Lachenmanns „My Melodies“ geben Einblicke in die Werkstatt des Komponisten

CD-Rezension:

Die CD ist ein wichtiger Beitrag zur bisher eher schmalen Discographie des Komponisten Helmut Lachenmann, der weit über Deutschland hinaus anerkannt ist.

Helmut Lachenmann
My Melodies

musica viva #43

BR Klassik

von Peter Sommeregger

Helmut Lachenmann zählt wohl zu den bedeutendsten und bekanntesten lebenden Komponisten Deutschlands. Der inzwischen weit über 80 Jahre alte Lachenmann ist nach wie vor künstlerisch aktiv.

Die nun vorgelegte neue CD ist der Mitschnitt eines Konzertes der bereits legendären  musica viva-Reihe, die sich zeitgenössischen Komponisten und ihren Werken widmet. Lachenmanns Komposition „My Melodies“ ist ein Auftragswerk des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und wurde von der Horngruppe des Orchesters am 7. Juni 2018 unter der Leitung des kürzlich verstorbenen Peter Eötvös im Rahmen eines musica viva-Konzertes uraufgeführt. „CD-Rezension:  Helmut Lachenmann My Melodies
klassik-begeistert.de, 25. April 2024“
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Fauré und seine Schüler: Palazzetto Bru Zane stellt die Flöte auf den Prüfstand

Fotos: © Matteo De Fina

Im  venezianischen Palazzetto Bru Zane wird, so verspricht es die Titelseite des Programmhefts, die Flöte bei Kammermusik der französischen Romantik auf den Prüfstand gestellt. Eine durchaus riskante Überschrift, lädt sie doch den musikalischen Prüftechniker implizit fast schon dazu ein, um jeden Preis Haare in der Suppe zu finden. Umso besser, so viel sei vorweggenommen, dass sich kaum welche finden lassen wollten – zumindest, sofern man über eine missglückte Zugabe hinwegblickt. Denn dem französischen Flötisten Alexis Kossenko und dem griechischen Pianisten Vassilis Varvaresos gelang ein ansonsten hochgradig überzeugender Abend voller musikalischer Einfühlsamkeit, mitreißendem Ausdrucks und mancher musikalischer Überraschung. Insofern: Prüfstand bestanden! 

„Die Querflöte auf dem Prüfstand“ – Kompositionen von Gabriel Fauré, Maurice Ravel, Georges Enesco, Charles Kochelin, Eugène Cools, Louis Masson und Alfredo Casella

Alexis Kossenko, Querflöte
Vassilis Varvaresos, Klavier

Palazzetto Bru Zane, 19. April 2024

von Willi Patzelt

Wer an venezianisches Musikleben denkt, hört im inneren Ohr wohl Claudio Monteverdi oder Giovanni Gabrieli – und natürlich nicht zuletzt auch Antonio Vivaldi. Und nicht wenige werden auch wohl an La Fenice denken – und das alles natürlich nicht zu Unrecht. Weitaus weniger Leute haben jedoch wohl die italienische Lagunenstadt als einen wesentlichen Ort der Rezeption von Musik der französischen Romantik im Bewusstsein. Und das freilich schon zu Unrecht. Denn inmitten von San Polo – unweit des Grabes von Claudio Monteverdi – befindet sich ein kleiner, auf den ersten Blick unscheinbarer Palazzetto, in dem man sich seit nunmehr 15 Jahren französischer Musik des ausgehenden 18. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg widmet.

„Alexis Kossenko, Querflöte, Vassilis Varvaresos, Klavier
Palazzetto Bru Zane, 19. April 2024“
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Die Neuköllner Oper Berlin behandelt ein ernstes Thema mit viel Pepp und Schwung

© Foto: Matthias Heyde, Grafik: Vincent Stefan

Wieder einmal hat die Neuköllner Oper mit ihrem Markenkern überzeugen können: ernsthafte Themen in ansprechender Form auf die Bühne zu bringen.

Anna & Eve
EIN KI-MUSIKTHEATER VON MARIE KILG (TEXT)
EVA KUHN (MUSIK)
FASSUNG: FABIAN GERHARDT

Neuköllner Oper
Uraufführung am 24. April 2024

von Peter Sommeregger

KI, die so genannte Künstliche Intelligenz ist aktuell eines der brisantesten Themen unserer Zeit. Wie weit wollen wir uns Technologien ausliefern, die möglicherweise eines Tages uns beherrschen werden, und nicht umgekehrt? Wie stellt man es an, KI auch als solche zu erkennen? „Anna & Eve, Ein KI-Musiktheater von Marie Kilg
Neuköllner Oper, Uraufführung am 24. April 2024“
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Klein beleuchtet kurz Nr 30: Im Kräutergarten der Percussion

Bergen Philharmonic Orchestra; Alexej Gerassimez; Edward Gardner © Patrik Klein

Alexej Gerassimez wirbelt ohne falsch abzubiegen durch das Labyrinth der Taktwechsel

Auf dem übervollen Podium hatte man bereits das groß besetzte Orchester aus dem hohen Norden, das Bergen Philharmonic Orchestra platziert. Davor noch bis zum Zuschauerrand in der ersten Reihe ein Reigen der unterschiedlichsten Schlaginstrumente.

