Auch im Verriss ikonischer Musikstücke findet sich ein Quäntchen Wahrheit

Man lernt viel aus diesem kompetent recherchierten und flüssig geschriebenen Buch, das durchaus zur Hinterfragung eigener Einschätzungen anregt. Eine anregende Lektüre für versierte Musikliebhaber!

Buch-Rezension:

Thomas Leibnitz
Verrisse

Residenz Verlag

von Peter Sommeregger

Auch Komponisten und ihre Werke, die man heute dem Kanon viel gespielter und anerkannter Werke zuordnen kann, wurden zur Zeit ihrer Entstehung nicht durchgehend freundlich von der Kritik behandelt. Die ursprünglich kontroverse Aufnahme der Opern Richard Wagners ist bekannt, auch Anton Bruckner stieß anfangs mit seinen monumentalen Symphonien auf Ablehnung, sogar Ludwig van Beethoven wurde speziell für seine späten Werke von manchen Zeitgenossen heftigst attackiert. „Buch-Rezension: Thomas Leibnitz, Verrisse
klassik-begeistert.de, 9. Juni 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 188: Carl Nielsen ist der bedeutendste Komponist seiner Heimat Dänemark

Foto: Carl Nielsen © Wikipedia.org

von Peter Sommeregger

Der am 9. Juni 1865 auf der Insel Fünen geborene Carl Nielsen gilt heute als der bedeutendste Komponist seiner dänischen Heimat. Als Kind armer, aber musikalischer Eltern zeigte er früh musikalisches Talent. Bereits als Kind lernte er, Geige und Klavier zu spielen, noch vor seinem zehnten Geburtstag entstanden erste, kleine Kompositionen. Als Geiger wurde er Berufsmusiker, spielte zeitweilig im Orchester des Kopenhagener Tivoli, bevor er Mitglied, und später Leiter des Royal Danish Orchestra wurde. Am Kopenhagener Opernhaus wirkte er an den dortigen Erstaufführungen von Verdis „Otello“ und „Falstaff“ mit. „Sommereggers Klassikwelt 188: Carl Nielsen ist der bedeutendste Komponist seiner Heimat Dänemark
klassik-begeistert.de, 6. Juni 2023“
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Daniels vergessene Klassiker Nr 22: Mel Bonis – Drei legendäre Frauen: Salomé, Ophélie, Cléopâtra

Quelle: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/mel-bonis

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Die Geschichte wegen ihres Geschlechts diskriminierter Frauen reicht Jahrhunderte zurück. Berufsverbote, Unterdrückung, Demütigung, Sexismus… die Liste von Repressalien, unter denen sie in Europa noch vor nicht allzu langer Zeit zu leiden hatten (und in anderen Teilen der Welt immer noch leiden), ist lang. Auch diese Kolumne berichtete bereits über entsprechende Fälle. Dass solche sozial-gesellschaftlichen Verirrungen auch große Talente beeinträchtigten, zeigt das heutige Beispiel von einer mutigen und fähigen Frau, die wegen dem ihr entgegenschlagenden Sexismus ihre Musik nur unter Pseudonym veröffentlichte: Mel Bonis.

„Daniels vergessene Klassiker Nr 22: Mel Bonis – Drei legendäre Frauen: Salomé, Ophélie, Cléopâtra
klassik-begeistert.de 4. Juni 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 187: Ferdinand Leitner – Stardirigent ohne Allüren

Foto: Ferdinand Leitner © wikipedia.com

Am 3. Juni sind es bereits 27 Jahre, dass der Dirigent in seinem Heim bei Zürich im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Leitner war gebürtiger Berliner, aber wenn auf einen Künstler der Begriff Weltbürger passt, dann auf Ferdinand Leitner.


von Peter Sommeregger 

Studiert hat Leitner an der Musikhochschule seiner Heimatstadt. Seine Lehrer waren u.a. Franz Schreker, Arthur Schnabel und Karl Muck. Ursprünglich  wollte er eine Laufbahn als Konzertpianist einschlagen, entschied sich dann aber doch für das Dirigieren. Fritz Busch, der Deutschland des Nazi-Regimes wegen verlassen hatte, holte ihn 1935 als Assistent nach Glyndebourne. Damit war klar, dass Leitner während des „3. Reiches“ keine große Karriere machen konnte. Lediglich eine Stellung als Kapellmeister des Berliner Theaters am Nollendorfplatz konnte er von 1943 bis 1945 erlangen. „Sommereggers Klassikwelt 187: Ferdinand Leitner – Stardirigent ohne Allüren
klassik-begeistert.de, 31. Mai 2023“
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Pathys Stehplatz (30) – Saison 2023/24 in Wien: Mit Christian Thielemann kickt man den „Lohengrin" aus der Stube

