Frauenklang 2: „Das Problem von Musikerinnen ist kein Kompetenzmangel, sondern dass wir uns zu oft einschüchtern lassen“

Das schöne Geschlecht war in der Musikwelt nicht immer so präsent wie heute. Von Frauen komponierte Musik existiert weitaus länger als Frauenfußball oder Frauenparkplätze. Jedoch sprach man kaum über sie – es sei denn, dass sie die Kunst ihrer männlichen Zeitgenossen weit übertraf. In der Musikgeschichte gab es nicht nur Frauen, die sangen oder Pianoforte spielten; klassik-begeistert-Autorin Jolanta Łada-Zielke weckt sie aus ihrem Schattendasein: die Komponistinnen und Dirigentinnen, bedeutende weibliche Künstlerpersönlichkeiten, über die man zu Unrecht nichts oder zu wenig weiß. Sie präsentiert hervorragende Musikerinnen verschiedener Nationalitäten und Kulturen – aus Vergangenheit und Gegenwart. Höchste Zeit, dass Frauenklang ertönt!

Fotos: Andrej Grilc (c)

Die Pianistin Jui-Lan Huang im Gespräch mit Jolanta Łada-Zielke.

Ihr Klavierspiel hat etwas Mystisches in sich, besonders ihre Interpretation des Stückes „Metamorphoses“ in der Slovenská filharmónia. Sie kann die Dynamik bei Mozarts Sonaten hervorragend schattieren, sie mit der entsprechenden Leichtigkeit aufführen und man kann sehen, dass es ihr gleichzeitig Spaß macht. Mit Beethovens Sonaten geht sie aufmerksam um, fast erhaben, aber auch stellenweise leidenschaftlich und dynamisch.

Jui-Lan absolvierte ihre musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover bei den Professoren Einar Steen-Nøkleberg und Matti Raekallio. Sie bekam Stipendien des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst), der GSSA (Government Scholarships for Study Abroad, Taiwan), von ERASMUS und von „Musik braucht Freunde Hannover“. Heute leitet sie eine Hauptfachklasse am Franz Schubert Konservatorium Wien und gibt Meisterkurse in Europa und Asien.

Als vielseitige Pianistin gibt Huang häufig Soloabende, Klavier- und Kammermusik-Konzerte. Sie ist auf vielen renommierten Bühnen wie dem Konzerthaus Berlin, Gasteig München, Slovenská filharmónia, Auditorio Ciudad de León, Mozarteum Salzburg aufgetreten und nahm an namhaften Musikfestivals teil. Eines ihrer eigenen Projekte ist die gleichzeitig von westlicher Kunst und asiatischer Philosophie inspirierte Konzertreihe „Art of Silence“, in der sie Literatur, Fotografie und eigene bildende Kunst mit Musik verbindet. 

Die bisherigen bedeutenderen Auszeichnungen der Pianistin sind die ersten Preise des Taiwan Trinity College, der London First Piano Competition, der Taipeh County Music Competition, der Taiwan National Music Competition of Baroque sowie der National Victory Trophy. Sie erhielt auch den Sonderpreis der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Jui-Lan beschäftigt sich aktiv mit dem Thema der Stellung von Frauen in der Welt der Musik und fördert Komponistinnen. Kürzlich hielt sie an der Musikuniversität Wien einen Vortrag: „Wenn das Weiterkommen erschwert wird… Hindernisse für Frauen in der klassischen Musikbranche“. „Frauenklang 2, Interview mit der Pianistin Jui-Lan Huang
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Geigerin Natalia van der Mersch: „Ich war immer verliebt in Fritz Kreisler“

Musikerin und Mutter. Dass das funktioniert, beweist die Geigerin Natalia van der Mersch. Als „Duo Natalia“ musiziert die sechsfache Mutter, die in Luxemburg lebt, gemeinsam mit der Pianistin Natalia Kovalzon. Wie sie das alles stemmt und wie sie zu Igor Oistrach in die Meisterklasse kam, erzählt sie im Gespräch mit Klassik-begeistert. 

Interview: Jürgen Pathy

Grüß Gott, Frau van der Mersch. Als Mutter von sechs Kindern – wie funktioniert da das Üben?