Ein sehr ungewöhnlicher Konzertabend stand auf dem Programm der restlos ausverkauften Elbphilharmonie Hamburg. Der südfinnische Komponist Kalevi Aho kreierte das im Zentrum des Abends stehende Werk Sieidi im Jahre 2010, das wie auf den Leib geschnitten schien für einen der weltbesten Schlagwerker. „Klein beleuchtet kurz Nr 30: Im Kräutergarten der Percussion
klassik-begeistert.de, 25. April 2024“
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Vergewaltigtes Gold: Das Harz Theater in Halberstadt überzeugt mit Wagners „Rheingold“ 

Rheingold, Harz Theater

Richard Wagner (1813 – 1883)
Das Rheingold
In deutscher Sprache mit Übertiteln

Libretto vom Komponisten
Uraufführung 1870 in München

Harz Theater, Großes Haus, Halberstadt, 21. April 2024

von Dr. Bianca Maria Gerlich

Das Harz Theater mit dem Großen Haus in Halberstadt habe ich schon in den 1990er Jahren regelmäßig besucht und fand die damaligen Aufführungen stets von hoher Qualität. Wie ich nun nach einigen Jahren Abwesenheit feststellen konnte, sind die Qualität und das Engagement sowie viele Mitwirkende diesem Haus zum Glück erhalten geblieben. „Richard Wagner (1813 – 1883), Das Rheingold
Harz Theater, Großes Haus, Halberstadt, 21. April 2024“
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Eine kurze Geschichte der Trompete in 35 Minuten: Alison Balsom zelebriert Wynton Marsalis

London Symphony Orchestra,  Pappano, Balsom in Philharmonie Köln © Christian Palm

Und auch nach der Pause gibt es eine Rarität. Sir Antonio Pappano und das London Symphony Orchestra am ersten von zwei Abenden in Köln.

Samuel Barber (1910-1981) – Adagio for Strings

Wynton Marsalis (*1961) – Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur

Ralph Vaughan Williams (1872-1958) – Sinfonie Nr. 5 D-Dur

London Symphony Orchestra
Alison Balsom, Trompete
Sir Antonio Pappano, Dirigent

Köln, Philharmonie, 23. April 2024

von Brian Cooper, Bonn

Endlich! Endlich mal ein innovatives, spannendes, ein mutiges Konzertprogramm, für das man dem London Symphony Orchestra (LSO), seinem Chefdirigenten Antonio Pappano, der Trompeterin Alison Balsom, der Konzertdirektion Schmid und der Westdeutschen Konzertdirektion nicht laut, nicht ausgiebig genug mit wärmstem Händedruck danken kann. Seid umschlugen, Millionen! „London Symphony Orchestra, Alison Balsom,Trompete, Sir Antonio Pappano, Dirigent
Köln, Philharmonie, 23. April 2024“
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Geigerin Liv Migdal und Klavierpartner Mario Häring berühren die Zuhörer mit hochemotionalen Interpretationen vergessener Komponistinnen

Liv Migdal © Tanita Karkuth

klassik@sendesaal-Konzert „Horizont. Heimat“

Ethel Smyth: Sonate für Violine und Klavier a-Moll op. 7

Amanda Maier: Sechs Stücke für Violine und Klavier

Edvard Grieg: Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 G-Dur op. 13

Liv Migdal   Violine
Mario Häring   Klavier

Sendesaal Bremen, 23. April 2024

von Gerd Klingeberg

Ethel Smyth und Amanda Maier galten zu Lebzeiten als herausragende Komponistinnen und Musikerinnen. Doch selbst in einschlägigen Musikführern sucht man ihre Namen bislang zumeist vergeblich. Zweifellos zu Unrecht, wie die Zuhörer beim Kammerkonzert im Bremer Sendesaal wohl einhellig bestätigen würden. „Liv Migdal, Violine und Mario Häring, Klavier
Sendesaal Bremen, 23. April 2024“
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Auf den Punkt 2: Michele Pertusi schert sich wenig um die Inszenierung und gibt Don Pasquale an der Staatsoper Hamburg als Alten Weisen Mann mit herrlich weichem Bass

Fotos © 2022 Brinkhoff/Mögenburg

Es könnte ja so einfach sein. Don Pasquale, ausstaffiert als alter reicher Sack, gelüstet es nach einer jungen Frau. Sein zur Schau getragener Reichtum soll helfen, noch mal so richtig durchzustarten – allerdings ohne nennenswert Geld auf den Tisch zu legen. Während sich Don Pasquale im Driverseat wähnt, sind ihm die junge Dame (Norina) und ihr ebenfalls noch nicht ergrauter  Helfer  und Liebhaber (Ernesto) immer einen Schritt voraus. Da kann auch der Leibarzt nicht helfen  und es kommt, wie es kommen muss. Der Titelheld wird vorgeführt, steht ziemlich dumm, aber auch einsichtig da – jung und alt, das passt einfach nicht?

