Ein neuer „Ring“ sollte bald kommen

Fotos: Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Richard Wagner
Siegfried


Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023

von Dr. Klaus Billand

Im Rahmen des 2. „Ring“-Durchgangs an der Wiener Staatsoper der Saison 2022-23 präsentierte sich Klaus Florian Vogt zum zweiten Mal als junger Siegfried im Haus am Ring nach seinem großartigen Rollendebüt am 5. März 2023 an der Oper Zürich. Mit dieser sich nun dem Ende neigenden, in der Tat auch abgespielt wirkenden und nie wirklich begeisternden Produktion von Sven-Eric Bechtolf, die bald durch eine neue ersetzt werden soll, wollte Franz Welser-Möst zum letzten Mal einen „Ring“ dirigiert haben. Irgendwie wirkte sein Dirigat auch bei weitem nicht so beherzt, wie es einem noch in den Ohren vom „Ring“ Ádám Fischers bei den Wagner Tagen Budapest im Müpa ein paar Tage zuvor klang (siehe weiter unten). „Richard Wagner, Siegfried
Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023“
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„Götterdämmerung“ an der Wiener Staatsoper: Ricarda Merbeth holt die Kastanien aus dem Feuer

Ricarda Merbeth als Brünnhilde an der Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Ganz solide. Obwohl die Wiener Staatsoper zum Ende wieder Kopf steht, mitreißen konnte das Dirigat über weite Strecken nicht wirklich. Franz Welser-Möst hat da gerade seinen „Mount Everest“ bezwungen – zum letzten Mal, denn Richard Wagners „Ring“ sei eine große Herausforderung, die mit großen Strapazen verbunden sei. Deshalb ist mit 62 nun Schluss. Die „Götterdämmerung“ stellt ihn vor einige Hürden. Zum Glück steht Ricarda Merbeth bereit.


Richard Wagner, Götterdämmerung

Wiener Staatsoper, 30. Juni 2023


von Jürgen Pathy

Mit der „Götterdämmerung“ schließt sich der Kreis. Phasenweise sensationell, über weite Strecken allerdings auf Sparflamme. So könnte man den kompletten „Ring“ zusammenfassen. Dabei legt Franz Welser-Möst dieses Mal ordentlich los. Keine Spur von angezogener Handbremse, mit der er zuvor noch ins „Rheingold“ als auch in die „Walküre“ gestartet war. In der Welt der Nornen, die am Felsen das Schicksalsseil knüpfen, da sprudelt es nur so vor Energie und Verve. Das lässt Hoffnung aufkeimen. Endergebnis nach rund vier Stunden allerdings: Anständig, aber nicht viel mehr.

„Richard Wagner, Götterdämmerung
Wiener Staatsoper, 30. Juni 2023“
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Und täglich grüßt das Murmeltier: Tomasz Konieczny steht auch beim „Siegfried“ zur Stelle

Tomasz Konieczny (Wanderer), Herwig Pecoraro. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Etwas zäh. So könnte man den dritten Abend, den „Siegfried“, an der Wiener Staatsoper in zwei Worte fassen. Die Ursache liegt nicht nur in der Partitur selbst verborgen. Der „Siegfried“ ist sicherlich Richard Wagners Oper, zu der viele nur sehr schwierig Zugang finden. Auch Franz Welser-Möst lässt da einiges auf der Strecke liegen, was man durchaus mit lebendigerer Gestaltung hätte herausholen können. An der Wiener Staatsoper leitet er seinen letzten „Ring des Nibelungen“. Der „Siegfried“ ist bislang sicherlich die schwächste Leistung.


Richard Wagner, Siegfried


Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023

von Jürgen Pathy

Im „Rheingold“ und in der „Walküre“ musste man schon mit Abstrichen leben. Phasenweise hatte das Dirigat dort zwar schwer mitgerissen. Einen an der Sesselkante kleben lassen, wie im zweiten Aufzug der „Walküre“ zum Beispiel. Oder auch im Mittelteil des „Rheingolds“, wo man mit heftigen Ekstaseschüben gemeinsam in die dunklen Minen von Nibelheim hinabgestiegen ist. Dort spielt Franz Welser-Möst so richtig seine Stärken aus. Türmt riesige Klangwogen vor sich auf, um sie dann so richtig heftig von einer Seite auf die andere zu peitschen. Fast schon wie mit einer Ziehharmonika, die von links nach rechts, von oben nach unten zieht, ohne jemals die Spannung reißen zu lassen. „Richard Wagner, Siegfried
Wiener Staatsoper, 25. Juni 2023“
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„Das Rheingold“ an der Wiener Staatsoper: Da steht schon eine Brünnhilde in den Startlöchern

