Hölderlin, der Musiker – die meisten Liebhaber seiner Werke wissen kaum etwas über die musikalische Begabung des Dichters. Dabei hat Musik für Hölderlin eine wesentliche Rolle gespielt. Und sie hängt ganz eng mit seiner Art zu dichten zusammen.
So geheimnisvoll und mehrdeutig vieles in seinen Werken ist – gerade hierin eröffnet sich auch eine Sicht auf die Welt, die gerade heute ungemein wertvoll erscheint.
von Dr. Andreas Ströbl
Hölderlin hat sein Leben lang musiziert. Als Kind und Jugendlicher bekam er Klavierunterricht; Musik war in der Klosterschule Maulbronn, die er 16-jährig besuchte, Prüfungsfach. Er sang, spielte Mandoline und Flöte, komponierte. Bei Friedrich Ludwig Dulon, einem der im ausgehenden 18. Jahrhundert berühmtesten Virtuosen auf diesem Instrument, nahm er mit 19 Jahren Unterricht. Dulon meinte, Hölderlin sei der einzige seiner Schüler, dem er nichts mehr beibringen könne. Sein Klavierspiel nannte er selbst „Geklemper“, aber das ist selbstironische Bescheidenheit. Auch im Hause Gontard, wo er sich als Hauslehrer so unsterblich in Susette Gontard, seine „Diotima“ verliebte, musizierte er intensiv mit der Familie. Dort wurde sein musikalisches Talent wiederum ausdrücklich gelobt. „„…bald sind wir aber Gesang“ – eine erweiterte Rezension zu Rüdiger Safranskis Hölderlin-Biographie (Teil 3)“ weiterlesen