Sommereggers Klassikwelt 77: Kirill Kondrashin zum 40. Todestag          

Sommereggers Klassikwelt 77: Kirill Kondrashin zum 40. Todestag   klassik-begeistert.de       

von Peter Sommeregger

Die Karriere des Dirigenten Kirill Kondrashin, der 1914 in Moskau geboren wurde, fand lange Zeit ausschließlich in der Sowjetunion statt. Der Sohn eines Musiker-Ehepaares durchlief die klassischen Stationen eines Musiker-Lebens. Nach Studien bei Nikolaj Tschulajew in den Fächern Klavier und Musiktheorie debütierte er bereits 1931 als Dirigent am Stanislawskij-Newirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau. Nach diesem Debüt beschließt er, sich zum professionellen Dirigenten ausbilden zu lassen.

Am Moskauer Konservatorium studiert er von 1932-1936 bei Alexander W. Gauk und Boris J. Chajkin. Schon während seines Studiums wird er als Chef-Assistent an das Stanislawskij-Newirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau berufen. Beim ersten sowjetischen Dirigenten-Wettbewerb bekommt er 1938 einen Ehrenpreis. Im gleichen Jahr ernennt man ihn zum 1. Kapellmeister am Maly-Operntheater in Leningrad, diese Position behält er bis 1943. Anschließend wird er an das Bolschoi-Theater in Moskau verpflichtet, wo er dreizehn Jahre lang dirigiert und in der dortigen Hierarchie beständig aufsteigt. Neben seiner Dirigier-Tätigkeit inszeniert er auch mehrere Opern selbst.

Im Jahr 1956 ernennt man ihn zu einem der Chefdirigenten der Moskauer Philharmoniker, darüber hinaus steht er auch zunehmend bei anderen sowjetischen Orchestern am Pult. Ab 1960 und bis 1976 ist er als künstlerischer Leiter des Moskauer Orchesters tätig. In dieser Zeit beginnt er behutsam, mit dem Orchester auch das westliche Repertoire zu erarbeiten. In zunehmendem Maße konzertiert Kondrashin nun auch mit Orchestern außerhalb seiner sowjetischen Heimat. In Moskau wird er 1976 zum Professor am dortigen Konservatorium ernannt.

Während einer Holland-Tournee der Moskauer Philharmoniker bittet Kondrashin 1979 überraschend in Holland um politisches Asyl und kehrt nicht mehr in die Sowjetunion zurück. Spontan wählt ihn das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester zum zweiten Chefdirigenten neben Bernard Haitink. Seine westliche Karriere nimmt an Fahrt auf, 1981 wählt ihn das renommierte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu seinem neuen Chefdirigenten. Ehe Kondrashin dieses Amt antreten kann, stirbt er völlig überraschend am 7. März 1981 nach einem Konzert in Amsterdam, in dem er Gustav Mahlers 1. Symphonie dirigiert hatte.

Als Dirigent setzte sich Kondrashin besonders für seinen persönlichen Freund Dmitri Schostakowitsch ein, er leitete u.a. die Uraufführungen von dessen 4., 12. und 13. Symphonie, sowie des zweiten Violinkonzerts. Seine Gesamteinspielung der Symphonien Schostakowitschs gelten bis heute als Referenzaufnahmen. Für das sowjetische Label Melodia entstanden zahlreiche Aufnahmen, die nach und nach inzwischen auch ihren Weg auf CD finden. In der Sowjetunion versuchte er auch erfolgreich, die Werke Gustav Mahlers durchzusetzen, seine Mahler-Aufnahmen erwarben Kult-Status und trugen ihm 1974 auch die Auszeichnung mit der goldenen Gustav-Mahler-Medaille ein. Sein letztes Konzert, das er in Amsterdam am Tag nach seinem 67. Geburtstag und unmittelbar vor seinem Tod gab, galt Gustav Mahlers 1. Symphonie, es ist auf Tonträgern erhalten.

Man kann nur spekulieren, wie reichhaltig sich die Karriere Kondrashins im Westen weiter entwickelt hätte, sein vorzeitiger Tod war in jedem Fall ein großer Verlust für die Musikwelt.

Peter Sommeregger, 2. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Peter Sommeregger

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.

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