Teodor Currentzis ist ein Dirigent, der tänzelt, der tanzt, der mit den Füßen trippelt. Er ist ein Taktgeber ohne Taktstock – auch in einem der schönsten Konzertsäle der Welt.
Elbphilharmonie, Hamburg, 28. November 2021
Fotos: Daniel Dittus
musicAeterna
Dirigent Teodor Currentzis
Marko Nikodijević
parting of the waters into heavens and seas / secundus dies (Toccata für Orchestra)
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43
von Andreas Schmidt
Er ist einer der meistdiskutierten Interpreten im aktuellen Klassikbetrieb: Teodor Currentzis. Der Ausnahmekünstler lebt und arbeitet getreu seinem Leitsatz: »Musik ist eine Mission, kein Beruf.« Nun gastierte der Klassik-Superstar mit seinem russischen Orchester MusicAeterna in der Elbphilharmonie am Hamburger Hafen, im Gepäck: Dmitri Schostakowitsch, 4. Sinfonie!
»Dirigent des Jahres«, »Ausnahmekünstler«, »revolutionärer Geist« – an Superlativen mangelt es nicht, wenn es um Teodor Currentzis geht. »Schon als Kind hat mich die Magie der russischen Musik unglaublich berührt. Viele russische Orchester und Ballettkompanien haben in Athen gastiert und ich habe diesen ganz anderen Klang gehört, viel rauer und zugleich viel poetischer« erinnert sich Currentzis, der 1972 in Athen geboren wurde und sich schon früh entschloss, zum Studium nach Russland zu gehen, wo auch seine kometenhafte Karriere ihren Anfang nahm.
Das Konzert geriet am Sonntagabend im zu knapp zwei Dritteln gefüllten Saal zu einer Manifestation der Extraklasse. Das Orchester hatte alle Nuancen drauf – vom dreifachen p bis zum dreifachen f – besonders schön im 1. Satz, eingeleitet von den Geigen und Bratschen. Alle Orchesterteile glänzten durch absolute Präzision, Hingabe und Klangkultur. Die Musiker waren atemberaubend gut – auch bei rhythmisch sehr anspruchsvollen Passagen.
Dieser Klangkörper gehört zweifelsohne zu den führenden Orchestern Europas – Bravo! Currentzis hat aus dieser aus Perm (!) stammenden und jetzt in St. Petersburg beheimateten Truppe eine Formation mit Magiefaktor erschaffen. Ich kann mir kein Orchester vorstellen, das Schostakowitschs Vierte besser darbieten kann als MusicAeterna.
Schon das 7-minütige Vorspiel mit der Toccata für Orchester von Marko Nikodijević war in Mark und Blut gegangen. Die Toccata ist wie Currentzis: sehr impulsiv, sehr laut, sehr effektvoll, ein bisschen verrückt. Nach der Aufführung springt der junge Komponist auf die Bühne – die Männer umarmen sich herzlich.
Danach wird das Orchester für Schostakowitsch noch größer. Bis auf die Celli und Kontrabässe spielen alle Musiker im Stehen. Die 4. Sinfonie dauert 60 Minuten. Bravi! Gute musikalische Leistungen werden nicht mit krummem Rücken auf einem Stuhl mit Lehne verbracht.
Teodor Currentzis, der neue Pult-Star mit griechisch-russischen Wurzeln, war indes der unbestrittene König des Abends. Er ist ein Dirigent, der tänzelt, der tanzt, der mit den Füßen trippelt. Er ist ein Taktgeber ohne Taktstock, der bei manchen Konzerten auch im wahrsten Sinne des Wortes in das Orchester hineingeht, den Pult verlässt und im Klangkörper weiterdirigiert – gerne mit weit ausladenden Armbewegungen, wenn es lauter werden soll.
Auch Pianissimi sind „Teo“ heilig: Hier hält er immer wieder den rechten Zeigefinger vor die Lippen und weist die Musiker an, noch leiser zu spielen. Das Ergebnis ist dann ein wunderbar sanft-flirrender Klangteppich.
Dieser „Teo“ lebt Musik.
Er lehrt Musik.
