, hunderte Male in Opern- und Konzerthäusern in Europa verweilte und ein großes Kommunikationsnetz zu vielen Künstlern pflegt. Meist lauscht und schaut privat, zwanglos und mit offenen Augen und Ohren. Die daraus entstehenden meist emotional noch hoch aufgeladenen Posts in den Sozialen Medien folgen hier nun auch regelmäßig bei klassik-begeistert – voller Leidenschaft, ohne Anspruch auf Vollständigkeit… aber immer mit großem Herzen!

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