Natalia van der Mersch: Das funktioniert ganz gut. Als gebürtige Deutsche habe ich meinen ganzen Tag durchgeplant. Die berühmte deutsche Organisation sozusagen. Grundsätzlich übe ich, wenn die Kinder in der Schule sind. Mittlerweile geht das aber auch, wenn sie zu Hause sind. Da spielt der eine mit den Autos, der andere malt. Ich hab da schon einen Filter in den Ohren. Nur wenn eines der Kinder krank wird, würfelt das meinen Plan durcheinander. Aber es funktioniert dennoch. „„Ich war immer verliebt in Fritz Kreisler“,
Geigerin Natalia van der Mersch im Interview“
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Pianistin Uta Weyand: „Survival of the fittest“

Uta Weyand und der Steinway von Schloss Fasanerie, Foto: © André Druschel

Trotz der Pandemie – die Welt wird sich weiter drehen. Davon ist Pianistin Uta Weyand überzeugt. Weshalb die gebürtige Reutlingerin, die vor kurzem ihre CD „1892 – Reflections“ veröffentlicht hat, Darwins Evolutionstheorie ins Spiel bringt, und was das Geheimnis großer Musiker ist, erzählt Sie im Gespräch mit Klassik-begeistert.

Interview: Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Grüß Gott Frau Weyand. Sie haben eine CD aufgenommen, die das Jahr 1892 in den Mittelpunkt rückt. Was waren Ihre genauen Beweggründe, um dieses Album aufzunehmen? 

Uta Weyand: Ein Schloss und ein Klavier aus dem Jahr 1892. Genauer gesagt, das „Schloss Fasanerie“ und ein Steinway-Flügel, der dort steht. Seit 15 Jahren lebe ich in der Nähe des herrlichen Barockschlosses, das unweit von Fulda liegt. Die berühmte Landgräfin Anna von Preußen, die sehr musikalisch und mit Brahms und Clara Schumann befreundet war, residierte dort bis 1918. Ihr Sohn Alexander Landgraf von Hessen teilte diese Liebe zur Musik. Er brachte einen im Jahr 1892 produzierten Steinway-Flügel ins Schloss und komponierte sogar. Vor einigen Jahren spielte ich ein Benefizkonzert, um die Restaurierung dieses schönen Steinway Flügels zu unterstützen. Sein Klang und seine Persönlichkeit haben mich fasziniert. „Pianistin Uta Weyand: „Survival of the fittest“
Interview“
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"Wir befinden uns in einer Zeit großer Veränderungen"

Foto: © Andrej Grilc

Offen, energetisch und erfolgreich – Jolanta Łada-Zielke spricht mit dem Dirigenten William Garfield Walker

Er dirigiert sehr energetisch und kann diese Energie seinen Musikern vermitteln. Dies sieht man insbesondere in den Aufnahmen von Konzertmitschnitten mit dem von ihm gegründeten Nova Orchester Wien – NOW! William Garfield Walker leitet Piotr Tschaikowskys Werke reibungslos und mit Elan, als verstehe er die slawische Seele des Komponisten. Mahler klingt in seiner Interpretation würdevoll, Bernstein sehr dynamisch. Das Stück „Phantom Chapel“ von William Grant Still führt Walker mit sanften, kreisenden Bewegungen, manchmal mit geschlossenen Augen auf, verliert aber nie die Kontrolle über das Ensemble. Die „Adoration“ der afroamerikanischen Komponistin Florence B. Price, zu der William eine besondere Beziehung hat, klingt wie eine wundervolle Filmmusik. Und es ist schade, dass wir diesen jungen, leidenschaftlichen Dirigenten in der Zeit der Pandemie nur auf Aufnahmen miterleben können. Man bekommt eine große Lust, bei einem seiner Konzerte dabei zu sein und etwas von seiner Energie zu schöpfen…