Er liebt Musik.
Der Meister und seine Musiker ließen Schostakowitsch mit diesem Meisterwerk rocken. Teo hat diesem Klangkörper den Magiefaktor eingehaucht.
Ein zweifelsohne großer Abend, ich schließe mich der Currentzis-Analyse des klassik-begeistert-Autoren Ulrich Poser an: „Dieser Rockstar unter den Dirigenten ist anders als andere Dirigenten. Zum einen sieht er aus wie ein Mitglied der Band The Cure; groß, schlank, in Schwarz gekleidet und mit einer unkonventionell-modernen Frisur. Er dirigiert zielgerichtet unter großem körperlichen Einsatz, der gelegentlich an die untauglichen Flugversuche eines schwarzen Schwanenkükens erinnert. Das ist ebenso sehenswert wie die einstudierte und choreographierte gemeinsame Verbeugungszeremonie am Schluss. Dirigent und Orchester präsentieren sich auch insoweit als künstlerisches Gemeinschaftsprojekt, das an einem Strang zieht. Bravo!“
Andreas Schmidt, 29. November 2021,
für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Teodor Currentzis fasziniert, elektrisiert, polarisiert: So erlebten Autoren von klassik-begeistert.de den meistdiskutierten Taktgeber der 2020ger Jahre:
Jürgen Pathy
Bei den Salzburger Festspielen wurde Teodor Currentzis überwiegend gefeiert. Gemeinsam mit Romeo Castellucci hat der Stardirigent eine Neuproduktion von Mozarts „Don Giovanni“ auf die Bühne gebracht.
Dass die Art und Weise, wie der exzentrische Pultstar sich in Szene setzt, polarisiert, ist nachvollziehbar. Seine an Séancen erinnernden Auftritte, die Currentzis und sein Gefolge zu später Stunde in Gotteshäusern zelebrieren, gleichen einem Ritual. Ebenso die standesgemäße Inszenierung seiner eigenen Person, die der großgewachsene, fast immer in schwarz gehüllte Currentzis bis aufs Äußerste treibt. Glaubt man seinen Musikern, alles im Dienste der Musik. Dass man das nicht allerorts gutheißt, ist verständlich.
Herbert Hiess
Currentzis ist ja von Haus aus als Analytiker mit Röntgenblick bekannt, der in jedem Takt die Kontrolle behalten will und bei dem kein Takt, keine Passage „unwichtig“ ist.
Und Chapeau, Chapeau vor dem Orchester: Wo soll man da anfangen und wo soll man da aufhören. Das Orchester ist ja schon geprägt durch so großartige Maestri wie Michael Gielen, Sir Neville Marriner und Sir Roger Norrington. Da konnte sich Maestro Currentzis in ein ordentlich gemachtes Bett legen. Und trotzdem gelang es ihm bisher, den Musikern seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. Egal, ob der Konzertmeister mit den kurzen, aber traumhaften Violinsoli oder der grandiose Paukist (und die ganze Schlagwerkgruppe), das hervorragende Blech und ganz besonders die junge Kontrabassistin mit dem traumhaft-sicheren „Frère Jacques“-Solo.
Man sollte Currentzis als das betrachten, was er ist. Nämlich als interessanten Einstudierer, Analytiker, hochbegabten Musiker und verbissenen Arbeiter. Und nicht als irgendeine von irgendwoher gesandte Gottheit.
Jürgen Pathy
Keiner hat die Dynamiken und Tempi derart ins Extrem getrieben. Keiner hat die Tempoverzögerungen und den Stillstand derart ausgekostet, wie der im Sternzeichen Fisch auf diese Erde entsandte Teodor Currentzis – vor allem im Schlusssatz, einem transzendentalen Adagio.
Dort offenbart das „Geschenk Gottes“ – so die Bedeutung des Namens Teodor – weshalb ihm zurzeit die halbe Klassikwelt zu Füßen liegt. Wenn der Grieche, dessen Bewegungen einem Tai-Chi-Meister gleichen, die Energien fließen lässt und im sechsfachen Piano den Übergang vom irdischen Leben ins himmlische Leben zelebriert, steht die Zeit still. Dann verschwimmen allmählich die Konturen zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Tod, zwischen Trauer und Erlösung.
