klassik-begeistert-Autoren erklären die Magie des finnischen Jung-Stars Klaus Mäkelä

Royal Concertgebouw Orchestra, Klaus Mäkelä  Musikverein Wien, 8. Mai 2024 / Musikverein Festival: Courage!

Nach seinem Gala-Auftritt im Musikverein Wien: Wie klassik-begeistert-Autoren den finnischen Jung-Dirigenten Klaus Mäkelä sehen.

Musikverein Wien, 8. Mai 2024 / Musikverein Festival: Courage!

Royal Concertgebouw Orchestra
Klaus Mäkelä, Dirigent

Anton Bruckner (1814 – 1896), Symphonie Nr. 5 B-Dur

Photo: Kaupo Kikkas KB

von Andreas Schmidt

Die Bravi waren gewaltig. Das Gastspiel von Klaus Mäkelä und „seinem zukünftigen“ Royal Concertgebouw Orchestra aus Amsterdam geriet am Mittwochabend im Musikverein Wien zu einem Triumphzug für den 28 Jahre alten Finnen. Fast auswendig dirigierte Mäkelä Bruckners Meister-Sinfonie Nr. 5 und kitzelte aus seinem Klangkörper fast alle Bruckner’schen Klangfarben und Dynamiken meisterhaft heraus. Mahler 3 glückte „the wunderkind“ am Himmelfahrtsabend ebenfalls prächtig.

Oslo, Paris, Amsterdam, Chicago: Die Karriere dieses Mannes verschlägt Beobachtern den Atem. Wie sehen klassik-begeistert-Autoren den finnischen Jung-Meister?

Es ist, als hätte die Klassikwelt nur auf ihn gewartet. Der noch so junge Mann, Klaus Mäkelä, darf wohl als absolutes Wunderkind gelten, und ja, er vollbringt Wunder, und ist für den zweiten Tornado verantwortlich, den er mit den Osloern auslöst, die heute Abend Glanzvolles leisten, in Spiel und Interpretation, unter Mäkelä ohne Makel, und dann die berechtigte Frage: wie macht der Junge das bloß?

Harald N. Stazol aus der Elbphilharmonie Hamburg

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Harte Einsatz-Anweisungen der Streicher peitschte Mäkelä geradezu in den Klangkörper, der in jähen Ausbrüchen mit eindrucksvollen Tutti und Trommel-Akzenten den immer wieder ruhigeren Fluss unterbrach.

Mäkelä und das Oslo Philharmonic malten diese zauberhafte Ton-Bilderwelt mit aller Delikatesse und Opulenz – sei es in zarten Miniaturen oder großformatigen Gemälden, je nach Stimmung und Orchestrierung.

Dr. Andreas Ströbl aus der Elbphilharmonie, Hamburg

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Das war ein einziger Klangzauber, den wir da hörten, die Harfen wie Wind über den Wellen, das Meer lebte, wogte, rauschte.

Dr. Brian Cooper aus dem Konzerthaus Dortmund

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Wenn man das Debüt eines 27-jährigen Dirigenten bei den Berliner Philharmonikern als überfällig bezeichnet, sagt das viel über diesen Künstler aus.

Am Ende nicht nur jubelnder, sondern johlender Applaus, ein wenig in Fußballplatz-Manier, auch das vielleicht eine Generationenfrage.

Peter Sommeregger aus der Philharmonie Berlin

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Klaus Mäkelä muss längst nicht mehr vorgestellt werden. Wie alle sehr jungen Talente muss auch der 27-Jährige viel negative Kritik ertragen, die zum Teil einfach nur gemein ist. Manche nehmen den Nachnamen offenbar wörtlich und mäkeln, dass sich die Balken biegen. Allerdings überwiegen die hymnischen Lobpreisungen, und auch ich bin bisher beeindruckt bis hingerissen von den etwa zehn Konzerten, die ich mit ihm erlebt habe.

Dr. Brian Cooper aus der Philharmonie Berlin

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Regelrecht superb gelang dem Finnen das Allegro con grazia, das tänzerische Leichtigkeit, Elastizität und Eleganz verströmte. Dass dieser zweite Satz  wunderbar grazil und delikat anmutete, verdankte sich auch des moderaten, gut gewählten Tempos. Andere Jungspunde nehmen das gerne mal zu schnell, bei Mäkelä erschien es goldrichtig.

Kirsten Liese aus der Philharmonie Berlin

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Wer diesen scheinbar furchtlos begeisternden Ausnahme-Dirigenten noch nicht gehört hat, sollte dies schnellstmöglich nachholen und nicht die Gesamtheit seiner erwartungsgemäß bevorstehen 70-jährigen Karriere abwarten. So eine kraftvolle, energetisch mitreißende Klangkunst hat die Musikwelt schon ganz lange nicht mehr gehört!

Johannes Karl Fischer aus der Elbphilharmonie Hamburg

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In seiner dritten Osloer Saison hat Klaus Mäkelä mit seiner ersten CD-Produktion alle sieben Sinfonien von Jean Sibelius eingespielt. Ich kenne sie noch nicht, aber im Livekonzert klingt das Orchester warm, es hat hervorragende Solisten, und es klingt auch im Kollektiv überwältigend. Die pizzicati der achtköpfigen Bassriege zu Beginn des zweiten Satzes beispielsweise kann man nicht perfekter spielen.

Dr. Brian Cooper aus dem Konzerthaus Dortmund

Andreas Schmidt, 10. Mai 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Orchestre de Paris, Klaus Mäkelä, Dirigent, Mark Andre und Gustav Mahler Elbphilharmonie Hamburg, 19. März 2023

Berliner Philharmoniker, Klaus Mäkelä, Dirigent, Schostakowitsch und Tschaikowsky Philharmonie Berlin, 22. April 2023

Klaus Mäkelä, Dirigent, Truls Mørk, Violoncello Oslo Philharmonic Elbphilharmonie, 1. Februar 2024

Yuja Wang, Koninklijk Concertgebouworkest, Klaus Mäkelä, Dirigent Konzerthaus Dortmund, 26. September 2023

 

 

2 Gedanken zu „Royal Concertgebouw Orchestra, Klaus Mäkelä
Musikverein Wien, 8. Mai 2024 / Musikverein Festival: Courage!“

  1. Einmal ist keinmal. Bislang nur mit Tschaikowskys „Pathétique“ erlebt. Aufgrund dieser Begegnung mit Mäkelä könnte ich den Überschwang nicht teilen.

    Jürgen Pathy

    1. Lieber Jürgen,
      da bin ich ganz bei Dir: Auf Tschaikowski versteht sich Mäkelä (noch) nicht. In dem einen Debüt-Konzert mit den Berliner Philharmonikern, das ich mit ihm hörte, tönte die Pathétique völlig entseelt. Der Schostakowitsch war achtbar, aber auch einfacher. Zu viele Spitzenjobs in jungen Jahren sehe ich durchaus skeptisch. Mäkelä sollte erstmal noch an sich arbeiten und wachsen. Das wäre besser, als irgendwann die Notbremse zu ziehen.
      Viele Grüße
      Kirsten

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