William Garfield Walker gewann seine ersten beruflichen Engagements im Alter von 16 Jahren mit dem Mississippi Symphony Orchestra. Er studierte Cello bei Richard Hirschl vom Chicago Symphony Orchestra, bevor er sein Studium am Royal College of Music in London und an der Musik- und Kunstuniversität der Stadt Wien (MUK) abschloss, wo er von Vladimir Fedoseyev auf sein Diplomkonzert vorbereitet wurde. Zuvor war er der Dirigent beim Aspen Music Festival, sowie der Chefdirigent des Moonlight Symphony Orchestra, der Royal College of Music Oratorio Society. Im Alter von 20 Jahren gründete er die Virtuoso Philharmonic of Chicago. Er arbeitete mit Ensembles zusammen wie Berliner Sinfonietta, Bratislava Symphony Orchestra, Cabrillo Festival Orchestra, Janáček Philharmonic Ostrava, klassischen Solisten von London, das Mississippi Symphony Orchestra, das Orquesta Reino de Aragón, das Bacau Philharmonic Orchestra, die Astrakhan State Opera und das Ballet Theatre Orchester und die Taurida-Staatssinfonie des Leningrader Gebiets. Im März 2020 verabschiedeten das Repräsentantenhaus und der Senat von Mississippi einstimmig eine Resolution „Lob des musikalischen Genies von William Garfield Walker“.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Wie hilft Dir die Erfahrung als Cellist bei Deiner Arbeit als Dirigent?

Das hat mir die Möglichkeit gegeben, aus eigener Erfahrung zu lernen, wie es ist, als Musiker in einem Orchester zu spielen. Während dieser Zeit hatte ich auch die Gelegenheit, verschiedene Dirigenten (einige von ihnen bekannt und angesehen) aus der Sicht der Musiker zu beobachten und zu sehen, wie meine Kollegen im Orchester darauf reagierten, was der Dirigent tat, was davon gut funktionierte und was nicht. „Interview mit William Garfield Walker“ weiterlesen

Tomasz Koniecznys Wagner-Festspiele: Über eine beeindruckende Vergangenheit, eine problematische Gegenwart und eine hoffnungsvolle Zukunft

Fotos im Beitrag: © Igor Omulecki

Tomasz Konieczny braucht man unseren Lesern nicht vorzustellen. In dem von Jürgen Pathy geführten Interview hat er bereits sein neues Projekt – das Baltic Opera Festival – erwähnt. Dieses soll eine Reaktivierung der Wagner-Festspiele sein, die 1909-1944 an der Waldoper (Opera Leśna) in Zoppot stattfanden; jedoch in einer neuen, internationalen Form. In der Zwischenzeit hat mir Tomasz das Buch Einhard Luthers „Die Zoppoter Waldoper. Das Bayreuth des Nordens“ empfohlen, das eine äußerst wertvolle Informationsquelle über die Geschichte des Zoppoter Festivals darstellt. Nach der Lektüre habe ich beschlossen, mit Tomasz darüber zu sprechen, was er aus der alten Tradition übernehmen und was er Neues einführen möchte.

Interview: Jolanta Łada-Zielke

Im letzten Kapitel seines Buchs verweist Einhard Luther auf das 100-jährige Jubiläum der Waldoper im Jahr 2009 und die Konzertvorstellung von „Das Rheingold“, die zu diesem Anlass stattfand. Das Bild des Plakats im Buch ist leider sehr klein und man kann kaum lesen, was da steht. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich dort Dein Name findet, weil Du Alberich sangst. Bist Du damals auf die Idee gekommen, das Festival zu reaktivieren?

In der Tat waren diese Plakate zu dieser Zeit bescheiden und es kamen ungefähr 2.500 Menschen zur Vorstellung. Wenn es um die Versuche geht, das Festival wieder aufzunehmen, da hat man schon früher welche unternommen. Selbst Wolfgang Wagner wollte dies tun. 1985 inszenierte das Teatr Wielki aus Łódź „Die Walküre“ an der Waldoper und 2000 präsentierte dort die Baltische Oper den „Tannhäuser“. Die Menschen waren sich also bewusst, dass dieser Ort mit der Wagner-Tradition zusammenhängt und die auf irgendeine Weise fortgesetzt werden kann. „Tomasz Koniecznys Wagner-Festspiele
Interview“
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Interview Ana Oltean: „Wir Interpreten müssen der Musik dienen!“

Die rumänische Flötistin Ana Oltean hat im Sommer 2020 die Bachschen Triosonaten eingespielt – gemeinsam mit ihrem Partner Kaspar Zehnder und Vital Julian Frey. Die CD, die anfangs des Jahres bei ARS-Produktion erschienen ist, trägt den Titel „Königsdisziplin der Barockmusik“. Weshalb und was sie mit einem großen Lottogewinn machen würde, das erzählt Ana Oltean im Interview mit Klassik-begeistert.

