Schweitzers Klassikwelt 5: SängerInnen, die unbekannten Wesen

Foto: Bibiana Nwobilo. © Di Va

„Bei unsrer Begleitung der Lebensläufe der SängerInnen sehen wir, wie einige zu großen Opernhäusern aufsteigen, viele andere hingegen in kleinen Städten in Konzerten und bei Liederabenden das kostbare musikalische Vermächtnis zahlreicher Komponisten zum Leben erwecken. Wie viel Liebe und Idealismus wird dafür aufgebracht!“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Als wir in Vorbereitung für die konzertante Aufführung von Leonard Bernsteins „Mass“ im Wiener Konzerthaus Oktober 2018 uns noch einmal die Aufführung der „Neuen Oper Wien“ im Semperdepot aus dem Jahr 2011 vor Augen führten, irritierte uns, dass unter Street People bloß die Namen der SängerInnen aufgelistet waren, aber nicht welche Partien sie sangen. Wer waren die Rock- und Blues-SängerInnen, wer der Prediger? Da uns die Interpretin des „Gloria“ in besonderer und vorbildhafter Erinnerung geblieben war, fragten wir bei der Neuen Oper Wien per E-Mail nach und erhielten die kurze, aber prompte Antwort: „Bibiana Nwobilo.“ Jetzt erinnerten wir uns, ihr in der Sommerarena Baden fünf Jahre später 2016 als Frasquita in der gleichnamigen Operette wieder begegnet zu sein.

Es begann uns Spaß zu machen, die Viten der SängerInnen und gerade nicht die der sogenannten „Göttlichen“ weiter zu verfolgen, mit ihnen ein wenig mit zu leben. „Schweitzers Klassikwelt 5: SängerInnen, die unbekannten Wesen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 4: Opernzitate

„Oft sind es ganz kurze Sätze, die in unseren Sprachgebrauch eingegangen sind und im Anlassfall automatisch gedacht und ausgesprochen werden. Wenn zum Beispiel das Mobiltelefon in Zeiten der Entspannung Töne von sich gibt. „Wer stört mir den Schlaf?“ Oder wenn Enkelsohn Aeneas gefährlich zu tollen beginnt: „Hast du Übermut?“ Er weiß bereits, dass diese ritualisierte Reaktion aus der Oper „Siegfried“ ist, wenngleich der Komponist ihm noch nichts sagt.“

 von Lothar Schweitzer

Während meiner temporären Kanzleitätigkeit im Rahmen des Präsenzdienstes beim österreichischen Bundesheer hatte ich das Glück und Vergnügen einem Chef unterstellt zu sein, der mir Befehle in Form von Zitaten aus Opern erteilte. Ich genoss das Privileg auch dementsprechend antworten zu dürfen. Vorgesetzter und Untergebener waren Opernnarren.

Das hat abgefärbt. Auch heute lassen meine Frau und ich gerne Operntexte in unsere Gespräche einfließen. Bei Gelegenheit auch in familiärem Kreis.  „Geht nur, geht, ich komm gleich nach. – Aus welcher Oper ist das?“ Meine Frage richtete sich an Tochter und Schwiegersohn. Ich flüsterte dem kleinen Enkel (5 Jahre) etwas zu. „Tiefland!“ posaunte Aeneas altklug heraus. Ich hatte bei dem Zitat Paul Schöffler im Ohr. „Schweitzers Klassikwelt 4: Opernzitate“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 3: Ein Rigoletto ruft herzzerreißend nach seiner Gilda

von Lothar Schweitzer

Soll ich mir in der Wiener Volksoper Ermanno Wolf-Ferraris Oper „Die vier Grobiane“ anhören, die mir nur vom Opernführer her ein Begriff war, oder wieder einmal meine Verdi-Lieblingsoper „Rigoletto“ in der Wiener Staatsoper? Ich entschied mich für die zweite Option. Ich wollte Herbert Lackner als Sparafucile kennenlernen. „Schweitzers Klassikwelt 3
klassik-begeistert.de“
weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 2: HOMMAGE AN HANS HOTTER

Eine Verehrerin seiner Gesangskunst hatte mit Hotter eine kurze Begegnung anlässlich seines nächsten Gastspiels vereinbart. Hotter ging es lange nicht aus dem Kopf, dass sie nicht zu dem Treffen kam. Durch eine Fügung erfuhr er später den Grund. Sie war verstorben. Mit der aufgelegten Schallplatte der „Winterreise“, von ihm gesungen, klang ihr Leben aus.

von Lothar Schweitzer

Sein Stimmumfang reichte vom g´ bis zum Des, das auch schwarz und nicht grau klang. Oft nur als Bariton deklariert war er wirklich im weitesten Sinn des Wortes ein Bassbariton. Nicht als Zwischenfach, sondern wirklich in Personalunion. Meine Frau und ich erlebten ihn erst in seinem reifen sechsten Lebensjahrzehnt.

Die hochgewachsene Gestalt mit der markanten Nase am Podium des Brahmssaals im Wiener Musikverein mit den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms. Glücklich ihn auch in der markanten Rolle eines Scarpia erleben zu können. Prädestiniert für den Fliegenden Holländer, wo er gegen Ende seines überwältigenden ersten Auftritts so in sich zusammenbrach, dass man einige Schrecksekunden um sein Leben fürchtete. Sein König Marke begleitete mich in Tagträumen. Wotans Abschied und Feuerzauber verfolgte mich jahrelang immer wieder  des Nachts in Albträumen. Es war ein sonderbarer Zustand, ich empfand die äußerst gespannte Situation nicht eigentlich als beendigen wollend. „Schweitzers Klassikwelt 2: HOMMAGE AN HANS HOTTER“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 1: "DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG" AM 3. NOVEMBER 1960 IN DER WIENER STAATSOPER

von Lothar Schweitzer

Diesen Bericht habe ich ganz aus dem Gedächtnis verfasst und erst nachher den Programmzettel wieder in die Hand genommen. Ergänzt habe ich nichts, nur das Aufführungsdatum korrigiert. Wie ich sehe, kann ich mit meinem Langzeitgedächtnis zufrieden sein. Oder  war es das hohe Niveau der Aufführung?

Die Besprechung auf der Kulturseite der Zeitung „Kurier“ begann ziemlich ungewöhnlich mit der Figur des Beckmessers und war voll des Lobes für den Gast Karl Schmitt-Walter. Seine Stimme besaß ein sehr individuelles Timbre und betonte eher die ernste Seite des Merkers. Ich sehe ihn vor mir, wie er mit einem angewinkelten Bein von einem Meister zum andren geht und ihnen die Tafel mit den vielen Strichen präsentiert. Grund für mich, die Aufnahme von „Feuersnot“ mit dem Künstler als Kunrad zu kaufen. „Schweitzers Klassikwelt 1: „DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG“
klassik-begeistert.de“
weiterlesen