Quo vadis, Kölner Philharmonie?

Haupteingang der Kölner Philharmonie mit Kölner Dom © KölnMusik/Guido Erbring

Es ist zwar noch nichts Schlimmes passiert, doch beim Blick auf das neue Logo und die verschlimmbesserte Homepage schwant einem irgendwie Ungutes. Für Unsinn wird ein Haydngeld ausgegeben, anstatt dass man auf anbiedernden Firlefanz verzichtet und dem treuen Publikum einfach das Leben leichter macht. Verkommt der Musiktempel, mein zweites Wohnzimmer, zur belanglosen „Marke“?

von Brian Cooper

Tempi passati! Ich gestehe: Es gibt Schöneres, als an einem bitterkalten Dezembertag drei Stunden vor der Kölner Philharmonie um einen Stehplatz für die Wiener Philharmoniker anzustehen – nur um schlimmstenfalls bald nach Öffnung der Kassenhalle abgewiesen zu werden, weil man sich fünf Minuten zu spät in die Schlange eingereiht hatte, die blöde Vordränglerin erfolgreich war und gefühlt alle 50 Leute vor einem das Maximalkontingent von zwei Stehplätzen pro Person erwarben. Hundert Karten à 10 Euro, mehr gab es nicht. Damals. Nostalgisch bin ich aber irgendwie schon. Man hat sich seine Philharmonie-Stehplätze schließlich in mehrfacher Hinsicht „erstanden“. Mitunter erwuchsen aus dem Schlangestehen Freundschaften fürs Leben, vielleicht entstanden sogar Stehplatz-Kinder…

Stefan Herheim lässt die Fledermaus flattern

Die Fledermaus © Karl Forster

Offenbar finden vermeintliche Skandale weit seltener statt als angenommen. Eine Vorschau im Fernsehen ließ Schhreckliches vermuten; man könnte glauben, dass Johann Strauss geniale Operette bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird. Das Gegenteil war der Fall – man konnte, wenn auch stark in der Dramaturgie verändert, eine interessante und schlüssige Aufführung erleben

Johann Strauss (jun.), Die Fledermaus

Operette in drei Akten
Libretto von Richard Genée

Arnold Schoenberg Chor
Wiener Symphoniker

Petr Popelka,
musikalische Leitung

Regie: Stefan Herheim

Musiktheater an der Wien, 20. Oktober 2025

von Herbert Hiess

Pünktlich gegen Abschluss des Johann Strauss-Jahres brachte man DIE Wiener Operette „Die Fledermaus“ auf die Bühne des Theaters an der Wien. Man war natürlich durch kleinere Fernsehausschnitte recht befangen und befürchtete Übelstes. Gut, dass die Neugier gesiegt hat, die zu einem Besuch einer Aufführung motivierte. „Johann Strauss (jun.), Die Fledermaus
Musiktheater an der Wien, 20. Oktober 2025“
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Mackerras und Mozart: ein klingendes Vermächtnis

CD-Besprechung:

Sir Charles Mackerras
conducts Mozart

Scottish Chamber Orchestra

Linn CKD 786

von Peter Sommeregger

In diesem Jahr hätte der berühmte australische Dirigent Sir Charles Mackerras seinen 100. Geburtstag. Eine gute Gelegenheit, sich des charismatischen und vielseitigen Dirigenten zu erinnern, und auch sein bedeutendes akustische Erbe wieder, oder neu zugänglich zu machen. „CD-Besprechung: Sir Charles Mackerras conducts Mozart
klassik-begeistert.de, 21. Oktober 2025“
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Russisches Feuerwerk: Hecker & Helmchen lassen ihr Duo brennen

CD-Besprechung:

From Eastern Europe
Sonaten für Cello und Klavier

Marie-Elisabeth Hecker, Cello
Martin Helmchen, Klavier

Alpha Classics, ALPHA827

von Dirk Schauß

Es gibt Einspielungen, die einen nicht einfach überzeugen, sondern fesseln. Das neue Doppelalbum von Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen gehört in diese Kategorie. Zwei CDs, fünf Komponisten, eine gemeinsame Sprache – und die klingt so vertraut, als würde sie seit Jahren geübt, geformt, gelebt. Kein Wunder: Das Duo spielt seit anderthalb Jahrzehnten zusammen, und vieles aus ihrem Repertoire ist, wie sie selbst sagen, „mit ihnen gewachsen“. „CD-Besprechung: From Eastern Europe, Sonaten für Cello und Klavier
klassik-begeistert.de, 21. Okotber 2025“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 21. OKTOBER 2025