Michael Laurenz (Loge) und Michael Nagy (Alberich) © Michael Pöhn

Auftauphase. Erst nach etwas Anlauf zündet bei Franz Welser-Möst der Wagner-Turbo. Da lässt er dann auch erahnen, warum man ihn in Zukunft vielleicht vermissen könnte. An der Wiener Staatsoper leitet er gerade seinen letzten „Ring“. Danach ist Schluss mit Richard Wagners „Opus magnum“. Weil der „Ring“ für jeden Dirigenten so etwas wie der „Mount Everest“ für Bergsteiger sei. Ein Gipfel, der lockt. Der aber auch mit unheimlichen Strapazen verbunden sei. Die Show stehlen ihm an diesem Abend aber sowieso andere.

Richard Wagner, Das Rheingold
Wiener Staatsoper, 21. Juni 2023

von Jürgen Pathy

Die Loge- & Alberich-Show

In Nibelheim, da spielt die Musik, könnte man den ganzen Abend durchaus auf den Punkt bringen. Da stehen einige finstere Typen im Mittelpunkt, die sich in einen richtigen Spielrausch versetzen. Bariton Michael Nagy und Tenor Michael Laurenz zum Beispiel. Letzterer als listiger Feuergott Loge, dessen einziges Ziel im Grunde nur auf eines sinnt: Rache zu nehmen an Wotan, der ihn einst unterdrückt hat. Laurenz liefert hier sicherlich eine Charakterstudie vom Allerfeinsten. Feuerrotes langes Haar, unwiderstehlicher Spielwitz und unglaublich deutliche Diktion.

„Richard Wagner, Das Rheingold
Wiener Staatsoper, 21. Juni 2023“
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Was wäre Wagners „Ring“ nur ohne seine treibende Kraft: Tomasz Konieczny rettet die nächste Vorstellung

MERBETH_KONIECZNY © Michael Pöhn

Zum Ende steht das Haus am Kopf. Ganz energisch, nachdem Franz Welser-Möst vor den Vorhang tritt. Er absolviert gerade seinen letzten „Ring“-Durchgang. Irgendwann muss Schluss sein. Mit 63 dann lieber am Höhepunkt kürzertreten, anstatt zum Ende vielleicht ins Schleudern zu geraten. Der „Ring“ sei nun mal ein einzigartiger Gipfel, „der einen lockt und dessen Erreichen mit größter Freude, aber zugleich mit extremen Herausforderungen verbunden ist“. Ausnahmezustand dann bei Tomasz Konieczny.

Richard Wagner, Die Walküre
Wiener Staatsoper, 22. Juni 2023

von Jürgen Pathy

Unglaublich. Das grenzt so ziemlich an sensationell, was Franz Welser-Möst im zweiten Aufzug aus den Wiener Philharmonikern – genau genommen aus dem Staatsopernorchester – rausholt. An der Wiener Staatsoper leitet er gerade seinen letzten „Ring“. Wenn es darum geht, Spannung aufzubauen, im Graben so richtig umzurühren, wellenartig in Dauerekstase zu versetzen, da macht ihm so schnell keiner was vor. Könnte man das auch von Beginn an behaupten, wäre das Dirigat ohne Fehl und tadel. Dort herrscht aber leider fröstelnde Eiszeit.

Im „Rheingold“ war das bereits der Fall. In der „Walküre“ setzt sich das fort. Beinahe scheint es, als bräuchte Welser-Möst immer ein wenig Zeit. Um „in the zone“ zu landen. Dort, wo es so richtig tief geht, alles in einem aufwühlt. Links und Rechts, wohin man auch blickt, alle an der Sesselkante fesselt. Dann allerdings so richtig fest. Ruhe. Knisternde Ruhe. Eine Atmosphäre, wie man sie im Publikum eigentlich nur bei Richard Wagners Opern erleben darf. Musiktheater in Reinkultur! „Richard Wagner, Die Walküre
Wiener Staatsoper, 22. Juni 2023“
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Lady Macbeth von Mzensk leidet, liebt und mordet im Haus am Ring

Foto: Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Zum Schluss wurden die Sängerinnen und Sänger vom Publikum im fast ausverkauften Haus ausgiebig gefeiert, ebenso Chor, Orchester und Dirigent. Ein Abend, der mir in Erinnerung bleiben wird! Wer die Oper nicht im Haus am Ring sehen und hören kann, sollte sie zumindest
am 12. Juni im Livestream der Staatsoper verfolgen.