Photography: Mark Baumgartner

von Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Grüß Gott, Frau Oltean. Wieso ist die Triosonate „die Königsdisziplin der Barockmusik“, wie es im Booklet ihrer neuen Bach-CD steht?

Ana Oltean: In Italien durch Corelli und in Deutschland durch Buxtehude kam diese Form zur Blüte, Bach hat sie – wie so vieles – in die höchste Vollkommenheit gehoben. Ein königlicher Aspekt ist zudem, dass Friedrich der Große die Triosonate ebenfalls gepflegt hat, als Komponist und als Interpret.

Welche der Trio-Sonaten ist Ihre liebste – und weshalb?

Meine Vorliebe auf dieser Bach-CD gilt der d-Moll-Triosonate BWV 1036, obwohl sie wohl gar nicht von Bach selbst stammt, sondern von einem seiner Söhne, Carl Philipp oder Wilhelm Friedemann. Sie ist wild, überraschend und gehört mehr dem Sturm und Drang an als dem Barock. Sie ist formal die modernste von allen.

Die CD wurde im Schloss Burgistein (Kanton Bern) aufgenommen. Was hat es mit diesem Ort auf sich?

Das Schloss liegt magisch am Übergang von voralpinem Wald- und Weideland und schroffem Gebirge. Es ist ein Kraftort. Im Rittersaal, dessen Fenster auf drei Seiten hinaus gehen, fühlt man sich dem Himmel etwas näher. Es ist ein wunderschöner Renaissance-Saal, der zu Bachs Zeiten bereits existierte. Die Barockmusik ist wie dafür geschaffen. „Interview Ana Oltean
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Interview Johanna Krumin: „Gemeinsames Musizieren – darum geht es im Kern“

Fotos: © J. Rötzsch

„Johanna singt das so, dass man zuhören muss. Näher kann man mir als Musiker nicht sein.“ So spricht Mikis Theodorakis über Johanna Krumin. Die Preisträgerin des Supersonic Sound Awards ist in mehreren Genres zuhause: Konzert singt die Sopranistin so gerne wie Oper und Lied, auf vier Kontinenten ist sie dafür unterwegs. Beim Barockreiten wird auch schon mal Händel aus dem Pferdesattel gesungen. In ihrer Heimatstadt Berlin hat Johanna Krumin Gesang studiert bei Renate Krahmer und Julia Varady. Seit 2018 ist sie künstlerische Leitung des Festivals KulturSchlagLicht und freut sich, eigene Programmideen umzusetzen.

Interview: Anna Ploch, Wien

Liebe Johanna Krumin, seit März 2020, schon beinahe ein Jahr, erleben wir eine weltweite Pandemie. Mit wenigen Ausnahmen wurden geplante Konzerte abgesagt. Wie reagieren Sie als Künstlerin in so einer außergewöhnlichen Situation?

Leider hatten wir kaum Raum zum Reagieren, eher sind wir täglich neuen Anweisungen hinterhergehechelt. Bis dahin spielten wir auf einer Tournee fast täglich vor einer vierstelligen Publikumsanzahl – durchaus mit nahem Publikumskontakt für Autogramme oder Ähnliches. Was genau vorging, hat kaum einer verstanden: kurze Pause, geht’s bald weiter? Heute Selfies mit Publikum wie immer, aber ab morgen kein Konzert mehr? Klappt der Finnland-Abstecher noch, nur Schweden ist dicht? Jeden Tag gab es neue Informationen… und dann ging sehr schnell gar nichts mehr.