Igor Levit © Robbie Lawrence

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DIE DIENSTAG-PRESSE –
21. OKTOBER 2025

Wien/Musikverein
Groissböck und Levit: Konzert mit K.o. in der letzten Runde
Der Opernbass gab trotz eines Infekts „alles“ und wurde im Musikverein gefeiert. So distinguiert es wirkt, wenn Herr oder Frau Direktor vor Spielbeginn um Verständnis für die Erkrankung einer Bühnenkraft bitten: Holt sich der sieche Sänger im Rampenlicht selbst dieses Pardon, hat das einen ganz eigenen Charme. So geschehen am Sonntag, als Günther Groissböck, gefeiertes Kraftpaket unter den Opernbässen, vor das Publikum im Musikverein trat: Trotz eines Infekts werde er sich so weit wie möglich durch das Programm singen und „alles geben“, tat er in gewohnt leutseligem Tonfall kund. Und wenn es nicht mehr geht? „Dann singe ich“, meldete sich unverhofft Igor Levit vom Klavier aus zu Wort – und ließ eine Welle der Erheiterung durch den Brahms-Saal rollen.
DerStandard.at

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Ein spannender Liederabend zeigt die vielen Facetten des europäischen Kunstlieds

Bernadett Nagy (Mezzosopran) und Dániel Dinyés (Klavier) auf der Bühne. Foto: privat

„Lieder ohne Grenzen“ – unter diesem Motto stand der begeistert aufgenommene Liederabend im Wiener Antonio-Vivaldi-Saal. Das anspruchsvolle und vielschichtige Programm war von den beiden Interpreten mit großer Sorgfalt und feinem musikalischem Gespür zusammengestellt worden.


Bernadett Nagy Mezzosopran
Dániel Dinyés  Klavier

Antonio-Vivaldi-Saal, Wien, 18. Oktober 2025

von Dr. Rudi Frühwirth

Liedkunst vom Feinsten bot dieser Abend im barocken Ambiente des Antonio-Vivaldi-Saals im Herzen Wiens. Die Mezzosopranistin Bernadett Nagy erwies sich dabei als ungemein vielseitige Künstlerin, die sich im Barockrepertoire ebenso souverän bewegt wie in der romantischen und der zeitgenössischen Musik. Für die Klavierbegleitung zeichnete der ungarische Komponist und Dirigent Dániel Dinyés verantwortlich, der – wenig überraschend – auch ein exzellenter Pianist ist. „Lieder ohne Grenzen, Bernadett Nagy /Dániel Dinyés
Antonio-Vivaldi-Saal, Wien, 18. Oktober 2025“
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DIE MONTAG-PRESSE – 20. OKTOBER 2025

G. Groissböck © Dominik Stixenberger

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DIE MONTAG-PRESSE –
20. OKTOBER 2025

Wien/Musikverein
Wien: Groissböck erteilt der Gesangswelt eine gesunde Lehrstunde
Gerade in der Erkältungssaison ist der Sängerberuf ein knallharter Knochenjob. Beim zweiten Konzert des Igor-Levit-Zyklus im Musikverein zog Günther Groissböck rechtzeitig seinen angekündigten Schlussstrich und ließ sich vom Wiener Publikum völlig verdient für seinen bravourösen Schostakowitsch und Mahler feiern! Normalerweise ist es keine gute Nachricht, wenn ein Sänger einen Liederabend mitten im Stück abbricht. Erst recht nicht, wenn er anderthalb Stunden lang Ravel, Schostakowitsch und schließlich Mahler so ausdrucksvoll singt wie Günther Groissböck im Wiener Brahms-Saal. Da muss schon irgendwas eklatant schief laufen, oder? Nein, ganz im Gegenteil. Irgendwo zwischen Paris und Zürich habe ihn wohl die Erkältungssaison erwischt, meinte Herr Groissböck vorab. „Zur Absage ist’s dann doch noch zu gut.“ Ein bisschen indisponiert also. Kann passieren, gehört zur Berufsbezeichnung Sänger quasi dazu.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

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„Sei Er nur nicht, wie alle Männer sind!“: Strauss’ Rosenkavaliers strahlt mit Silberglanz in Lübeck

Photo Jochen Quast

„Octavian ist die treibende Kraft“, meint Regisseur Michael Wallner über die Titelfigur in Richard Strauss’ Oper „Der Rosenkavalier“, „er bringt die ganze Handlung erst in Fluss“.

