Das KomponistenQuartier Hamburg feiert das Jubiläumsjahr 2025

Festakt zum 10-jährigen Jubiläum des KQ  Lichtwarksaal der Carl-Toepfer-Stiftung, Dienstag, 22. April 2025,

Festakt zum 10-jährigen Jubiläum des KQ; Foto Patrik Klein

KQ10! – 10 Jahre erfolgreiche Komponistenpflege aus der Zeit des Barock und der Klassik in Hamburgs interaktivem und lehrreichem Museum – in einem prominent besetzten Festakt und mit der Uraufführung eines Werkes von Leon Gurvitch wird ein Reigen neuer Schwerpunkte eröffnet

Festakt zum Jubiläumsjahr 2025

Lichtwarksaal der Carl-Toepfer-Stiftung, Dienstag, 22. April 2025

Neanderstraße 22, 20249 Hamburg

von Patrik Klein

Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Adolf Hasse, Fanny Hensel, Felix Mendelssohn, Johannes Brahms und Gustav Mahler sind Hamburgs Berühmtheiten, die die Musik der Stadt maßgeblich geprägt haben. Sie sind in Hamburg geboren oder haben hier jahrelang musikalisch gewirkt – oder beides.

In der Peterstrasse steht ein aufregendes Museum, das KomponistenQuartier Hamburg, das das musikalische Erbe der Komponisten in höchst spannender, interaktiver  Präsentationsweise seit 10 Jahren pflegt.

Viele interessierte Besucher aus aller Welt, Touristen, Musiker, manchmal sogar Top Künstler aus der Elbphilharmonie, die mal kurz zwischen Probe und Konzert vorbeischauen, sind begeistert von der Bandbreite der Informationen, aber auch den vielen interaktiven Möglichkeiten, sich der Musik dieser bedeutenden Komponisten und deren Umfeld zu nähern. Da kann man Musikbeispiele hören, Briefe lesen, sich in computeranimierten Menüs durchklicken, Originale der damaligen Zeit studieren und Instrumente nicht nur anschauen, sondern sogar spielen.

Über 50 ehrenamtliche Museumshelfer begrüßen, begleiten und führen die Besucher durch die Räume. Hinter den Kulissen sorgen weitere Menschen für reibungslose Organisation und die Umsetzung neuer Projekte.

Viele Sonderausstellungen und thematische Führungen können gezielt besucht werden. Das KomponistenQuartier vereint sechs der sieben in Hamburg ansässigen Komponisten-Gesellschaften, die für den Inhalt verantwortlich sind. Kurzum: ein hanseatisches Juwel präsentiert sich inmitten von Hamburgs Neustadt.

Nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit gibt es also genug Grund zu feiern

Im musikalischen Zentrum des Festaktes stand die Uraufführung des Auftragswerks an den Künstler Leon Gurvitch, der in Hamburg und weit darüber hinaus eine renommierte Persönlichkeit in der Musikszene ist.

Zur Einstimmung der zahlreich erschienenen geladenen Gäste und ehrenamtlichen Unterstützer gab der Künstler eine Kostprobe am Klavier mit einem Stück aus dem kürzlich in Kiel uraufgeführten Ballett „Kintsugi„, für das er die Musik komponierte. Der rund fünfminütige „Female Dance“ führte in die aufregende akustische Traumwelt der fragmentarischen, zerbrochenen und später wieder verschmolzenen im Tanztheater dargestellten Kunstobjekte.

Begrüßt wurden die Gäste von Dr. Manfred Georg Bullinger, dem Vorstandsvorsitzenden des KQ. Besonderen Dank sprach er den zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützern des Museums aus.

Dr. Carsten Brosda vor den Festgästen; Foto Patrik Klein

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, sprach in seiner Rede über ein Zitat Gustav Mahlers: „Statt der Anbetung der Asche ist die Weitergabe des Feuers von entscheidender Bedeutung.“ Er lobte die nunmehr zehnjährige Arbeit des KQ, die sich sowohl mit der Pflege der Tradition als auch mit der Auseinandersetzung mit der Gegenwart befasst und damit der Bewahrung des kollektiven Gedächtnisses unserer Gesellschaft dient.