Angesichts mancher Covid-19-Verläufe mag es zynischer klingen, als es gemeint ist: Aber ob man sich eine Halsentzündung, eine Bronchitis oder ein anderes Virus einfängt – auf solch einer Tour ist das oberste Gebot, auf sich zu achten. Ein kleiner Schnupfen kann zu einem großen Problem werden. Trotzdem lief es soweit sehr gut, bis wir zum Teil ohne Abschied auseinandergerissen wurden. Eine Kollegin aus Paris hat immer noch eine Tasche, die ich ihr kurz geliehen hatte. Jedenfalls hoffe ich, sie hat sie noch… „Interview Johanna Krumin
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"Wir Frauen im Dirigentenberuf haben unseren Vorgängerinnen viel zu verdanken"

Die Dirigentin Marta Gardolińska, Foto: © Bartek Barczyk

Auf der Bühne sieht sie eher bescheiden aus; schwarz gekleidet, ohne Schmuck, mit zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren. Aber wenn sie anfängt zu dirigieren, zieht sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Bewegungen sind manchmal subtil und sparsam, ein anderes Mal energisch und breit; gleichzeitig jedoch präzise und geschickt. Ihr konzentrierter Gesichtsausdruck oder ein diskretes Lächeln bei der Leitung eines Stücks von George Gershwin zeigen ihre Professionalität und machen einen sympathischen Eindruck. So präsentiert sich hinter dem Dirigentenpult Marta Gardolińska. 

Studiert hat sie an der Fryderyk Chopin Musikuniversität in Warschau und an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Meisterkurse absolvierte sie unter der Leitung angesehener Dirigenten wie Marin Alsop, Bertrand de Billy, Bernard Haitink, Peter Eötvös und György Kurtág. 2015 übernahm Marta Gardolińska die Position der Chefdirigentin des Akademischen Orchestervereins in Wien. In der Saison 2017/18 war sie außerdem künstlerische Leiterin des dortigen TU-Orchesters. In den Jahren 2018/19 und 2019/20 wurde sie als Young Conductor in der Association of Bournemouth Symphony Orchestra international bekannt. Zur gleichen Zeit gab sie ihr nordamerikanisches Debüt bei den Los Angeles Philharmonics, wo sie mit Gustavo Dudamel an der Aufnahme von Charles Ives’ 4. Symphonie mitwirkte.

Nach dem Erfolg ihrer Debütproduktion „Der Traumgörge“ von Alexander Zemlinsky an der Opéra national de Lorraine in Nancy wurde Marta Gardolińska zur Musikdirektorin der Institution gewählt. Die polnische Dirigentin wird diese Stelle ab September offiziell antreten, führt aber bereits weitere Projekte mit diesem Ensemble durch.

von Jolanta Łada-Zielke

Ihre ältere polnische Kollegin Agnieszka Duczmal wollte schon als achtjähriges Mädchen Dirigentin werden. Und wie war es bei Ihnen?

Die Idee kam mir viel später, im Alter zwischen fünfzehn und sechzehn Jahren. Dirigieren schien mir damals interessant zu sein, aber nicht als Beruf. Meine große Inspiration war in dem Bereich Professorin Katarzyna Sokołowska, Dirigentin unseres Chores an der Musikschule des Zweiten Grades in Warschau. Ich hatte meinen ersten Dirigier-Unterricht bei ihr, als Wahlfach. Damals habe ich den ersten „Dirigenten-Bazillus“ geschluckt. Im Laufe meiner Weiterbildung war ich fasziniert von Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“ und beschloss, mich eher auf das symphonisch-orchestrale als auf das Chor-Dirigat zu konzentrieren. Aber ich habe nicht darüber nachgedacht, welchen Beruf ich ergreifen möchte, sondern wo ich am meisten lernen kann. Ich hatte einen großen Wissensdurst in verschiedenen Bereichen. Ich habe mich für symphonisches Dirigieren entschieden, weil es das vielseitigste Fach an einer Musikuniversität ist. Mein Plan war wie folgt: Studieren, um so viel wie möglich zu lernen und erst dann herausfinden, was meine Berufung ist. Ich nahm an, dass ich irgendwann eine Idee für mein Leben entwickeln würde. Aber bis zum Ende war ich mir nicht sicher, ob ich Dirigentin werden würde. „Interview mit der polnischen Dirigentin Marta Gardolińska“ weiterlesen

Interview Nicole Peña Comas: "Das Cello hat mich ausgewählt"

Die in Wien lebende dominikanische Cellistin Nicole Peña Comas fasziniert mit ihrem warmen, reichen und gesanglichen Celloton.  Sie ist sowohl als Solistin als auch Kammermusikerin tätig. Nicole widmet sich der Wiederentdeckung vergessener Komponisten mit derselben Begeisterung, wie sie Meisterwerke des Standardrepertoires  interpretiert. Als Solistin ist sie mit dem Orquesta Sinfónica Nacional aus der Dominikanischen Republik, dem Orchesterverein Concentus21 Wien und dem Orchester des Conservatorio National de Santo Domingo aufgetreten.