Ulrich Poser
Teodor Currentzis und das SWR Symphonieorchester haben an diesem Abend einen Geniestreich vollbracht, dem man höchste Präzision, akkurates Timing, professionelles Zusammenspiel und einen betörend-schönen eigenständigen Orchesterklang bescheinigen kann. Das aus über 100 Musikern bestehende Orchester mit u.a. allein 10 Bassisten, 4 Schlagzeugern und einem Paukisten präsentierte Mahlers Abschiedswerk darüber hinaus in höchstem Maße dynamisch und schon allein deshalb mitreißend.
Und man stelle sich vor: Nach dem Verklingen des letzten hörbaren Tones vergingen über 60 Sekunden bis der frenetische Applaus einsetzte. Hat man so etwa je erlebt? Huldigte man hier dem Hohepriester Teodor Currentzis? War das irdisch?
Dieser Rockstar unter den Dirigenten ist anders als andere Dirigenten. Zum einen sieht er aus wie ein Mitglied der Band The Cure; groß, schlank, in Schwarz gekleidet und mit einer unkonventionell-modernen Frisur. Er dirigiert zielgerichtet unter großem körperlichen Einsatz, der gelegentlich an die untauglichen Flugversuche eines schwarzen Schwanenkükens erinnert. Das ist ebenso sehenswert wie die einstudierte und choreographierte gemeinsame Verbeugungszeremonie am Schluss. Dirigent und Orchester präsentieren sich auch insoweit als künstlerisches Gemeinschaftsprojekt, das an einem Strang zieht. Bravo!
Peter Sommeregger
Vom ersten Ton an ist der Gestaltungswille des Dirigenten spürbar, das einleitende Requiem entwickelt er langsam im Orchester aufblühend, um das folgende Dies irae mit einer Wucht zu musizieren, die für alle Beteiligten wie für das Publikum an die Grenzen des Machbaren und Erträglichen geht. Dabei spielt das Blech so sauber und gestochen scharf, der Dialog mit dem Chor und den Solisten funktioniert so makellos, dass allein die Präzision schon bewunderungswürdig ist.
Am Ende dauert es ganze zwei Minuten, ehe Currentzis durch das Senken der Arme den Weg für den frenetischen Schlussapplaus frei gibt. Man ist ihm dankbar für die Möglichkeit, diese Musik in sich ausschwingen zu lassen. Danach Jubel, Blumen und ehrliche, tiefe Begeisterung im Publikum.
Dr. Charles E. Ritterband
Man liebt ihn oder hasst ihn; verehrt ihn wie einen Messias der Musik, als Genie – oder verachtet ihn schnöde als überdurchschnittlich begabten Showman, als virtuosen Meister der musikalischen Effekte: Teodor Currentzis spaltet zweifellos die Geister. Aber die Sache ist ganz einfach: Wer ihn ablehnt, versucht keine Karte für Currentzis’ für Monate im Voraus ausverkauften Konzerte zu ergatten, steht nicht stundenlang Schlange. Und wer ihn mit glühenden Augen und heiß laufendem Gehör verehrt wie zur Zeit wohl keinen lebenden Dirigenten, der kommt in die Konzerte – und applaudiert, jubelt, tobt.
Deshalb ist ein Currentzis-Auftritt jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis – nicht nur wegen der musikalischen Höhenflüge (die auch mich, ich gebe es hemmungslos zu, total begeistern), sondern auch wegen der elektrisierenden Atmosphäre im völlig ausverkauften Großen Saal des Wiener Konzerthauses mit seinen 1865 Plätzen, der kollektiven Beglückung der Jünger und Verehrer, dem mitreißenden Jubel des Publikums, der einem das gerechtfertigte Gefühl gibt, einen wirklich außergewöhnlichen Abend erlebt zu haben. Dies noch dazu in einem der beiden schönsten Konzertsäle der Musikhauptstadt Wien – im prachtvollen Jugendstilgebäude des Konzerthauses.