Prof. Dr. Wolfgang Hochstein hielt die Festrede über einen kunsthistorischen Rückblick zur Entstehung der einzelnen Komponenten des KQ bis zur heutigen Situation. Auch er dankte den vielen Unterstützern des Museums für die intensive Arbeit, ohne die ein solches Projekt nicht existieren kann. Schließlich gelang es ihm sogar, das Auditorium zu einem gemeinsamen „KQ-Rap“ zu bewegen, welchen er selbst am Klavier begleitete.

Prof. Dr. Wolfgang Hochstein; Foto Patrik Klein

Die Uraufführung des Werkes von Leon Gurvitch: Das Duell

Das Duell“ bildet eine kulturelle Brücke zwischen der Musik aus dem Barock und der Gegenwart. Im Vorfeld der Festlichkeiten und während des Schaffensprozesses der Komposition des Werkes führte ich mit Leon Gurvitch bereits ein Interview für klassik-begeistert:

Interview: kb im Gespräch mit Leon Gurvitch klassik-begeistert.de, 12. Februar 2025 – Klassik begeistert

In der Textgrundlage geht es um eine Legende über die problematische Zusammenarbeit zwischen den Anfang des 18. Jahrhunderts in Hamburg lebenden Komponisten Johann Mattheson und keinem geringeren als Georg Friedrich Händel. Da zwischen ihnen eine starke Konkurrenzsituation herrschte, kam es zu einer Art Duell, bei dem der scheinbar unterlegene Händel die Konsequenz zog und nach London übersiedelte.

Das Werk wurde komponiert für eine  Besetzung bestehend aus Violine (Andrei Prokazin), Bratsche (Juhee Lee), Cello (Eloy Medina), Harfe (Almos Laszlo Tallos) und Trompeten (Piccolo-, Es-, C-Trompete) (Andriy Ilkiv).

Ganz bewusst verzichtete Gurvitch auf das Klavier, obwohl es meist bei seinen Werken eine zentrale Rolle spielt. Stattdessen dirigierte er das Werk bei der Uraufführung selbst. Das Stück geriet sehr intensiv und griff den barocken Stil auf, unterbrach  jedoch immer wieder mit unerwarteten Harmonien und  Rhythmen, so dass eine spannende musikalische Brücke  zwischen barocker und moderner Klangsprache entstand.

Ensemble Leon Gurvitch „Das Duell“; Foto Patrik Klein

Mit zentralen Elementen aus der Oper „Cleopatra“ von Mattheson und „Almira“ von Händel begann das Stück mit eingängigen Barockklängen zunächst ohne jegliche Anzeichen für moderne Musik. Doch dann plötzlich hörte man einige Töne oder Rhythmen, die die barocke Welt scheinbar durchkreuzten und nur aus der Gegenwart stammen konnten.

Bevor man sich darüber klarer werden konnte, wechselte die Musik erneut in die Vergangenheit. In der Folge entwickelte sich schließlich ein reger Austausch zwischen Barock und Moderne mit einer Vielzahl an spannenden Variationen und Rhythmusänderungen.

Großer Beifall entwickelte sich nach dem Ausklang des Werkes und die Künstler wurden stürmisch gefeiert.

Dr. Friederike von Cossel; Foto Patrik Klein

Schließlich gab Dr. Friederike von Cossel noch eine kurze Einführung über die neue Familientonspur, bei der die Vermittlung von Musikgeschichte und das Schaffen einer Komposition für junge und alte Menschen in inklusionsfähiger Weise im Zentrum steht. Sie würdigte die Arbeit der Vielzahl von engagierten Menschen, die daran beteiligt waren. Die Festgäste durften die Familientonspur im Anschluss im Museum gleich selbst ausprobieren.

KomponistenQuartier Hamburg, Foto Matthias Plander

Patrik Klein, 22. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Musikalischer Auftakt

Leon Gurvitch, Klavier
Female Dance aus dem Ballett Kintsugi

Begrüßung
Dr. Manfred Georg Bullinger
Vorstandsvorsitzender KomponistenQuartier

Grußwort
Dr. Carsten Brosda
Senator für Kultur und Medien Hamburg

Festrede
10 Jahre KQ: Rückblick und Ausblicke
Prof. Dr. Wolfgang Hochstein

Uraufführung

Leon Gurvitch Das Duell“
Auftragswerk anlässlich KQ10!

Einführung
KQjunior: Die neue Familienmedienspur
Dr. Friederike von Cossel

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