Meine Lieblingsmusik, Teil 16: Zeitgemäße Musik – der Soundtrack zur Krise II: deprimierende Monotonie ... und ein Lächeln

Da sitzen wir nun in unseren Wohnungen. Gucken oder lesen manisch Nachrichten. Oder versuchen uns davon abzuschotten. Möchten raus, aber zweifeln an unausgegorenen Lockerungsversuchen. Wir hocken aufeinander. Oder wir sind allein. Auf jeden Fall werden die Nerven dünner und dünner. Zeit für ein paar passende Songs.

von Gabriele Lange

Heute ist wie gestern. Und morgen wird wie heute …

Nine Inch Nails – Every Day is Exactly the Same (2005)

I believe I can see the future
‚Cause I repeat the same routine
I think I used to have a purpose
But then again, that might have been a dream…

Die umstrittenen Lockerungen hin oder her – wir kommen nicht viel raus. Abwechslung heißt: Heute kochen wir was anderes. Wir machen den Spaziergang mal nach links, statt nach rechts. Wir beginnen ein neues Buch, eine neue Netflix-Serie, hören uns andere Musik an. Aber: Das Live-Konzert, das Bier zusammen danach, das gemeinsame Engagement im Verein oder der Partei, die Diskussion am Stammtisch, das Treffen mit Freunden, Tanzen, das Sportereignis, der Restaurantbesuch … Von einer Reise sollten wir besser nicht mal träumen. Auch nicht von „Monotonie unter Palmen“ (Ideal, 1982).

Ich flieg nach Tel Aviv zum Minimaltarif.
Ich fahr nach Eschnapur
Dem Tiger auf der Spur.
Ich flieg nach Babylon – Hotel mit Vollpension.
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Mein Lieblingskonzert, Teil 15: Gustav Mahler, 1. Symphonie D-Dur

Wenn ich diese Symphonie höre, habe ich manchmal das Gefühl, dass diese eigene Welt dieser Symphonie ein einziges Paradies ist. Sie enthält einfach all die Musik, die mir in meinem Leben wichtig ist. Ganz vorne mit dabei: Der Mahler-Klang. 

Foto: Claudio Abbado, (c) https://www.gramilano.com/2014/01/great-italian-conductor-claudio-abbado-dies-80/

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Es ist schwer sich für eines zu entscheiden. Für das Lieblingsstück. Das eine, wofür man auf alle anderen Stücke verzichten würde.

Die Hammerklavier-Sonate, Tannhäuser, Dorfschwalben aus Österreich. Oder doch die Orchesterstücke op. 6 von Alban Berg? Die Liste meiner Lieblingsstücke, sie ist lang. Sehr lang. Seitenlang. Aber kaum ein Werk liegt mir so nahe wie die
1. Symphonie von Gustav Mahler. Sie wirkt wie eine Fusion der Musik, die mein musikalisches Leben so prägt: Beethoven 9, Parsifal, Volksmusik. Felder und Ländler. Wörthersee. Frittatensuppe. Und der Mahler-Klang.

von Johannes K. Fischer

Meine erste Begegnung mit dieser Symphonie war erst während meiner Studienzeit, als ich plötzlich das drängende Bedürfnis hatte, mal zur Abwechslung eine Mahler-Symphonie zu hören. Die Beethoven-Symphonien kannte ich seit Jahren auswendig, die Violinkonzerte von Mozart hatte ich alle schon selber gespielt. Nur Mahler war irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Also warf ich einen kurzen Blick auf den Spielplan der San Francisco Symphony, und auf dem Programm des nächsten Mahler-Konzerts stand seine 1. Symphonie. „Mein Lieblingskonzert, Teil 15: Gustav Mahler, 1. Symphonie D-Dur“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik, Teil 14: Sonntag. Morgens. 8:05. Eine Kantate von Johann Sebastian Bach

Ohne Bach und eine seiner Kantaten mag ich keinen einzigen Sonntag mehr erleben wollen. Bach inspiriert mich, das will ich wieder und wieder erspüren, jeden Sonntag aufs Neue.

