Lieber Säugling: Schlafen Sie wohl, genießen Sie morgen Mamas Brust und feiern Sie mit ihr den jüngsten Messiaen-Besucher weltweit aller Zeiten. Respekt, dass Sie am Montag so lange durchgehalten haben. In der Elphi!
Wiener Philharmoniker
Betrand Chamayou (Klavier, statt der erkrankten Yuja Wang)
Cecile Lartigau (Ondes Martenot) Esa-Pekka Salonen (Dirigent)
Olivier Messiaen
Turangalila-Sinfonie für Klavier, Ondes Martenot und Orchester
von Andreas Schmidt
Würden Sie mit Ihrer Partnerin / Ihrem Partner 400 minus 4 Euro für ein Konzert im von den Baukosten her teuersten Konzerttempel der Welt ausgeben, es spielt das anerkannt beste Orchester der Welt… moin moin, wir sind in der Elbphilharmonie an der Hafenkante der zweitgrößten deutschen Stadt, und ein Säugling, ca. ein Jahr alt, schreit während des Konzerts.
Dies ist kein Witz aus der wunderbaren, aber an Publikumspeinlichkeiten und -eklats bekannten Elbphilharmonie.
Das 72. Festival junger Künstler Bayreuth ist der Ort, wo das musikalische junge Herz der Stadt schlägt. In diesem Jahr kamen zu der größten Probebühne der Jugend der Welt 400 junge Künstler aus über 20 Nationen. Aufgrund der zahlreichen Flugausfälle konnten nicht alle kommen, die es wollten. Diejenigen, die es schafften, nahmen an 13 Workshops, 7 Diskussionen und Vorträgen sowie 60 Konzerten und anderen Kulturevents teil.
Unter den Dozenten gastierten in Bayreuth diese weltberühmten Musiker: der Trompeter Professor Otto Sauter sowie Hornist und Dirigent Professor Dariusz Mikulski von der Musikhochschule Lodz. Die beiden leiteten Meisterkurse sowohl für einzelne Studenten als auch für ein Blechbläserensemble. Neben dem Unterricht versuchten die Dozenten, den Jugendlichen Richard Wagner, sein Leben und Werk näher zu bringen. „Trompeten- und Hornworkshops beim 72. Festival junger Künstler Bayreuth Bayreuth, August 2022“ weiterlesen
Mit dem „Fliegenden Holländer“ am 6. August und dem „Tannhäuser“ am 8. August (Berichte folgen) beenden die Bayreuther Festspiele ihre erste Staffel. Leider gibt es nicht nur Erfreuliches von den ersten Tagen zu berichten:
– Der „Ring des Nibelungen“ war von der Regie und vom Bühnenbild her eine kulturelle Katastrophe. Der Bubi-Regisseur Valentin Schwarz und sein Team verschreckten mit bedrückender Tristesse, zahlreichen Rätseln, peinlicher Ausstattung und viel Blödsinn, der nichts mit den Ideen Richard Wagners zu tun hat, sondern mit Netflix-Trash. Die Quittung: Noch nie in der Geschichte der Bayreuther Festspiele wurde ein RING so GNADENLOS ausgebuht, minutenlang. Viele Leute schrien „Absetzen!“„Bayreuth braucht mehr Exzellenz Bayreuther Festspiele, 6. August 2022“ weiterlesen
St. Michaelis, Hamburg, 12. August 2022, 19.30 Uhr
Dom zu Lübeck, 13. August 2022, 19.30 Uhr
Symphonischer Chor Hamburg,
Flensburger Bach-Chor
Prof. Matthias Janz, Dirigent
Foto: 6. April 2019: Matthias Janz dirigiert Johann Sebastian Bachs Johannespassion in der Laeiszhalle Hamburg mit dem Symphonischen Chor Hamburg und dem Flensburger Bach-Chor
von Andreas Schmidt
Zu einem der sicher schönsten Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2022 laden zwei der traditionsreichsten und größten Chöre Norddeutschlands ein: Der Symphonische Chor Hamburg und der Flensburger Bach-Chor. Beide werden seit den 1980er-Jahren von dem „Vollblutmusiker“ Professor Matthias Janz geleitet. Motto: Im Paradies.
Matthias Janz ist, das ist einzigartig, Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und des dänischen Danebrogordens.
