Ladas Klassikwelt 93: Ein Journalist besingt ein schönes Fräulein wie Lohengrin den Schwan

Bild: Hochzeit-Wajda: Ewa Ziętek (Die Braut) und Daniel Olbrychski (Der Bräutigam) in der „Hochzeit“-Verfilmung von Andrzej Wajda (1973); Quelle: Kinokalender Dresden

von Jolanta Łada-Zielke

Das bekannteste Werk Wyspiańskis ist das dreiaktige Drama „Wesele“ (Hochzeit) von 1901. Dieses basiert auf der tatsächlich stattgefundenen Hochzeit seines Freundes Lucjan Rydel mit einer Bauerntochter aus Bronowice bei Krakau (heute ein Stadtviertel).

Im ersten Akt feiern in einer Bauernhütte die Bewohner von Bronowice mit den Vertretern der intellektuellen Elite und den Künstlern aus Krakau. Obwohl die Bauern belesen und mit Politik vertraut sind, schauen manche Gäste aus Krakau auf sie herab. Im zweiten Akt tauchen unter den Hochzeitsteilnehmern um Mitternacht die Geister auf, die deren innerste Gedanken widerspiegeln, sowie historische Gestalten aus der Vergangenheit Polens, die eine bittere Abrechnung mit der Gegenwart machen.

Zu den letzteren gehören: Stańczyk der Hofnarr der polnischen Könige der Jagiellonen-Dynastie, der Ritter Zawisza Czarny (1379–1428), der Anführer des blutigen Bauernaufstandes 1846 Jakub Szela (1787–1860), und der früh verstorbene polnische Maler Ludwik de Laveaux (1868–1894). „Ladas Klassikwelt 93: Stanisław Wyspiański Teil II
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Ladas Klassikwelt 92: Der berühmteste polnische Wagnerianer stammt aus Krakau 

Bild: Stanisław Wyspiański Selbstporträt (1902), Wikipedia

von Jolanta Łada-Zielke

Touristen, die Krakau besuchen, bewundern die wunderschönen Buntglasfenster in der örtlichen Franziskanerkirche am Allerheiligenplatz. Nicht alle wissen jedoch, dass diese Kunstwerke ein herausragender lokaler Maler, Bühnenbildner, Buchillustrator sowie Dichter, Dramatiker, Mitglied des Krakauer Stadtrats und  Wagnerianer – Stanisław Wyspiański (1869-1907) –  entwarf. Dieser vielseitige Künstler war einer der bedeutendsten Vertreter der polnischen Moderne, des „Jungen Polen“ um die Jahrhundertwende und einer der größten Bühnendichter seines Landes. Sein Werk, vor allem die Dramen, sind Beispiele für den Einfluss Richard Wagners auf die polnische Dichtkunst.

Bild: Glasfenster „Gott Vater – werde!“ von Wyspiański an der Westfassade der Krakauer Franziskanerkirche, Wikipedia

 

 

Zur Erinnerung: Polen ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts  geteilt und Galizien mit Krakau und Lemberg (pol. Lwów, ukr. Lviv) gehört zu Österreich-Ungarn. Im Gegensatz zu den Polen unter russischer und preußischer Herrschaft genießen die Bewohner Galiziens Autonomie, dürfen ihre Muttersprache lernen und die einheimische Kultur pflegen. In Krakau leben viele herausragende Künstler, darunter Wyspiański. „Ladas Klassikwelt 92: Der berühmteste polnische Wagnerianer stammt aus Krakau 
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In meinem ersten Konzert mit dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg sang ich die Wagner-Chöre

Foto: © Archiv Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg

von Jolanta Łada-Zielke

Ende 2012 bin ich von München nach Hamburg gezogen. Ich habe nur vier Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt verbracht. Dies war nicht so viel, um mich mit dieser Stadt besonders verbunden zu fühlen, und ich habe sie ohne Reue verlassen. Das Einzige, was ich vermisst habe, war der Münchener Bachchor, dem ich wenige Wochen nach meinem Umzug von Polen nach Deutschland beigetreten bin. Ich habe dort in den Jahren 2009-2012 gesungen.

