Prokofievs „Feuriger Engel“ in bildmächtiger Inszenierung

DVD-Rezension: Sergey Prokofiev, The Fiery Angel
Naxos 2.110663

Prokofievs „Feuriger Engel“ in bildmächtiger Inszenierung

Orchestra e Coro del Teatro dell’Opera di Roma
Dirigent: Alejo Pérez
Regie: Emma Dante

von Peter Sommeregger

Das komplexe und vielschichtige Werk von Sergey Prokofiev, seine Oper „Der feurige Engel“ hat eine reichlich komplizierte Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Literarische Grundlage ist der gleichnamige Roman Der feurige Engel (1908) von Waleri Jakowlewitsch Brjussow. Bereits seit etwa 1920 arbeitete der Komponist an dem Libretto, insgesamt sieben Jahre nahm die Arbeit an der Oper in Anspruch. Zunächst wurden einzelne Szenen in Paris in französischer Sprache aufgeführt. Pläne für eine szenische Aufführung in Berlin, später an der Metropolitan Opera in New York zerschlugen sich. Die Uraufführung seiner Oper erlebte Prokofiev nicht mehr. Konzertant fand sie 1954 in Paris in französischer Sprache statt, szenisch 1955 am Teatro la Fenice in Venedig in italienischer Sprache. „DVD-Rezension: Sergey Prokofiev, The Fiery Angel,
Orchestra e Coro del Teatro dell’Opera di Roma, Alejo Perez, Emma Dante“
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Der poetische Minimalist John Adams

CD-Rezension

John Adams: My Father Knew Charles Ives, Harmonielehre
Naxos 8.559854

Nashville Symphony
Giancarlo Guerrero

von Peter Sommeregger

John Adams, Träger des Pulitzer- und Erasmuspreises, ist nicht nur Amerikas führender zeitgenössischer Komponist, seine Werke erleben auch weltweit hohe Aufführungszahlen. Adams Musik, die er selbst als Post-Minimalismus bezeichnet, besticht durch stringente Strukturen und originelle Einfälle, die einen durchgängigen Spannungsbogen halten. „CD-Rezension: John Adams: My Father Knew Charles Ives, Harmonielehre,
Nashville Symphony Giancarlo Guerrero“
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Mariss Jansons spielt einen heiteren, lyrischen Bruckner

CD-Rezension: Anton Bruckner, Symphonie Nr.6
BR Klassik 900190

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons

von Peter Sommeregger

Der 2019 verstorbene Chefdirigent des Münchner Orchesters hat in den fruchtbaren Jahren seiner Tätigkeit ein breites Repertoire von Komponisten und Werken aufgeführt. Der Bayerische Rundfunk bewahrt in seinem Archiv Mitschnitte all dieser Konzerte, nach Jansons Tod kommen nun immer mehr Zeugnisse seines musikalischen Vermächtnisses zutage. Mit den Symphonien Anton Bruckners hat Jansons sich intensiv beschäftigt, einige seiner Interpretationen sind bereits auf dem BR Klassik-Label erschienen. „CD-Rezension: Anton Bruckner, Symphonie Nr. 6, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons“ weiterlesen

Ein Mozart-Paket, das reine Freude bereitet

CD-Rezension: MOZART. Schatten und Licht – Eine Hörbiografie von Jörg Handstein
BR media 900 906

von Peter Sommeregger

Die Hörbücher des Bayerischen Rundfunks mit den Biografien berühmter Komponisten, sämtlich von Jörg Handstein zusammengestellt, genießen bereits Kultstatus. Die Mischung aus verbalen und musikalischen Zitaten, die sorgfältige Auswahl der Sprecher stehen für einen hohen Grad von Qualität und Authentizität. „CD-Rezension: MOZART. Schatten und Licht – Eine Hörbiografie von Jörg Handstein“ weiterlesen

Interview Nicole Peña Comas: "Das Cello hat mich ausgewählt"

Die in Wien lebende dominikanische Cellistin Nicole Peña Comas fasziniert mit ihrem warmen, reichen und gesanglichen Celloton.  Sie ist sowohl als Solistin als auch Kammermusikerin tätig. Nicole widmet sich der Wiederentdeckung vergessener Komponisten mit derselben Begeisterung, wie sie Meisterwerke des Standardrepertoires  interpretiert. Als Solistin ist sie mit dem Orquesta Sinfónica Nacional aus der Dominikanischen Republik, dem Orchesterverein Concentus21 Wien und dem Orchester des Conservatorio National de Santo Domingo aufgetreten.

