Star-Bass Günther Groissböck im Exklusiv-Interview: „Man kann halt überall Probleme finden, wo sie eigentlich nicht sind“

Foto © Dominik Stixenberger

Interview mit Günther Groissböck von Johannes Karl Fischer – Teil I

Seit über 20 Jahren gehört Günther Groissböck zu den weltbesten Bässen der Opernszene. Groissböck wurde in Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich geboren  und hat an fast allen bedeutenden Häusern der Welt – darunter die Wiener Staatsoper, die Metropolitan Opera und natürlich bei den Bayreuther Festspielen – gesungen. Sein breit gefächertes Repertoire umfasst Wagner-Stammrollen wie Gurnemanz (Parsifal), Verdi-Schlager wie König Philipp (Don Carlos) oder auch Schostakowitsch-Partien wie Boris (Lady Macbeth von Mzensk). Im ersten Teil unseres Interviews spricht er über den aktuellen Lohengrin an der Metropolitan Opera in New York, in dem er den König Heinrich singt. Auch zur „Führer“-Diskussion findet er klare Worte. 

klassik-begeistert:  Herr Groissböck, in diesen Wochen singen Sie den König Heinrich und den Baron Ochs an der Met. Wie geht es Ihnen und wie läuft die Probenarbeit?

Günther Groissböck: Naja, beim Lohengrin sind wir schon in der Mitte der Vorstellungsserie, am Dienstag haben wir sozusagen Halbzeit. Da ist ja auch schon diese Notfalls-Aufzeichnung, für die Kino-Aufzeichnung, die Samstag stattfindet, live, dann. Das heißt, der Lohengrin geht eigentlich schon auf die Zielgerade. Und parallel dazu wird eben der Rosenkavalier geprobt, da geht’s halt auf die Bühne. Ich bin jetzt mit Ausnahme von heute  – es ist der erste freie Tag seit längerem – jeden Tag zu mindestens einfach besetzt im Einsatz.

klassik-begeistert:  Das klingt nach einem sehr anstrengenden Programm. Was läuft denn bei dieser Notfallübertragung anders als sonst? Normalerweise ist doch die Kinoübertragung live… „Interview mit Günther Groissböck, Teil 1
klassik-begeistert.de, 23. März 2023“
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Lieder, die persönliche Geschichten erzählen

Interview mit Na’ama Goldman zum Release ihrer ersten CD „Legata“ von Birgit Koß

Die charismatische und ausdrucksstarke Mezzosopranistin Na’ama Goldman ist auf den Opernbühnen Israels und Europas zu Hause. Nun veröffentlicht sie ihre erste CD mit Liedern in Begleitung des italienischen Pianisten Giulio Zappa. Na’ama Goldman ist in der Nähe von Tel Aviv geboren. Seit Corona hat sie ihren Lebensmittelpunkt in Berlin, wo sie im Piano Salon Christophori ihre erste CD „Legata“ der Öffentlichkeit präsentiert. „Interview mit Na’ama Goldman von Birgit Koß
klassik-begeistert.de, 18. März 2023“
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Wie Maestro VR jedem ein Privatorchester ins heimische Wohnzimmer bringt

Foto © Andrés Soto, privat

Welcher Klassik-Fan hat noch nicht davon geträumt, einmal ein eigenes Orchester dirigieren zu können? Vielleicht die eigenen großen Lieblinge selbstständig zu interpretieren und einer Hundertschaft Musikern anzugeben, wie sie zu spielen haben? Die großen Klassiker einmal im neuen Licht erstrahlen zu lassen oder sogar Eigenkompositionen aufzuführen? Nun scheint es, als würde sich dieser Traum erfüllen. Mit Maestro VR steht zum allerersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Projekt in den Startlöchern, das mithilfe modernster Technologie, Virtueller Realität und sensibler Sensorik das Erlebnis des Dirigierens direkt in jedes Haus zaubert. Klassik-begeistert durfte dieses Projekt exklusiv kennenlernen und dessen Erfinder Andrés Soto aus Spanien eine Reihe von Fragen stellen. Freuen Sie sich in diesem zweiteiligen Interview auf das mit Sicherheit spannendste Klassik-Technologie-Projekt seit Jahrzehnten, das die Öffnung der Orchestermusik gegenüber einem neuen, potenziell riesigen Publikum verspricht.