Bei einigen Projekten begleiteten uns als Solisten die hervorragendsten Wagnersänger. Klaus Florian Vogt, der in Bayreuth gerade Ruhm als Walter von Stolzing und Lohengrin erwarb, führte mit uns Mozarts „c-Moll Messe“ in Baden Baden auf. Michael Volle nahm mit unserem Chor ein Album mit Weihnachtsliedern auf und sang den Solopart in „Drei Könige“ von Peter Cornelius. Im selben Jahr trat er mit uns in Verdis Requiem im Gasteig auf. Dieses Konzert sangen wir gemeinsam mit unserem Partnerensemble dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich mich bald selbst zu ihm anschließe und es mit Richard Wagner zu tun haben werde.

„Ladas Klassikwelt 91: Mein erstes Konzert mit dem CPE-Bach-Chor,
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Ladas Klassikwelt 90: Joshard Daus sorgte für den perfekten Klang des Chorgesangs

Eine Erinnerung an Professor Joshard Daus – den Gründer der EuropaChorAkademie

von Jolanta Łada-Zielke

Über die Verstorbenen sollte man entweder gut oder gar nicht sprechen. Ich erkläre sofort, dass ich keine schlechten Erinnerungen an Professor Joshard Daus habe. Aber bevor ich an einem Projekt der EuropaChorAkademie (ECA) teilnahm, hörte ich einige unangenehme Dinge über ihn. Damals sang ich in der Kantorei Sankt Barbara in Krakau, deren Mitglieder ein paar ECA-Projekte hinter sich hatten. Alle behaupteten, dass Professor Daus ein großartiger Musiker war. Sie fügten jedoch hinzu, dass er streng sei, leicht wütend wird und jemanden für eine Kleinigkeit aus dem Chor rausschmeiße oder in die letzte Reihe versetze. Die letzte Reihe besetzten die Chormitglieder, die sich als nicht gut genug herausstellten. Sie schlossen sich dem Singen nur den Stellen an, wo eine größere Klangmasse benötigt wurde. Bei den anspruchsvolleren Passagen mussten sie „tacet“.

Ich beschloss, diese Meinungen mit meiner eigenen Erfahrung zu vergleichen. Der Anlass ergab sich im September 2007, als die ECA das „Polnische Requiem“ von Krzysztof Penderecki für ein den Opfern des Zweiten Weltkrieges gewidmetes Konzert vorbereitete. Also flogen vier Vertreter der Kantorei Sankt Barbara nach Deutschland, zusammen mit dem Dirigenten Wiesław Delimat, der seit Jahren im Chor von Professor Daus im Tenor sang. Zu unserer Gruppe gehörten noch eine Sopranistin, ein weiterer Tenor und ich als erster Alt. „Ladas Klassikwelt 90: Eine Erinnerung an Professor Joshard Daus- den Gründer der EuropaChorAkademie,
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Ladas Klassikwelt 89: Ein bisschen Bach zum Neuen Jahr

Foto: Kirche Zürich, Enge, von außen JLZ

Reformierte  Kirche Zürich, 1. Januar 2022

Johann Sebastian Bach, Weihnachtsoratorium, IV. Kantate

von Jolanta Łada-Zielke

Auch wenn ich nicht gezielt nach Musik suche, findet sie mich und manchmal auf sehr überraschende Weise. Ich habe Silvester in der Schweiz verbracht und am Neujahrstag ging ich mit meinem Mann durch Enge, einen der Züricher Stadtteile, spazieren. Unterwegs gingen wir an einem Hügel mit einer imposanten Kirche im Neurenaissancestil  vorbei. Eine hohe Treppe führte dorthin, aber wir mussten sie nicht erklimmen, um ein Transparent zu sehen, das ankündigte, dass hier in weniger als einer Stunde die IV. Kantate aus Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ aufgeführt wird. Wir zögerten einen Moment, weitergehen oder hier bleiben? Schließlich gewann die Liebe zur Musik. Es gibt ein polnisches Sprichwort das heißt: „Wie das Neujahr beginnt, so wird das ganze Jahr“, also habe ich diesen Zufall als eine gute Prognose gesehen. „Ladas Klassikwelt 89: Johann Sebastian Bach, Weihnachtsoratorium, IV. Kantate,
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Ladas Klassikwelt 88: 21 Century Orchestra ließ die Macht des Klanges klingen

Fotos: Jolanta Łada-Zielke

Ludwig Wicki, der auch Posaunist, Komponist und Hochschullehrer ist, trug dazu bei, dass Luzern nicht nur in Europa, sondern weltweit zu einem bedeutenden Zentrum des Musiklebens wurde.