Wiener Staatsoper, 31. Mai 2023


Dmitri Schostakowitsch

Lady Macbeth von Mzensk

Dirigent: Alexander Soddy
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper

Boris Ismailow: Günther Groissböck
Sinowi Ismailow: Andrei Popov
Katerina Ismailowa: Elena Mikhailenko
Sergej: Dmitry Golovnin

von Dr. Rudolf Frühwirth

Zur Zeit läuft in Wien die Wiederaufnahme der „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch. Die Premiere der Produktion liegt schon eine Weile zurück, über 13 Jahre. Ich kannte die Oper nur in der stark bearbeiteten Fassung als „Katerina Ismailowa“, die die Staatsoper in den späten 1960er-Jahren zeigte. Trotz einer erlesen Besetzung – Schöffler, Zadek, Dermota – hinterließ das Werk damals keinen bleibenden Eindruck bei mir. „Dmitri Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk
Wiener Staatsoper, 31. Mai 2023“
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In der Staatsoper Hamburg heißt es wieder mal Bonjour tristesse, in der Wiener Staatsoper bleibt kein Platz frei

Die Staatsoper Hamburg schafft es am Pfingstsonntag nur zu einer Auslastung von maximal 50 Prozent. In der Wiener Staatsoper ist jeder Platz besetzt.

Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, 18.00 – 19.10 Uhr
Staatsoper Hamburg, Großes Haus, Premiere / Uraufführung

Salvatore Sciarrino, Venere e Adone

Foto: Staatsoper Hamburg © Westermann

Wiener Staatsoper, 28. Mai 2023, 19.00 – 22.15 h

Dmitri Schostakowitsch

LADY MACBETH VON MZENSK

  • Dirigent Alexander Soddy
  • Inszenierung Matthias Hartmann
  • Mit Günther Groissböck, Andrei Popov, Elena Mikhailenko, Dmitry Golovnin, Maria Barakova

von Andreas Schmidt

Stellen Sie sich bitte vor, es ist Uraufführung einer Oper (70 Minuten Länge), das Opernhaus der zweitgrößten deutschen Stadt mit einer Metropolregion von 5,5 Millionen Einwohner und mindestens 150.000 Touristen öffnet seine Tore, Rang 3 und Rang 4 werden von den Verantwortlichen erst gar nicht geöffnet !!! und von Rang bis zum Parkett sitzen nur etwa 75 Prozent der möglichen Zuschauer (darunter viele friends and family for (almost) nothing).

Die Staatsoper Hamburg schafft es an diesem Pfingssonntag bei der Uraufführung / Premiere von

Salvatore Sciarrino, Venere e Adone,

 

nur zu einer Auslastung von etwa 50 Prozent.
Davon sind noch noch mindestens 10 Prozentpunkte für friends and family abzuziehen, was die Erlöse betrifft.

Das heißt nur ca. 850 von 1690 Plätzen waren besetzt.

Ein Debakel für ein Opernhaus in einer 2-Millionen-Stadt! „Premiere Staatsoper Hamburg, Salvatore Sciarrino / Wiener Staatsoper, D. Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk
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Das Haus am Ring tobt: Der Tenor Piotr Beczała singt zweimal Puccinis Jahrhundert-Arie – diese "Tosca" in Wien ist ein Meilenstein

Piotr Beczała (Mario Cavaradossi) © Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper, 14. Mai 2023
Giacomo Puccini, Tosca

Foto: Piotr Beczała, Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

von Andreas Schmidt

Kurzfassung: Die Wiener Staatsoper, das bedeutendste Opernhaus der Welt, hat wieder einmal gezeigt, wie Oper geht, warum Oper geht und was Oper ausmacht.

Drei phantastisch aufgelegte Sänger zeigten anderen Opernhäusern, wo heute die Messlatte anzusetzen ist:

Die Sopranistin Maria Agresta als Floria Tosca, der Tenor Piotr Beczała als Mario Cavaradossi und der Bassbariton Bryn Terfel als Baron Scarpia sangen auf einem so hohen, bewegenden und makellosen Niveau, dass vielen Zuschauern die Tränen flossen; es war der Abend der Atemlosigkeit und der Gänsehaut.