Foto: Christian Thielemann © Matthias Creutziger

Schluss mit lustig. Nach neun Jahren Bierstubengaudi reicht es auch an der Wiener Staatsoper. Die „Lohengrin“-Inszenierung von Andreas Homoki fliegt endgültig raus. Die Rufe danach waren schon lange laut. Stattdessen folgt 2024 eine Neuproduktion. Jossi Wieler & Sergio Morabito zeichnen dafür verantwortlich. Am Pult: Christian Thielemann. Mit dem Wagner-Spezialisten kehrt auch sicherlich wieder ein anderer Wind in den Graben zurück. Da hatte Omer Meir Wellber sich vor kurzem erst Hals über Kopf in die Partitur gestürzt.

von Jürgen Pathy

Christian Thielemann ist zurück

„Tannhäuser hat es schon lange keinen gegeben“, bemerkt ein Herr. „Stimmt“, erwidert seine Begleitung. Um die 55, unscheinbar, bieder in dunkel gekleidet. Genau genommen seit Ende 2014 nicht mehr. Da hat man zuletzt Claus Guths Inszenierung hier auf der Bühne gesehen. Wird vorerst auch so bleiben. Nächste Saison steht der „Tannhäuser“ ebenfalls nicht auf dem Programm. Pausengespräche beim letzten „Lohengrin“ an der Wiener Staatsoper.

„Pathys Stehplatz (30) – Saison 2023/24 in Wien: Mit Christian Thielemann kickt man den „Lohengrin“ aus der Stube
klassik-begeistert.de, 29. April 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 89: Aida oder Amneris, das ist hier die Frage!

 

Anna Netrebko (linkes Bild, Aida) und Elīna Garanča (rechtes Bild, Amneris) © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Gleich zu Beginn der Oper singt Radamès eindringlich und mit viel Gefühl von seiner himmlischen Aida. Aida und Radamès sind bis zum tragischen Schluss nicht auseinander zu denken. Wo die Liebe hinfällt, denke ich für meinen Teil und frage gegen den Strich: Warum nicht Amneris?

Diese Frage beherrscht den Augenblick, wenn wir einen Abend erleben, an dem zwei Spitzensängerinnen wie Anna Netrebko und Elīna Garanča als Rivalinnen auftreten und die Garanča als Amneris eine so vornehme Ausstrahlung besitzt. Wenn meine Frau und ich uns in Radamès hineindenken, er konnte als junger Offizier nicht einmal davon träumen, in Augenhöhe ihrer durchlauchten Pharaonentochter zu gelangen. Aidas hoher Stand war ihm, obzwar Edelsklavin der Amneris, nicht bekannt. „Schweitzers Klassikwelt 89: Aida oder Amneris, das ist hier die Frage!
klassik-begeistert.de, 30. Mai 2023“
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Pathys Stehplatz (34) – Wiener Konzerthaus: Ein Hörgerät zerfetzt Mozart

Foto: Grigory Sokolov © Klaus Rudolph

Störenfriede. Meistens sind sie menschlicher Natur. Husten, rotzen und lärmen, was das Zeug hält. Diese Szenen sind nichts Neues und werden auch heftig diskutiert. Was allerdings machen, wenn einem die Technik einen Strich durch die Rechnung zieht? Im Wiener Konzerthaus stört ein Hörgerät den ganzen Abend. Es piepst und rauscht in einem fort. Ein „Problem“, das nicht als Einzelerscheinung zu Tage tritt. Hier sind alle gefordert.

von Jürgen Pathy

„Der kann spielen, was er will“. Nächstes Jahr habe sich der Herr schon vorgemerkt. „Er spielt eh das ganze Jahr dasselbe Programm“, erwidert sein Kollege. Die Rede ist von Grigory Sokolov. Im Wiener Konzerthaus, wo er seit Jahren schon seinen fixen Österreichstop einschiebt, bestätigt der gebürtige Russe alles, was die Herren so während der Pause besprochen haben. Schumann und Brahms hat er bereits letztes Jahr gespielt. Chopin und Rachmaninoff das Jahr zuvor. Bach spielt er auch ganz gerne. An diesem Abend setzt er mit Henry Purcell einen Komponisten aufs Programm, dessen Werke einem nun aber weniger geläufig sind. „Pathys Stehplatz (34) – Wiener Konzerthaus: Ein Hörgerät zerfetzt Mozart
klassik-begeistert.de, 29. Mai 2023“
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Pathys Stehplatz (32) – Die Zweiklassengesellschaft an der Wiener Staatsoper

