© Wilfried Hösl
Händel, Verdi, Gounod, Wagner, Rimski-Korsakow, Henze, Dean sind die Komponisten der Opern der Spielzeit 2025/26 an der bayerischen Staatsoper. Ein ausgewogenes Programm. Drei Opern, die selten, eine noch nie auf deutschen Bühnen zu erleben waren. Ich freue mich am meisten auf Händel, Henze und Dean. Das konzertante Programm, gerade auch im Liedbereich ist stark. Das Ballett hat eine Forsythe Choreografie im Programm, juhu!
Bayerische Staatsoper, München, 16. März 2025
von Frank Heublein
Das Motto der Spielzeit 2025/26 an der Bayerischen Staatsoper, Serge Dorny sagt dazu die „Geschichte der Spielzeit“ der Bayerischen Staatsoper lautet „Der Mensch ist, wozu er sich macht“ und ist ein Zitat Jean-Paul Sartres. Unruhige Zeiten fordern. Serge Dorny zitiert ein weiteres Mal Sartre: „Die Existenz geht der Essenz voraus. Er wird erst dann, und er wird so sein, wie er sich geschaffen haben wird.“ Insofern hat der Mensch Wirkmacht.
Wie immer wird die inhaltliche Vorstellung der nächsten Spielzeit umrahmt von passenden kleinen Stücken, in diesem Fall Arien aus Rigoletto, Faust und Alcina. Dazu eine Bearbeitung von Schuhmanns op. 135 von Brad Dean. Das Ballett zeigt den Flying Kiss aus dem Ballett Le Parc und Eyals Autodance.

Die Spielzeit beginnt aufgrund von Bauarbeiten später. Die erste Premiere ist am Anfang November Hans-Werner Henzes „Die englische Katze“. Regie führt Christiane Lutz, am Pult steht Katharina Wincor. Es ist eine Produktion des Opernstudios. Die Tierparabel ist ein flammendes Plädoyer gegen den Krieg. Gefeiert wird damit auch der 100. Geburtstag des Komponisten in 2026. Ende November folgt Die Nacht vor Weihnachten von Nikolai Rimski-Korsakow. Das Team Barrie Kosky und Vladimir Jurowski verantworten die Produktion, die eine – wie Jurowski sagt – eher epische als dramatische Kombination von christlicher Weihnacht und heidnischen Bräuchen darstellt und aus einer Erzählung Gogols entspringt. Der Komponist verfasste fünfzehn Opern, die Deutschland eher selten auf den Spielplänen stehen.
Anfang Februar 2026 folgt Charles Gounods Faust. Die musikalische Leitung übernimmt Nathalie Stutzmann, die als auf Barock spezialisierte Sängerin bereits an der Bayerischen Staatsoper gewirkt hat. Lotte de Beer inszeniert. Tenor Jonathan Tetelman gibt den Faust. Méphistophélès wird von Kyle Ketelsen interpretiert, Marguerite wird gespielt und gesungen von Olga Kulchynska in der Premierenserie und Ailyn Pérez bei den Opernfestpielen 2026. Eine Neuinszenierung Verdis Rigoletto folgt im März. Am Pult steht Maurizio Benini. Regisseurin Barbara Wysocka hat in München 2016 bereits Donizettis Lucia di Lammermoor inszeniert. In der Premierenserie werden Rigoletto von Igor Golovatenko und Gilda von Serena Sáenz verkörpert. Bei den Opernfestspielen werden Vater und Tochter Ludovic Tézier und Nadine Sierra interpretieren.
Im Mai erblickt eine von der Bayerischen Staatsoper beauftragte Uraufführung das Licht der Opernbühne. Brad Deans Of one blood hat die Beziehung zwischen Maria Stuart und Elizabeth I. zum Thema. Brad Dean versucht, das Libretto aus ausschließlich historischen Dokumenten zu erarbeiten, unter anderem den vielen Briefen, die sich die beiden Frauen gegenseitig schrieben. Jurowski erzählt, es wird ein Mix aus moderner und barocker Musik, der Musik der Zeit der Handlung. Ein Solo-Cembalist wird auf der Bühne mit von der Partie sein. Vladimir Jurowski dirigiert, Claus Guth führt Regie. Elizabeth I singt Johanni van Oostrum, Maria Vera-Lotte Boecker.

Bei den Opernfestspielen werden zwei Premieren gespielt. In Wagners Ring, der in dieser Spielzeit mit Das Rheingold begann, folgt Die Walküre Ende Juni zum Start der 150. Festspiele in München. Wie angekündigt werden Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski und Regisseur Tobias Kratzer die Produktion gestalten. Die Entscheidung, die Sänger und Sängerinnen auf den Rollen zu belassen ergibt, dass ein vergleichsweise junges Ensemble an den Start geht. Unter anderem singen Joachim Bäckström den Siegmund, Nicholas Brownlee den Wotan und die Sieglinde Irene Roberts. Im Juli dann Händels Alcina als letzte Premiere der Spielzeit. Stefano Montanari steht am Pult. Die Inszenierung verantwortet Johanna Wehner. Alcina singt Jeanine De Bique, den Ruggiero John Holiday und zwei am Haus festangestellte Stimmen Jessica Niles als Morgana und Avery Amereau Bradamante.
Aus dem Repertoire der Oper werden nicht weniger als 27 Wiederaufnahmen gezeigt. Darunter Die Fledermaus mit Zubin Mehta am Pult und Rolando Villazón als Gabriel von Eisenstein. Jonas Kaufmann sing in Turandot, Asmik Grigorian Salome und Lady Macbeth.
Im konzertanten Programm sind wie gewohnt sechs Akademiekonzerte auf dem Spielplan. Musikalisch ein bunter Mix. Zwei Solisten des Bayerischen Staatsorchesters, Cellist Yves Savary und Trompeter Johannes Moritz sind dabei, Christian Gerhaher und viele weitere. Für das 2. Akademiekonzert kehrt Kirill Petrenko zurück an seine vorherige Hauptwirkungsstätte. Mit dabei Pianist Daniil Trifonov. Es wird Brahms Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 gespielt. Liederabende stehen unter anderem mit Christian Gerhaher, Diana Damrau und Jonas Kaufmann auf dem Programm.

Das Bayerische Staatsballett wird drei Abende neu auflegen. Waves and Circles im Dezember umfasst Werke von William Forsythe (Blake Works I UA 2016), Emma Portner (Kreation UA 2025) und Maurice Béjart (Boléro UA 1961). Auf Forsythe freue ich mich besonders. Seine Choreografien haben mich bisher immer geflasht. Ende März 2026 wird im Rahmen der Ballettwoche der Abend Common Ground gezeigt. Er enthält Choreografien von Alexander Ekman (Cacti UA 2016), Hans van Manen (Große Fuge UA 1971) und Johan Inger (Impasse UA 2020). Klassische und zeitgenössische Ballette im Dialog zeigt der Abend Konstellationen im Rahmen der Opernfestspiele. Darin werden Choreographien von Marius Petipa, Jacques Garnier, Angelin Preljocaj, Sol León & Paul Lightfoot und Edward Clug aufgeführt. Das Ballettprogramm ist zwar ganz nach meinem Geschmack, jedoch werden Liebhaber von Handlungsballetten lediglich getröstet von der Wiederaufnahme des Nussknackers John Neumeiers.
Frank Heublein, 15. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, Aida Bayerische Staatsoper, 5. Dezember 2024
La Sylphide, Ballett in zwei Akten Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater, 3. Dezember 2024
LA SYLPHIDE Ballett in zwei Akten Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 23. November 2024 PREMIERE