Eine genauere Beschreibung dieses Ausnahmeabends mit einer unglaublich intensiven Personenführung und einem Bühnenbild, das dem Namen allerhöchste Ehre macht (641. Aufführung nach der Inszenierung von Margarete Wallmann), folgt.

Ich möchte keinen dieser Ausnahmekünstler besonders hervorheben, aber natürlich ist es eine besondere Auszeichnung für den polnischen Tenor Piotr Beczała, dass das Publikum so lange Bravo ruft und laut klatscht, dass
er Puccinis Jahrhundertarie E lucevan le stelle (italienisch für: „Und es leuchteten die Sterne“) ZWEIMAL singen durfte.

Bryn Terfel (Scarpia) und Maria Agresta (Floria Tosca). Alle Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Auch die schauspielerischen Leistungen aller Solosänger waren überragend.
So packend habe ich den Messer-Mord der Tosca an Scarpia noch nie gesehen. Bravi!

Das Orchester der Wiener Staatsoper unter der Leitung des Milanesen Giampaolo Bisanti spielte mit viel Italianità – allerdings viel zu oft zu
laut, namentlich die Blechbläser.

Andreas Schmidt, 14. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Pathys Stehplatz (25) – „Tosca“ an der Wiener Staatsoper: Wenn das Böse siegt! Wiener Staatsoper, 31. März 2023

Jules Massenet, Manon Wiener Staatsoper, 7. Mai 2023

Richard Wagner, Lohengrin, Ernennung von KS Nina Stemme zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper Wiener Staatsoper, 23. April 2023

Die wunderbare Weise von Liebe und Tod der Manon Lescaut

MANON

Musik Jules Massenet
Text Henri Meilhac & Philippe Gille nach Abbé Prévost

Opéra comique in fünf Akten

Wiener Staatsoper, 7. Mai 2023

von Dr. Rudolf Frühwirth

Die aktuelle Produktion der „Manon“ von Jules Massenet in der Wiener Staatsoper hatte bereits 2007 Premiere. Pretty Yende, die in der gerade laufenden Serie die Manon singt, kann auf eine erlauchte Reihe von Vorgängerinnen zurückblicken, von Anna Netrebko über Diana Damrau und Patricia Petibon bis Marlis Petersen. Um es gleich vorwegzunehmen: Pretty Yende braucht den Vergleich mit diesen illustren Sängerinnen nicht zu scheuen. Doch alles der Reihe nach! „Jules Massenet, Manon
Wiener Staatsoper, 7. Mai 2023“
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Ernennung von KS Nina Stemme zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper

© Michael Pöhn, Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper „Lohengrin“ am 23. April 2023

Ernennung von KS Nina Stemme zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper

von Dr. Klaus Billand

Das war ein Abend dreier ganz großer Stimmen, und eine von ihnen bekam nun die Auszeichnung, die sie wahrlich nach 20 Jahren Gesang am Ring verdient hat: KS Nina Stemme wurde vom Direktor der Wiener Staatsoper Bogdan Roščić und Kunst- und Kultur-Sektionschef Jürgen Meindl in Anwesenheit aller Mitwirkenden auf der Bühne, des Orchesters der Wiener Staatsoper und des gesamten Publikums im ausverkauften Haus zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt. Die Auszeichnung wurde bisher nur wenigen zuteil. Vom Juwelier Wagner bekam sie auch den entsprechenden goldenen Ring angesteckt.

© K. Schiffl, Ehrung Nina Stemme

Der Staatsoperndirektor hob in seiner Laudatio hervor, dass Nina Stemme vom Publikum auf Händen getragen wird und die gesamte Belegschaft sie geschlossen verehrt. Man habe sehr schöne Pläne für die kommenden Jahre, und er freue sich auf alles, was da kommen wird –  auf alle Rollen und auf alle Vorstellungen, die Nina Stemme uns in Zukunft noch schenken wird.

© Katharina Schiffl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schwedin debutierte an der Wiener Staatsoper mit der Senta im „Fliegenden Holländer“ unter der musikalischen Leitung von Seiji Ozawa im Jahre 2003. Aus diesem Grunde bekam sie das gerahmte Abendprogramm-Plakat jener Aufführung als Erinnerungsgeschenk überreicht. „Richard Wagner, Lohengrin, Ernennung von KS Nina Stemme zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper, 23. April 2023“
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