Rising Stars 53: Emily Pogorelc, Sopran – ihr Debüt an der Met begeistert jetzt auch im Kino

Rising Stars 53: Emily Pogorelc, Sopran – ihr Debüt an der Met begeistert jetzt auch im Kino  klassik-begeistert.de, 15. April 2024

EmilyPogorelc © Kyle Flubacker

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

Am 20. April 2024 wird wieder eine Produktion der Metropolitan Oper New York weltweit in die Kinos übertragen: La rondine von Giacomo Puccini. Dieses Werk wurde im Auftrag eines Operettentheaters in Wien komponiert und kam den Wünschen des dortigen Publikums entgegen, das zwei Liebespaare auf der Bühne sehen wollte. So gibt es neben der Hauptrolle der Magda noch die Soubrette, das Dienstmädchen, das auch sein eigenes Liebesleben und damit einiges zu singen hat. Diese Rolle hat die Met der 27-jährigen Emily Pogorelc anvertraut, die damit ihr Hausdebüt gibt. Die Premiere und einige Folgevorstellungen haben schon stattgefunden und ihre Lisette hat bereits sehr lobende Worte etlicher Rezensenten geerntet.

Die Gelegenheit, an der Met schon in so jungen Jahren eine bedeutende Rolle darzustellen, ist das Ergebnis einer zielstrebigen Entwicklung von Kindheit an. 1996 wurde Emily Pogorelc nahe Milwaukee, Wisconsin, als Tochter einer Sängerin geboren, die bald ihr Talent erkannte und förderte. Sie erhielt schon früh Gesangsunterricht und trat ab dem Alter von neun Jahren bei Schulaufführungen auf. Schon während ihrer Zeit an der High School, aus der sich in YouTube auch einige beeindruckende Talentproben finden, nahm sie an Förderprogrammen teil und gewann Preise in ihrer Altersklasse.

Emily Pogorelc | Voice | 2014 National YoungArts Week

Hört man eine 17-jährige so schön und sicher singen, überrascht es nicht, dass auch ihr Studium in Philadelphia am Curtis Institute of Music gut voranging und sie dort 2018 ihren Abschuss erlangte. Währenddessen hatte sie bereits Erfahrung in Opernproduktionen, etwa als Musetta in La Bohème und als Barbarina in Le nozze di Figaro, sowie als Konzertsolistin gesammelt. Noch vor dem Ende ihres Studiums debütierte sie in der anspruchsvollen Rolle der Cunegonde in Leonard Bernsteins Candide an der Washington National Opera.

Von 2018 bis 2020 war sie Mitglied des Ryan Opera Center der Lyric Opera of Chicago. Dies entspricht den Opernstudios deutschsprachiger Bühnen und bietet ausgewählten Talenten ein intensives Training einschließlich Bühnenerfahrung in kleineren Rollen. Darüber hinaus beschäftigte sie sich in dieser Zeit intensiv mit Liedgesang, wovon man einiges auf ihrem YouTube-Kanal findet. Hier bewährten sich die Modulationsfähigkeit und Leichtigkeit ihrer silberhellen Stimme und ließen ihr überzeugende Interpretationen gelingen. Es kam also nicht von ungefähr, dass die Deutsche Grammophon sie in ihr Rising Stars Programm aufnahm und Videos von ihrem Liedgesang auf dem eigenen YouTube-Kanal veröffentlichte.

https://www.youtube.com/watch?v=rI1a_vD8ZYI

Emily Pogorelc & Chris Reynolds – Fauré: La bonne chanson, Op. 61: No. 9, L’hiver a cessé

Zur Spielzeit 2020/21 trat sie an der Bayerischen Staatsoper ein festes Engagement an und fand so einen sicheren Hafen während der Coronakrise. Dass viele der prominenten Gäste, die sonst die Besetzungslisten dieses Hauses anführen, nicht reisen durften, half den jungen Ensemblemitgliedern beim schnellen Einstieg in große Rollen. Zwar fielen ihre geplanten Debüts als Marzelline in Fidelio und als Nannetta in Falstaff dem Lockdown zum Opfer, doch ansonsten konnte sie sich in anspruchsvollen Aufgaben bewähren. Sie stellte dort die Sofia in Il signor Bruschino, Musetta (La Bohème), Gretel (Hänsel und Gretel), Sœur Constance (Dialogues des Carmélites), Adina (L’elisir d’amore) Ilia (Idomeneo) und Pamina (Die Zauberflöte) dar. Hinzu kam Anfang 2024 noch die Titelrolle von Lucia di Lammermoor, in der sie für eine erkrankte Kollegin einsprang.

Arie und Szene der Gretel (Wo bin ich?), Emily Pogorelc und Tara Erraught, Bayerische Staatsoper, 2020

Der 3. Preis bei Plácido Domingos Operalia-Wettbewerb 2021 brachte auch internationale Beachtung. Folgerichtig ergaben sich ab 2023 Engagements an anderen bedeutenden Häusern. So stellte sie sich an der Semperoper Dresden als Amina in La sonnambula[2] und an der Königlichen Oper (Kopenhagen) als Servilia in La clemenza di Tito vor und ist nun aktuell, wie oben erwähnt, an der Metropolitan Opera als Lisette in La rondine zu Gast. Das Ensemble der Bayerischen Staatsoper wird sie mit Ablauf dieser Spielzeit verlassen.

Es locken nun Engagements in der weiten Welt, so in Kürze als Cleopatra in Giulio Cesare in Egitto in Saint Louis, als Servilia in La clemenza di Tito in Aix-en-Provence, sowie weitere Aufgaben wie die Musetta an der Met und in Dallas. Doch auch in Deutschland wird sie weiterhin wirken, etwa wenn sie zu Beginn des kommenden Jahres an der Semperoper Dresden ihr Rollendebüt als Violetta in La traviata gibt. Ganz gewiss wird man noch viel von ihr hören!

Dr. Lorenz Kerscher, 15. April, 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

https://www.youtube.com/watch?v=p4x2K9ta3ak

Operalia, The World Opera Competition 2021 – Emily Pogorelc (3rd Prize)

Weiterführende Information:

Biografisch sortierte Playlist in YouTube

Offizielle Webseite

Agenturprofil bei Centre Stage Artists Management

Emily Pogorelc in Wikipedia

Dr. Lorenz Kerscher
„Musik ist Beziehungssache,“ so lautet mein Credo. Deshalb bin ich auch als Chorsänger aktiv und treffe mich gerne mit Freunden zur Hausmusik. Eine neue Dimension der Gemeinsamkeit eröffnet sich durch die Präsenz vieler, vor allem junger Künstler im Internet, wo man Interessantes über ihre Entwicklung erfährt, Anregungen zur Entdeckung von musikalischem Neuland bekommt und auch in persönlichen Kontakt treten kann. Man ist dann kein Fremder mehr, wenn man ihnen als Autogrammjäger begegnet oder sie sogar bei einem Konzertbesuch im Publikum trifft. Das ist eine schöne Basis, um mit Begeisterung die Karrieren vielversprechender Nachwuchskünstler mitzuerleben und bei Gelegenheit auch durch Publikationen zu unterstützen.“

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