2021 erhielt ihre CD El canto del cisne negro die Silver Medal bei den Global Music Awards in Los Angeles ; 2018 erhielt ihre CD Souvenir latino des Ensemble Spirituosi die Gold Medal bei den Global Music Awards in L. A. Sie wurde auch als bestes Frühlings-Album und unter den besten 10 Alben des Jahres ausgewählt.

Interview: Andreas Schmidt

Frau Peña Comas, Sie stammen aus der Dominikanischen Republik und leben seit 14  Jahren in Wien. Was hat Sie aus der Karibik nach Österreich gebracht? 

Die Liebe zur Musik war der Hauptgrund, gleich nach der Matura (Abitur) nach Österreich zu kommen. Und ich hatte den Vorteil, dass meine Schwestern, auch Musikerinnen, Nathalie (Sopran) und Evelyn (Querflötistin), in Wien Musik studierten.

Wie sind Sie zum Cello gekommen?

Es war eigentlich ein Zufall. In der Musikschule in Santo Domingo wollte ich Geige lernen, aber es gab keinen freien Platz und ich wollte nicht noch ein Jahr ohne Hauptinstrument  warten. Dann wurde mir angeboten das Cello auszuprobieren, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ein Violoncello war.  Ich bin hingegangen und  habe es ausprobiert, und der Rest ist Geschichte. Kurz zusammengefasst: Das Cello hat mich ausgewählt. „Interview Nicole Peña Comas, „Das Cello hat mich ausgewählt“
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Geniestreich eines Unvollendeten

CD-Rezension: Hans Rott, Orchestral Works Vol. 2
Capriccio C 5414

Gürzenich Orchester Köln
Christopher Ward

Das Gürzenich Orchester Köln unter Christopher Ward setzt mit dieser zweiten den Werken Hans Rotts gewidmeten CD ein Projekt fort, das dem unglücklichen, im Alter von 25 Jahren in geistiger Umnachtung gestorbenen Komponisten hoffentlich zu weiterer Aufmerksamkeit verhilft.

von Peter Sommeregger

Man will gar nicht glauben, dass ein Werk wie die hier eingespielte Symphonie Nr.1 in E-Dur erst im Jahr 1989, mehr als hundert Jahre nach Rotts Tod, uraufgeführt wurde. Dabei hatte Gustav Mahler, ein Studienkollege und Freund Hans Rotts, sich mehrfach sehr lobend über den Komponisten und diese Symphonie geäußert. „CD-Rezension: Hans Rott, Orchestral Works Vol. 2, Gürzenich Orchester Köln, Christopher Ward“ weiterlesen

Ladas Klassikwelt 65: Eine musikalische Amerikareise – das Album „From the New World“ von Hansjörg Albrecht

von Jolanta Łada-Zielke

Auf dem CD-Cover sieht man eine Abbildung der Freiheitsstatue. Die Fackel in ihrer Hand brennt mit rotem Licht; vielleicht zur Ehre der Orgel – der Königin aller Instrumente? Man kann jedes Orchesterwerk für sie transkribieren, jedes Stück aus ihr zaubern. Und wir müssen keine Reise nach Amerika unternehmen; es reicht, sich das Innere der Sankt- Michaelis-Kirche in Hamburg vorzustellen, wo Hansjörg Albrecht sein neuestes Album „From the New World“ während des letzten Corona-Pandemie-Jahres aufgenommen hat. Seine Aufführungen der Orgeltranskriptionen orchestraler Musik – zum Beispiel der Ouvertüren von Richard Wagners Opern – sind bereits bekannt und hoch geschätzt. Erwähnenswert ist auch die symbolische Bedeutung der Stadt Hamburg, die man für „das Tor zur Neuen Welt“ hält. „Ladas Klassikwelt 65: Eine musikalische Amerikareise – das Album „From the New World“ von Hansjörg Albrecht“ weiterlesen

