– der neue „Parsifal“ offenbart die Unzulänglichkeit des Brillenexperiments für die Oper…
Der neue „Parsifal“ bei den Bayreuther Festspielen 2023, der vom amerikanischen Bühnenregisseur, Dramatiker und Künstler Jay Scheib in den Bühnenbildern von Mimi Lien, den Kostümen von Meentje Nielsen mit der vermeintlichen Neuerung der Augmented Reality (AR) durch das Aufsetzen einer Spezialbrille inszeniert wurde, geriet für viele der begrenzten Zahl von Trägern solcher Brillen zu einer herben Enttäuschung.
Die Eindrücke von Dr. Klaus Billand als YouTube-Video
Wie verwandelt schreitet Pablo Heras-Casado nun mit tiefen Glocken durch die Gralsburg, als hätte er über Nacht sein Parsifal-Offenbarungserlebnis gehabt. Zusammen mit einer bärenstarken Gesangsbesetzung lässt er die eigenartigen Zauberklänge dieses Hauses in ihrer vollen Pracht erstrahlen!
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 15. August 2023
Parsifal Musik und Libretto von Richard Wagner
von Peter Walter
Im vergangen Parsifal hat Elīna Garanča als Königin der Kundrys bereits für Furore gesorgt. Nun ist Ekaterina Gubanova an der Reihe… kann sie da mithalten? Ja, und noch mehr, sie brennt für diese Rolle mindestens genauso stark wie für die Venus! „Ich helfe nie“ müsste man eigentlich mit mindestens drei subtilen Ausrufezeichen verschriftlichen, diese leicht hintergründige Bemerkung hat mehr Aussagekraft als ein ganzer Aufzug an Schager’schem Stahlkraftgesang! „Richard Wagner, Parsifal Bayreuther Festspiele, 15. August 2023“ weiterlesen
Am dritten Tannhäuser-Tag feiert auch die Stadt Bayreuth ihre Wagner-Festspiele: Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler wurden gestern angesichts ihrer runden Festspiel-Jubiläen mit städtischen Auszeichnungen geehrt. An der Spitze steht das dreißigjährige Jubiläum von Festspielchorleiter Eberhard Friedrich. Doch das ist längst nicht alles.
von Peter Walter
Seit 30 Jahre ist Eberhard Friedrich als Chorleiter bei den Bayreuther Festspielen tätig. Für dieses denkwürdige Jubiläum bekam der 65-jährige gestern den goldenen Ehrenring der Stadt Bayreuth überreicht. Herr Friedrich, Sie sind seit nun 23 Jahren an der Spitze des Festspielchors und geben diesem jedes Jahr aufs Neue seine goldgeschmückte klangliche Exzellenz. Bitte bringen Sie ihre Klangwunder weiter zum Klingen, sei es in Bayreuth, Berlin, Hamburg oder wo auch immer Ihre berufliche Laufbahn Sie noch hinführen möchte. „Festspielluft VII: Ehrt eure vielen Meister, dann bannt ihr treue Geister! “ weiterlesen
So setzt man als Senta ein Zeichen! Elisabeth Teige lebt diese Rolle wie keine andere und triumphiert gemeinsam mit Michael Volles türmender Titelrollen-Stimme. Zusammen segeln sie über Oksana Lynivs stürmische Orchester-Weltmeere, die Musik fesselt ebenso wie Dmitri Tcherniakovs packende Inszenierung. Und ein brillanter Einspringer-Steuermann sorgt für spaßige Stimmung in der Hafenkneipe!
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 14. August 2023
Der fliegende Holländer Musik und Libretto von Richard Wagner
von Peter Walter
Mit schauspielerischer und sängerischer Bravour lässt Elisabeth Teige ihren Verlobten auf der Nase herumtanzen, „Zweifelst du an meinem Herzen“ ist aufgeladen mit sarkastischer Ironie. Schon in der stürmischen Ballade führt sie die bürgerlich-konservative Mentalität ihres kleinen Fischerdorfs vor, die rot-blauen Strähnchen sind ein Ausdruck ihrer jugendlichen Rebellionsstimmung. Sie lebt diese Rolle, wenn sie aus Protest gegen die dumme dörfliche Singstunde über die Bühne tanzt und das Publikum in den Bann ihrer hochdramatischen Stimme fesselt! Da müssen sich Asmik Grigorian, Vida Miknevičiūtė, Ricarda Merbeth und Co. sehr warm anziehen! „Richard Wagner, Der fliegende Holländer Bayreuther Festspiele, 14. August 2023“ weiterlesen
Elīna Garanča krönt sich zur Göttermutter des Gesangs, eine furchtlose Regie und siegessichere Stimmen zaubern einen traumhaften Parsifal auf den heiligen Hügel zusammen. Gewagt, aber gelungen! Einzig Pablo Heras-Casados sehr zugiges Dirigat rattert über die feinen Details des Karfreitagszaubers hinweg.