Nur, was ist dieser Octavian Maria Ehrenreich Bonaventura Fernand Hyacinth Rofrano, gesungen von einer Mezzosopranistin, der sich auch mal als Kammerzofe verkleidet, eigentlich? Ein Jüngling, eine junge Frau im Knabengewand? Etwas dazwischen? „Der Rosenkavalier“ im Lübecker Jugendstiltheater, der am 18. Oktober 2025 umjubelte Premiere feierte, beantwortet diese Frage mit erfrischender Nicht-Festlegung.

Richard Strauss
Der Rosenkavalier

Komödie für Musik

Stefan Vladar, Dirigent

Evmorfia Metaxaki, Sopran
Johannes Maria Wimmer, Bass
Frederike Schulten, Mezzosopran

Karola Sophia Schmid, Sopran
Steffen Kubach, Bariton

Chor des Theater Lübeck
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Michael Wallner, Inszenierung

Theater Lübeck, Premiere am 18. Oktober 2025

von Dr. Andreas Ströbl

Aktualität trotz traditionellen Gewandes

Man muss nicht krampfhaft jedes Stück in die Moderne zwängen, um wesentliche Inhalte zu übermitteln. Gerade beim „Rosenkavalier“ ermöglicht das Schwelgen in retrospektiver Schönheit und Opulenz, sich umso mehr den eigentlichen Aussagen zuzuwenden, und jenseits der Weisheit und Klarsicht, die sich im Libretto von Hugo von Hofmannsthal eröffnet, sind es auch klar gesellschaftskritische Aussagen, die hier im seidenen Rokoko-Rüschen-Gewand daherkommen, und bei Entkleidung die nackte Tatsache von sozialem Fehlverhalten offenlegen. „Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Theater Lübeck, Premiere am 18. Oktober 2025“
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Guta Rau inszeniert in St.Gallen eine gelungene La Bohème ohne Schnickschnack

La Bohème, Sylvia D’Eramo (links), Brian Michael Moore (rechts) © Ludwig Olah

Das Publikum feierte die Premiere herzlich und einhellig. Wer eine wirklich schöne Bohème sehen will: Auf nach St.Gallen!

Giacomo Puccini
La Bohème (1896)

Musikalische Leitung:  Modestas Pitrenas
Inszenierung:  Guta Rau
Kostüm:  Melina Poppe
Dramaturgie:  Daniel Url
Choreinstudierung:  Filip Paluchowski
Einstudierung Kinderchor:  Terhi Kaarina Lampi
Regieassistenz:  Pady Zlatanovski


von Julian Führer

La Bohème ist ohne Zweifel ein Kernstück des Repertoires und wird daher an vielen kleineren und größeren Häusern immer wieder neu gezeigt.

In den letzten Jahren gab es das Stück in der Deutschschweiz sowohl in Basel (Daniel Kramer) als auch in Zürich in einer Lesart von Ole Anders Tandberg und in Bern in der ambitionierten, überzeugenden Regie von Matthew Wild zu sehen, dazu in Freiburg in einer Deutung von Frank Hilbrich. Sowohl Wild als auch Hilbrich unterstrichen die sorglose, manchmal auch verantwortungslose Lebensweise einer Art Studenten-WG, deren mehr eingebildete als echte Probleme zu einer Einstellung führen, die dem echten Leiden der Mimì nicht gewachsen ist. Nun war es an Guta Rau, in St.Gallen ihre Version zu präsentieren. „Giacomo Puccini, La Bohème (1896)
Theater St.Gallen, 18. Oktober 2025 PREMIERE“
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Wien: Groissböck erteilt der Gesangswelt eine gesunde Lehrstunde

G. Groissböck © Dominik Stixenberger

Gerade in der Erkältungssaison ist der Sängerberuf ein knallharter Knochenjob. Beim zweiten Konzert des Igor-Levit-Zyklus im Musikverein zog Günther Groissböck rechtzeitig seinen angekündigten Schlussstrich und ließ sich vom Wiener Publikum völlig verdient für seinen bravourösen Schostakowitsch und Mahler feiern!

Musikverein Wien, Brahms-Saal, 19. Oktober 2025

Igor Levit, Klavier
Günther Groissböck, Bass

Werke von Maurice Ravel, Dmitrij Schostakowitsch, Franz Liszt und Gustav Mahler

von Johannes Karl Fischer

Normalerweise ist es keine gute Nachricht, wenn ein Sänger einen Liederabend mitten im Stück abbricht. Erst recht nicht, wenn er anderthalb Stunden lang Ravel, Schostakowitsch und schließlich Mahler so ausdrucksvoll singt wie Günther Groissböck im Wiener Brahms-Saal. Da muss schon irgendwas eklatant schief laufen, oder? „Igor Levit, Klavier, Günther Groissböck, Bass
Musikverein Wien, Brahms-Saal, 19. Oktober 2025“
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