Gaetano Donizetti (1797 – 1848)
Don Pasquale
Text von Giovanni Domenico Ruffini und Gaetano Donizetti nach Angelo Anelli
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertexten

Uraufführung am 3. Januar 1843, Paris (Théâtre-Italien)

Chor und Orchester der Staatsoper Hamburg

Ramón Tebar – Musikalische Leitung

David Bösch – Inszenierung
Patrick Bannwart – Bühnenbild

Staatsoper Hamburg, 23. April 2024

von Jörn Schmidt und Regina König

Es könnte ja so einfach sein. Don Pasquale, ausstaffiert als alter reicher Sack, gelüstet es nach einer jungen Frau. Sein zur Schau getragener Reichtum soll helfen, noch mal so richtig durchzustarten – allerdings ohne nennenswert Geld auf den Tisch zu legen. Während sich Don Pasquale im Driverseat wähnt, sind ihm die junge Dame (Norina) und ihr ebenfalls noch nicht ergrauter  Helfer  und Liebhaber (Ernesto) immer einen Schritt voraus. Da kann auch der Leibarzt nicht helfen  und es kommt, wie es kommen muss. Der Titelheld wird vorgeführt, steht ziemlich dumm, aber auch einsichtig da – jung und alt, das passt einfach nicht? „Auf den Punkt 2: Gaetano Donizetti (1797 – 1848), Don Pasquale, klassik-begeistert.de, 24. April 2024“ weiterlesen

Eine musikalische Trilogie in Budapest – Teil 1: Die schrecklichen Kinder

Eiffel Arts Center in Budapest © R. Frühwirth

Das reiche Musikleben von Budapest lockt mich immer wieder, der Stadt einen Besuch abzustatten. Auch diesmal hat sich der Ausflug gelohnt, mit drei Abenden in drei Spielstätten.

Philip Glass
„Les Enfants Terribles“
Libretto nach Jean Cocteau von Philip Glass und Susan Marshall

Elisabeth: Szilvia Rálik (Gesang)/Inès Furuhashi-Huber (Tanz)
Paul: Lőrinc Kósa (Gesang)/Carlos Taravillo Mahillo (Tanz)
Gérard: Benjámin Beeri (Gesang)/Kristóf Morvai (Tanz)
Agathe: Zsófia Kálnay (Gesang)/Anna Krupp (Tanz)
Dargelos: Zsófia Kálnay (Gesang)/Taran Dumitru (Tanz)
Erzähler: János Szemenyei (Ungarisch gesprochen)
Mutter: Zsófia Gyarmati (Tanz)
Michael: Timofiy Bykovets (Tanz)

Klavier: Jean Klára, Pálma Hidegkuti, Kálmán Szennai

Regie und Choreographie: Dóra Barta
Bühne: Ildi Tihanyi
Kostüme: Andrea Kovács
Licht: Zoltán Katonka

Dirigent: Péter Dobszay

Eiffel Arts Center, Budapest, 19. April 2024

von Dr. Rudi Frühwirth

Meines Wissens wurde die Oper „Les Enfants Terribles“ von Philip Glass nach dem Roman von Jean Cocteau in Wien noch nie aufgeführt. Umso begieriger ergriff ich die Gelegenheit, sie während eines langen Wochenendes in Budapest zu hören und zu sehen. Da das Stammhaus der Ungarischen Staatsoper an der Andrássy ut für das Werk eindeutig zu groß ist, wurde als Spielort das „Eiffel Arts Center“ gewählt, eine ehemalige Werkshalle einer Eisenbahngesellschaft, die unter anderem die zweite Bühne der Staatsoper beherbergt. „Philip Glass, „Les Enfants Terribles“
Eiffel Arts Center, Budapest, 19. April 2024“
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Yundi plays Mozart: Der „King of Classic" feiert sein Comeback in Wien

Yundi Li © www.ots.at

Andere Länder, andere Sitten. Bei Yundi Li zücken im Musikverein Wien alle die Handys. Asiatische Volksfeststimmung, groß und viel klein, wohin das Auge blickt. Dass ein ernstzunehmender Mozart-Pianist auf der Bühne sitzt, geht dabei fast unter.

Yundi Li, Klavier

Musikverein Wien, Großer Saal, 21. April 2024

von Jürgen Pathy

„Lasst sie doch alle filmen!“, meint jemand. Immerhin hat Yundi Li seit Jahren nicht mehr vor Publikum in Europa gespielt. „Five years“, wenn der asiatische Starpianist meine Frage richtig verstanden hat. Im Foyer des noblen Hotels Imperial läuft er mir zufällig über den Weg. Nach dem Konzert, bei dem die Billeteure alle Hände voll zu tun gehabt haben. „Sie sitzen hier!“, greift der 2-Meter große Platzanweiser resolut durch. Nachdem in Reihe 8, Parterre ganz vorne, etwas Uneinigkeit herrscht, wem nun der Platz in der goldenen Mitte zusteht. Nicht der einzige „Zwischenfall“, bei dem die Musik etwas in den Hintergrund rückt.

„Yundi Li, Klavier
Musikverein Wien, Großer Saal, 21. April 2024“
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