Die Berliner Operette lebt nun wieder:
Barrie Kosky ist ein großer Schatz für Berlin!

Oscar Straus, Die Perlen der Cleopatra, Komische Oper Berlin, 10. März 2018

Foto © iko freese drama-berlin.de
Oscar Straus, Die Perlen der Cleopatra

Komische Oper Berlin
, 10. März 2018

Adam Benzwi, Dirigent
David Cavelius, Chorleitung
Barrie Kosky, Inszenierung
Rufus Didwiszus, Bühne,
Victoria Behr, Kostüme
Dagmar Manzel, Cleopatra
Stefan Sevenich, Pampylos
Dominik Köninger, Silvius
Talya Lieberman, Charmian

von Yehya Alazem

Barrie Kosky ist ein Genie! Der Regisseur, der im Sommer 2017 das Publikum und die ganze Opernwelt mit seiner Inszenierung von Richard Wagners „Die Meistersänger von Nürnberg“ in Bayreuth im Sturm erobert hatte, schafft, was niemand anders schaffen kann.

Er hat ein unglaubliches Fingerspitzengefühl für Bühnenkunst. Der Australier, der die Komische Oper Berlin seit der Spielzeit 2012/2013 als Intendant und Chefregisseur leitet, hat in den letzten Jahren für eine Operettentradition im Haus gesorgt.

Seine Inszenierung der „Perlen der Cleopatra“ von Oscar Straus ist ein außerordentliches Erlebnis; eine komplette Show. Manchmal macht sie Sinn, und manchmal ist sie total unsinnig – am Ende macht sie zufrieden. Barrie Kosky erobert diesmal das Berliner Publikum im Sturm!

Statt in Alexandria spielt die Inszenierung in Berlin. Die „Königin“ Cleopatra hat alles; Sklaven, Macht, Schönheit und Reichtum. Alles liegt in ihren Händen. Jedoch eine Sache hat sie nicht, und die macht sie ganz verzweifelt: Wann, wo und wie findet sie die richtige, leidenschaftliche Liebe?

Cleopatras kluger  Minister Pampylos schmiedet mit der Hofdame Charmian einen Plan – Der Prinz aus Persien soll der Liebhaber von Cleopatra werden. Der Prinz kommt aber zu spät, da der römische Held Silvius,  Charmians Verlobter, auftaucht und Pampylos’ Pläne durchkreuzt.

Cleopatra ist vom charmanten römischen Helden begeistert, was jedoch nicht lange andauert, da Silivius noch für seine Geliebte Charmian schwärmt. Er verlässt die verzweifelte Cleopatra.

Stefan Sevenich als Pampylos ist der Motor der Handlung. Gesanglich ist er absolut überzeugend – auch, was er als dramatische und lustige Leistung abliefert, ist umwerfend. Dominik Köninger stellt einen hervorragenden Silivius dar. Egal,  ob er mit seiner echten Geliebten Charmian ist oder mit Cleopatra spielt, macht er seine Sache sehr gut. Sein Bariton ist ein wenig dünn, hat aber einen schönen lyrischen Glanz.

Die amerikanische Sopranistin Talya Lieberman liefert eine wunderbare Leistung als Charmian. Sie strahlt als hellster Stern und entzückt das Publikum mit ihrer Ausstrahlung. Ihr Sopran ist glockenklar, präzise und verliert nie seine Eleganz. Sie singt nicht nur schön, sondern auch ausdrucksstark und textverständlich.

In der Titelrolle hat man in der legendären Schauspielerin Dagmar Manzel eine Traumbesetzung! Kann man eine bessere Cleopatra in Berlin finden als eine echte Berlinerin? Nicht nur ihr großartiges Schauspiel und ihr unfassbarer „Sense of humor“ sondern auch ihr charmanter Gesang bezaubert die Berliner. Beim Applaus ist das Publikum in Ekstase.

Das Orchester und der Chor der Komischen Oper unter dem Dirigenten und Pianisten Adam Benzwi bringen die Freude und die Energie aus der Partitur von Straus’ hervor. Benzwi ist sowohl ein traditioneller Dirigent als auch ein Barpianist, wenn er die Sänger manchmal selbst am Klavier begleitet.

Die Berliner Operette lebt nun wieder: Barrie Kosky ist ein großer Schatz für Berlin!

Yehya Alazem, 12. März 2018
für klassik-begeistert.de

Fotos: © Iko Freese / drama-berlin.de

 

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