von Frank Heublein
Foto: Arndt Bär (c)

Heute Morgen ist es „Am Abend aber desselbigen Sabbats“, Kantate am Sonntag Quasimodogeniti, BWV 42. Aha. Der Sonntag nach Ostern heißt kirchensprachlich Quasimodogeniti. Ich bin kein regelmäßiger Kirchengänger. Dennoch habe ich das Kirchenjahr gut im Blick, denn im Radio wird auf BR Klassik jeden Sonntag und an jedem evangelischen Feiertag um 8:05 eine Bach-Kantate gespielt. Also: fast immer eine Kantate, am Ostersonntag letzte Woche wurde mit „Kommt, eilet und laufet“ ein Oratorium zum Osterfest, BWV 249 präsentiert. Die Sendereihe heißt „Mit Bach durch das Kirchenjahr“. „Meine Lieblingsmusik, Teil 14: Johann Sebastian Bach, Kantaten
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Meine Lieblingsoper, Teil 13 – "Elektra" von Richard Strauss: Es gibt wohl keine Oper, nach der ein solcher Jubelsturm ausbricht, wenn großartige Sängerinnen unter einem großen Dirigenten Großes geleistet haben

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

Foto: Birgit Nilsson

von Dr. Ralf Wegner

Unter den Strauss-Opern ist mir Elektra die liebste, danach folgen Salome und lange Zeit gar nichts. Es geht dann weiter mit Ariadne auf Naxos und der Frau ohne Schatten sowie Der Rosenkavalier und Arabella. Mehr Strauss-Opern habe ich in all den Jahrzehnten nicht gesehen und auch wenig Lust verspürt, meine diesbezüglichen Kenntnisse zu erweitern. Der Rosenkavalier und Arabella sind ja sehr berühmt und verlocken schon vom Namen her. Inhaltlich halte ich beide Opern für problematisch, vor allem Arabella, muss aber gestehen, dass sie muskalisch bei gesanglich guten Besetzungen, und das ist häufiger der Fall, schon gefallen können. Zurück zur Elektra. Schon das antike Thema mit der Atridentochter, die auf Rache für ihren ermordeten Vater sinnt, ist hochdramatisch. Ausgeblendet wird, dass Klytämnestra schon einen Grund hatte, sich gegen ihren Mann Agamemnon zu wenden. Denn dieser hatte die Tochter Iphigenie aus Staatsraison geopfert. Und auch Orest, der Muttermörder, kommt schließlich nicht ungeschoren davon. „Meine Lieblingsoper, Teil 13: „Elektra“ von Richard Strauss,
Staatsoper Hamburg“
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Meine Lieblingsoper, Teil 12:  Wolfgang Amadeus Mozart – Le nozze di Figaro („Die Hochzeit des Figaro“)

von Kirsten Liese

Foto: Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau, (c) Fayer

In der Welt der Oper finden sich zahlreiche Frauenfiguren, die Stärke in ihrer Liebe, ihrem Mut und ihrer Opferbereitschaft zeigen. Aber selten trifft man auf  weibliche Persönlichkeiten, die einen Mann seiner Unzulänglichkeiten derart gewitzt überführen, dass er am Ende auf Knien um Verzeihung bittet.  Schon allein damit und natürlich auch mit der Kritik an der Ständepolitik empfiehlt sich Mozarts und Lorenzo da Pontes Figaro als ein zeitlos anmutendes, geniales Stück Theater, vertont mit der denkbar schönsten Musik, und das von den ersten Takten in der Ouvertüre an.

Kaum ist eine hinreißende Arie oder Ensembleszene verklungen, folgt schon die nächste, wobei für mich  die beiden Arien der Gräfin „Porgi amor“ und „Dove sono i bei momenti“ zum Schönsten gehören, was überhaupt je komponiert wurde. „Meine Lieblingsoper, Teil 12:  Wolfgang Amadeus Mozart – Le nozze di Figaro („Die Hochzeit des Figaro“)“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik, Teil 11: "Wenn ich darüber nachdenke, dann ist 'Lulu' meine Lieblingsoper"

von Lothar Schweitzer
Fotos: Michael Pöhn, Wiener Staatsoper (c)

Was ist meine Lieblingsoper?

