„Beyond“ – Arien und Instrumentalstücke von Monteverdi, Cavalli, Strozzi, Frescobaldi, Caccini u.a.
Elbphilharmonie, Großer Saal, Hamburg, 17. September 2024
von Jolanta Łada-Zielke
Bei Konzerten, vor allem bei Popmusik, kommt es manchmal vor, dass das Publikum mitsingt. Aber nur Jakub Józef Orliński kann den ganzen Saal dazu bringen, barocke Koloraturen (!) unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades dem Interpreten nachzusingen.
Am Dienstagabend, 17. September, hat der charismatische Countertenor die fast vollständig gefüllte Elbphilharmonie zum Mitsingen gebracht. Zwar war das Publikum auf dieses Repertoire vorbereitet, zumal die CD mit dem Programm Beyond längst erschienen ist. Aber Live-Auftritte haben den Vorteil, dass die Künstler mit dem Publikum interagieren können. Darin ist Orliński ein unbestrittener Meister. „Jakub Józef Orliński – Countertenor, Il Pomo d’Oro Elbphilharmonie, Hamburg, 17. September 2024“ weiterlesen
… bis einen Antoine Tamestit wieder aus der frühsonntäglichen Dämmerung reißt, weil Paul Hindemith jetzt den Radetzky-Marsch zerlegt, aber dermaßen, dass es fast – so höre ich es – zu einer verzweifelten Satire wird: Es ist, als zerschmettere Hindemith das Österreichische Kaiserreich durch Dissonanzen. Steile These, ich weiß, aber ich bin da für Diskussionen offen. Nicht umsonst gibt es einen Roman dieses Namens.
Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 6
Hindemith: Kammermusik für Viola & Orchester Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21
NDR Elbphilharmonie Orchester Antoine Tamestit Viola
Dirigent Alan Gilbert
Elbphilharmonie, 22. September 2024
von Harald Nicolas Stazol
Tony ist 10, und findet Hindemith „cool“. Er sitzt mit seinen Eltern vor dem allerhohen Hafenpanorama der morgensonnenüberglänzten Glasscheiben von Herzog&de Meuron, wie findest Du die Elphi, frage ich im Vorüberflanieren, „Auch cool“. Und Beethoven? „Sehr cool!“
Damit könnte diese Rezension schon ihr Ende finden, recht eigentlich, aber wozu wäre ich denn sonst da? Volle zwei Stunden lang? In einer Darbietung so zurückhaltenden Funkelns, es geht einem quasi im Hinabstreben der Treppen nach dem fulminant-amüsanten Konzert auf, dass man den 2. Satz Beethoven vor sich hinsingt, dann den letzten Satz dieses Erstlingswerk, völlig unterschätzt m.E.
Da spurtet im offenen, blütenweißen Hemdkragen – zwei Knöpfe oben offen, meine Herren, ZWEI! – ein Ritter des Ordens der Kunst, ohne Baton in der Hand, aber ebenso schneeweißen Manschetten (davon gleich), aufs Dirigentenpult der Elbphilharmonie, und dann brucknert es derartig, als wäre der unsterbliche Meister unter der Orgel in St.Florian aus seiner Gruft entstiegen, und hätte selbst dirigiert: Pablo Heras-Casado.
Happy birthday, Bruckner!
Bruckner, Te Deum & Sinfonie Nr. 6
Christina Landshamer, Sophie Harmsen, Daniel Behle, Franz-Josef Selig
SWR-Vokalensemble & WDR Rundfunkchor
Dirigent Pablo Heras-Casado
Elbphilharmonie, 18. September 2024
von Harald Nicolas Stazol
Und ich sage Ihnen: Der Name ist Programm.
Da versuche ich doch seit Saisonbeginn dem Kindergärtner, dem jungen Monsieur Baptiste, Hüter meines Ziehsohnes Aris, 3, ein Konzert zu ergattern, und der NDR erlaubt es, und schon hat man das SWR-Orchester am Start, mit einer Symphonie, die unter des Katalanen sachter Hand ja so libellenflughaft beginnt, und so göttlich-gigantisch endet. Aber wir greifen vor.
Sage ich doch noch am Lycée Antoine de St. Exupéry, c’est Mahler. Mais non! Es ist natürlich Anton Bruckner, die sechste, die einzige unter den zehn, die er nicht mehr umschrieb – die hab ich doch als Blu-ray noch irgendwo unter Thielemann… und dann finde ich Karajan. Und höre den ersten Satz. Und falle vom Glauben ab.
