Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 7. Oktober 2022 PREMIERE
The Rake’s Progress Musik von Igor Strawinsky
»Die Karriere eines Wüstlings«
Musik von Igor Strawinsky Libretto von W. H. Auden und Chester Kallman
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Rubén Dubrovsky, Dirigent
von Frank Heublein
An diesem Abend hat im Gärtnerplatztheater Igor Strawinskys Oper „The Rake’s Progress“ Premiere. Es ist des Komponisten einzige abendfüllende Oper. In München am Gärtnerplatz bringt dieser Abend Lust für Ohr und Auge. Bunt ist die Ausstattung. Im ersten Akt scheint Hauptperson Tom Rakewell den 1970ern entsprungen, er erinnert mich in seinem Outfit an einen Mix zwischen den späten Beatles und David Bowie. „Igor Strawinsky, The Rake’s Progress Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 7. Oktober 2022 PREMIERE“ weiterlesen
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 25. Mai 2022, PREMIERE
Der Sturm Ballett von Ina Christel Johannessen
Musik von Georg Friedrich Händel, Frédéric Chopin, Luc Ferrari, Sofia Gubaidulina, Tommy Jansen und Alfred Schnittke
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
von Frank Heublein
An diesem Abend hat im Gärtnerplatztheater das Ballett „Der Sturm“ Premiere. Die Inszenierung der Norwegerin Ina Christel Johannessen ist assoziativ. Sie nimmt einzelne Handlungselemente aus Shakespeares Theaterstück auf. Etwa Schmerz, Kampf, Vertreibung, vergebliche Suche, das Zurechtfinden in einer unwirtlichen Welt. Das Stück wird nicht als Handlungsballett auf die Bühne gebracht. Vielmehr wird die Verbindung von Musik mit modernem emotionalem Tanz zelebriert. Viel besser verstehe ich all das, was ich heute sehe, weil ich vorab das Programmheft studiert habe.
Anfangs könnte ich denken, es wird die Handlung dargestellt. Denn auch diese Inszenierung beginnt wie Shakespeares Stück mit Sturm. Der eiserne Vorhang noch herabgelassen, gewitterumtostes aufgewühltes Meer sehe ich videoprojiziert. Ein Streicherkammerensemble spielt verborgen durch eine golden braune lichtdurchlässige Umfassung. Vier Tänzer und Tänzerinnen wogen im Sturm, prallen ineinander, versuchen sich zu halten, leiden, kämpfen an gegen das Wasser, den Wind. „Der Sturm, Ballett von Ina Christel Johannessen Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 25. Mai 2022 PREMIERE“ weiterlesen
„Die Schande von München“, erstmals in München aufgeführt im Jahre 1928, entfacht auch fast hundert Jahre später am selben Opernhaus einen handfesten Skandal
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 31. März 2022
Jonny spielt auf Oper von Ernst Krenek
von Barbara Hauter
„Jonny spielt auf“, die Erfolgsoper des jungen Komponisten Ernst Krenek aus dem Jahr 1927, gilt als Paradebeispiel für die Freiheit der Kunst. Und sie wirft auch im Jahr 2022 immer noch die Frage auf, was Kunst darf.
Das Werk gilt als erste Jazzoper und wurde weltweit zur Sensation, hatte 421 Aufführungen allein in der ersten Spielzeit. Es atmet den Geist der goldenen 20er des letzten Jahrhunderts, eine Zeit voller überbordendem Optimismus, Fortschrittsglauben, Verheißungen, Tabubrüchen. Jazzmusik war das Symbol dieser künstlerisch freien und wilden Periode. Krenek erfasste diesen Zeitgeist. „Jonny spielt auf“ ist eine rasante, burlesque Story über einen schwarzen Jazzmusiker, der dem Violinenvirtuosen Daniello sein kostbares Instrument entwendet und einer weißen Opernsängerin nachstellt.
Staatstheater am Gärtnerplatz, Premiere A am 27. Januar 2022
Hoffmanns Erzählungen Musik von Jacques Offenbach
Libretto von Jules Barbier nach dem gleichnamigen Drama von Jules Barbier und Michel Carré
Münchner Fassung nach der quellenkritischen Neuausgabe von Fritz Oeser
Deutsch von Gerhard Schwalbe
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
von Dr. Petra Spelzhaus
Schon beim Betreten des Theaters am Gärtnerplatz fühlt es sich anders an als mittlerweile gewohnt. Man ist wieder unter Menschen. Der Zuschauerraum ist zur Hälfte gefüllt, als sich der Vorhang hebt und den Blick auf lauter weiß leuchtende gläserne Vitrinen freigibt. Die Schriftzüge an den Exponaten kommen einem bekannt vor, erinnern sie doch an die Werke E. T. A. Hoffmanns, dem Dichter, Musiker und Maler, der ein Leben zwischen Richteramt und der Kunst lebte und dessen Todestag sich 2022 zum 200. Mal jährt.