Herbert Hiess
Insgesamt war es eine mehr als beachtenswerte Aufführung, und Currentzis hat sich als außergewöhnlicher Spitzenmann präsentiert. Wenn manche Beobachter ihn aber „als Erlöser der Musik“ apostrophieren, ist das so falsch wie kindisch zu gleich. Man sollte die rosarote Brille entfernen und die Person und ihre Leistung mit den Augen der Vernunft betrachten.
Currentzis ist außergewöhnlich und interessant – jedoch nicht einzigartig. Aber in heutigen Zeiten muss man wahrscheinlich froh sein, eine solche Person erleben zu können.
von Leon Battran
Dieser Applaus spricht für sich. Ehrfürchtiges Schweigen? Nicht hier und heute. Schostakowitschs „Leningrader“ Sinfonie ist gerade mit einem überwältigend gedehnten Schlussklang verklungen, da bricht sich die Begeisterung schon Bahn und das Publikum in der Elbphilharmonie feiert ein weiteres Highlight-Konzert mit Teodor Currentzis und dem SWR Symphonieorchester. Standing Ovations selbstredend inklusive.
Er ist ein Erfolgsgarant. Teodor Currentzis begeistert nicht erst seit gestern sowohl Massen als auch Kenner mit seiner unkonventionellen Art und seinen stets höchst ambitionierten Interpretationen von Klassikern. Das Außerordentliche scheint der griechisch-russische Dirigent zu seinem Standard zu machen. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen.
Dr. Holger Voigt
Minutenlange Stille und Unbeweglichkeit – eine fast wie eingefroren wirkende Kulisse. Einige Besucher konnten es nicht aushalten und wagten es zu klatschen, wurden aber niedergezischt. Erst als sich Currentzis, der große Klangmagier aus dem Ural, entspannte, brach frenetischer Beifall aus. Minutenlange Standing Ovations in alle vier Richtungen (Currentzis hat die Elbphilharmonie verstanden!). Fast wie beim Fußball in der jeweiligen Fankurve nahmen er, Solisten, Orchester und Chor ihren wohlverdienten Applaus entgegen – mit choreografisch perfekten Verbeugungen. Die Elbphilharmonie ist bis zum Dach beseelt, und ein großartiges Konzert schreibt Geschichte.
Peter Sommeregger
Nach der Pause wird die 4. Symphonie vom Orchester stehend gespielt, eine Idee, mit der Currentzis einmal mehr seine Exzentrik beweist. Es ist schwer zu beurteilen, welchen Einfluss diese Besonderheit auf die Qualität der Darbietung hat, in diesem Fall kann man aber von einer exemplarischen Interpretation sprechen. Schon der Schellenklang der ersten Takte lässt den Hörer tief in die Klangwelt von Mahlers Wunderhorn-Kompositionen eintauchen, deren krönenden Abschluss sie darstellt. Der Dirigent hat sich mit MusicAeterna im sibirischen Perm ein großartiges eigenes Orchester geschaffen, das inzwischen auch international gastiert. Currentzis schwelgt im Wohlklang, setzt aber auch immer wieder schroffe Akzente, so extrem ausmusiziert wie den dritten Satz hat man diese Symphonie kaum jemals gehört.
Leon Battran
Die Erwartungen sind hoch, wenn sich ein echter Shootingstar am Pult die Ehre gibt. Teodor Currentzis, Aufmischer der Klassikwelt, möchte in der Elbphilharmonie einen Opernklassiker wiederbeleben: Verdis La traviata. Und wie kaum ein anderer erobert er die Herzen der Zuhörer im Sturm mit einer konzertanten Aufführung, die mehr Esprit und Glanz hat als so manche Operninszenierung. Sogar wer die Traviata von Giuseppe Verdi schon in- und auswendig zu kennen glaubt, mag sich von Currentzis noch überraschen lassen.
Er ist der Popstar unter den Klassikinterpreten. Nicht erst seit seinem Debüt bei den Salzburger Festspielen im letzten Jahr macht der griechisch-russische Dirigent von sich reden (…).