Diesem Sänger ist die Musikalität, die warme wohlklingende Stimme (und vor allem der Umgang damit), die feine, bescheidene, sympathische, humorvolle Ausstrahlung in die Wiege gelegt worden.
Elbphilharmonie, Großer Saal, Hamburg, 17. September 2024
„Beyond“ – Arien und Instrumentalstücke von Monteverdi, Cavalli, Strozzi, Frescobaldi, Caccini u.a.
von Iris Röckrath
„Beyond“ nennt sich das Album aus der Welt des italienischen Barock, das Ende 2023 erschienen ist und mit dem sich das Originalklang-Ensemble Il Pomo d’Oro zusammen mit dem Countertenor Jakub Józef Orliński auf Europatour befindet. An diesem Abend ist nun endlich Hamburg an der Reihe.
Johann Sebastian Bach (1685–1750) Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049
Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) Hamburger Symphonie Nr. 6 E-Dur Wq 182
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Streichersymphonie Nr. 10 h-moll
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 6 BDur BWV 1051 I. (Allegro)
Andreas Staier, Cembalo und Leitung Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Elbphilharmonie, Kleiner Saal, 15. September 2024
von Harald Nicolas Stazol
Plötzlich bricht Stille aus: Der beste Cembalist der Welt – man mag mir widersprechen, wenn man kann – lässt etwas auf sich warten, dabei kann ich ihn doch gar nicht erwarten, ihn, und eine fein ausgewählte Schar aus dem Staatsorchester, David Cho, der Allround-Konzertmeister, wartet mit, und dann geht die geheime Bühnen-Tür rechts im Kleinen Saal der Philharmonie auf, und der kleine, bescheidenen Mann im gefälteten Hemd setzt sich nach zwei bescheidenen Verbeugungen ans Cembalo – und ab dafür!
Arnold Schönberg
Gurre-Lieder für Soli, Chor und Orchester
NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Vokalensemble
MDR-Rundfunkchor
Rundfunkchor Berlin
Simon O’Neill Waldemar
Christina Nilsson Tove
Jamie Barton Waldtaube
Michael Nagy Bauer
Michael Schade Narr
Thomas Quasthoff Sprecher
Klaas Stok Einstudierung
Dirigent Alan Gilbert
von Harald Nicolas Stazol
Ob Sie es glauben wollen oder nicht: Da erscheint doch gegen 19 Uhr ein wundersam-wundervoller Regenbogen über dem Hafen und taucht das Foyer im Westin Grand in eine Art von goldenem Halo, Aurora lächelt, und so ist der heutige Abend, die von mir soooo lange ersehnte Opening Night, mit einem Werk, dass soooo großer Besetzung bedarf, dass es so gut wie nie aufgeführt wird: Die „Gurre-Lieder“ des Arnold Schönberg. Als ich von diesen in der Vorankündigung lese, denke ich schon, um Gotteswillen, 2 Stunden Zwölfton? Ja ist Alan Gilbert jetzt verrückt geworden? Und ganz gegen meine Pflichtgewohnheit höre ich es NICHT schon vorher, denn – wieder waltet Aurora – was für eine Entdeckung! Welche Vollendung!! Was für eine Offenbarung!!! „Arnold Schönberg, Gurre-Lieder für Soli, Chor und Orchester, NDR Elbphilharmonie Orchester, NDR Vokalensemble, MDR-Rundfunkchor, Rundfunkchor Berlin, Alan Gilbert Elbphilharmonie, 11. September 2024“ weiterlesen
Bestechend in Wut und Wildheit die Männer von NDR Vokalensemble, MDR-Rundfunkchor und Rundfunkchor Berlin als untote Mannen und im Schlussgesang zusammen mit den zugehörigen Damen ergreifend schön!