Interview mit Andrés Soto von Daniel Janz (ins Deutsche übersetzt)

klassik-begeistert: Lieber Herr Soto. Sie sind der Erfinder von Maestro VR, dem ersten Projekt, das Virtuelle Realität (VR) professionell mit dem Handwerk des Dirigierens verbindet. Ein Ansatz, der aktuell weltweit einzigartig ist und völlig neue Einblicke in den Konzertbetrieb erlaubt. Wenn Ihr Projekt erfolgreich ist, wäre bald jeder Mensch weltweit in der Lage, Orchesterstücke zu dirigieren. Angefangen bei Streichquartetten über weltbekannte Klassiker bis hin zu Eigenkompositionen. Die erste Frage, die sich da natürlich aufdrängt ist: Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Können Sie für unsere Leser ausführen, was Sie zur Entwicklung von Maestro VR motiviert hat? „Interview mit Andrés Soto, Erfinder von Maestro VR
18. März 2023“
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Artistic Director Christoph Müller: „Wir können nicht nur Tschaikowsky und Dvořák spielen“

Foto: Christoph Müller, Artistic Director des Gstaad Menuhin Festival © Raphael-Faux

Interview mit Christoph Müller, Artistic Director des Gstaad Menuhin Festivals

von Jürgen Pathy

Das Gstaad Menuhin Festival setzt auf eine Neuauslegung: „Demut“ in Zeiten des Wandels. So nennt sich der Schwerpunkt der 67. Ausgabe des Schweizer Musikfestivals, das einst Yehudi Menuhin gegründet hat. Ein Gespräch mit Artistic Director Christoph Müller. Der Schweizer Kulturunternehmer bezieht Stellung, warum man auch in der Klassikbranche nicht mehr die Augen verschließen kann vor dem Klimawandel und den Ereignissen, die rundherum gerade die Welt erschüttern. „Interview: Artistic Director Christoph Müller
Gstaad Menuhin Festival, 14. Juli – 2. September 2023“
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Nolwenn Bargin: "Es gibt so viel in der Musik zu entdecken – das ist mein höchstes Ziel"

Nolwenn Bargin Flute, Photo: Marco Borggreve

Interview mit Nolwenn Bargin von Birgit Koß

Ich treffe Nolwenn Bargin in Berlin, wo sie im Piano Salon Christophori ihre neue CD „Philippe Gaubert Chamber Music“ vorstellt.

klassik-begeistert: Frau Bargin, eine CD zu dem Komponisten Philippe Gaubert zu veröffentlichen, er ist ja sozusagen ein Landsmann von Ihnen, auch wenn Sie als gebürtige Bretonin inzwischen eine Schweizerin geworden sind, war das schon länger Ihr Wunsch?

Nolwenn Bargin: Ja, die erste Begegnung mit Kompositionen von Gaubert war mit der „Fantaisie“; die habe ich sehr früh, ich glaube im Alter von fünfzehn, sechzehn kennengelernt. In dem gleichen Alter hatte ich – vielleicht ist das deutsche Wort nicht ganz richtig – einen Schock. Ich war bei ,,Pelléas et Mélisande“ von Debussy in der Opéra comique de Paris. Das Stück war dort seit dreißig Jahren nicht mehr aufgeführt worden und dann hörte ich diese Musik. Es war wunderbar, ich spürte, das ist etwas für mich. Doch erst kürzlich, ich war am Suchen nach Kammermusik mit Geige, habe ich „Médailles antiques“ von Gaubert mit Geige entdeckt. Ich hatte mich immer gewundert, dass es da so wenig Kammermusik-Stücke mit Geigegibt, denn ich liebe Geige. Damit hat es begonnen. Dann habe ich weiter gesucht, denn ich wollte nicht diese ewigen Flötensonaten spielen – wie alle Flötisten. Ich habe geschaut, was es für verschiedene Facetten von Gaubert gibt, um damit zu zeigen, dass dieser Komponist es verdient hat, bekannter zu werden. Ich liebe die Musik von Philippe Gaubert. „Interview mit Nolwenn Bargin
klassik-begeistert.de 5. Februar 2023“
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Exklusivinterview mit Christiane Lutz: „Salome ist eine Oper der Blicke“

Foto: Christiane Lutz, Photonachweis privat

Eine der aufsehenerregendsten Inszenierungen in der aktuellen Spielzeit des Theaters Lübeck ist Richard Strauss’ „Salome“ in der Inszenierung von Christiane Lutz; die Premiere war am 18. November 2022. Unter GMD und Operndirektor Stefan Vladar spielt das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck.