Foto: Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Oper ist nicht gleich Oper. Opernhaus nicht gleich Opernhaus. Das dürfte den meisten bewusst sein. Publikum ist aber auch nicht Publikum. Wer regelmäßig die Wiener Staatsoper besucht, der wird das auch schon beobachtet haben. Im Parkett schwebt man im Smoking und im Abendkleid. In den Logen mischt sich das Publikum schon ein wenig durch. Auf der Galerie: Da tummelt sich ein bunt zusammengewürfelter Mix aus Opernnarren, biederen Bildungsbürgern und einer Horde an Touristen, die sich mal besser und mal weniger angemessen zu benehmen weiß. Zwischen allen herrscht eine gewisse Kluft.

von Jürgen Pathy

„Das ist doch alles mittlerweile viel entspannter“. Seit man die U27-Tickets eingeführt hat, sei das alles nicht mehr ganz so streng. Meint zumindest ein Stammgast, der sich in allen Bereichen des Hauses sicher zu bewegen weiß. Die Jugend erhält nämlich vereinzelt Tickets fürs Parkett. Zu einem adäquaten Preis: 20 Euro zahlt der „Nachwuchs“ da nur. Eine Initiative, die sicherlich gut gemeint ist. Ob sie aber wirklich zum Ziel führt, wage ich zu bezweifeln. Direktor Bogdan Roščić erhofft sich dadurch vermutlich Schützenhilfe, endlich seiner Hauptagenda näherzukommen: Den Altersdurchschnitt an der Wiener Staatsoper deutlich zu senken. Ähnliche Angebote gibt es natürlich schon länger. Die Erfolgsaussichten sind aber überschaubar.

„Pathys Stehplatz (32) – Die Zweiklassengesellschaft an der Wiener Staatsoper
klassik-begeistert.de, 26. Mai 2023“
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Pathys Stehplatz (33) – Salzburger Festspiele: Wie viel Mozart spürt man da noch?

Foto: Hofstallgasse auf dem Festspielgelände in Salzburg © Salzburger Festspiele / Kolarik

Er ist der Salzburger schlechthin. Wolfgang Amadeus Mozart ist das Aushängeschild der Stadt. Mit ihm macht man Kasse. Teilweise schamlos und ohne Rücksicht: An allen Ecken findet man Souvenirs mit seinem Konterfei. T-Shirts, Kühlschrankmagneten und natürlich Mozartkugeln, wohin das Auge blickt. Original von Mirabell, nachgemachte aus Wien oder sogar als Sonderedition. Handgemacht. Um den doppelten Preis. Den blättert man in Salzburg auch beinahe auf den Tisch, wenn man Zutritt zu einem der Festspielhäuser finden will. Zumindest im Vergleich zu anderen Großstädten. Dafür wird aber einiges geboten.

von Jürgen Pathy

Cecilia Bartolis Triumph

„Der Villazón, eh klar – a Kasperle“. Clown wollte er auch werden. Ob das den Herrschaften im Parkett rechts, Reihe 9, so auch bewusst ist, sei mal dahingestellt. Zum Kommentieren finden sie jedenfalls genug. Im lupenreinen Kärntner-Dialekt, der sich hier unter viele andere mischt. Deutsche zieht es zu Pfingsten natürlich zuhauf nach Salzburg. Kein Wunder, ist doch die Grenze nicht mal einen Katzensprung von der Festspielstadt entfernt. Rund 50% der Festspielgäste kommen aus dem großen Nachbarland.  „Pathys Stehplatz (33) – Salzburger Festspiele: Wie viel Mozart spürt man da noch?
klassik-begeistert.de, 28. Mai 2023“
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Ladas Klassikwelt 110: Wenn eine VIP in einem Konzert hustet…

Foto: Die Tuchhallen am Marktplatz in Krakau, Wikipedia

von Jolanta Łada-Zielke

Als Sir John Eliot Gardiner in der Elbphilharmonie am 11. Mai 2023 mit dem Royal Concertgebouw Orchestra aufgetreten ist, war er wegen wiederholten Hustens im Publikum so verärgert, dass er mit dem Abbruch des Konzerts drohte. Deshalb bat der Intendant Christoph Lieben-Seutter die Zusschauer vor dem Beginn des zweiten Konzertabends mit dem gleichen Programm: „Wenn jemand hustet, bitte nicht nachmachen!“

Dieses Ereignis erinnert mich an eine amüsante Begebenheit aus der Zeit, als ich noch in Krakau lebte. Als Studentin der Władysław-Żeleński-Musikschule und später als Journalistin und Kulturreporterin besuchte ich fast alle Musik- und Theaterveranstaltungen sowie Ausstellungen in meiner Stadt. Bei solchen Gelegenheiten begegnete ich häufig denselben Menschen. „Ladas Klassikwelt 110: Wenn eine VIP in einem Konzert hustet… klassik-begeistert.de, 28. Mai 2023“ weiterlesen