Arnold Schönberg, Gurre-Lieder für Soli, Chöre und Orchester
Alan Gilbert, Dirigent
Simon O’Neill, Tenor
Christina Nilsson, Tenor
Jamie Barton, Mezzosopran
Michael Nagy, Bariton
Michel Schade, Tenor
Thomas Quasthoff, Sprecher
MDR-Rundfunkchor, Rundfunkchor Berlin und NDR Vokalensemble NDR Elbphilharmonie-Orchester
Elbphilharmonie, Großer Saal, 11. September 2024
von Dr. Regina Ströbl
Arnold Schönberg – einen ganzen Abend lang. Allein der Name hat vermutlich etliche „Ich möchte mir den großen Saal auch mal ansehen-Besucher“ abgeschreckt. Dennoch ließen sich etliche Hörer auf eine Erstbegegnung oder auch ein Wiederhören eines aufgrund der großen Besetzung eher selten gespielten Werkes ein. Und sie wurden in dieser Opening-Night, die mit dem kolossalen Opus den 150. Geburtstag des Erfinders der Zwölfton-Musik gebührend feierte, reichlich belohnt. „Arnold Schönberg, Gurre-Lieder für Soli, Chöre und Orchester Elbphilharmonie, Großer Saal, 11. September 2024“ weiterlesen
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Elbphilharmonie, Kent Nagano, Martin Helmchen (c) Claudia Hoehne
Das erste Akademiekonzert des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Hamburger Chöre Rafał Blechacz Klavier Andreas Staier Cembalo und Leitung
Dirigent Kent Nagano
Johann Sebastian Bach (1685–1750) Brandenburgisches Konzert Nr. 1 FDur BWV 1046
Ludwig van Beethoven (1770–1827) Klavierkonzert Nr. 3 cMoll op. 37
Johannes Brahms (1833–1897) Nänie op. 82 Schicksalslied op. 54 Gesang der Parzen op. 89
Elbphilharmonie, 6. September 2024
von Harald Nicolas Stazol
Nun wirklich zehn Minuten schon lang schütteln sich zwei junge Choristen ganz in schwarz die Hände, im Elphi-Foyer, ich bemerke es amüsiert, gleich werden sie sich zu geschätzt 150 anderen Sängern und Sängerinnen auf die gesamte hintere Fläche der Elbphilharmonie begeben und die Nänie des Johannes Brahms geben, denn alles Schöne muss sterben, — ach nein, welche Schönheit entfaltet sich an diesem goldenen Septemberabend, endlich, enfin, der Beginn der Saison, enfin, endlich oder, bei diesem Nagano, bei diesem Staatsorchester, eher un Dauphin, un Dauphin, wie man in Versailles rief, ein Kronprinz, ein Kronprinz!
Nun gut, ein König. Denn dieser Nagano heute Abend, und dem sich leise schimmernd bis zu vollem Glanze entfaltenden Orchester, nun, ganz der Maestro, der Meister, fröhlich, und ja, auch fromm – zu den beiden Händeschüttlern kommen wir noch.
Erkenne ich den einen Schüttler doch an seinem IPad in dem Meer von Stimmen, ganz mittig am blonden Schopfe, allein in dem ja wirklich gewaltigen Chor, „das ist ja eine Wand!“, raunt mir der stattliche Architekt hinter mir aus Stuttgart zu, „des isch ja a Wand“, UND WIE RECHT DER MANN HAT!
Oh, was da aus Chören zusammengetragen ward! Und dies alles bei der phänomenalen Einstudierung, Christiane Büttig, ganz in schwarz auch sie, den Stolz auf sich selbst andeutend, und zu Recht!
Und, wenn diese Wand eben fast 150-fach gleichzeitig umblättert, es ist, als wären da plötzlich Sternschnuppen auf Nachtschwarzem Grunde, und dann noch die Texte! Schiller, Hölderlin, Goethe was will man denn noch?
Auszug in obiger Reihenfolge:
„Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich“ – „Ihr wandelt droben im Licht, auf weichem, Boden selige Genien! (Man fühlt sich ja geradezu angesprochen?) – und der Hölderlin, der mich schon lange anspricht: „Es wenden die Herrscher Ihr segnendes Auge von ganzen Geschlechtern, und meiden im Enkel die ehemals geliebten, still redenden Züge des Ahnherrn zu sehen.
Und bevor wir zu den musikalischen Hochgenüssen kommen, endlich, endlich wieder Saison!!, jubele im Stillen vor der Elbphilharmonie und an ihr und in ihr, auch da ich gleich willkommen geheißen werde, von der jung-sommersprossigen Saalmanagerin, als ich auf einer der Treppen sitze, (ich sprach schon davon, eindeutig zu wenige Sofas), und sie sagt, „wieder zu Hause!“ und nun beginnt er wieder, mein Zauberberg, mein Davos, „mit dem Unterschied, dass man „aus dem Ihrem auch wieder raus kann“, sagt mir ein Kritikerbruder, — und ja, was habe ich sie vermisst, meine Elphi, meine Elfe am Wasser! die Akustik alleine, während des Brandenburgischen Konzerts No 1!
