John Neumeier umarmt seine Muse Alina Cojocaru (Foto: RW)
49. Hamburger Ballett-Tage:
John Neumeier hört bei uns auf, das Publikum tobt immer wilder. Es bleibt ihm nicht mehr möglich, unbemerkt auf seinen Platz in der ersten Reihe rechts zu huschen. Einer fängt mit dem Klatschen an und schließlich erhebt sich das ganze Haus. Das Einfühlungsvermögen von Neumeier in die Bühnenfiguren ist unglaublich, und die Gefühle in Ausdruck und Tanz umzusetzen schlichtweg so genial, dass Neumeier als Ballett-Genie für alle anderen und die meisten früheren Choreographen der Mount Everest unter den Hügeln der westlichen Welt bleibt. Und sie werden ihn nie besteigen können.
Die Glasmenagerie
Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams
Choreographie, Bühnenbild, Licht und Kostüme: John Neumeier
Musik: Charles Ives, Philip Glass, Ned Rorem
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Leitung Luciano Di Martino
27. Vorstellung, Staatsoper Hamburg, 12. Juli 2024
von Dr. Ralf Wegner
In gewisser Weise ist Neumeiers Ballett Die Glasmenagerie eine Schwester seiner Kameliendame. Letztere spielt im großbürgerlichen Milieu der früheren Welthauptstadt Paris, erstere im damals noch eher provinziellen St. Louis im US-Bundesstaat Missouri.
In der Kameliendame verzichtet die Titelfigur aus Liebe auf ihren einer anderen Gesellschaftsschicht angehörenden Geliebten, in der Glasmenagerie erträumt sich die gehbehinderte Laura ein Leben voller Freude und Glückseligkeit, scheitert aber an den Gegebenheiten und zieht sich in ihre Traumwelt zurück. „Die Glasmenagerie, Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams
Staatsoper Hamburg, 12. Juli 2024“ weiterlesen