„Dieses hochromantische Konzert ist von der Zusammenstellung sowie von den Klang- und Chorfarben her ein richtiger Leckerbissen, der immer wieder berührt und unter die Haut geht“, sagt Matthias Janz.
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„Absetzen, absetzen!“ So viele und laute Buhrufe für die Inszenierung hat „Der Ring des Nibelungen“ in seiner wechselhaften Geschichte seit 1876 nicht erlebt: Ein Buh-Orkan prasselte – zurecht – auf das Regie-Team des Oberösterreichers Valentin Schwarz, Andrea Cozzi (Bühne), Stephan Mannteuffel (Mitarbeit) , Andy Besuch (Kostüm), Konrad Kuhn (Dramaturgie), Reinhard Traub (Licht) und Luis August Krawen (Video).
Schon nachdem der Vorhang gefallen war, waren die meisten Zuschauer auf Zinne und buhten lautstark. Noch lauter wurde es, als Schwarz mit seinem Team auf die Bühne kam. Auch der nicht immer präzise Dirigent Cornelius Meister und die Sopranistin Iréne Theorin bekamen zahlreiche Buhrufe. Die Schwedin präsientierte sich in der Tat sehr schlecht, mit nervendem Dauervibrato vor allem im hohen Register. Diese dürften ihre letzten Bayreuth-Auftritte gewesen sein.
Die stimmlich beste Leistung mit einem überragenden Timbre bot die Sopranistin Elisabeth Teige als Gutrune. Stark auch mit viriler Stimme Michael Kupfer-Radecky als Gunther – der Wotan-Einspringer für den verletzten Bariton Tomasz Konieczny im dritten Aufzug der „Walküre“. „Der dritte Mann“ Clay Hilley sprang als Siegfried, bestens aufgelegt und am Vortag aus dem süditalienischen Bari eingeflogen, für den indisponierten zweiten Mann, Andreas Schager, ein, der den erkrankten Tenor Stephen Gould hätte ersetzen sollen. Schager war der gefeierte Hammer-Siegfried im „Siegfried“.
Andreas Schmidt, 5. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
EINE AUSFÜHRLICHE KRITIK KOMMT IM LAUFE DES TAGES.
Christian Thielemann erhielt vom ansonsten nicht immer beurteilungssicheren Bayreuther Premierenpublikum triumphalen Applaus – den größten an diesem Abend.
Bayreuther Festspiele, 4. August 2022
Richard Wagner, Lohengrin
Gestern Abend war es nun so weit. Nach bisher recht durchwachsenen orchestralen Leistungen des auch noch mit zu wenigen Proben eingesprungenen Bayreuth-Debütanten Cornelius Meister im ebenfalls neuen, etwas aus dem Ruder laufenden „Ring des Nibelungen“, aber auch nach dem zu zögerlichen Debüt von Markus Poschner am Premierenabend von „Tristan und Isolde“, stand nun das jüngere musikalische Bayreuther Urgestein Christian Thielemann am Pult des Festspielorchesters.
Immerhin bis vor kurzem noch Musikdirektor der Festspiele, dessen Vertrag man – künstlerisch unverständlicherweise – hat auslaufen lassen, sorgte Thielemann dafür, dass man wieder hören konnte, warum man vor allem – und leider immer mehr – nach Bayreuth kommt: Wegen des begnadet klingenden Festspielorchesters in der Wunderakustik des Festspielhauses, wenn es unter der erfahrenen Hand eines ebenso kenntnisreichen wie beseelten, Wagner lang schon liebenden und im Bayreuther Graben mit seinen Tücken – vor denen schon eine Georg Solti die Segel strich – gereiften Maestro seine ultimativen Qualitäten präsentieren kann. „Richard Wagner, Lohengrin Bayreuther Festspiele, 4. August 2022“ weiterlesen
Andreas Schager zeigt, wo beim „Siegfried“ der Hammer hängt.
Von Mythos und Mystik ist im Bayreuther Ring nicht viel zu spüren. Optisch ist die Inszenierung von Valentin Schwarz in einer tristen Jetztzeit angekommen. Eine bedrückende Tristesse spricht aus dem Bühnenbild von Andrea Cozzi. Grau, grau, grausam! Buhrufe ohne Ende!
Bayreuther Festspiele, 3. August 2022 Richard Wagner, Siegfried
von Andreas Schmidt
Der Niederösterreicher Andreas Schager ist der Superstar der Bayreuther Festspiele 2022. Was dieser Tenor mit seiner Mega-Power, seiner Stimmschönheit und seiner physischen Präsenz als Siegfried in der gleichnamigen Oper von Richard Wagner im Festspielhaus ablieferte, war pure Weltklasse.
Dieser Andreas Schager kam nach der Aufführung auf die Bühne und genoss in seinem fast komplett durchgeschwitzten T-Shirt die Ovationen des Publikums. Er klopfte sich mit seinen Fäusten auf die breite Brust. Sicher hatte noch nie ein Siegfried in der abwechslungsreichen Geschichte der Bayreuther Festspiele eine solch unverwüstliche Energie, eine solch phantastische Stimmleistung und eine solch spielerische Vitalität vorzuweisen.
Ansonsten waren alle Solisten mindestens 2 + – morgen folgt eine ausführliche Kritik. Besonders herzlich und lautstark vom Publikum aufgenommen wurden der Bass-Bariton Tomasz Konieczny als Wotan, zwei Tage zuvor noch verletzt ausgeschieden in der „Walküre“ (seine Liege brach zusammen) und Daniela Köhler als Brünnhilde – eine Sopranistin mit immens viel Potenzial, um ein vielfaches besser und deutlich angenehmer zu hören als Iréne Theorin mit ihrem über weite Strecken nervenden Dauervibrato in der „Walküre“. „Richard Wagner, Siegfried Bayreuther Festspiele, 3. August 2022“ weiterlesen
Bayreuther Festspiele, 1. August 2022 Richard Wagner, Die Walküre
Fotos: Enrico Nawrath
von Andreas Schmidt
Berichten wir es sachlich: Bei der Bayreuther RING-Premiere der „Walküre“ hat sich „Wotan“-Sänger Tomasz Konieczny am Montagabend so schwer verletzt, dass er nicht weitersingen konnte. Für ihn sprang im dritten Aufzug der Richard-Wagner-Oper kurzfristig ein Kollege ein.
Der Welt-Star Konieczny hatte sich die Verletzung im zweiten Aufzug zugezogen, als er sich in einen Eames Chair fallen ließ, dessen Rückenlehne daraufhin abbrach. Von seiner Verletzung war zunächst nichts zu merken. Er brachte den zweiten Akt mehr als professionell zu Ende.
Doch nach der Pause kehrte er nicht auf die Bühne zurück. Der Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, Hubertus Herrmann, trat vor Beginn des dritten Aufzugs vor den Vorhang und informierte die Zuschauer über die kurzfristige Umbesetzung. Michael Kupfer-Radecky sprang kurzfristig ein.
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Tomasz Konieczny (* 10. Januar1972 in Łódź) ist ein polnischer Opernsänger (Bass/Bassbariton) und Schauspieler. Er gilt vielen professionellen Beobachtern als der beste „Holländer“ der Welt und der beste Wotan der Welt. Im vergangenen Sommer passierte Unglaubliches bei
den Münchner Opernfestspielen. Tomasz sang die erste Arie so unglaublich viril und stark, dass hunderte Menschen im Nationaltheater anfingen, Applaus zu spenden – ein absolutes NoGo bei Wagner-Opern während der Aufführung.
Jahrelang war Tomasz Konieczny in DEM Opernhaus der Welt – Wiener Staatsoper – DER Wotan, frenetisch gefeiert nach dem „Rheingold“, der „Walküre“ und als Wanderer im „Siegfried“.
An diesem Abend auf dem Grünen Hügel in Bayreuth, Oberfranken, war Tomasz Konieczny ein richtig guter Wotan. Gottgleich mit Tiefen, die einen erschaudern ließen… und auch im piano butterweich und cremig.
Dann die Szene im zweiten Aufzug: Tomasz Konieczny setzt sich in seinen Chair, lehnt sich nach hinten – und potz der Blitz: fällt mit der Lehne nach hinten auf den Boden.