Copyright: Marie-Laure Briane
Die Vitrinen wandern über die Drehbühne, bevor die Hebebühne Luthers dunklen Keller freigibt. Hoffmann unterhält – stets begleitet von seiner Muse alias Niklas – seine Kultur- und Zechkumpanen schwungvoll mit dem Lied von Kleinzack. Sein Gesang schweift liebestoll ab zur Operndiva Stella, die gerade in Mozarts „Don Giovanni“ auftritt. Stella hatte Hoffmann per Brief zu einem Rendezvous eingeladen, das Schriftstück wurde jedoch von Hoffmanns Widersacher Lindorf abgefangen. Im Alkoholrausch erkennt der Dichter Stella als Quintessenz dreier ehemaliger Amouren: der Puppe Olympia, der Sängerin Antonia und der Kurtisane Giulietta. Die drei Damen entstammen den E.T.A. Hoffmann-Geschichten „Der Sandmann“, „Rat Krespel“ und „Die Abenteuer der Silvesternacht“ und werden auf der Bühne in den passenden Vitrinen präsentiert.
Howard Arman, erster Gastdirigent des Opernhauses am Gärtnerplatz in München, Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks und ausgewiesener Barockspezialist, stellt vier Barockkomponisten für vier Jahreszeiten zusammen. Daraus webt er mit Regisseur und Ballettdirektor Karl Alfred Schreiner die Ballettoper „Amors Fest“. Diese Uraufführung am heutigen Abend kündigt das Gärtnerplatztheater in München als Barockspektakel in vier Teilen mit Gesang und Tanz an. „Uraufführung Ballettoper „Amors Fest“, Gärtnerplatztheater, München, 14. Oktober 2021“ weiterlesen
Keine große, aber eine rundum gelungene Produktion, mit viel Einsatz gespielt und gesungen. Für Mozart-Fans ein geführter Spaziergang durch seine Schaffenshöhepunkte. Und das hat man selten gesehen im Münchner Gärtnerplatztheater: Die Schauspieler laufen den Sängern den Rang ab. Beim Schlussapplaus belohnt das Publikum die Sprecherrollen mit Bravi noch vor den Musikern. Verdient haben es aber beide Fraktionen.
München, Staatstheater am Gärtnerplatz, 29. Juli 2021 MOZART MUSS STERBEN – Premiere
Eine theatrale Behauptung
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri
Zusammengestellt für das Staatstheater am Gärtnerplatz von Josef E. Köpplinger
In Anlehnung und unter Verwendung von Zitaten aus Peter Shaffers »Amadeus«, Alexander Puschkins »Mozart und Salieri« sowie Zeitungsmeldungen und Zeitzeugenberichten aus den Jahren 1781 bis 1825
Wien 1823: Auf der Bühne ein Rollstuhl mit einem gebrochenen alten Mann in seiner letzten Lebensnacht. Antonio Salieri, versunken in Selbstgesprächen, hadert mit Gott. Totenglocken schlagen drohend, dunkle Figuren huschen über die karge, dunkle Bühne und raunen von Mord, Gift und Tod. Wien ist die Stadt des Klatsches. Ein paar Takte aus Salieris Requiem erklingen. Salieri selbst stellt die Frage. „War ich’s oder war ich’s nicht?
Es geht um das wohl krimininalistischte Gerücht der Musikgeschichte: Hat Salieri, als Hofkapellmeister Mozarts Kollege in Wien, seinen Rivalen im Dezember 1791 aus Neid und Missgunst beseitigt, weil er in dem Hallodri eine göttliche Genialität erkannte, die er für sich selbst vergebens ersehnte? Alexander Puschkin erhob diese Theorie mit seinem Versdrama »Mozart und Salieri« zur theatralen Legende, gefolgt von Peter Shaffer mit »Amadeus« – »Oscar«-preisgekrönt von Miloš Forman verfilmt. Gärtnerplatz-Intendant Josef E. Köpplinger hat aus den Texten und der Musik von Salieri und Mozart eine „musiktheatrale Behauptung“ zusammengestellt. Genie trifft auf vermeintliche Mittelmäßigkeit, Text auf Musik, das Ganze verschmilzt zu einem ungewöhnlichen Theaterabend. „MOZART MUSS STERBEN München, Staatstheater am Gärtnerplatz, 29. Juli 2021“ weiterlesen
Staatstheater am Gärtnerplatz, München, Live-Stream, 30. April 2021
Rezension des Videostreams: »Schuberts Reise nach Atzenbrugg« von Johanna Doderer
von Frank Heublein
Dieser Stream beginnt mit einer Einführung von Intendant Josef E. Köpplinger, Komponistin Johanna Doderer und dem telefonisch zugeschalteten Librettisten Peter Turrini. Sie besprechen die Entstehung dieser Opernauftragskomposition »Schuberts Reise nach Atzenbrugg« für das Gärtnerplatztheater in München.
Sowohl der Librettist als auch die Komponistin haben etwa 20 Fassungen hergestellt. Durch Corona musste der heutige Abend auf eine kammermusikalische Besetzung angepasst werden. Die Reise nach Atzenbrugg des Musikers Franz Schuberts hat es zwar tatsächlich gegeben, das Stück jedoch ist Fiktion, die pointiert die „Einsamkeit und Isolation des Menschen Schubert“ (Doderer) hervorhebt, und, wie Turrini sagt, „[zeigt, dass] Liebesfähigkeit und Kunst eng zusammenhängen, […] die Liebe musste in Lieder wandern und nicht in Betten“. „Johanna Doderer, »Schuberts Reise nach Atzenbrugg« Staatstheater am Gärtnerplatz, München, Live-Stream, 30. April 2021“ weiterlesen
Premiere, 13. März 2021
Stream aus dem Staatstheater am Gärtnerplatz, München
Auf der Website als Video on demand
von Barbara Hauter
Ein Abend mit Frauenpower war angekündigt – und das Gärtnerplatztheater hat geliefert. Die Diven des kleinen, feinen Münchner Opernhauses sind stimmlich in die Vollen gegangen und haben ihre Soprane auf das Schönste poliert glitzern lassen. Thematisch ging es mit 13 Liedern (plus Zugabe) durch die Opern- und Musicalliteratur von Vivaldi bis ins 20. Jahrhundert. Zusammengehalten wurden die Nummern von der Story über das Zusammenspiel der vier Sängerinnen, vom Zickenkrieg bis zur kollegialen Freundschaft. „Primadonnen – Die Diven vom Gärtnerplatz Stream aus dem Staatstheater am Gärtnerplatz, München, Premiere, 13. März 2021“ weiterlesen
Premiere am Samstag, 13. März 2021 um 19 Uhr als Live-Stream aus dem Staatstheater am Gärtnerplatz, München
Was wäre die Oper ohne die Primadonna? Sie verkörpert Glamour und große Emotionen, königliche Heldinnen und bedingungslos Liebende, ihr beseelter Gesang rührt uns zu Tränen, ihre Spitzentöne bringen den Saal zum Toben. In ihr konzentrieren sich die Sehnsüchte des Publikums. Und so sehr man sie auf der Bühne bewundert, so gefürchtet sind sie hinter der Bühne, sagt das Klischee. So kursieren Geschichten über Primadonnen, die den Operndirektor ohrfeigten oder auf offener Szene mit einer Rivalin handgreiflich wurden. Was passiert, wenn gar vier von ihnen zugleich auf der Bühne stehen? Barbara Hauter sprach vor der Premiere mit dem kroatischen Dirigenten Darijan Ivezić, der seit 2019 als Solorepetitor mit Dirigierverpflichtung am Gärtnerplatztheater wirkt und mit „Primadonnen“ seinen ersten großen Einsatz am Pult in Deutschland hat.
Klassik-begeistert: Wie kam es dem zu dem Projekt Primadonnen?
von Herman Haller und Rideamus
Nach einem Lustspiel von Max Kempner-Hochstädt
Musik von Eduard Künneke
In reduzierter Orchesterfassung von Andreas Kowalewitz
Das hat gut getan. Weit weg von Corona und Lockdown sich auf dem heimischen Sofa den bonbonbunten Liebeswirrungen aus dem „Vetter von Dingsda“ hinzugeben und einfach viel Spaß dabei zu haben. Das Münchner Gärtnerplatztheater verpflanzt die Revueoperette aus den wilden 1920ern in die ebenso wilden 1960er-Jahre. Inklusive Käseigeln, Miniröcken, auftoupierten Frisuren und Neonfarben. Barbarella, spitzbrüstig im hautengen silbern-glitzernden Catsuit taucht auf für ihre Weltraum-Friedensmission, und die Sänger geben sich gemeinschaftlich einer psychodelischen Pilz- und Kifferparty hin. Das schrille Bühnenbild bietet viel fürs Auge, ein 60er-Bungalow mit geschwungenem Pool und aufblasbarer Palme, Gartenzwerg, ein amerikanischer Schlitten, der durch die Hecke bricht, eine Zauberfee und sogar ein Ufo schweben über die Szene. „Herman Haller und Rideamus, Der Vetter aus Dingsda, Staatstheater am Gärtnerplatz, München, Premiere am 17. Dezember 2020“ weiterlesen