In den 63 Jahren meiner Liebe zu Opern habe ich mir den größten Teil dieser Zeit diese Frage nicht gestellt und musste diese auch niemandem beantworten. Gibt es doch so viele wundervolle Werke. Rückblickend könnte ich an „Don Giovanni“ denken, dem sich bald „Così fan tutte“ beigesellte,  an „Rigoletto“, an „Adriana Lecouvreur“ und natürlich an „Der Rosenkavalier“. Es gab Phasen.

Die Jugend liebt das Ausschließliche. Nach dem Parsifal-Erlebnis der Württembergischen Staatsoper in Wien im Herbst 1959 gab es nichts als Wagner für mich. Im Frühjahr 1961 war die Premiere von „Oedipus der Tyrann“ in der Wiener Staatsoper. Der Komponist Carl Orff sah in Wagner und Strauss einen Höhe- und gleichzeitig einen Endpunkt des musikalischen Schaffens. Man müsste wieder zum Einfachen, Elementaren, Primitiven zurückkehren und neu beginnen. Doch bald darauf präsentierte die Wiener Staatsoper am 6. Januar 1962 anlässlich des 100. Geburtsjahres von Claude Debussy „Pelléas et Mélisande“ unter Herbert von Karajan und ich flüsterte meiner Mutter während der Vorstellung zu: „Die bisher schönste Oper.“ „Meine Lieblingsmusik, Teil 11: „Lulu“ von Alban Berg
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Meine Lieblingsoper, Teil 10 : "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber – keine sang die Agathe mit solch unvergleichlicher Schönheit wie Gundula Janowitz

Anfangs der Arie „Wie nahte mir der Schlummer“ hat Gundula Janowitz noch ein ganz leichtes, ihr inneres Beben ausdrückendes Vibrato, welches dann beim Singen des Bogens im Sinne zunehmender seelischer Sicherheit schwindet.  Ihre Stimme ist dabei makellos rund und klar mit silbrig-goldenem Glanz, auch in den mehr dramatischen Ausbrüchen am Ende der Arie.

Gundula Janowitz in Hamburg, Foto: Youtube (c)

Meine Lieblingsoper, Teil 10 :“ Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Dr. Ralf Wegner

Obwohl ich weder singen noch ein Instrument spielen konnte, wählte ich als musisches Abiturfach Musik und bereitete mich auf die Opern Fidelio, Zauberflöte und Freischütz vor. Geprüft wurde ich nicht, sah aber diese drei Opern später recht häufig. Von diesen drei würde ich Webers Freischütz als Lieblingsoper bezeichnen. Und das liegt an der Agathe von Gundula Janowitz, die ich während meines Medizinstudiums in Berlin zweimal 1968 und 1969 in der Deutschen Oper an der Bismarckstraße mit dieser Partie hörte (unter Eugen Jochum). Später legte ich mir auch die 1973 herausgebrachte Kassette mit Janowitz, Mathis, Schreier und Adam sowie der Staatskapelle Dresden unter Carlos Kleiber zu. „Meine Lieblingsoper, Teil 10 :“ Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper, Teil 9: "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard Wagner

Meine ersten Meistersinger in Bayreuth erlebte ich 1999. Es war die letzte Inszenierung von Wolfgang Wagner, die im Premierenjahr noch Daniel Barenboim leitete, ein Jahr später dann Christian Thielemann, der damit sein fulminantes Debüt auf dem Grünen Hügel gab. Die Inszenierung setzte keine Maßstäbe, war aber handwerklich gut gemacht und diente der Erzählung der Geschichte mit allem was dazu gehört.

Foto: Wolfgang Wagner und Christian Thielemann. Foto: © Bayreuther Festspiele

von Kirsten Liese

Die meisten Männer in der Oper haben keine guten Wesenszüge. Sie erscheinen tumb, untreu, machtversessen, perfide und gemein.

