Juventus Lyrica: ein vielversprechendes junges Ensemble in großen Opernrollen – das Ergebnis kann sich sehen lassen

Fotos © Liliana Morsia

Buenos Aires, Teatro Avenida, 4. Juni 2023
„Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni

Opern-Kompagnie Juventus Lyrica

von Dr. Klaus Billand 

Die Opern-Kompagnie „Juventus Lyrica“ im Teatro Avenida im Zentrum der argentinischen Metropole Buenos Aires ist seit vielen Jahren ein Jungbrunnen der Oper. Sie lässt vor allem junge Opernsänger zu Beginn ihrer Karriere auch in Hauptrollen der Opernliteratur auftreten. Und das Ergebnis kann sich stets sehen lassen. Das wird von den Bonarensern mit fast ständig ausverkauften Vorstellungen auch honoriert. „Pietro Mascagni,„Cavalleria Rusticana“
Buenos Aires, Teatro Avenida, 4. Juni 2023“
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John Neumeier versetzte das Publikum mit seinem Ballett Nijinsky in einen rauschhaften Zustand, der sich am Ende in orkanartigem Jubel entlud

Ida Praetorius, Alexandr Trusch und Alessandra Ferri (Foto: RW)

Nach dem von Aleix Martínez wieder großartigt getanzten Solo des dem Wahn verfallenden Stanislaw Nijinsky verschaffte das Männerensemble zur Sinfonie  Nr. 11 g-Moll von Schostakowitsch dem Publikum einen gehörigen Adrenalinschub. Dem wilden mit kurzen, abgehackten Drehungen und Sprüngen einhergehenden Stakkato der 28 Tänzer sowie dem furiosen Auftritt von Patricia Friza als Le Sacre-Tänzerin konnte sich wohl niemand emotional entziehen.

48. Hamburger Ballett-Tage,
Staatsoper Hamburg,  27. Juni 2023

Nijinsky,
Ballett von John Neumeier
(Choreographie, Bühnenbild und Kostüme unter teilweiser Verwendung der Originalentwürfe von Léon Bakst und Alexandre Benois)

Musik: Frédéric Chopin, Robert Schumann, Nikolaj Rimskij-Korsakow (Scheherazade), Dmitri Schostakowitsch (Sinfonie Nr. 11 g-moll u.a.)


von Dr. Ralf Wegner

Es war die 145. Vorstellung dieses Balletts seit der Uraufführung und die 20. von uns besuchte. Unverändert zieht diese Choreographie über Liebe, Familie, Krieg, Wahnsinn und Untergang in den Bann. Alexandr Trusch war als Vaslaw Nijinsky großartig, er ist ein würdiger Nachfolger von Jiří Bubeníček, Otto Bubeníček und Alexandre Riabko. Er tanzte die Rolle auch nicht zum ersten Mal, wir sahen ihn bereits mehrfach als Nijinsky zwischen 2016 und 2018. 2016 zeigte zudem Aleix Martínez seine kantigere, eckige Interpretation dieses frühen Ausnahmetänzers; auch das war ein Erlebnis, mit Silvia Azzoni als Romola. Die tief ergreifende Romola von Carolina Agüero ist übrigens auf DVD erhalten geblieben. Auf der Aufnahme zeigte auch Ivan Urban seine dämonisch-herrscherische Variante des Impresario Serge Diaghilew. Das Dämonische lag Edvin Revazov nicht, er gestaltete den Impresario eher souverän-verhalten, wenngleich ebenfalls überzeugend. „48. Hamburger Ballett-Tage, Nijinsky, Ballett von John Neumeier
Staatsoper Hamburg, 27. Juni 2023“
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Melos und Logos: Von Einem, der auszog zu komponieren und einer Dichterin begegnete

Foto: © R. Frühwirth, HK Gruber und Robert Lehrbaumer im Gespräch

Oberdürnbach, Kirche zur Hl. Katharina, 24. Juni 2023

HK Gruber
6 Episoden (aus einer unterbrochenen Chronik) für Klavier solo, op. 20

Gottfried von Einem
Sonate für Violoncello und Klavier, op. 76

HK Gruber
4 Stücke für Violine solo, op. 11

Gottfried von Einem
Musik für Solo-Cello, op. 108

Gottfried von Einem
Sonate für Violine und Klavier, op. 11

HK Gruber
Bossa Nova, op. 21E

Linda Hedlund, Violine
Francesco Mariozzi, Violoncello
Taiga Yamagata, Klavier
Chisaki Yuri, Klavier
Robert Lehrbaumer, Klavier


von Dr. Rudolf Frühwirth

„Melos und Logos“ – unter diesem Titel findet alljährlich ein Fest statt, das dem Gedenken an Gottfried von Einem gewidmet ist, und das – heuer zum ersten Mal – auch an seine unlängst verstorbene Frau, die Schriftstellerin und Dichterin Lotte Ingrisch erinnern soll, mit der GvE seit 1966 verheiratet war. Das Fest wird in dem kleinen Dorf Oberdürnbach veranstaltet, am Rande des niederösterreichischen Weinviertels. „„Melos und Logos“, Gottfried von Einem und HK Gruber
Oberdürnbach, Kirche zur Hl. Katharina, 24. Juni 2023“
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Isarphilharmonie, München: „Der Esel ist ein dummes Tier, was kann der Elefant dafür?“

Foto: Gustavo Gimeno © Münchner Philharmonie

Was dieses Zitat mit klassischer Musik zu tun hat, wird uns die Solistin des heutigen Abends, Patricia Kopatchinskaja, vor der Pause erklären. Sie hat uns nicht nur als temperamentvolle Violinistin, sondern auch als Performance-Künstlerin begeistert. Einspringer Gustavo Gimeno überzeugt mit seiner Orchesterführung insbesondere bei den Werken Béla Bartóks.

München, Isarphilharmonie, 24. Juni 2023

Münchner Philharmoniker
Gustavo Gimeno, Dirigent

Patricia Kopatchinskaja, Violine


Béla Bartók

Tanzsuite für Orchester, Sz 77

Béla Bartók
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1, Sz 36

Pjotr Tschaikowski
Sinfonie Nr. 4 f-Moll, op. 36

von Petra und Dr. Guido Grass

Ein wenig schreckt man ja immer zusammen, wenn vor Beginn der Aufführung der Managementdirektor mit dem Mikrophon auf die Bühne tritt. Heute können wir uns jedoch gleich wieder aufatmen: Christian Beuke kündigt „nur“ an, dass der ursprünglich vorgesehene Dirigent Santtu-Matias Rouvali kurzfristig durch Dirigent Gustavo Gimeno vertreten wird, wobei das Programm unverändert bleibt.

Vor genau 100 Jahren, 1923, erhielt Béla Bartók zur 50-Jahr-Feier der Vereinigung von Buda und Pest einen Kompositionsauftrag. Er nahm dies jedoch nicht zum Anlass zu nationalistischem Jubel, sondern vereinte in seiner Tanzsuite für Orchester, Sz 77 musikalische Elemente verschiedener, insbesondere osteuropäischer Völker. „8. Abonnementkonzert d, Patricia Kopatchinskaja, Violine, Gustavo Gimeno, Leitung
München, Isarphilharmonie, 24. Juni 2023“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 28. Juni 2023

Hamlet 2023, A. Clayton © W. Hoesl

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MITTWOCH-PRESSE – 28. Juni 2023

München/Opernfestspiele
Ich wähne mich als Sozius Hamlets, der in den Abgrund braust
An diesem Abend findet mit Brett Deans Hamlet im Münchner Nationaltheater die erste Opernpremiere des Münchner Opernfestspielsommers 2023 statt. Die Produktion ist übernommen vom Glyndebourne Festival. Vladimir Jurowski war 2017 bei der Produktion in Großbritannien ebenfalls musikalischer Leiter.
Von Frank Heublein
Klassik-begeistert.de

