Vielen Opernfreunden wird die griechische Mezzosopranistin Agnes Baltsa noch ein Begriff sein, es scheint noch gar nicht so lange, dass sie ihre große internationale Karriere beendet hat. Kaum zu glauben, dass sie jetzt bereits ihren 80. Geburtstag feiert!
von Peter Sommeregger
Zur Zeit ihrer Geburt, am 19. November 1944 auf der griechischen Insel Lefkas, konnte sich ihre Heimat gerade von der deutschen Besatzung befreien.
Zunächst studierte sie am Konservatorium in Athen Gesang, dank eines Maria-Callas-Stipendiums konnte sie ihre Studien in München und Frankfurt am Main fortsetzen. In Frankfurt hatte sie 1968 auch ihr Bühnendebüt als Cherubino in Mozarts „Nozze di Figaro“. Bis 1972 blieb sie der Frankfurter Oper verbunden, ab 1969 trat sie auch regelmäßig an der Deutschen Oper Berlin auf. Ihre Karriere entwickelte sich schnell, an der Wiener Staatsoper hatte sie 1969 ein glanzvolles Debüt als Octavian im „Rosenkavalier“, ab 1972 war sie ständig im Haus am Ring zu hören.
Auch die Opernhäuser von München, Amsterdam, Barcelona und 1974 die Mailänder Scala verpflichteten die Sängerin, die innerhalb weniger Jahre zum Star aufgestiegen war. Im Londoner Opernhaus Covent Garden feierte sie ab 1977 als Cherubino, später in Opern von Rossini große Erfolge.
Ihre Stimme verfügte über einen ungewöhnlich großen Umfang, der es ihr erlaubte, sowohl die Koloraturen in Rossini-Partien, als auch dramatische Rollen wie Verdis Eboli oder die Dalila von Saint-Saёns zu singen. Sie verfügte über ein reiches Spektrum von Stimmfarben, das sie in Verbindung mit ihrem engagierten Spiel zu einer eindrucksvollen Singschauspielerin machte.
Bereits ab 1970 trat sie regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf, wo sie u.a. eine jugendliche Herodias in Herbert von Karajans „Salome“-Produktion war, die auch auf Tonträgern erschienen ist. Eine besondere Glanzrolle Baltsas war die Prinzessin Eboli in Verdis „Don Carlo“, von der Salzburger Produktion unter Karajan existiert auch ein beeindruckendes Video.
Agnes Baltsa hatte ihr Repertoire breit aufgestellt. Neben Partien von Rossini und Verdi war sie auch in Opern von Bellini, Mozart, Bizet , Massenet und Meyerbeer erfolgreich. Auch als Konzertsängerin trat sie erfolgreich auf. 1977 hatte sie ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera als Octavian.
Agnes Baltsa ist auf Tonträgern und Videos umfangreich dokumentiert. Hervorzuheben sind ihre Herodias, Eboli, Carmen, Dalila, Amneris und Cenerentola, aber es existieren noch weit mehr Aufnahmen der Sängerin, die besonders vom Dirigenten Herbert von Karajan gefördert wurde.
Sogar in einer Wagner-Partie, der Venus im „Tannhäuser“ hat sich Agnes Baltsa versucht, sie singt die Rolle in Giuseppe Sinopolis Platteneinspielung. Ihre letzte Opernpartie war die Klytemnästra in Richard Strauss’ „Elektra“.
Im Jahr 1974 heiratete Agnes Baltsa den Bassbariton Günther Missenhardt. Die Ehe soll schon nach wenigen Jahren gescheitert sein, offiziell ist aber über den Beziehungsstatus der beiden Künstler nichts bekannt.
In Erinnerung bleiben wird Agnes Baltsa für die Leidenschaft ihres Vortrags, die sie als Bühnenerscheinung unvergesslich machte. Zum 80. Geburtstag sei ihr herzlich gratuliert!
Peter Sommeregger, 19. November 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
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