Rising Stars 50: Eva Zalenga, Sopran – die Liebe zum Gesang begann mit Störung des Unterrichts

Rising Stars 50: Eva Zalenga, Sopran – die Liebe zum Gesang begann mit Störung des Unterrichts  klassik-begeistert.de, 25. Januar 2024

Eva Zalenga © Laura Zalenga

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

Die bulgarische Pianistin Doriana Tchakarova, die schon Rising Stars wie Konstantin Krimmel und Carolina López Moreno bei ihrem Karrierestart sehr wirkungsvoll unterstützt hat, schickte mir ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk. Es ist das Debütalbum der Sopranistin Eva Zalenga „In Relations“ mit offiziellem Erscheinungsdatum im Januar 2024. Sofort erinnerte ich mich, dass ich die junge Künstlerin schon in einigen Videos von ihren Wettbewerbserfolgen gesehen und einen sehr positiven Eindruck von ihrer traumwandlerisch koloratursicheren Gesangskunst gewonnen hatte.

https://www.youtube.com/watch?v=uQl-2SUGHGU
( Eva Zalenga – Rossini: Il turco in Italia – „Non si dà follia maggiore“ (SWR Junge Opernstars 2023) (ab Minute 30:15 )

Die 1994 in Biberach an der Riß geborene Eva Zalenga sang schon als Kind begeistert mit, wenn ihre Eltern Opernaufnahmen hörten. Nach ihrer Einschulung fiel sie gleich aus dem Rahmen, indem sie andauernd hohe Töne summte. Um dieser Störung des Unterrichts abzuhelfen, bestellte die Lehrerin ihre Eltern ein und das Ergebnis war, dass das Kind zum Gesangsunterricht geschickt wurde. Vor Freude hüpfend eilte sie zur ersten Unterrichtstunde, wie sie später im Interview zu Protokoll gab.

Und die Begeisterung hielt an. Am Gymnasium entschied sie sich für die Vertiefungsrichtung Musik und mit 16 Jahren war ihr klar, dass sie mehr erreichen wollte als nur Spaß am Singen zu haben, und sie wechselte den Lehrer. So wurde sie auf die Aufnahmeprüfung für das Hochschulstudium vorbereitet, das sie 2012 in Dresden aufnahm. Von dort ist es nicht weit zu der wunderschön im Elbstandsteingebirge gelegenen Felsenbühne Rathen, wo sie 2016 als Papagena erste Bühnenerfahrung sammelte.

Diese Rolle und auch die Barbarina in Le nozze di Figaro stellte sie schon während ihres Studiums an der Staatsoperette Dresden dar. Für ihr Masterstudium ging sie nach Leipzig und schloss dieses 2019 ab. In der Spielzeit 2019/2020 war sie Ensemblemitglied am Theater St. Gallen, von 2021 bis 2023 dann am Theater Regensburg, wo sie ihren Einstand als Susanna in Le nozze di Figaro gab. Weitere Rollen an diesem Haus waren u.a. die Sophie in Werther (Massenet) und die Adele in Die Fledermaus.

Ihre bisherigen Rollen können dem Soubrettenfach zugeordnet werden, für das sie mit ihrer beweglichen Stimme und charmanten Bühnenpräsenz auch die allerbesten Voraussetzungen mitbringt. Ihr Timbre ist dazu passend jugendlich hell und doch substanzreich, rund, mit angenehm dezentem Vibrato und ohne Schärfe. Das legt sie jedoch keinesfalls auf das Komödiantische fest und so bewährte sie sich am Ende ihrer Regensburger Zeit in Udo Zimmermanns Oper Weiße Rose als Sophie Scholl in der letzten Stunde vor der Hinrichtung.

Somit darf man also voraussetzen, dass sie auch der Psychologie tragischer Gestalten gerecht werden kann. Lucia di Lammermoor und Gilda könnten, so denke ich, durchaus künftige Rollen sein und über das Soubrettenfach hinausweisen. Das Interesse der Programmdirektoren hat sie gewiss auch mit ihren Wettbewerbserfolgen des Jahres 2023 geweckt: zunächst der vom Publikum in Landau vergebene Emmerich Smola Förderpreis und dann der von einer Jury aus Fachleuten verliehene und sehr angesehene Preis beim Deutschen Musikwettbewerb.

Nun legt Eva Zalenga mit ihrem neu erschienenen Debütalbum „In Relations“ eine Visitenkarte vor, mit der sie sich als engagierte Interpretin klassischer Lieder vorstellt. Darin zeigt sie eine Fähigkeit der Gestaltung in feinen Nuancen, die auch ihren künftigen Opernrollen zugute kommen wird. An ihrer Seite hat sie dabei Doriana Tchakarova, die für den Elan und die Erfahrung bekannt ist, mit der sie auch als Dozentin und offizielle Begleiterin bei vielen Wettbewerben junge Talente fördert und mit allen Feinheiten der Liedgestaltung vertraut macht. Dargeboten wird ein breites und abwechslungsreiches Spektrum deutschsprachiger romantischer Lieder, hiervon wird noch ausführlich zu berichten sein.

Immer wieder habe ich erlebt, dass Künstlerinnen und Künstler, die sich intensiv dem Kunstlied gewidmet haben, auch Opernrollen besonders bewegend und glaubwürdig darstellen konnten. Eva Zalenga zeigt in ihrem Album eine außergewöhnliche Kunstfertigkeit von Artikulation, Intonation, Phrasierung und Gestaltung, die am Ende den Eindruck von Leichtigkeit vermittelt. Und damit beweist sie genau die Stärken, um in ihrem derzeitigen Fach als Soubrette bzw. leichter lyrischer Sopran voranzukommen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie noch manche bedeutende Bühne erobern wird!

Hinweisen möchte ich zum Abschluss noch auf ein dreiviertelstündiges Liedprogramm von Eva Zalenga und Doriana Tchakarova, das 2021 aufgrund der Coronabeschränkungen vor leerem Haus dargeboten, aber in bester Videoqualität veröffentlicht wurde:

Dr. Lorenz Kerscher, 25. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Weiterführende Information:

Biografisch sortierte Playlist in YouTube

Offizielle Webseite

Eva Zalenga in Wikipedia

Dr. Lorenz Kerscher
„Musik ist Beziehungssache,“ so lautet mein Credo. Deshalb bin ich auch als Chorsänger aktiv und treffe mich gerne mit Freunden zur Hausmusik. Eine neue Dimension der Gemeinsamkeit eröffnet sich durch die Präsenz vieler, vor allem junger Künstler im Internet, wo man Interessantes über ihre Entwicklung erfährt, Anregungen zur Entdeckung von musikalischem Neuland bekommt und auch in persönlichen Kontakt treten kann. Man ist dann kein Fremder mehr, wenn man ihnen als Autogrammjäger begegnet oder sie sogar bei einem Konzertbesuch im Publikum trifft. Das ist eine schöne Basis, um mit Begeisterung die Karrieren vielversprechender Nachwuchskünstler mitzuerleben und bei Gelegenheit auch durch Publikationen zu unterstützen.“

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