Moderne „Hamlet“-Oper feiert Premiere bei Opernfestspielen
Die moderne Inszenierung von William Shakespeares Klassiker „Hamlet“ hat ihre Premiere bei den Münchner Opernfestspielen gefeiert. „Es war ein phänomenaler Auftakt der Münchner Opernfestspiele“, lobte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) beim anschließenden Staatsempfang am Montagabend.
SueddeutscheZeitung.de

München
Hamlet“ im Nationaltheater: Brett Deans Shakespeare-Vertonung enttäuscht als tönendes Reclamheft
MünchnerAbendzeitung.de

Zu monochrom, zu lang – Die Münchner Opernfestspiele eröffnen mit Brett Deans „Hamlet“-Vertonung NeueMusikzeitung/nmz.de

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Sommereggers Klassikwelt 191: Der Bariton Alexander Heinemann brachte Deutsches Liedgut in die USA

Foto: Alexander Heinemann

von Peter Sommeregger

Der am 26. Mai 1873 geborene Alexander Heinemann nutzte seine musikalische Begabung anfangs für das Klavierspiel, die Geige und Posaune, ehe er am renommierten Stern’schen Konservatorium seiner Heimatstadt Berlin eine Gesangsausbildung begann.

Bereits ab 1895 sind Auftritte des Baritons als Konzertsänger in verschiedenen Musikzentren belegt. Der Sänger, der sich teilweise autodidaktisch ausgebildet hatte, spezialisierte sich frühzeitig auf das Deutsche Kunstlied, war aber auch in Oratorien erfolgreich. „Sommereggers Klassikwelt 191: Der Bariton Alexander Heinemann brachte Deutsches Liedgut in die USA
28. Juni 2023“
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Es war eine schöne Saison – mir wird sie noch lange-lang in Erinnerung bleiben... und ich denke, den Hamburgern auch

María Dueñas, Fotografie Tam Lan Truong

Elbphilharmonie, 23. Juni 2023

NDR Elbphilharmonie Orchester
María Dueñas Violine
Dirigent Alan Gilbert

Richard Strauss
Don Juan / Tondichtung nach Nikolaus Lenau op. 20

Édouard Lalo
Symphonie espagnole für Violine und Orchester d-Moll op. 21

Zugabe der Solistin:

Niccolò Paganini
Caprice g-Moll op. 1/16 für Violine solo

– Pause –

Maurice Ravel
Alborada del gracioso (Fassung für Orchester)

Igor Strawinsky
L’oiseau de feu (Der Feuervogel) / Suite (Fassung von 1919) Triumph!

von Harald Nicolas Stazol

Und noch einmal: Triumph! Ein Heimspiel des Elbphilharmonieorchesters, das Abschlußkonzert der Saison, Freitag abend, it’s the place to be, wer heute nicht da ist, der muss dies lesen:

Da zuckt die Dame neben mir fast aus ihrem rosagrünen Sommerkleidchen, beim BAAAAAAAAAAM des Igor Strawinskys „Feuervogel“, die gerade und für bewundernswert längere Zeit den Paukisten Stephan Cürlis kraftvollst beschäftigt hält – überhaupt dürfte diese Ballettmusik des „Ballet Russe“ 1913 tout Paris erschüttert haben – Marion, der 16-Jährigen drei Plätze weiter, ich lieh ihr mein Programmheft, sie ist zum ersten Mal in der Elphi, nun, ihre Augen leuchten. Und meine auch. „NDR Elbphilharmonie Orchester, María Dueñas Violine, Dirigent Alan Gilbert
Elbphilharmonie, 23. Juni 2023“
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Die Münchner Opernfestspiele starten mit "Hamlet"

Hamlet 2023 © W. Hoesl

Die Hausgötterdämmerung in München manifestiert sich weiter: Mozart, Wagner und Strauss – ihnen zu Ehren wurden die Opernfestspiele einst gegründet – sind schon lange nicht mehr der unangefochtene Mittelpunkt der Festspiele. Nachdem letztes Jahr mit Krzysztof Pendereckis „Die Teufel von Loudun“ eröffnet wurde, dieses Jahr also Brett Deans „Hamlet“. Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski ließ sich im Vorhinein dahingehend zitieren, dass man sich in dieser Produktion so fühle, als wäre man „in einer Shakespeare-Inszenierung und in einem Tarantino-Film gleichzeitig gewesen“. Das Einzige jedoch, was so wirklich an Tarantino erinnert, war die Länge. Kein schlechter, aber ein langatmiger Abend.