CD/DVD-Rezension: ein allzu reduzierter Freischütz

The Freischütz Project
Insula Orchestra
Laurence Equilbey
Erato  01902951095437

Das Ereignis der Aufnahme ist die Agathe von Johanni van Oostrum. Ihr glockenreiner, technisch perfekter Sopran kostet alle Facetten dieser anspruchsvollen Rolle aus, der Farbenreichtum ihrer Stimme stellt sie in eine Reihe mit den großen Interpretinnen dieser Partie. Auf ähnlich hohem Niveau befindet sich das Ännchen von Chiara Skerath, die dieser Partie alles Soubrettenhafte nimmt, ohne die für beide Arien erforderliche Beweglichkeit der Stimme vermissen zu lassen.

von Peter Sommeregger

Diese brandneue, kombinierte CD/DVD-Einspielung von Carl Maria von Webers „Freischütz“ verwirrt auf den ersten Blick: „The Freischütz Project“ liest man auf dem Cover. Erst nach der Lektüre des Booklets wird klar, dass es sich um eine Produktion der Oper handelt, die an verschiedenen Häusern gezeigt werden sollte. Ob es angesichts der über uns hergefallenen Covid 19-Pandemie überhaupt dazu kam, bleibt unklar. „CD/DVD-Besprechung, The Freischütz Project, Insula Orchestra, Laurence Equilbey
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Wagner-Régeny: ein fast vergessener Komponist

CD-Rezension: Rudolf Wagner-Régeny, „Genesis“
Capriccio C 5413

Rundfunkchor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Johannes Kalitzke

von Peter Sommeregger

Der Name des rumäniendeutschen Komponisten Rudolf Wagner-Régeny sagt vielen Musikliebhabern der jüngeren Generation nicht mehr viel. Dabei waren seine Opern „Der Günstling“ und „Die Bürger von Calais“ jahrelang viel gespielt worden, auch seine letzte Oper „Das Bergwerk zu Falun“, uraufgeführt 1961 bei den Salzburger Festspielen, wurde zumindest bei der Kritik ein Erfolg. Obwohl Wagner-Régeny der SED ideologisch nicht nahe stand, blieb er bis zu seinem Tod Bürger der DDR, die ihm nebst vielen Auszeichnungen auch zu Ämtern im Musikbetrieb verhalf. So wurde er erst Professor, später Rektor der Musikhochschule Rostock, ehe er schließlich eine Professur an der Ost-Berliner Musikhochschule für Komposition annahm. „CD-Rezension: Rudolf Wagner-Régeny, „Genesis““ weiterlesen

CD-Besprechung: Es gelingt Ivan Ilić meisterhaft, die Originalität und Vielfalt dieser Variationen herauszuarbeiten

Ivan Ilić piano
Chandos Chan 20194
Reicha rediscovered  Vol. 3

Das Oeuvre des Beethoven-Zeitgenossen und Freundes Anton Reicha zählt heute nicht zu den häufig gespielten Werken jener Epoche. Reichas Bedeutung sah die Nachwelt wohl mehr in seiner Eigenschaft als Lehrmeister großer Musiker wie Berlioz, Charles Gounod oder Franz Liszt. Seine mehrbändige Kompositionslehre, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde, hatte großen Einfluss auf Generationen von Musikern.

Im Jahr 2020 konnte man den 250. Geburtstag des in Prag geborenen Komponisten begehen. Der amerikanische Pianist mit serbischen Wurzeln Ivan Ilić hat diesen runden Geburtstag zum Anlass genommen, sich intensiv mit Reichas Werken für Klavier solo auseinanderzusetzen und diese Interpretationen auch für die Schallplatte einzuspielen. Für die bereits dritte CD dieses Projekts wählte Ilić „L’Art de varier ou 57 Variations pour le piano op. 57“. Diese 57 Variationen entstanden 1803 bis 1804, also während der Jahre die Anton Reicha in Wien verbrachte, und später selbst als seine inspirierteste als Komponist bezeichnete, obwohl er in späteren Jahren seine größten Erfolge in Paris feierte. „CD-Tipp: Reicha rediscovered  Vol. 3
klassik-begeistert.de“
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