Sommereggers Klassikwelt 25: Die Oper und der (reale) Tod

Der berühmte Wagner-Dirigent Felix Mottl erlitt am Münchner Hof-und Nationaltheater während einer Tristan-Aufführung am 21. Juni 1911 einen Schlaganfall, dessen Folgen er am 2. Juli erlag. Foto: wikipedia.de (c)

von Peter Sommeregger

Oper ist zumeist mit großen Emotionen verbunden. Wem greift es nicht ans Herz, wenn sich Mimi in La Bohème an der Schwindsucht verröchelt, Gilda in Rigolettos Armen verblutet oder Senta zur Erlösung des fliegenden Holländers in den Tod springt? Die Variationen über das Thema Tod und Sterben reichen vom Meuchelmord an Siegfried bis zur spirituellen Transformation von Isolde.

Gestorben wird in der Oper beinahe jeden Abend,  Werke, die von allen Protagonisten auf der Bühne überlebt werden, sind eher die Ausnahme.

Es  konnte nicht ausbleiben, dass aus dem Spiel bisweilen auch Ernst wurde. Sowohl Singen, als auch Dirigieren sind anstrengende Tätigkeiten, bei deren Ausübung das Herz plötzlich stehen bleiben kann.

Hier ein paar Beispiele von spektakulären Sterbefällen, die im Libretto so nicht vorgesehen waren: „Sommereggers Klassikwelt 25: Die Oper und der (reale) Tod
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Sommereggers Klassikwelt 24: Jonas Kaufmann – Kunst versus Kommerz

Foto: © Gregor Hohenberg / Sony Classical

Sicher, es ist Kaufmanns Entscheidung, das alles mitzumachen, aber man wird den Eindruck nicht los, dass da auch deutlicher Druck von seiner Agentur und seiner Plattenfirma gemacht wird. Die wollen die Kuh melken, solange sie Milch gibt.

von Peter Sommeregger

Der Sänger Jonas Kaufmann gehört heute zweifellos zu den populärsten und – mit Vorbehalt – besten Tenören der Welt. Diesen Status hat er sich hart erarbeitet, in den Schoß fällt einem eine solche Karriere nicht. Über die Jahre konnte man mit Bewunderung beobachten, wie sich der Sänger vom lyrischen Repertoire allmählich zum schwereren Fach, auch zu Wagner-Partien hin behutsam entwickelte. Mit seinem Lehrer und Mentor Helmut Deutsch gab er bemerkenswerte Liederabende, speziell seine Schubert-Interpretationen genügten höchsten Ansprüchen. Dass in seiner Stimme stets ein baritonaler Kern mitschwingt, gibt seinem Gesang sogar einen besonderen Reiz. „Sommereggers Klassikwelt 24: Jonas Kaufmann – Kunst versus Kommerz
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Sommereggers Klassikwelt 23: Opera on Tap – Belcanto und Spaß in Neukölln

Anne Byrne weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass in fünf Jahren, noch nie ein Termin ausgelassen wurde. Aber Vorsicht: diese Veranstaltung hat hohes Sucht-Potential!

von Peter Sommeregger

Neukölln, Berlins Hochburg türkischer Migranten und die Oper: Das ist schon seit der Gründung der „Neuköllner Oper“ 1972 eine geglückte Paarung.

Seit inzwischen fünf Jahren findet aber nur wenige Schritte entfernt, im Konzertcafe Prachtwerk, jeden Monat ein Veranstaltung von Opera on Tap statt. Dieses Ensemble von OpernsängerInnen und wechselnden Gästen hatte seinen Ursprung in New York, wo in Freddy’s Bar 2005 das erste Konzert stattfand. Gegründet von der Sängerin Anne Hiatt, die wie viele ihrer KollegInnen frustriert von den kaum vorhandenen Auftrittsmöglichkeiten für junge Künstler war. Inzwischen hat dieses Projekt schon mehrere „Ableger“, hauptsächlich in Großstädten der USA, aber auch in Deutschland gibt es mit Berlin, Hamburg und Dresden schon drei Veranstaltungsorte. „Sommereggers Klassikwelt 23
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Sommereggers Klassikwelt 22 : Verachtet mir die "Mohren" nicht! Sony zeigt den Weltstar Jonas Kaufmann mit nachgedunkeltem Teint auf einer CD

