Der poetische Minimalist John Adams

CD-Rezension: John Adams: My Father Knew Charles Ives, Harmonielehre,  Nashville Symphony Giancarlo Guerrero

CD-Rezension

John Adams: My Father Knew Charles Ives, Harmonielehre
Naxos 8.559854

Nashville Symphony
Giancarlo Guerrero

von Peter Sommeregger

John Adams, Träger des Pulitzer- und Erasmuspreises, ist nicht nur Amerikas führender zeitgenössischer Komponist, seine Werke erleben auch weltweit hohe Aufführungszahlen. Adams Musik, die er selbst als Post-Minimalismus bezeichnet, besticht durch stringente Strukturen und originelle Einfälle, die einen durchgängigen Spannungsbogen halten.

„My Father Knew Charles Ives“ ist eine nicht wörtlich zu nehmende Anspielung auf Ähnlichkeiten der Lebenswege seines Vaters und derer Charles Ives’. Er sieht das Werk als eine Art musikalischer Autobiographie, in der Reminiszenzen an das Leben im kleinstädtischen Neu-England mit seiner Beschaulichkeit anklingen. Die Titel des zweiten und dritten Satzes, „The Lake“ und „The Mountain“, nehmen darauf Bezug. Das Werk entstand 2003.

In seinem bereits 1985 entstandenen Stück „Harmonielehre“ in großer Orchesterbesetzung bezieht Adams sich auf die 1911 entstandene Harmonielehre Arnold Schönbergs. Man kann die Komposition durchaus als Parodie verstehen, da Adams Schönbergs Atonalität aus ästhetischen Gründen ablehnt.

Der erste der drei Abschnitte trägt keinen Titel, die Namen des zweiten und dritten Teils, „The Amfortas Wound“ und „Meister Eckhard and Quackie“, gehen auf Träume von Adams und auf die Beschäftigung des Komponisten mit dem Philosophen C. G. Jung zurück. Adams bedient sich auch hier seiner charakteristisch minimalistischen Komponierweise, die bei aller Simplizität ein dichtes thematisches Geflecht erkennen und kein Gefühl der Monotonie aufkommen lässt.

Die vorliegenden Aufnahmen entstanden in den Jahren 2018 und 2019 mit dem Nashville Symphony Orchestra unter Giancarlo Guerrero in der Laura Turner Concert Hall in Nashville. Sie sind eine willkommene Bereicherung der Diskographie von Adams, der auch in Deutschland eine wachsende Popularität genießt.

Peter Sommeregger, 16. Februar 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

CD-Rezension: Anton Bruckner, Symphonie Nr. 6, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert