Ladas Klassikwelt 92: Der berühmteste polnische Wagnerianer stammt aus Krakau 

Bild: Stanisław Wyspiański Selbstporträt (1902), Wikipedia

von Jolanta Łada-Zielke

Touristen, die Krakau besuchen, bewundern die wunderschönen Buntglasfenster in der örtlichen Franziskanerkirche am Allerheiligenplatz. Nicht alle wissen jedoch, dass diese Kunstwerke ein herausragender lokaler Maler, Bühnenbildner, Buchillustrator sowie Dichter, Dramatiker, Mitglied des Krakauer Stadtrats und  Wagnerianer – Stanisław Wyspiański (1869-1907) –  entwarf. Dieser vielseitige Künstler war einer der bedeutendsten Vertreter der polnischen Moderne, des „Jungen Polen“ um die Jahrhundertwende und einer der größten Bühnendichter seines Landes. Sein Werk, vor allem die Dramen, sind Beispiele für den Einfluss Richard Wagners auf die polnische Dichtkunst.

Bild: Glasfenster „Gott Vater – werde!“ von Wyspiański an der Westfassade der Krakauer Franziskanerkirche, Wikipedia

 

 

Zur Erinnerung: Polen ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts  geteilt und Galizien mit Krakau und Lemberg (pol. Lwów, ukr. Lviv) gehört zu Österreich-Ungarn. Im Gegensatz zu den Polen unter russischer und preußischer Herrschaft genießen die Bewohner Galiziens Autonomie, dürfen ihre Muttersprache lernen und die einheimische Kultur pflegen. In Krakau leben viele herausragende Künstler, darunter Wyspiański. „Ladas Klassikwelt 92: Der berühmteste polnische Wagnerianer stammt aus Krakau 
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Sommereggers Klassikwelt 144: Van Cliburn in Moskau- ein Pianist gegen den Kalten Krieg

von Peter Sommeregger

 Im Jahr 1958 veranstaltete das Moskauer Konservatorium zum ersten Mal den Tschaikowsky-Wettbewerb, der seither alle vier Jahre stattfindet. Der Sieg des jungen amerikanischen Pianisten Van Cliburn im Fach Klavier bedeutete eine weltweit Aufsehen erregende Sensation. Die beiden Supermächte befanden sich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, Van Cliburns Gewinn des ersten Preises wurde als Symbol für den Sieg der Kunst über die Politik gewertet und katapultierte den am 12. Juli 1934 geborenen jungen Pianisten in die erste Reihe der Konzertpianisten.

Vorausgegangen war ein langjähriges Studium bei Cliburns Mutter, die ihrerseits Schülerin eines Liszt-Schülers gewesen war. Im Alter von 17 Jahren beginnt er ein Studium an der renommierten Juilliard-School in New York, konzertiert aber bereits während seiner Studienjahre mit namhaften Orchestern. „Sommereggers Klassikwelt 144: Van Cliburn in Moskau- ein Pianist gegen den Kalten Krieg
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Schweitzers Klassikwelt 66: Ist Richard Wagner nur für fortgeschrittene Opernfans empfehlenswert?

Foto: Richard Wagner Scherenschnitt   Quelle: akpool (Ansichtskartenpool) GmbH

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es ist wie mit dem Glauben. Viele geben den Rat, an Opern allmählich und behutsam heranzuführen, am besten mit einem so genannten leichten Stück. Aber die Kunstgattung Oper wie auch andere Arten der Musik können wie eine Offenbarung wirken. Spontan, überwältigend, ungeahnt.

Der Kabarettist und Schriftsteller Wolfgang Teuschl meinte es gut, wenn er die Evangelien in die Sprache übersetzte, die wir in den Wiener Straßen zu hören bekommen. Aber fasziniert das? Das Schlüsselerlebnis schenkte uns Arthur Honeggers  Oratorium „Johanna auf dem Scheiterhaufen“. Glücklich, durch Zufall für eine freigewordene Karte eine Abnehmerin gefunden zu haben, war es uns dann während des Konzerts peinlich, dass wir einer kulturell nicht so Erfahrenen die pathetisch-lyrische Sprache eines Paul Claudel zugemutet hatten. Verwundert und erleichtert konnten wir aus ihren Gesichtszügen erkennen, dass gerade diese nicht alltägliche Sprache  einen enormen Eindruck hinterließ. Mehr noch als uns, die wir diesem Werk auch zum ersten Mal begegnet waren.

Foto: Residenz Verlag, GrafiK Design Büro Boutique Brutal

Ist der/die Einsteiger/in gut beraten, mit Richard Wagners erstem erfolgreichem Frühwerk, der romantischen Oper „Der fliegende Holländer“, zu beginnen? Unsere erste Begegnung mit Wagner war sein letztes Werk, das Bühnenweihfestspiel „Parsifal“. Also keine Nummernoper, sondern eine unendliche Melodie. Aber das ganz Andere, mit dem bisher Gehörten wenig Vergleichbare hinterließ einen gewaltigen Eindruck. Otto von Rohr, ein Gurnemanz mit idealer Wortdeutlichkeit war auch uns Unerfahrenen Führer durch das Werk. „Schweitzers Klassikwelt 66: Ist Richard Wagner nur für fortgeschrittene Opernfans empfehlenswert?
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Sommereggers Klassikwelt 143: Die unvergessliche Cathy Berberian

von Peter Sommeregger

Wenige Sängerinnen ihrer Generation verfügten über ein ähnlich großes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Das mag mit daran liegen, dass die am 4. Juli 1925 in Massachusetts geborene Tochter armenischer Einwanderer sowohl Tanz, Schauspiel und Pantomime studierte, ehe sie ihre Gesangsausbildung begann, die sie dank eines Fulbright-Stipendiums in Paris und Mailand absolvieren konnte.

Ungewöhnlich an Berberians Karriere war, dass sie sowohl Barockmusik als auch zeitgenössische Komponisten optimal interpretieren konnte. Mehrere Komponisten wie Igor Strawinsky, Bruno Maderna, Luigi Nono, John Cage und Luciano Berio komponierten Stücke eigens für ihre Stimme. Mit Luciano Berio war sie von 1950 bis 1964 verheiratet, der Ehe entstammt eine Tochter, die Schlagzeugerin Cristina Berio. „Sommereggers Klassikwelt 143: Die unvergessliche Cathy Berberian
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Sommereggers Klassikwelt 142: Boris Christoff – der König der Bassisten

von Peter Sommeregger

Auch nahezu dreißig Jahre nach seinem Tod am 29. Juni 1993 in Rom, gilt der aus Bulgarien stammende Bassist immer noch als einer der historisch bedeutendsten Vertreter seines Stimmfaches.

Der am 18. Mai 1914 im bulgarischen Plowdiw geborene Sohn eines aus Makedonien stammenden Lehrers wollte zunächst Jurist werden, nachdem aber seine auffallend schöne und kräftige Stimme aufgefallen war, erhielt er ein vom Bulgarischen König Boris gestiftetes Stipendium zur Gesangsausbildung. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Italien, das tatsächlich zu seiner dauerhaften Heimat werden sollte.

Die Wirren des zweiten Weltkrieges unterbrachen sein Studium, bei Kriegsende fand er sich in einem Internierungslager in Deutschland wieder. Nach Italien zurückgekehrt debütierte er zunächst an kleineren Bühnen in Nebenrollen, aber bereits 1947 hatte er sein Debüt an der Oper von Rom als Pimen in Mussorgskys „Boris Godunow“. In Venedig erlebte man ihn als Gurnemanz in Wagners „Parsifal“, an der Mailänder Scala trat er erneut als Pimen auf, ehe er 1949 die Titelrolle des Boris übernahm, die er weltweit sang, und mit der er bis heute identifiziert wird. „Sommereggers Klassikwelt 142: Boris Christoff – der König der Bassisten“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 65: Unsere Begegnungen mit Ochsen auf Lerchenau

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Die erste Begegnung war mittels eines Opernquerschnitts des bewährten Schallplattenlabels Decca. Ludwig Weber war darauf im walzerseligen, nahezu operettenhaften Schluss des zweiten Akts zu hören. Als Komtur mit pechschwarzem, getragenem Bass aus dem Hintergrund hatte ich 1959 noch Gelegenheit ihn an der Wiener Staatsoper live zu hören.

In den Jahren 1959 bis 1965 wechselten sich an meinen „Rosenkavalier“-Abenden Otto Edelmann und Oskar Czerwenka in der Rolle des Baron Ochs auf Lerchenau ab. Edelmann war der Sanguiniker mit sehr drastischer Mimik und eigentlich ein Bassbariton mit nicht sicherem tiefem E bei der „nie zu langen Nacht“. Czerwenka war der echte Bass, in der Darstellung phlegmatischer.

Otto Edelmann Foto Fayer, Wien
Mopsfan Oskar Czerwenka Paul Neff Verlag, Autobiografie in Briefen

Ich musste einen „Rosenkavalier“ in Frankfurt am Main erleben, um zu erfahren, wie sich der Baron von der Feldmarschallin nach dem Lever mit einem auffallend tiefen Ton „tief beschämt“ verabschiedet. Im Klavierauszug nachlesend: es handelt sich um das große C! Der mir bis dahin unbekannte österreichische Sänger hieß Manfred Jungwirth. Als er bald darauf ins Ensemble der Wiener Staatsoper geholt wurde, interessierte mich sein Osmin, den ich im Redoutensaal der Wiener Hofburg erlebte.

Dr. Manfred Jungwirth Foto: Discogs

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Sommereggers Klassikwelt 141: Die unvergessliche Elfride Trötschel

Foto: https://www.discogs.com

von Peter Sommeregger

Bereits 64 Jahre liegt der Tod der Dresdner Sopranistin Elfride Trötschel zurück, weit länger, als ihr Leben dauerte. Dass diese Ausnahmesängerin bis heute nicht vergessen ist, und ihr Name gleichsam als Synonym für lyrische Gesangskultur gilt, versteht sofort, wer auch nur eine ihrer Aufnahmen hört. Der reine, schlackenlose Klang dieser Stimme ist einzigartig.

Vom Schicksal gut bestrahlt war die am 22. Dezember 1913 in Dresden geborene Tochter eines Musiklehrers aber nicht. Bereits mit neun Jahren wird sie zur Vollwaise, gerät in schlechte Hände und findet erst bei neuen Pflegeeltern ein liebevolles Zuhause. Ihr musikalisches Talent wird erkannt, an der Dresdner Musikhochschule wird sie erst zur Chorsängerin, später auch als Solistin ausgebildet. Bereits 1933, mit gerade einmal 20 Jahren engagierte Karl Böhm sie an die Dresdner Staatsoper, wo sie anfangs im lyrischen Fach eingesetzt wurde, aber über die Zeit auch jugendlich dramatische Partien übernahm. Bis zum Jahr 1950 blieb sie Ensemblemitglied in Dresden, ab 1950/51 war sie an der Berliner Staatsoper engagiert, wechselte aber bereits 1951 an die Westberliner Städtische Oper. Bereits seit 1947 hatte sie einen Gastvertrag mit Walter Felsensteins Komischer Oper Berlin. „Sommereggers Klassikwelt 141: Die unvergessliche Elfride Trötschel
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Rising Stars 29: Esther Valentin-Fieguth und Anastasia Grishutina – ein Liedduo entwickelt kriminelle Energie

Cover des 2022 erschienenen zweiten Liederalbums von Esther Valentin-Fieguth und Anastasia Grishutina

von Dr. Lorenz Kerscher

Es fing alles ganz harmlos an: die Klavierstudentin Anastasia Grishutina wollte an einem Meisterkurs für Hammerklavier teilnehmen und brauchte dafür die Mitwirkung einer Sängerin. Zunächst hatte niemand Zeit dafür, doch schließlich stellte sich Esther Valentin (die heute nach der Eheschließung mit dem angehenden Dirigenten Clemens Fieguth einen Doppelnamen trägt) als Duopartnerin zur Verfügung. Und dann verstanden sich die beiden so gut, dass sie weiter zusammenwirkten. Gemeinsam erzielten sie 2018/2019 einige schöne Wettbewerbserfolge und bekamen durch den 1. Preis beim Internationalen Schubertwettbewerb Dortmund die Gelegenheit für die Aufnahme ihrer Debüt-CD „Amors Spiel“. Unter diesem Titel konnten sie ein abwechslungsreiches Repertoire zusammenstellen und sich für zahlreiche Konzertauftritte empfehlen. „Rising Stars 29: Esther Valentin-Fieguth und Anastasia Grishutina
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Sommereggers Klassikwelt 140: Sigrid Onégin – Die große Altistin und ihr dunkles Geheimnis

von Peter Sommeregger

Der 16. Juni ist der Todestag der bis heute durch ihre Schallplatten populären Altistin Sigrid Onégin. Sie starb im Jahr 1943 im Schweizer Tessin, wo sie mit ihrem zweiten Ehemann, dem Arzt Fritz Penzoldt, zuletzt gelebt hatte. Im Alter von nur 54 Jahren erlag die als Elisabeth Hoffmann 1889 in Stockholm geborene Sängerin einem Krebsleiden.

Die Tochter eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter studierte in Frankfurt, München und Mailand Gesang, ihr Bühnendebüt hatte sie 1912 als Carmen an der Stuttgarter Hofoper, nachdem sie schon ein Jahr zuvor ihr Konzertdebüt unter dem Namen Lilly Hoffmann absolviert hatte. Bis 1919 blieb sie am Stuttgarter Opernhaus im Engagement.

Sie heiratete am 25. Mai 1913 in London die unter dem Pseudonym „Baron Eugen Borisowitsch Lhwoff-Onégin“ auftretende Komponistin und Pianistin Agnes Elisabeth Overbeck. Lange Zeit war die wahre Identität dieses „Ehemannes“ unbekannt, dessen Pseudonym die Sängerin ebenfalls als ihren Künstlernamen benutzte. Nachdem sich die Künstlerin Onégin während des ersten Weltkriegs aus politischen Gründen in ihrer Stuttgarter Wohnung verstecken musste, wurde er aber 1916 doch verhaftet. Hoffmann-Onégin erkämpfte zwar seine Freilassung, aber bereits 1919 starb Onegin nach längerer Krankheit an Tuberkulose. „Sommereggers Klassikwelt 140: Sigrid Onégin
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Schweitzers Klassikwelt 64: Wir sammeln Programmhefte

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Die Zahl der Programmhefte wächst in Jahrzehnten Laufmeter um Laufmeter und sie beginnen in den Regalen die neuerworbenen Bücher zu verdrängen. Für Sammler wie wir, die es entspannender empfinden, noch auf Papier Gedrucktes zu lesen, wird das zum Problem, das einer Lösung bedarf. In den Fünfzigerjahren waren zum Beispiel die Programmhefte der Wiener Staatsoper viel dünner und hatten ein Format, so dass man die Hefte noch in die Brusttasche eines Herrensakkos stecken konnte.

Die Reproduktionstechniken waren damals noch kostspieliger, deshalb waren zum Beispiel auch die Tageszeitungen noch nicht illustriert. Man fand in den Programmheften weniger Fotos und das begleitende Feuilleton fiel bescheidener aus. Wir entschlossen uns die Besetzungszetteln gleichsam als Trophäen aus den Heften herauszunehmen und in Ordnern nach alphabetischem System zu sammeln, wobei die Artikel unberücksichtigt blieben, also ist „Der Rosenkavalier“ unter „R“ aufzufinden.

Zu viel Mühe hätte es gekostet, hunderte Besetzungslisten mit den vielen InterpretInnen in Word-Dokumente zu übertragen. Es besäße den Vorteil, leichter herauszufinden, wen wir in welcher Oper erlebt haben. Die Ordner erwiesen uns auch so schon viele gute Dienste. Als wir begannen über jede Aufführung, die wir erlebten, nicht nur in unserer Eigenschaft als Berichterstatter, sondern auch privat einen Kommentar zu verfassen, laufen jetzt zwei Arten der Dokumentation parallel. „Schweitzers Klassikwelt 64: Wir sammeln Programmhefte
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