Die solistisch und orchestral herausragende Produktion setzt in Regie und Requisiten stark auf Symbole, Andeutungen und Querverweise. So gibt es beispielweise zwei Szenen, in denen sich Herodes die Hände wäscht und darin an Pontius Pilatus erinnert. In der Tat steht dieses symbolische Schuld-Abwaschen jeweils in Zusammenhang mit dem Tod eines Unschuldigen – das erste Mal bei der Entdeckung des Leichnams von Narraboth, der sich aus Verzweiflung und unglücklicher Liebe zu Salome selbst getötet hat, das andere Mal, als er dem Wunsch von Salome nachgibt, Jochanaan das Haupt abzuschlagen.

Zur inhaltlichen Vielschichtigkeit der Lübecker „Salome“ gibt Christiane Lutz im Interview mit Dr. Andreas Ströbl tiefergehende Auskunft. „Exklusivinterview: Christiane Lutz
Lübeck, 6. Dezember 2022“
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Interview Joanna Freszel: „Als Kind habe ich es genossen den Sängern hinter dem Vorhang zuzuhören", Teil 1

Foto: Joanna Freszel © fot. Jacek Poremba

von Jolanta Łada-Zielke

Joanna Freszel, polnische Sopranistin, hat sich auf die Aufführung zeitgenössischer Musik spezialisiert. Sie tritt am 18. und 19. Dezember 2022 auf der großen Bühne der Elbphilharmonie in Hamburg auf. Die Sängerin absolvierte ein Gesangsstudium der Frédérick-Chopin-Musikhochschule (UMFC) in Warschau bei Jadwiga Rappé sowie das Postgraduiertenstudium für Liedgesang. Neben Kompositionen aus dem 20. und 21. Jahrhundert umfasst ihr Repertoire die Werke von Bach, Rameau, Donizetti, Mozart, Puccini und polnischen Komponisten wie Grażyna Bacewicz, Stanisław Moniuszko, Ludomir Różycki und Witold Lutosławski. Für ihr Debütalbum Real Life Song (DUX, 2015) erhielt die Sängerin den Les Orphées d’Or Prix de la SACD von der Académie du Disque Lirique. Sie sang auf den Bühnen des Großen Theaters der Nationaloper in Warschau, des Großen Theaters in Poznan, in Krakau, in der Estnischen Nationaloper und des Teatro Lope de Vega in Sevilla.  Joanna Freszel erwarb auch eine außermusikalische Ausbildung als Master der Umweltschutztechnik an der Universität für Biowissenschaften in Warschau (SGGW). Ab 2019 besitzt sie den Doktor-der-Künste-Titel und unterrichtet an der UMCF und der Musikhochschule in Kattowitz.

Gespräch zwischen der polnischen Sopranistin Joanna Freszel und Jolanta Łada-Zielke 

Im ersten Teil des Interviews sprechen wir über den äußerst interessanten Verlauf ihrer Ausbildung.

klassik-begeistert: Liebe Joanna, welchen Platz hat die Musik in Ihrer umfassenden Ausbildung eingenommen?

Joanna Freszel: Im Alter von sieben Jahren begann ich meine Ausbildung in der Grażyna-Bacewicz-Musikschule in Warschau, in der man die Musikfächer zusammen mit der Allgemeinbildung unterrichtet. Dort lernte ich Akkordeon und später Querflöte – mein Lieblingsinstrument – spielen. Zur gleichen Zeit begann ich im Kinderchor von Teatr Wielki und der Warschauer Nationaloper Alla Polacca unter der Leitung von Sabina Włodarska zu singen. Meine „Liebesaffäre“ mit der Oper dauerte siebzehn Jahre und ging einher mit verschiedenen Bildungsstufen, die nicht unbedingt mit Musik zu tun hatten. „Exklusivinterview mit der polnischen Sopranistin Joanna Freszel – Teil 1
klassik-begeistert.de, 23. November 2022“
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"Für uns gibt es nur zwei Stile von Musik: gute Musik und schlechte Musik"

Fotos von Alexei Fedorov und Ottavio Tomasini


Rastrelli Cello Quartett: „Wir versuchen beim Musizieren nicht auf den Celli zu spielen, sondern Musik zu reproduzieren.“