Auf tritt der Maestro in der für ihn typischen Arbeitskleidung: Skinny Jeans, ein Hemd ohne Kragen, alles in konventionellem Schwarz gehalten – mit Ausnahme der leuchtend roten Schuhbänder, mit denen seine Springerstiefel verschnürt sind. Auch die Spieler im Orchester sind dynamisch aufgestellt; wer nicht seines Instrumentes wegen verhindert ist, der steht.
Und je länger man Currentzis zusieht und zuhört, umso mehr wird klar: Der vermeintliche Klassikrebell ist in erster Linie ein sehr versierter Klassikversteher, der genau weiß, was er tut und was er will. Er liebt das Risiko und fährt meistens gut damit.
Jürgen Pathy
Nein – Zeus ist er keiner, sonst hätte der gebürtige Grieche bereits nach der kurzen Zusammenarbeit mit dem SWR Symphonieorchester dessen Schwächen bei den Trompeten, Hörnern und der teilweise fehlenden Homogenität des Klangkörpers mit einem Wink hinweggefegt. Großes Lob gebührt dem Herrn an der Solo-Posaune, der dem Blech cremig-weiche Klänge zu entlocken vermag. Aber jeder, der auf etwas Lebenserfahrung und Menschenkenntnis zurückgreifen kann, erkennt die menschlichen Stärken des charismatischen Ausnahmekünstlers: Teodor Currentzis ist authentisch und ehrlich – er ist kein Prometheus aus der Unterwelt, kein narzisstischer Blender, wie er von einigen Kritikern gesehen wird. Currentzis ist ein akribischer Arbeiter mit einer glasklaren Vision.
Diese Visionen bündeln sich an diesem Abend in der pathetischen Weihe des Schlusssatzes zu einem herzergreifenden Ereignis. In diesem innigen Adagio vereint der feinfühlige Philosoph Currentzis seine Stärken, offenbart das Weiße zwischen den Notenzeilen, lässt mit wohlüberlegten Tempi-Wechseln der Musik den schmerzenden Freiraum, um sich um jede Zelle des erstarrten Körpers zu wickeln – rundherum drückt es den Gästen die Tränen in die Augen.
Selbst überzeugten Atheisten widerfährt in diesen erschütternden Momenten die Unendlichkeit des Universums und das Göttliche – nicht in Currentzis, sondern in der Liebe und der Kunst!
Sebastian Koik
Es ist eine Darbietung voller Schwung und Esprit, von mitreißender Spannung und von einer gewaltigen, höchst ansteckenden und die Zuhörer flutenden Energie.
Ricarda Ott
Die Beteiligten agierten mit herausragender Hingabe. Und die kommt eindeutig von einem, nämlich von Teodor Currentzis, der wie ein Dynamo alles zum Strahlen bringt. Sein Dirigat ist gnadenlos reduziert, er hält alle Beteiligten an einer kurzen Leine. Dadurch werden immense Dynamiken frei.
Antonia Tremmel-Scheinost
Wunderbar war auch die durchgehend konzentrierte Stille im Publikum – keine einzige elektronische Apparatur piepte oder läutete, ein Seltenheitswert!
Am Ende des Abends hagelte es für den Ekstatiker samt Gefolge Begeisterungsstürme und Blumenschauer. Die Semana Santa, die heilige Woche von Palmsonntag bis Ostersonntag, mit ihrem Gedächtnis an Leiden, Tod und Auferstehung hätte man kaum schöner eröffnen und zelebrieren können.
Nach dem Konzert darauf angesprochen wie es um seine Mission stehe, die klassische Musik zu retten, sagte Currentzis zu klassik-begeistert.at: „Das liegt in Ihrem Ermessen. Ich kann zum Glück ehrliche und gütige Menschen, die ihr Leben dieser Aufgabe widmen, meine Freunde nennen. Nur wer wirklich dem Geist der Musik dient, ohne an Geld oder Ruhm zu denken, wird Schönheit und Wahrheit finden.“ Abschließend raunte er noch mit einer baritonal-weichen Stimme, sein Ideal wäre ein Zusammenleben mit Gleichgesinnten (wie MusicAeterna) in einem Kloster oder Dörfchen.