Foto: ©Alex Koch
Konzerthaus Freiburg, 16. Juni 2018
DANSE GÉNÉRALE – Mythen in Bewegung
ORSOphilharmonic Orchester & Chor
Maurice Ravel Auszüge aus Ma mère l’oye& Daphnis & Chloé
Igor Strawinsky Der Feuervogel
Musikalische Leitung Wolfgang Roese
Künstlerische Leitung Christina Plötze
Showteam „Matrix“-TV Freiburg-Herdern
Schwerpunktfach Tanz der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Schülerinnen der Wentzinger Realschule, „kick for girls“-Projekt & Tanzwerk-3-Ländereck
von Leah Biebert
Blechbläserklang zu wummernden Pauken, crescendo, die Musik baut sich auf, bricht wieder ab. Die Streicher zittern, dann schwillt die Musik erneut an zu einem schillernden Musikspektakel, dem die Triangel funkelnde Glanzlichter aufsetzt. Auf der Bühne türmen sich Menschengebilde auf. Weiße und blaue Gestalten verschwinden unter der flammend roten Schärpe des Feuervogels.
Unter dem Motto „Mythen in Bewegung“ spielte das ORSOphilharmonic Ballettmusik von Igor Strawinsky und Maurice Ravel. Im Orchester rumst es dabei ordentlich. Die majestätischen Blechbläser kontrastieren in voller Lautstärke das flinke Tänzeln des Xylophons, die Becken setzten scheppernde Akzente. Elegant und anmutig ist hingegen die Bühnenakrobatik des Showteams Matrix, dessen Tänzerinnen kopfüber auf den Händen der Männer stehen. Dirigent Wolfgang Roese macht ausladende, energische Gesten. Er wirft einen Blick nach hinten, über seine Schulter: Von den Emporen über den Köpfen der Zuschauer ertönen Trompetensignale.
DANSE GÉNÉRALE ist ein Community-Dance Projekt, das Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an klassische Musik heranführen soll. Dazu gehören nicht nur das ORSOphilharmonic und das Showteam Matrix, sondern auch Studenten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie Schüler anliegender Schulen und dem „kick for girls“-Projekt. Im Finale von Strawinskys L’Oiseau de Feu kommen alle Beteiligten zusammen, zelebrieren ihre Befreiung und lobpreisen den Feuervogel.
Der choreografische Fingerabdruck von Christina Plötze, der die künstlerische Leitung obliegt, ist in allen Teilen des Projektes klar erkennbar. Scheppern die Becken, erfolgt ein Sprung auf der Bühne. Durch Glissandi in der Harfe werden schlafende Tänzer aufgeweckt. Steigt eine Melodie in glänzendem Dur nach oben, so werden auch die Tänzer emporgehoben, zu Fanfarensignalen und preisen dem Gesang. Der etwas dünn ausfällt, obwohl Roese den sich auf den Emporen gegenüberstehenden Sänger mit energischen Gesten zu verstehen gibt: Er will mehr.
Regelmäßig bindet das ORSOphilharmonic Sonderprojekte in sein Konzertprogramm ein, einmal im Jahr gibt es ein Tanzprojekt. Die Choreografie der Schüler zu Ravels Ma mère l’oye, das den Abend eröffnete, ist natürlich nicht so professionell wie die des Showteams, doch aufmerksam und beflissen schwingen die Kinder ihre bunten Tücher, trippeln zum pizzicato der Streicher über die Bühne. Zur süßen Melodie der Sologeige wirbelt eine der Studentinnen in Daphnis und Chloé breakdanceartig über den Boden.
Sphärisch durchdringt Ravels Musik den Konzertsaal, ein Klangteppich aus Streichern und Blechbläsern. Er nimmt an Konturen zu, geht im crescendo auf – auf der Bühne eine sich drehende Spirale aus bunten Farben, die sich schließlich unter dem majestätischen Glanz des Orchesters öffnet und den Blick auf strahlende Kindergesichter preisgibt.
Leah Biebert, 17. Juni 2018, für
Klassik-begeistert.de