Und dann das Tier, dieser Mann ist extrem ehrgeizig: Er spielt einen Wotan, dem dieses Unglück – von der Regie her – absichtlich passiert ist. Er schmeißt die Lehne noch mal auf den Boden, tritt sie, ja, Tomasz ist ein ausgebildeter Schauspieler…
Der Pole singt danach ohne mit der Miene zu zucken weiter… Niemand im Saal ahnte, dass er große Schmerzen hatte. Der Bassbariton sang mit einer Power, einer Hingabe, die kaum zu überbieten war. Seine virile Stimme offenbarte schier unendliche Kraftreserven. Der Publikumsliebling an der Wiener Staatsoper konnte in allen Lagen vollends überzeugen, auch in leiseren, zarteren Passagen.
Michael Kupfer-Radecky sang die Partie sehr gut zu Ende und bekam einen verdienten, tosenden Applaus. Ihn zeichnet ein sehr erlesen-baritonales Timbre aus, sehr angenehm, mit feinen Nuancen. Die Ultra-Power eines Konieczny zum Schluss des dritten Aktes hat er nicht. Allein, nur seine Professionalität als Cover hat diese Aufführung gerettet.
Ich sprach nach Ende der Aufführung mit Tomasz Konieczny: „Ich habe eine Prellung – der Festspielarzt hat sofort gesagt, es geht nicht weiter. Ich mache am Dienstag weitere Untersuchungen und werde dann sehen, ob ich den Wanderer im ‚Siegfried‘ am Mittwoch singen kann“, sagte der Pole.
Das Team von klassik-begeistert.de wünscht dem Wotan unserer Tage gute Besserung. Glücklicherweise ist Tomasz’ Frau mit ihm in Bayreuth.
Ich sprach nach der Aufführung auch mit einem renommierten Mediziner. Prof. em. Dr. med. Markus Schneider, Departement Anästhesie, Universitätsspital Basel, Schweiz, sagte:
„Als Besucher der Walküre kam mir der Gedanke, als der Designerstuhl in Brüche ging, als sich der Sänger des Wotan schwungvoll hinsetzte, dass es sich um einen potenziell gefährlichen Regieeinfall handelte; obwohl der Sänger mit einem Krach, der bis zu meinem Sitzplatz in der 23. Reihe gut hörbar war, auf den Rücken gestürzt war. Da Tomasz Konieczny ohne sichtbare Behinderung weiterspielte, wurde ich in dieser Annahme bestärkt.
Erst die Mitteilung vor dem 3. Aufzug, dass Tomasz Konieczny wegen dieses Zwischenfalls nicht weiterspielen könne, hat das Bild verändert.
Aus persönlicher Erfahrung drängten sich mir folgende Fragen auf:
Der Sänger hat Glück gehabt, wenn er sich beim Sturz wirklich „nur“ eine Prellung zugezogen hat.
Da es sich um einen Zwischenfall handelt, der gegebenenfalls von der Unfallversicherung des Theaters übernommen werden müsste, falls später Komplikationen auftreten, würde diese wahrscheinlich objektive Befunde durch eine Bildgebung (MRT oder CT) verlangen. Deshalb würde ich, auch wenn die Situation dies heute Abend noch nicht als vordringlich hat erscheinen lassen, als Betroffener auf einen Ausschluss einer Verletzung knöcherner Strukturen (Wirbelsäule) nicht verzichten, auch wenn es nur aus Sicherheitsüberlegungen ist.“
Den meisten Applaus an diesem Abend bekam Lise Davidsen (Sieglinde), kurz gefolgt von Klaus Florian Vogt (Siegmund), Wotan-Einspringer Michael Kupfer-Radecky und Georg Zeppenfeld (Hunding),
Der Wagner-Shooting-Star der letzten Jahre, Lise Davidsen, 35, wurde als Sieglinde erneut allen höchsten Erwartungen mehr als gerecht. Ihr runder, dunkel timbrierter Sopran strahlt in allen Lagen souverän und verfügt im Timbre über eine Fülle individueller Farben. Da glüht etwas in dieser Stimme, das an ihre Landsfrau Kirsten Flagstad erinnert. Die beste weibliche Wagner-Sängerin der Welt bekam den meisten Applaus. Ja: Brava-Stürme! Frau Davidsen geht stimmlich schon fast in den dramatischen Bereich, sie ist etwas vibratoreicher als im Vorjahr. Möge Sie bitte Ihre Jahrhundertstimme gut pflegen.