2021 erhielt ihre CD El canto del cisne negro die Silver Medal bei den Global Music Awards in Los Angeles ; 2018 erhielt ihre CD Souvenir latino des Ensemble Spirituosi die Gold Medal bei den Global Music Awards in L. A. Sie wurde auch als bestes Frühlings-Album und unter den besten 10 Alben des Jahres ausgewählt.

Interview: Andreas Schmidt

Frau Peña Comas, Sie stammen aus der Dominikanischen Republik und leben seit 14  Jahren in Wien. Was hat Sie aus der Karibik nach Österreich gebracht? 

Die Liebe zur Musik war der Hauptgrund, gleich nach der Matura (Abitur) nach Österreich zu kommen. Und ich hatte den Vorteil, dass meine Schwestern, auch Musikerinnen, Nathalie (Sopran) und Evelyn (Querflötistin), in Wien Musik studierten.

Wie sind Sie zum Cello gekommen?

Es war eigentlich ein Zufall. In der Musikschule in Santo Domingo wollte ich Geige lernen, aber es gab keinen freien Platz und ich wollte nicht noch ein Jahr ohne Hauptinstrument  warten. Dann wurde mir angeboten das Cello auszuprobieren, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ein Violoncello war.  Ich bin hingegangen und  habe es ausprobiert, und der Rest ist Geschichte. Kurz zusammengefasst: Das Cello hat mich ausgewählt. „Interview Nicole Peña Comas, „Das Cello hat mich ausgewählt“
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Weltklasse-Bariton Tomasz Konieczny: "Viele Klassik- und Wagnerfreunde werden zum Baltic Opera Festival an die polnische Ostsee kommen"

Foto: Opera Leśna Sopot. Foto: Taiyo Europe (c). Festspielort des Baltic Opera Festival im Juli 2021. The so-called Forest Opera and open-air amphitheatre is located in Sopot, Poland, with a capacity of 4400 seats with a perfectly fitting membrane roof.

Obwohl er eigentlich Regisseur werden wollte, landete er bei der Musik – quasi zufällig, wie er sagt. Der polnische Bassbariton Tomasz Konieczny singt an allen bedeutenden Opernhäusern dieser Welt. Zumindest, wenn es die Corona-Auflagen erlauben, wie in Spanien. Ab 13. Februar singt Konieczny am Teatro Real Madrid. Nicht irgendeine Partie, sondern seine Lebensaufgabe”, wie er sie nennt: den Wotan (sprich Wanderer) im Siegfried”. Darüber und über das Baltic Opera Festival in Polen, dem er in diesem Sommer als künstlerischer Leiter vorstehen wird, sprach Tomasz Konieczny mit klassik-begeistert.

Interview: Jürgen Pathy

Klassik-begeistert: Grüß Sie, Herr Konieczny. Sie proben gerade im Teatro Real Madrid den “Siegfried”, den dritten Teil des “Rings des Nibelungen” von Richard Wagner. Was sind die ersten Worte, die Ihnen dazu einfallen?

Tomasz Konieczny: Wir sind die Auserwählten. Ich bin den Politikern sehr dankbar, dass man in Spanien noch vor Publikum singen darf. Obwohl es mir um die anderen Künstler sehr leid tut, die nicht auftreten können. Im Rest der Welt, wie Sie ja wissen, haben die Opernhäuser fast überall geschlossen. Nicht so in Spanien. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist den Spaniern die Kultur noch wichtig. Obwohl man schon dazu sagen muss, dass es hier bereits wärmer ist. Dennoch ist das unglaublich, was im Rest der Welt gerade passiert. Entbehrt es doch jeder Grundlage. Man hat doch gesehen, dass die Sicherheitskonzepte gegriffen haben. Mehrere Studien zeigen, dass die Konzertsäle und Opernhäuser keinesfalls gefährlich sind.

„Interview Tomasz Konieczny, Baltic Opera Festival, „Siegfried“, Teatro Real Madrid
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