Sony sollte Jonas Kaufmann ruhig tief schwarz geschminkt abbilden, wie es bis vor nicht allzu langer Zeit der Fall war. Aufnahmen mit del Monaco, später mit Domingo zeigten die Sänger alle als Dunkelhäutige.

William Shakespeare, auf dessen Theaterstück Giuseppe Verdis Oper „Otello“ basiert, nannte es im Untertitel „Der Mohr von Venedig“ – das Grundthema ist das Zerbrechen des schwarzen Feldherren Otello an seinen ethnisch bedingten Minderwertigkeitskomplexen und der Diskriminierung, die er deswegen erfährt. Welchen Sinn soll es machen, Otello mit weißer Hautfarbe auf die Bühne zu stellen ? Das Stück verliert seinen Sinn, und die schwarze Schminke, die man dem Schauspieler oder Sänger verpasst, will dies nur deutlich machen.

von Peter Sommeregger

Die Plattenfirma Sony hat für März 2020 die Veröffentlichung einer neuen „Otello“-Gesamtaufnahme mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle angekündigt. Das wäre kein Grund, darüber schon vorab einen Artikel zu schreiben.

Was mich dazu veranlasst, ist das bereits veröffentlichte Cover dieser Aufnahme. Es zeigt Jonas Kaufmann in seltsam verfremdeter Optik, mit einem nachgedunkelten Teint, der aber immer noch hell genug ist, um nicht als „Mohr von Venedig“ zu erscheinen. „Sommereggers Klassikwelt 22: Verachtet mir die „Mohren“ nicht! Sony zeigt den Weltstar Jonas Kaufmann mit nachgedunkeltem Teint auf einer CD
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Sommereggers Klassikwelt 21: SALOME – Wildes Werk und Lachmanns Anteil

von Peter Sommeregger

Richard Strauss‘ Oper Salome erfreut sich seit mittlerweile über hundert Jahren der Gunst des Opernpublikums in aller Welt. Erst kürzlich schrieb Kollege Charles Ritterband an dieser Stelle über das Werk, das zur Zeit seiner Entstehung noch für nicht wenige Skandale gut war. Das Sujet und die Freizügigkeit der Sprache, die sexuelles Begehren in blumige Metaphern umsetzt, eilten ihrer Zeit ebenso wie die erotisch aufgeladene Musik von Strauss voraus. Offenbar war der Komponist vom Text besonders inspiriert und erreichte eine Dichte der Atmosphäre, die zu einer optimalen Symbiose von Text und Musik führten. „Sommereggers Klassikwelt 21,
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Sommereggers Klassikwelt 20: Lois Marshall – Erinnerung an eine Jahrhundertstimme

„Es existiert ein tief berührendes Video von diesem Abschiedskonzert, bei dem sie am Ende Schuberts An die Musik vorträgt. Ihr „Du holde Kunst, ich danke Dir dafür“ erklingt mit einer solchen Inbrunst, die einen ahnen lässt, wie sehr die Musik sie für ihr körperliches Gebrechen entschädigt hat.“

von Peter Sommeregger

An diesem 29. Januar könnte man den 95. Geburtstag der kanadischen Sopranistin Lois Marshall begehen, die allerdings leider bereits 1997 gestorben ist. Ich will aber diesen Gedenktag zum Anlass nehmen, an sie zu erinnern. „Sommereggers Klassikwelt 20
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Sommereggers Klassikwelt 19: Mein schönes, altes Trichtergrammophon

