Manfred Honeck © Todd Rosenberg
Auditorium Grafenegg, 22. August 2022
Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6. In h-moll op. 64
Gautier Capuçon, Violoncello
Pittsburgh Symphony Orchestra
Manfred Honeck, Dirigent
von Herbert Hiess
Manfred Honeck ist ja mittlerweile so eine Art weltbekannter Dirigent und wird bei Spitzenorchestern herumgereicht wie eine Art Wanderpokal. Er war früher Bratschist bei den Wiener Philharmonikern und beim Wiener Staatsopernorchester und hatte Gelegenheit, die Schlüsselwerke der musikalischen Weltliteratur mit allen Stardirigenten zu spielen.
Dann war er Assistent von Claudio Abbado und dirigierte 1988 in einem Konzert mit ihm Dvořáks 8. Symphonie – mit eher mittelmäßigem Erfolg. Jahre später verstörte er mit seinem amerikanischen Orchester mit einer horriblen 7. Beethoven.
Das aktuelle Konzert begann mit Dvořáks Cellokonzert, das der Meistercellist Capuçon geradezu unvergleichlich zelebrierte. Offenbar gibt’s für den Magier am Cello keinerlei technische Herausforderungen, keine Schwierigkeiten. Mit seinem traumhaften Instrument verzauberte er das Publikum mit Goldtönen, subtilsten Pianissimi und dann wieder mit harschem Zugriff und traumhaften Doppelgriffen.
Schon der Seitensatz im ersten Satz deutete an, dass diese Aufführung ein singuläres Ereignis wird. Da bewiesen auch Honeck und das Pittsburgh Orchester, dass sie zur ersten Garnitur gehören. Das Hornsolo bei diesem Seitensatz erzeugt jetzt noch Gänsehaut – das Zusammenspiel mit dem Solisten war einfach unvergesslich.
Auch die Streicher und die Holzbläser schufen im Adagio eine wunderbare „böhmische“ Atmosphäre – das Idiom des österreichischen Nachbarlandes wurde hier perfekt getroffen. Leider verunsicherte Honeck mit etwas unlogischen Temporückungen und verhetzte wie so oft den Schluss.
Aber Capuçon war der Riesenapplaus sicher; bescheiden wie immer bedankte er sich dafür und gab als Zugabe Prokofievs „The walk of a small soldiers“ – einen fast fröhlichen Marsch, der mit kantigen Pizzicati begann.
Was sich bei Dvořák andeutete, wurde bei Tschaikowsky bittere Realität; Honeck erzeugte stellenweise eine phantastische Atmosphäre (vor allem mit dem Hornsolo bei Beginn des zweiten Satzes). Leider machten die oft unlogischen Temporückungen eher Unruhe und das ansonsten souveräne Blech (Trompeten, Posaunen, Tuba) spielte oft schon über der Schmerzgrenze.
Wie oben erwähnt, Manfred Honeck spielte dieses Werk schon unter allen möglichen Stardirigenten – daher mag es verwundern, dass er nicht doch mehr Interpretationsansätze mitgenommen hat. Es gab natürlich ob des furiosen und knalligen Endes einen Bombenapplaus und zwei Zugaben (Tschaikovskys: Panorama und Khatchaturians: Galopp) führten zu einem applausträchtigen Ende.
Schade trotzdem, dass es nach dem wirklich guten Beginn dann doch wieder ein eigentümliches Ende gab. Aber wie heißt es so schön: „De gustibus non est disputandum“!
Herbert Hiess, 22. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Tonkünstler Orchester Niederösterreich, Fabio Luisi, Bruch/Bruckner, Grafenegg, 19. August 2022
Ludwig van Beethoven, Fidelio, konzertante Aufführung Wolkenturm, Grafenegg, 13. August 2022