Foto: Mozart-Denkmal am Mozartplatz. © Tourismus Salzburg
Großer logistischer Aufwand war nötig, um die Salzburger Festspiele in diesem Jahr ihres hundertjährigen Jubiläums überhaupt möglich zu machen. Trotz aller Anstrengungen kann nur ein Bruchteil der vorgesehenen Aufführungen und Konzerte stattfinden, aber ein Sommer ohne Festspiele gerade im Jubiläumsjahr konnte vermieden werden.
von Peter Sommeregger
Dabei ist die Idee in Salzburg Festspiele zu veranstalten, deutlich älter als 100 Jahre. Salzburg genoss schließlich schon zu Mozarts Zeiten einen guten Ruf als Musikstadt. Der Geburtsort des wahrscheinlich größten Komponisten aller Zeiten zu sein, hat Salzburg außerdem schon immer gerne wie ein Banner vor sich her getragen. Dass er zu seinen Lebzeiten in Salzburg schlecht behandelt wurde und es im Zorn verließ, wird dabei gerne ausgeblendet.
Nicht untypisch für Österreich wurde der Komponist in Salzburg so richtig erst nach seinem Tod zum wichtigsten Sohn der Stadt erklärt. Immerhin setzte man ihm bereits 1842, nur gut 50 Jahre nach seinem Tod, ein stattliches, von Ludwig Schwanthaler geschaffenes Denkmal. Die vorbereitenden Arbeiten dafür hat Mozarts Witwe Konstanze noch erlebt, die beiden Söhne nahmen an der feierlichen Enthüllung teil. Seit dieser Zeit gab es immer wieder Überlegungen, in Salzburg ein Musikfest zu veranstalten, wobei schnell klar wurde, dass die Stadt diese Aufgabe aus eigener Kraft nicht würde leisten können.
Die ersten Bayreuther Festspiele 1876 hatten den Festspielgedanken in Salzburg erneut befeuert, 1877 gastierten die Wiener Philharmoniker erstmals in Salzburg im Rahmen des ersten Musikfestes. 1879 kam der Dirigent Hans Richter mit ihnen, der die Initiative ergriff und die Gründung eines Komitees anregte, das den Bau eines Festspielhauses und regelmäßige Mozart-Festspiele vorbereiten sollte. Die ersten Musikfeste brachten aber bereits ein nicht unerhebliches Defizit und konnten daher nicht jedes Jahr stattfinden. 1887 führte Hans Richter zweimal den Don Giovanni auf, im Gedenken an die hundert Jahre zuvor stattgefundene Uraufführung in Prag.
Nach 1891 entstand eine längere Pause, erst in den Jahren 1901, 1904, 1906 und 1910 gab es erneut ein Mozartfest. Die treibende Kraft dahinter war in diesen Jahren die Sopranistin Lilli Lehmann, damals so etwas wie die Doyenne der Gesangsszene, deren Ruhm dank Gastspielen an der New Yorker Metropolitan Opera bis in die neue Welt reichte. Die Sängerin die aus Verehrung für Mozart und Liebe zur Stadt Salzburg größtenteils aus eigenen Mitteln Mozarts Geburtshaus erwarb, hatte darüber hinaus auch wesentlichen Anteil an der Stiftung Mozarteum. Ihre Beziehungen zu der damaligen Elite von Opernsängern brachte für die Don Giovanni- und Figaro-Aufführungen Besetzungen zustande, die kaum ein Opernhaus hätte aufbieten können.
Im Don Giovanni von 1901 trat sie selbst als Donna Anna auf, der Rest der Besetzung rekrutierte sich aus Sängern der Wiener Hofoper. Zum 150. Geburtstag Mozarts im Jahr 1906 studierte Reynaldo Hahn den Don Giovanni ein, in der Titelrolle konnte man den berühmtesten Giovanni seiner Zeit, Francesco d‘Andrade erleben, die Donna Anna sang erneut Lilli Lehmann, die Donna Elvira und Marzeline besetzte Lehmann mit New Yorker Kolleginnen, Johanna Gadski und Geraldine Farrar. Für die Hochzeit des Figaro brachte Gustav Mahler auf Kosten des Kaiserhauses die gefeierte Wiener Aufführung in den Dekorationen Alfred Rollers nach Salzburg, Star der Produktion war der Bassist Richard Mayr als Figaro.
Eine Zauberflöte in traumhafter Besetzung bildete das Kernstück des Mozartfestes 1910. Richard Mayr, gebürtiger Salzburger, war der Sarastro, Frieda Hempel die Königin der Nacht, Leo Slezak der Tamino, Johanna Gadski die Pamina. Lilli Lehmann selbst übernahm die wichtige Rolle der esten Dame.
Inzwischen war aber der Plan, in Salzburg dauerhaft Festspiele zu etablieren, auch in anderen Kreisen aufgenommen worden.
Darüber wird an dieser Stelle noch zu berichten sein.
Peter Sommeregger, 11. August 2020, für
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Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Ricardo Muti und Anna Netrebko. Seit 25 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.