Photo by Sudhith Xavier on Unsplash

Vor einigen Jahren wurde ich auf einem Berliner Flohmarkt fündig und erstand ein Grammophon mit großem Metalltrichter. Die dazugehörigen Platten fanden dann wie von selbst zu mir, ich möchte sie nicht mehr missen, wenn sie natürlich auch einen erheblichen Platzbedarf einfordern. Jeder Musikfreund sollte sich zumindest einmal diesen besonderen Klang gönnen, gleichzeitig muss man davor warnen: es besteht hohes Suchtpotential!

von Peter Sommeregger

Die kommerzielle Tonaufzeichnung und deren Wiedergabe fand zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch ganz ohne Zuhilfenahme der Elektrizität statt. Bei Gesangsaufnahmen wurden die Sänger so nahe wie möglich vor einem Trichter postiert. Die nach einem komplizierten Verfahren hergestellte Schellack-Platte konnte man dann auf einem Gerät abspielen, bei dem der Klang aus einem ähnlichen Trichter strömte, wie er zuvor für die Aufnahme benutzt wurde. „Sommereggers Klassikwelt 19
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Sommereggers Klassikwelt 18: Malwina, Wagners erste Isolde, und ihr leeres Grab in Dresden

Der Grabstein des in Wahrheit leeren, für Malwina vorgesehenen Grabes trägt die Inschrift:

Tod, du trenntest uns dereinst,
Nun uns immerdar vereinst,
Von dem Lebenswerk hienieden
Heimgekehrt zum ewgen Frieden.

von Peter Sommeregger (Text und Foto)

Als Wagners vielleicht bedeutendste Oper „Tristan und Isolde“ 1865 endlich in München uraufgeführt werden konnte, verkörperte ein Ehepaar die beiden Hauptrollen. Lange hatte Wagner nach Sängern Ausschau gehalten, die diesen extrem schwierigen Rollen gewachsen waren. In dem erst 29-jährigen Ludwig Schnorr von Carolsfeld und seiner Ehefrau Malwina, geborene Garrigues, die reichlich zehn Jahre älter war als er, fand er sie schließlich.

Es existieren zahlreiche Berichte über die Uraufführung am 10. Juni 1865 im Münchner Nationaltheater, der noch drei weitere Aufführungen folgten. Die vierte und letzte, von König Ludwig zusätzlich anbefohlen, soll Zeitzeugen zufolge die beste gewesen sein. Als Ludwig Schnorr von Carolsfeld am 21. Juli des gleichen Jahres völlig unerwartet nach kurzer Krankheit in Dresden starb, führten dies nicht wenige Menschen auf die „mörderische“ Anstrengung durch die Tristanpartie zurück. Ein Mythos, der sich bis heute gehalten hat.

Richard Wagner war über den Tod des Freundes tief bestürzt, eilte sofort nach Dresden, kam zur Beisetzung Ludwigs aber um Stunden zu spät. Der Vater des Sängers, Julius Schnorr von Carolsfeld war ein bedeutender und in seiner Zeit sehr populärer Maler der Schule der Nazarener. Bis heute trifft man häufig auf seine Bibel-Illustrationen. Nach Ludwigs Tod gestaltete er dessen Grabstein auf dem Dresdener Annen-Friedhof, und plante eine Grabanlage auch für sich, seine Frau, und Malwina.

Letztere hatte den Tod Ludwigs nie wirklich verwunden. Die gebürtige Dänin portugiesischer Abstammung, 1825 in Kopenhagen geboren, war eine Schülerin Manuel Garcias, des berühmtesten Gesangspädagogen seiner Zeit. Nach einer beachtlichen Karriere nahm sie schließlich ein Engagement am Karlsruher Hoftheater an, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. Die Ehe galt als glücklich, die verwitwete Malwina hat auch nicht wieder geheiratet. Ihre Bühnenauftritte wurden immer seltener und sie wandte sich mehr und mehr der Lehrtätigkeit zu.

