Theater Lübeck © Olaf Malzahn
Kommen Sie zahlreich nach Lübeck, in eine musikalische Saison voller Emotionen – hier spielt die Musik!!
Die Spielzeit 2023/24 in Lübeck – Oper und Konzert
von Dr. Regina Ströbl
Mit den Worten der Titelzeile von Lübecks Operndirektor und GMD Stefan Vladar ist das musikalische Programm der neuen Saison, vorgestellt am Freitag, 28. April in Lübeck, klar umschrieben. Die Einbußen durch Corona konnten abgefedert werden und das Publikum, an vielen Bühnen noch zurückhaltend und zögerlich, strömt längst wieder in das Haus in der Beckergrube bzw. in die Musik- und Kongresshalle. Diese Treue wird mit diversen Neuinszenierungen wunderbarer Opern, großer Orchestermusik und etlichen Gästen, darunter Weltstars belohnt.
Eröffnet wird die Spielzeit am 2. September 2023 mit Tschaikowskys „Eugen Onegin“. Die Titelrolle übernimmt mit Jacob Scharfmann ein junger Bariton des hauseigenen Ensembles. Wer ihn in der vergangenen Spielzeit als Heerrufer im „Lohengrin“ oder als Graf in „Figaros Hochzeit“ erlebt hat, darf sich auf seine Interpretation des Onegins freuen. Der kleine Strauss-Zyklus, in der sich zu Ende neigenden Spielzeit mit einer hochspannenden „Salome“ begonnen, wird mit „Elektra“ fortgesetzt und hier konnte mit Brigitte Fassbaender nicht nur eine der größten Mezzosopranistinnen, sondern auch eine überaus erfahrene Regisseurin gewonnen werden. Auf die aufregende Inszenierung muss man leider noch bis zum 27. Januar 2024 warten. Die Zeit dahin wird u.a. durch Gounods Faust überbrückt, aber auch durch das Musical „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim, einem „der kuriosesten, lustigsten, schwärzesten, grauenvollsten und skurrilsten Theaterwerke, die es gibt“, so Vladar.
Ein weiteres Highlight verspricht Donizettis „Regimentstochter“ zu werden, eine Rolle auf den Leib von Ensemblemitglied Andrea Stadel geschrieben, die ihr großes komödiantisches Talent zuletzt als Adele in der „Fledermaus“, Susanna in „Figaros Hochzeit“ und als Miss Wordsworth in „Albert Herring“ bewies. Die große Angela Denoke wird schließlich mit „La Bohème“ von Giacomo Puccini die letzte Premiere der Spielzeit auf die Bühne bringen. Bei den Wiederaufnahmen kann man die großartige „Fledermaus“, die ebenso amüsante „Hochzeit des Figaro“ sowie den noch bevorstehenden „Simon Boccanegra“, Premiere am 10. Mai, und natürlich „Hänsel und Gretel“ genießen. Wer diese Aufführungen noch nicht gesehen hat, dem seien sie dringend empfohlen.
Großen Erfolg hatte Steffen Kubach mit seinen Abenden „Ranzlichter aus“ von Knut Winkmann, einem „Gesamtkunstwerk aus absurdem Theater, musikalischer Revue und menschlicher Tragödie“. Mit einer Uraufführung des bewährten Teams, das Jens Ketelsen (Musik) ergänzt, einer „musikalischen Irrfahrt mit Hindernissen“ mit Namen „Lapskaos“ wird diese Reihe weitergeführt.
Erfreulicherweise findet auch die Kooperation mit der Oper Kiel im Bereich Ballett nach der grandiosen Umsetzung von Oscar Wildes „Dorian Gray“ mit „Cinderella“ von Sergei Prokofjew eine Fortsetzung. Die Zahl der Gäste im Musiktheater ist überschaubar und so werden die jungen, begabten Mitglieder des Ensembles und des Opernstudios wie auch in der jetzt auslaufenden Saison ihre Chance sicher gut nutzen. Sie werden zusätzlich in zwei „Geschichten- und Liederabenden“, einem neuen Format, auf sich aufmerksam machen. Auch darauf darf man sehr gespannt sein!
Fünf der neuen Sinfoniekonzerte werden vom Hausorchester unter der Leitung des GMD gespielt werden, hier wird neben etwas Mozart vor allem Strauss, Mahler, Bruckner, Schostakowitsch, Bartók und auch Barber zu hören sein. Ein Höhepunkt ist dabei ganz sicher das 8. Symphoniekonzert im Juni 2024 mit Werken von Brahms, Ullmann und Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“, dargebracht von Klaus Maria Brandauer. Er reiht sich in die Riege hochkarätiger Gastsolisten wie Sabine Meyer, Viktoria Mullova und Niels Mönkemeyer ein, deren Konzerte auch von verschiedenen Gastdirigenten begleitet werden. Extrakonzerte wie ein Liederabend zum 150. Geburtstag von Sergei Rachmaninow mit Magda Amara, das Weihnachtskonzert am 25. Dezember sowie das überaus beliebte Neujahrskonzert Wiener Art runden das große Konzertangebot ab, zudem auch die Kinderkonzerte sowie die Klangbilderkonzerte, in Kooperation mit Lübecker Museen gehören.
Ganz besonders hinzuweisen ist auf die Kammermusikreihe, in der Mitglieder des Lübecker Orchesters in unterschiedlicher Zusammensetzung und an verschiedenen Orten in der Stadt außergewöhnliche Programme anbieten, weitab von jeglichem Mainstream und voller Entdeckungen. Oder könnten Sie spontan etwas von Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, Philipp Friedrich Böddecker, Jean Cras oder Dario Castello summen?
Kommen Sie zahlreich nach Lübeck, in eine musikalische Saison voller Emotionen – hier spielt die Musik!!
Dr. Regina Ströbl, 30- April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Vorschau: Giuseppe Verdis „Simon Boccanegra“ Theater Lübeck, 25. April 2023
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll Musik- und Kongresshalle Lübeck, 20. März 2023
Albert Herring. Komische Oper von Benjamin Britten Theater Lübeck, 10. März 2023 PREMIERE