 The Empire Strikes Back im Konzert“
Kultur-und Kongresszentrum Luzern (KKL), 28. Dezember 2021

21 Century Orchestra
Ludwig Wicki, Dirigent

von Jolanta Łada-Zielke

An jenem Abend versammelte sich im KKL Luzern das Publikum von Zehn- bis Achtzigjährigen. Sie kamen um den zweiten Teil der originalen „Star Wars“ –Trilogie zu sehen und die Live-Aufführung des Soundtracks davon zu hören. Das Publikum war begeistert, denn auf der Bühne traten weltberühmte Spezialisten der Filmmusik auf, die uns zwei unvergessliche Stunden schenkten.

Es spielte das einheimische Ensemble – 21 Century Orchestra-, das sich seit seiner Gründung (1999) mit Filmmusik beschäftigt. Sein Mitbegründer und künstlerischer Leiter Ludwig Wicki führte das Konzert und gleichzeitig verfolgte er den Filmverlauf auf dem Monitor am Dirigentenpult. Während der Projektion gab es einige Momente ohne Musik, aber trotzdem verloren weder der Dirigent noch das Orchester für einen Augenblick ihre Wachsamkeit. Alle Einsätze waren präzise und perfekt mit dem Bild auf der großen Leinwand über der Bühne synchronisiert.

Im Foyer wurden die Besucher von einer Gruppe der Statisten begrüßt, die als Filmfiguren verkleidet waren. Smartphones wurden gezückt, die Zuschauer fotografierten sich gerne mit Luke Skywalker, Darth Vader, Han Solo, Meister Yoda und den anderen. Kurz vor Beginn des Konzerts erschienen die kostümierten Statisten im Konzertsaal. Einige Besucher zollten ihren Helden aus der „Star Wars“-Saga Verehrung;  ein zwölfjähriges Mädchen hatte eine ähnlich Frisur wie die Prinzessin Leia Organa. „Ladas Klassikwelt 88:  „The Empire Strikes Back im Konzert“, 21 Century Orchestra
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Ladas Klassikwelt 87: „Oh, du fröhliche“ und „Hamburg, meine Perle“ klingen im Gleichklang

von Jolanta Łada-Zielke

 Diese Erinnerung stammt aus der Zeit, als der HSV und Werder Bremen noch in der Bundesliga spielten. „Es war einmal“ oder genauer gesagt  im Dezember 2015,  an einem Adventssonntag spielten die beiden Mannschaften gegeneinander in Bremen, und der Carl-Philipp-Emmanuel-Bach-Chor Hamburg gab ein Weihnachtsliederkonzert im Konzerthaus „Die Glocke“. Ich nahm einen früheren Zug nach Bremen als die anderen Sänger, weil ich noch meine Familie auf dem Weihnachtsmarkt treffen wollte. Alle Waggons waren voller HSV-Fußballfans. „Ladas Klassikwelt 87: Wie „Oh, du fröhliche“ mit  „Hamburg, meine Perle“ zusammen klingt,
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Ladas Klassikwelt 86: Weihnachtslieder in der Nachbarschaft ...