Was für ein prächtiger Charakter ist dagegen der Hans Sachs in Wagners Meistersingern! Der Schuster ist erfahren, weise, selbstlos, souverän, jovial, väterlich, fair und bei alledem aber auch verletzbar. Junker Stolzing, seinen Schützling, lehrt er, den Traditionalisten nicht gleich zu radikal vor den Kopf zu stoßen („nur ist’s nicht leicht zu behalten, und das ärgert unsere Alten“). Als Liebender, der des großen Altersunterschieds wegen auf das Evchen verzichtet („Hans Sachs war klug und wollte nichts von Markes Glück“), ist er gewissermaßen das männliche Gegenstück zu der Marschallin im  Rosenkavalier. „Meine Lieblingsoper, Teil 9: „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner
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Meine Lieblingsoper, Teil 8: Leos Janacek, JENUFA – Geruch nach Heu, Pferdestall und Bauernhof

von Peter Sommeregger
Foto: Wiener Staatsoper – Zuschauerraum © Michael Pöhn

Während meiner Zeit als Gymnasiast in Wien hatte mich das Opern-Virus nachhaltig infiziert, im Gegensatz zum heute grassierenden Erreger eine willkommene Ansteckung. Wien verfügte damals über zwei Opernhäuser, neben dem repräsentativen Haus am Ring noch die etwas biedere Volksoper, die sich mehr der leichten Spieloper und der Operette verschrieben hatte.

Die damals noch spottbilligen Stehplätze waren selbst für das begrenzte Budget eines Schülers erschwinglich, außerdem rannte ich mit meiner Begeisterung für die Oper bei meiner Mutter offene Türen ein. Snob, der man damals zu sein meinte, verachtete man natürlich die Volksoper, es kam nur die Staatsoper in Frage. Diese war und ist bis zum heutigen Tag ein Repertoire-Theater, das eine erstaunlich große Zahl verschiedener Werke auf Vorrat hat und so einen abwechslungsreichen Spielplan gestalten kann. Als Opernneuling lernte ich so in relativ wenigen Jahren ein umfangreiches Repertoire kennen. „Meine Lieblingsoper, Teil 8: Leos Janacek, JENUFA
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Meine Lieblingsoper (7): "Die Walküre" von Richard Wagner

Die größte aller Brünnhilden war natürlich die unvergleichliche Birgit Nilsson. Ihre Stimme flutete den Raum, wie weißglühender, gleißender Stahl durchbrachen ihre hochgelegenen Töne die Orchesterwogen, sie verfügte zudem über eine wunderbar ansprechende, farbenreiche Mittellage, mit der sie ihren Vater Wotan besänftigte… Die Inszenierungen sind heute zum Teil kaum noch zu ertragen, wie der dritte Aufzug in der Hamburger Inszenierung von Claus Guth mit verlausten, sich  in einem Keller eines zerbombten Hauses versammelnden Walküren.

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Dr. Ralf Wegner
Foto: Die Walküre – Bayreuther Festspiele 2018, (c) Enrico Nawrath

Es war 1967, als ich mir meine erste Schallplatten-Gesamtaufnahme kaufte. Es handelte sich um die Karajan-Einspielung der „Walküre“ mit der unvergleichlichen, silbrigfarbenen, gleichmäßig fließenden, fast vibratofreien Stimme von Gundula Janowitz als Sieglinde. Die LP-Kassette kostete damals 125 Mark, das lag 35 Mark über dem Wehrsold, den ich damals als Wehrpflichtiger nach dem Abitur erhielt. Diese Aufnahme war mir also viel wert.

Warum „Die Walküre“ und nicht eine andere Oper? Die Musik war einfach faszinierend, jeder der drei Aufzüge fast eine eigene Oper. Außerdem ist Wagners unterliegender Text ausgesprochen eingängig und wegen des Vokalreichtums so kantabel. „Meine Lieblingsoper (7): „Die Walküre“ von Richard Wagner
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