Am Kirchenpauerkai (Foto: RW)
Insoweit ist es eine Gewinnsituation für den Opernbetrieb, der über erhebliche größere Räumlichkeiten verfügen wird, aber auch für die Stadt, die an prominenter Stelle an der Elbe einen architektonisch markanten Neubau erhält. Das Gebäude wird die Perlenschnur von der Hochhauskrone auf der St. Pauli-Anhöhe über St. Michaelis, den hohen Nikolaiturm und die Elbphilharmonie bis zum Elbtower hin ungemein bereichern.
von Dr. Ralf Wegner
Hamburg bekommt dank Michael Kühne ein neues Opernhaus, so erklärte es heute Mittag der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher bei einer Landespressekonferenz. Das Gelände auf dem in die Elbe ragenden Baakenhöft stellt die Stadt zur Verfügung und sorgt für den Flutschutz sowie den Sockel der Oper. Das kostet knapp 150 Mio. Euro.
Danach errichtet dort die Kühne-Stiftung ein allen zukünftigen Anforderungen genügendes und auch optisch ansprechendes, vier „Schokoladenseiten“ aufweisendes Opernhaus für ca. 330 Mio. Euro. Das fertige Gebäude wird dann der Stadt geschenkt. Vertraglich seien alle Eventualitäten berücksichtigt.
Zunächst werden Stiftung und Stadt einen Anforderungskatalog erstellen, danach wird ein Architektenwettbewerb unter fünf noch auszuwählende Büros durchgeführt. Das könnte bis Anfang nächsten Jahres erfolgen. Mit einer Eröffnung des Hauses ist wohl frühestens 2032 zu rechnen.
Kultursenator Dr. Carsten Brosda erwähnte, dass sich das derzeitige Opernhaus in einer sehr beengten baulichen Situation befinde (siehe nachfolgende Abbildung mit dem Vergleich der Grundflächen verschiedener Opernhäuser) und in absehbarer Zeit die Bühnenmaschinerie erneuert werden müsse. Das Bühnenhaus sei 100 Jahre, in Teilen schon 200 Jahre alt. Eine in den nächsten 10 bis 20 Jahren fällige Sanierung an der Dammtorstraße wäre mit sehr hohen Kosten verbunden und würde nicht zu einer grundsätzlichen Verbesserung der baulichen Situation führen.

In der Tat ist es richtig, dass das Hamburger Bühnenhaus in keiner Weise mehr den Anforderungen an ein modernes Opernhaus entspricht. Es ist von der Fläche her schon stark unterdimensioniert, allein die Opernhäuser in Wien und München weisen mehr als das Doppelte an Grundfläche als das Hamburger Haus (ca. 40 m breit und 70 m lang, ohne die nachträglichen Büroanbauten zu den Colonnaden hin) auf. Das 2008 in Oslo eröffnete Opernhaus ist sogar 110 m breit und 207 m lang, jenes von Sidney verfügt gar über eine Grundfläche von 118 m (Breite) x 184 m (Länge) (Quelle: Wikipedia).
Auf dem Hamburger Bauplatz Baakenhöft steht mit ca. 300 m Länge und bis zu 150 m Breite eine Fläche für den Bau des neuen Opernhauses zur Verfügung, der problemlos das riesige Opernhaus von Sidney aufnehmen könnte, worauf auch der Sprecher der Kühne-Stiftung hinwies.

Insoweit ist es eine Gewinnsituation für den Opernbetrieb, der über erhebliche größere Räumlichkeiten verfügen wird, aber auch für die Stadt, die an prominenter Stelle an der Elbe einen architektonisch markanten Neubau erhält. Das Gebäude wird die Perlenschnur von der Hochhauskrone auf der St. Pauli-Anhöhe über St. Michaelis, den hohen Nikolaiturm und die Elbphilharmonie bis zum Elbtower hin ungemein bereichern.
Und im Gegensatz zu manchen Befürchtungen ist der Weg von der U-Bahn-Station Hafencity-Universität zur Neuen Oper deutlich kürzer als von der Hochbahnstation Baumwall zur Elbphilharmonie. Zudem wird es mit dem in wenigen Wochen zu eröffnenden Hotel-, Wohn- und Geschäftsviertel Überseequartier auch in 5 bis 10 Minuten Gehentfernung genügend Möglichkeiten geben, um vor oder nach der Oper zu speisen oder eine Bar aufzusuchen (die befindet sich mit Kevin Fehlings Puzzle Bar auch jetzt schon in kurzer Entfernung vom Baakenhöft).
Das Haus an der Dammtorstraße bleibt übrigens in Besitz der Stadt, jedenfalls habe ich es so verstanden, und der Kultur erhalten, wie Herr Dr. Brosda mitteilte. Dort wird es dann keinen Repertoirebetrieb mehr geben, man wird En-suite spielen. Die Sanierungskosten würden deshalb deutlich niedriger ausfallen als unter Beibehaltung des wechselnden Opernbetriebs. Schön wäre es, wenn das Hamburger Ballett gänzlich an der Dammtorstraße verbliebe. Dort könnten dann über jeweils längere Zeiten beliebte Neumeier-Ballette wie Schwanensee, Kameliendame oder Dornröschen ein größeres Publikum anlocken. In Kopenhagen ist man so verfahren, ein Mäzen hat dort im Hafenbereich ein (übrigens sehr schwer erreichbares) neues Opernhaus errichten lassen, das Ballett verblieb dagegen im alten Königlichen Opernhaus.
Schön wäre es.
Dr. Ralf Wegner, 7. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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