Nationaltheater München, 26. Juni 2023, PREMIERE

Brett Dean, Hamlet

Vladimir Jurowski, Dirigent
Bayerisches Staatsorchester

Neil Armfield, Regie
Ralph Myers, Bühnenbild

von Willi Patzelt

Kaum – so könnte man boshaft unterstellen – ist die Musik nicht mehr schön eingängig, gönnt einem der Kunstbetrieb wieder eine Inszenierung, die nicht auf Metaebenen gehoben, ja nicht symbolistisch abstrahiert wird. Man kann der Inszenierung an diesem Abend wirklich wenig vorwerfen. Diese Produktion lief bereits in Glyndebourne, an der Met und in australischen Adelaide. Ob eine „Viertverwertung“ einer Münchner Festspieleröffnung wirklich würdig ist, sollte jedoch hinterfragt werden.

„Brett Dean, Hamlet, Münchner Opernfestspielsommer 2023
26. Juni 2023 PREMIERE“
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Ich wähne mich als Sozius Hamlets, der in den Abgrund braust

Hamlet 2023, J. Tomlinson, A. Clayton, J.  Imbrailo © W. Hoesl

An diesem Abend findet mit Brett Deans Hamlet im Münchner Nationaltheater die erste Opernpremiere des Münchner Opernfestspielsommers 2023 statt. Die Produktion ist übernommen vom Glyndebourne Festival. Vladimir Jurowski war 2017 bei der Produktion in Großbritannien ebenfalls musikalischer Leiter.

Nationaltheater, München, 26. Juni 2023, PREMIERE

Hamlet
Komponist Brett Dean. Libretto von Matthew Jocelyn nach William Shakespeare.

Oper in zwei Akten (2017)

Hamlet ist eine Produktion von Glyndebourne.

von Frank Heublein

Meine persönliche Gefühlslage, in die mich die Musik versetzt, unterscheidet sich vor und nach der Pause stark. Vor der Pause ist es nervöse Zerrüttung des gehetzten Getriebenseins, dass mich nicht nur in den sehr schnellen Presto Passagen voll erwischt, sondern auch in ruhigeren Momenten nicht verlässt. Etwa wenn Hamlet der Geist seines Vaters erscheint. Ich wähne mich als Sozius Hamlets, der in den Abgrund braust. Streicher in dauerhaft anhaltendem Vibrato. Musikalisch tonal, zuweilen setzen die Instrumentengruppen leicht versetzt ein, die Tonalität wird schief wie die Handlungen, die auf der Bühne ausgeführt werden. „Brett Dean, Hamlet,
Münchner Opernfestspielsommer 2023
Nationaltheater, München, 26. Juni 2023 PREMIERE“
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Diese Rossini-Quartette schenken auf reizvolle Weise gute Laune

CD-Rezension

Gioacchino Rossini

Wind Quartets
Consortium Classicum

DG Preziosa

MDG 102 2291-2

von Peter Sommeregger

Diese sechs hier in einer Bearbeitung durch Friedrich Berr für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott eingespielten Quartette nehmen im Schaffen Rossinis eine besondere Rolle ein. In ihrer Originalbesetzung sind sie wohl 1804 entstanden, als der Komponist gerade einmal 12 Jahre alt war. Es scheinen wohl seine ersten Kompositionen gewesen zu sein, ihre Aufbewahrung mag  einer gewissen Sentimentalität geschuldet sein. „CD-Rezension: Gioacchino Rossini, Wind Quartets, Consortium Classicum
klassik-begeistert.de, 27. Juni 2023“
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