…Erinnerungen an eine winterliche Reise mit Krakauer Chören in die Ukraine

Erzählt von Jolanta Łada-Zielke

Die Weihnachtslieder-Tour in die Ukraine mit dem Akademischen Chor Organum Krakau zwischen Weihnachten 1997 und Neujahr 1998 war für mich eines der schönsten musikalischen Erlebnisse. Wir fuhren tausende Kilometer mit dem Bus. Zu dieser Zeit studierte ich im letzten Jahr der Gesangsfakultät der Musikoberschule in Krakau und bereitete mich auf meine Diplomprüfungen vor. Im November starb meine geliebte Großmutter, was für mich ein schwerer Schlag war. Während dieser Konzertreise erholte ich mich ein bisschen von diesem Verlust. Zumal meine Großmutter in Lemberg (Lwiw) geboren wurde, das auf unserer Route lag. „Ladas Klassikwelt 86: Weihnachtslieder in der Nachbarschaft,
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Ladas Klassikwelt 85: Eine feurige Dosis Mozart

Foto: Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg (c)

Beide Werke Mozarts, die im Programm jenes Konzerts standen, sind per definitionem unvollständig. Die Prager Sinfonie D-Dur KV 504 (die Erstaufführung 1787) besteht nur aus drei Sätzen, ohne Menuett. In der ersten Fassung der Großen c-Moll-Messe KV 427 fehlen einige Teile vom „Credo“ sowie das ganze „Agnus Dei“ mit „Dona nobis pacem“. Dennoch machten die Bremer Philharmoniker und der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg unter der Leitung von Hansjörg Albrecht diesen Freitagabend in der Laieszhalle für lange Zeit unvergesslich.

von Jolanta Łada-Zielke (Text und Fotos)

Natürlich gibt es nach wie vor die Corona-Beschränkungen. Im Zuschauerraum sitzt man in Abständen paarweise, wobei jeder Sitzplatz einer bestimmten Person zugeordnet ist. Aus diesem Grund durften Mitglieder des Chores während des ersten Teils des Konzerts  nicht im Publikum weilen. Deshalb hörte ich die Aufführung der „Prager Sinfonie“  an der Tür zur Bühne und bewunderte Hansjörg Albrechts Art.

Er dirigiert nach den entsprechenden Konventionen der Epoche: Zum Beispiel, die Werke der Barockzeit führt er – Basso Continuo spielend – vom Cembalo aus. Nicht jeder kann dies tun, weil es eine geteilte Aufmerksamkeit erfordert. Ich fragte Hansjörg Albrecht danach, als ich mit ihm ein Interview  für  das polnische Musikmagazin „Muzyka 21“ durchführte:

„Diese Art des Musikzierens – des völlig unabhängig voneinander funktionierenden Dirigierens und gleichzeitigen Spielens – ist für mich ganz normal und selbstverständlich“, antwortete er. „Das war damals Usus, denn den Dirigenten im heutigen Sinne gab es damals noch nicht. Diese Art geht bei mir bis zu Haydn und Mozart. Das ist keine eigentliche „Dirigiermusik“, wie beispielweise die großen Sinfonien von Bruckner, Mahler oder Schostakowitsch, sondern es ist ein Spiel mit Affekten. Daher dirigiere ich auch erst die Musik, die nach 1800 entstanden ist, mit Stab – alle Musik davor nur mit meinen Händen.“ „Ladas Klassikwelt 85: Wolfgang Amadeus Mozart, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, Bremer Philharmoniker
klassik-begeistert.de, 5. November 2021“
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Ladas Klassikwelt 84: Im Haus, in dem Richard Wagner NICHTS komponierte…

In der Nähe des Festspielparks ist jede Straße nach einer von Wagners Opern oder einigen seiner HeldInnen benannt. Die Siegfried-Allee führt direkt zum Theater. Am Zaun eines der Häuser am Rand des Festspielparks hängt ein Schild, an dem die eingravierte Inschrift verkündet: „IN DIESEM HAUSE KOMPONIERTE RICHARD WAGNER… nichts“. Das Wort „NICHTS“ steht  in der letzten Zeile, so klein geschrieben, dass man es leicht übersehen kann.

 von Jolanta Łada-Zielke

Die Besitzerin des Hauses Dr. Christa Pawlofsky ist Ärztin für psychosomatische Medizin und praktiziert Psychoanalyse sowie Psychotherapie. Ich besuchte sie und fragte, wie sie auf die Idee von einer solchen Botschaft kam, die so trotzig klingt, besonders in dieser Umgebung, wo sich alles um Richard Wagner dreht. „Ladas Klassikwelt 84: Im Haus, in dem Richard Wagner NICHTS komponierte…“ weiterlesen