Interview mit Kirill Timofeev vom Rastrelli Cello Quartett von My Cao

Wir treffen das Rastrelli Cello Quartett im Piano Salon Christophori in Berlin vor ihrem Auftritt auf ein Gespräch. 2022 feiert das Quartett ihr 20-jähriges Bestehen und auch ihre aktuelle CD, mit ausschließlich eigenen Kompositionen. Stilistische Grenzen kennen die vier Herren aus St. Petersburg nicht. Sie spielen das, was sie in ihrem Inneren hören. Genauso wie der Namenspate des Ensembles Bartolomeo Rastrelli, ein bedeutender Architekt, der im 18. Jahrhundert das Stadtbild und somit das Kulturleben von St. Petersburg prägte, möchte das Quartett eine Kultur Mission verfolgen und ihr buntes Repertoire mit ihren ZuhörerInnen teilen.

„Interview: Kirill Timofeev vom Rastrelli Cello Quartett
klassik-begeistert.de, 17. November 2022“
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Magnus Vigilius – starke Stimme mit akzentuierter Sängerdarstellung

Fotos: Dr. KB

Interview mit Magnus Vigilius von Dr. Klaus Billand

Während des Festivals an der Leipziger Oper WAGNER 22, bei dem zum Abschied von Intendant und Generalmusikdirektor Ulf Schirmer vom 20. Juni bis 14. Juli diesen Jahres alle 13 Bühnenwerke des Bayreuther Meisters in chronologischer Reihenfolge aufgeführt wurden und das sich größtem internationalem Publikumsinteresse erfreute, konnte ich den dänischen Tenor Magnus Vigilius interviewen.

Ich hatte ihn nun in Leipzig als Stolzing in den „Meistersingern von Nürnberg“ erlebt. In der Bayreuther Kratzer-Produktion des „Tannhäuser“ verkörperte er 2021 den Walther von der Vogelweide. Ende August hat Vigilius in Esbjerg in einer Neuinszenierung erstmals den „Siegfried“ gesungen, nach seinem ersten Siegmund 2017 ebendort, für den er zum „Sänger des Jahres“ gewählt wurde und der seine Karriere wesentlich beeinflussen sollte. Vor kurzem ist er auch in der neuen „Walküre“ von Andreas Homoki in Zürich als Siegmund eingesprungen. Ein Parsifal in Budapest und die „Meistersinger“ in Prag mit John Lundgren als Sachs fielen Covid-Absagen zum Opfer. „Interview mit Magnus Vigilius von Dr. Klaus Billand
Leipzig, 2. Juli 2022“
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Exklusivinterview mit Petra Lang: „Ich freue mich auf ein entspannteres Leben“

Foto: Petra Lang © Ann Weitz, Düsseldorf

von Jolanta Łada-Zielke

Im zweiten Teil unseres Interviews sprechen wir über die Motivation von Studenten und Studentinnen, die sich für den Fachbereich Gesang bewerben und über ihre Karrieremöglichkeiten.

 

klassik-begeistert: Bis Ende der Neunziger gab es noch keine speziellen Therapeuten für Musiker, die ihnen halfen, Hemmungen und Lampenfieber zu überwinden. Wenn jemand talentiert war, aber beim Vorsingen nur zwanzig Prozent davon zeigte, was er konnte, riet man ihm ab, diesen Beruf auszuüben.

Petra Lang: In meiner Generation war das auch so, aber ich würde klar unterscheiden: wer singen muss und ein inneres Feuer dazu spürt, wird es schaffen. Ich hatte nie Zweifel an mir, bin auf die Bühne gegangen und habe gesungen. Als ich sehr jung war, trat ich als Diana in Glucks „Iphigenie in Tauris“ in Basel auf, wo ich zwanzig Minuten lang im Schnürboden hing und eine Art Plastikbusen anhatte. Dann kam ich runter in den Nebel, sodass man mich nicht sah und sang zwei Phrasen. Ich war total darauf fokussiert, bis ein Kollege, auf meinen Plastikbusen drückend, sagte: „Petra, ich bewundere dich, wie du da oben sitzt, weil ich an deiner Stelle beim Runterkommen den Text vergessen hätte“. Das war sehr nett gemeint, aber ich fing an zu denken: was passiert jetzt, wenn ich meinen Text vergesse? Ich habe eine ganze Weile gebraucht, mich aus dieser Gedankenschleife zu befreien. „Exklusivinterview mit Petra Lang – Teil 2
klassik-begeistert.de 21. September 2022“
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