Als ihr Schwiegervater Julius 1872 starb, wurde er in der selbst entworfenen Grabanlage in Dresden beigesetzt, und zwar neben seinem Sohn. Die Grabstellen für die beiden Ehefrauen waren auf der gegenüberliegenden Seite vorgesehen. Malwina war darüber entsetzt, sie war davon ausgegangen, nach ihrem Tod neben ihrem Gatten begraben zu werden.

Malwina zog sich nach dem endgültigen Ende ihrer Karriere in den 1870er-Jahren nach Karlsruhe zurück, wo sie sich einen guten Ruf als Pädagogin erwarb. Als sie hoch betagt im Jahr 1904 starb, erinnerten sich Nachfahren ihres verstorbenen Ehemannes an ihren Kummer, das Dresdener Familiengrab betreffend. Sie veranlassten die Einäscherung Malwinas in Heidelberg, da Karlsruhe damals noch nicht über ein Krematorium verfügte. Die Urne wurde nach Dresden überführt, und dort im Grab Ludwigs beigesetzt, in dessen unmittelbarer Nähe sich auch das Grab Minna Wagners, des Komponisten erster Ehefrau befindet. Der Grabstein des in Wahrheit leeren, für Malwina vorgesehenen Grabes trägt die Inschrift:

Tod, du trenntest uns dereinst,
Nun uns immerdar vereinst,
Von dem Lebenswerk hienieden
Heimgekehrt zum ewgen Frieden.

Peter Sommeregger, 15. Januar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de

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Peter Sommeregger

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Ricardo Muti und Anna Netrebko. Seit 25 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de .

Sommereggers Klassikwelt 17: Der rosafarbene Blick auf die Oper

Es verwundert nicht, dass der engagierte Berliner Querverlag nun einen explizit schwulen Opernführer herausbringt. Die äußere Aufmachung im magentafarbenem Samt und dem Titel Casta Diva scheinen auf den ersten Blick sämtliche schwule Klischees zu bedienen. Aber schon die Namen der beiden Herausgeber, Rainer Falk und Sven Limbeck, beides anerkannte Wissenschaftler, rücken dieses Bild sofort gerade. Die große Affinität innerhalb der LGBT zur Oper ist allgemein bekannt, ihr Anteil an den Zuschauern jeder Aufführung unübersehbar groß. Aber braucht man wirklich einen schwulen Opernführer?

von Peter Sommeregger

Wir leben in einer Zeit, in der sich unsere Gesellschaft immer stärker individualisiert, auch Randgruppen der Gesellschaft vehement ihre Anerkennung einfordern und mit einem neuen Selbstbewusstsein ihre Besonderheit leben. Diese Entwicklung, die grundsätzlich zu begrüßen ist, hat natürlich längst auch kommerzielle Begehrlichkeiten geweckt. Kaum ist die Bedeutung des Wortes „vegan“ im allgemeinen Bewusstsein angekommen, gibt es bereits entsprechende Supermärkte, Kochbücher und Restaurants. „Sommereggers Klassikwelt 17
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Sommereggers Klassikwelt 16: Philharmonischer Jahresauftakt – zur Geschichte des Wiener Neujahrskonzertes

Seit Jahren kann man im Internet bereits am Tag des Konzerts das Cover der wenig später erscheinenden CD bewundern – und die Silberscheibe bestellen. Eine Lizenz zum Gelddrucken. Gespannt wartet man in Wien auf die Verkündung des Dirigenten für das Konzert 2021. Nach dem Neujahrskonzert ist vor dem Neujahrskonzert!

von Peter Sommeregger

Als der lettische Stardirigent Andris Nelsons an diesem Neujahrsmorgen 2020 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins den Stab zum Auftakt des traditionellen Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker hebt, reiht er sich in eine Kette berühmter Vorgänger ein. „Sommereggers Klassikwelt 16
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