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 12. August 2023
Parsifal Musik und Libretto von Richard Wagner
von Peter Walter
Elīna Garanča krönt sich zur Königin der Kundrys, nein, sie ist die Göttermutter des Gesangs! Ihre runde, voluminöse Stimme dringt tief in alle Seelen ein und verzaubert das Publikum wie die Bühne. „Parsifal! Weile!“ wird zum wahren Show-Stopper, da stockt die Zeit wie stillgestanden. Ihr warmer Mezzo umschwärmt die Ohren aus den Tiefen wie ein Ozean voller Wagnerzauber. Auch in himmlischen Höhen brilliert ihre Stimme mit intensiver Dramatik, den Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven hat sie eben so fest im Griff wie ihren Parsifal. „Richard Wagner, Parsifal Bayreuther Festspiele, 12. August 2023“ weiterlesen
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 3. August 2023
Tristan und Isolde Musik und Libretto von Richard Wagner
Auch Bayreuth darf mal einen schlechten Tag haben. Vier Stunden lang kämpft Tristan gegen die Mammutpartie, weder eine leicht zurückhaltende Isolde noch die leblose Inszenierung findet dazu einen Ausgleich. Gerettet wird der Abend durch vier bärenstarke Nebenrollen. Und durch einen phänomenalen Liebestod!
von Peter Walter
Von ganz hoch oben schweben sanfte Bläserklänge durch den Saal, dass einem die Tränen ins Gesicht fließen. So wunderbar sanft und klagend habe ich dieses Englischhorn-Solo noch nie gehört, auch hat es wohl noch nie so viel Applaus für die Bühnenmusik gegeben. Kleine Rolle, große Wirkung! „Richard Wagner, Tristan und Isolde Bayreuther Festspiele, 3. August 2023“ weiterlesen
Wie war das nochmal – Wagners „Tristan“ kann man nichts vorwerfen?
O doch – die Musik macht süchtig!
TRISTAN UND ISOLDE Handlung in drei Aufzügen (1865)
Komponist Richard Wagner. Dichtung vom Komponisten
Bayreuther Festspiele, 3. August 2023
Markus Poschner, Dirigent Roland Schwab, Inszenierung Orchester der Bayreuther Festspiele
Catherine Foster, Sopran Georg Zeppenfeld, Bass Clay Hilley, Tenor Christa Mayer, Mezzosopran Markus Eiche, Bariton Ólafur Sigurdarson, Bariton
von Dr. Andreas Ströbl
Mit Roland Schwabs Bayreuther „Tristan“ ist es ein bisschen so wie bei den Provisorien, die bekanntlich am längsten halten: Die Produktion war im vorigen Jahr als Ersatz ins Programm genommen worden, falls Corona-bedingt andere Vorstellungen hätten abgesagt werden müssen. Schwab, der diesen „Tristan“ in halsbrecherischen vier Wochen realisierte, bekannte in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk 2022: „Es war crash-mäßig, aber das liebe ich. Ich funktioniere als Regisseur so, dass ich in kurzer Zeit Konzepte entwickeln kann – und manchmal sind die nicht schlechter, als wenn man drei Jahre Zeit hat. Bei viel Zeit hat man ja auch viel Zeit für Zweifel“. „TRISTAN UND ISOLDE, Richard Wagner Bayreuther Festspiele, 3. August 2023“ weiterlesen
Das Bayreuther Publikum kann sehr hart urteilen. Die Ring-Regie hat das in Form eines ballernden Buhgewitters zu spüren bekommen. Aber die Leute auf dem Grünen Hügel können auch feiern. Dieses Holländer-Traum-Trio um Volle, Teige und Zeppenfeld wird Standards setzen. Für Jahre. Und Jahrzehnte.
Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 4. August 2023
Der fliegende Holländer Musik und Libretto von Richard Wagner
von Peter Walter
Wie bei der Götterdämmerung bebt der Boden unter den Füßen. Und diesmal voller grenzenloser Begeisterung für ein wahres Holländer-Traum-Trio auf der Bühne samt einer umjubelten Chefin am Steuer eines stürmischen Orchesters. Ich bin kein Holländer-Fan. Aber wenn der so gespielt wird, schmeiße ich für diese zweieinhalbstündige, pausenlose Opern überall und sofort alles hin. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer Bayreuther Festspiele, 4. August 2023“ weiterlesen
Bayreuther Festspiele, 1. August 2023
Richard Wagner: Der fliegende Holländer
Drei Ausnahmesänger und eine Ausnahmedirigentin berauschen beim „Fliegenden Holländer“ in Bayreuth. In der Reihenfolge des riesigen Beifalls: Elisabeth Teige (Senta), Oksana Lyniv (Dirigat), Michael Volle (Der Holländer) und Georg Zeppenfeld (Daland) zelebrieren ihre Kunst so makellos, so anmutig, dass einigen im Festspielhaus die Tränen in die Augen schießen. Wagner par excellence an diesem Abend auf dem Grünen Hügel.
Unser Autor Peter Walter brachte es vor einem Jahr exzellent auf den Holländer-Punkt:
„Ein Orchester von herausragender Exzellenz, das hat man in Bayreuth bislang schmerzlich vermisst. Dann steht Oksana Lyniv … im Graben und alles wird anders. Zwischen stürmender See und herzhafter Liebe, diese Frau kann einfach alles liefern, was Wagner aus einer Partitur wollte. Fagott und Englischhorn schmelzen auf der Zunge zusammen, stürmische Streicher fegen den Himmel heller als jeder Donner der Welt. Das war absolutes Thielemann-Niveau!“
klassik-begeistert.de berichtet als einziger Klassik-Blog weltweit in Folge seit 2021 auch von der Eröffnung der Bayreuther Festspiele.
Mit dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ von Richard Wagner ist es wie mit einem guten Rotwein: Es wird besser, je öfter man es hört. „Parsifal“ ist gigantisch schöne Musik, das Lebensabschiedswerk eines Jahrtausendkomponisten. Parsifal betört die Sinne und macht süchtig, je länger man die Oper hört. „Parsifal“ beseelt. Es ist die Mega-Oper schlechthin.
Auch an diesem Abend auf dem Grünen Hügel: Was für eine großartige Musik! Was für eine Ouvertüre! Von den ersten Takten an entführt Richard Wagner in einzigartige und zauberhafte Klangräume. Sphärische, weihevolle Musik wie nicht von dieser Welt!
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2023 (Eröffnung)
Richard Wagner, Parsifal
Es bleibt der Eindruck eines phantastischen Abends im Bayreuther Festspielhaus. Die Bayreuther Festspiele sind state of the art für Wagner-Liebhaber. Die Akustik auf dem Grünen Hügel ist amazing. Die Oper an diesem Abend eine der schönsten dieses Planeten: Uraufgeführt am 26. Juli 1882 im Festspielhaus, Bayreuth.
Here we are tonight. Bayreuth, Oberfranken, 22 Grad. Regenergüsse, als die Menschen, die das Land führen, mit Karossen deutscher Provenienz eintreffen.
Beifall bekam als einzige vor dem Festspielhaus vorfahrende Prominente die Ex-Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Sie verfolgt mit Ihrem Ehemann Professor Joachim Sauer seit vielen Jahren die Bayreuther Festspiele – und war sichtlich gut gelaunt. Mögen zukünftige Kanzlerinnen und Kanzler ein Quäntchen von Angelas Kultursinn übernehmen! Warum waren Sie nicht in Bayreuth, werter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz? Sie waren als Hamburger Bürgermeister doch auch regelmäßiger Besucher der Hamburgischen Staatsoper. Allein, das Haus an der Dammtorstraße in Hamburg ist verglichen mit Bayreuth eine Provinzbühne.