Denn so beginnt die Eröffnung der Saison, eben als Eröffnung, sanft fragil und schön angeleitet vom besten Cembalisten der Welt, Andreas Staier am doppelten Manual seines Cembalos — nur, hörten Sie es denn? Ich nicht, Ebene 12 C, Reihe 1, Platz 4, keinen Mucks, wie schade. Wir werden noch zu relativen Größen kommen, aber die Tasten setzen sich einfach nicht durch…! Eine längere Insta-Freundschaft verbindet mich seit dem Neujahr-Beethoven mit einer der Konzertmeisterinnen, Joanna Kamenarska, und sie gibt mal wieder alles.
Eine schier unwahrscheinliche Schnelligkeit mutet das Moses Mendelssohn Kammerorchester dem Bach zu, auf die man sich schlicht einzulassen hat, zweimal hustet der Maestro selbst, was ihn nicht davon abhält, die Partitur mit ihren gelblichen Eselsohren Takt treu und deutlich umzublättern, ja, fasst zu reißen. Ich empfehle Schott, Leipzig, 150g Papier zu verwenden.
Von den Hörnern ist gesondert zu sprechen, tragen sie doch alle Sätze, und es ist doch recht erstaunlich, wie oft die Musizierenden das Kondenswasser aus dem Instrument entfernen müssen, natürlich alles im Stehen!
Keiner weiß genau, zu welchem Anlass J.S.Bach diese wundervollen Stücke komponiert – ach, wie beschwöre ich die Direktion, mir nächstens abends auch das Zweite hören zu dürfen, allein, „es ist nichts mehr zu machen“, das Dritte am Sonntag als Präludium, nun, ich wage nicht mehr zu fragen.
So sieht man auch, ein kleiner Exkurs in den Premierenkleiderschrank sei gestattet, unterschiedliche Längen der Frackschöße, Nagano selbst als einziger in dunkeldunkelblau, der Chor alsbald in schwarz — nur das weisse Gestirn an einer Hundertschaft Umblätternder ist eben optisch so hinreißend, ein aufblitzendes Weiss kleiner Flächen, natürlich genau im Takt, es erinnert ein wenig an die Massen in Sportstadien in Nord Korea – zu ihrem Gesang gleich in
Kürze!
Denn nun ein Pianist, von dem ich zunächst denke, er sei halbwüchsig, bis ich merke, dass die Bühnendimensionen relativ sind:
Rafael Blechacz, 39, das Wunder aus Warschau, „er spielt die Läufe so exakt, ich spiele ja selbst“, sagt der Architekt, und ich nur, „stattlich, stattlich!“ Und so bescheiden dabei, so unprätentiös, so ohne gefälschtes Drama, ich muss sagen, ich bin beeindruckt, was eher selten der Fall.
Wie will man auch von der rechten Seite von der Empore aus die Finger sehen? Also muss man sie hören! Beethoven hörte damals schon nichts mehr. Aber, das, was er nicht mehr hörte, wir hören es jetzt, und hinreißend ist er, der kleine Mann, von dem überraschend klar wird, dass er ganz normal gewachsen, allein, wie groß ist sein Piano, der Konzertmeister, und Nagano steht ja auf dem Pult? Und dann leistet er einen wirklich Großen Beethoven.
Nun gilt es, sich zusammenzuraffen, und dem Eindrucke gerecht zu werden, denn man hört ja quasi ein griechisches Drama, mit Einleitung, Durchführung und Apotheose, Bach, Beethoven, Brahms eben. Auch da hat der Generalmusikdirektor des Staates Hamburg wieder mal äußersten Geschmack bewiesen, denn nach dem fulminanten Beethoven, und nach der Pause voller relativ unbeeindruckter Hamburger, und man möchte ihnen entgegenschreien, „hört ihr was? Hört ihr noch irgendwas?“
Nein, sie hören es nicht.
Was aber nun hat es mit dem nun schon drei Gongs andauernden Händeschütteln auf sich? Ich muss einfach fragen. „Es ist eine Wette, wer länger durchhält!“ und wir lachen.
Chöre, Orchester, Solisten – ich kann nur sagen: Gewonnen!
Harald Nicolas Stazol, 12. September 2024, für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Yefim Bronfman und das Pittsburgh Symphony Orchestra; Foto PK
Auf der großen Welttournee des Klangkörpers aus Übersee darf die Elbphilharmonie Hamburg nicht fehlen – mit dem brillanten israelisch-amerikanischen Starpianisten Yefim Bronfman erklingt das dritte Klavierkonzert Rachmaninows und ein Reigen orchestraler Leckerbissen – berauschend!
von Patrik Klein
Der Jubel des ersten Konzerts war noch nicht ganz verklungen, als die rund 90 Musiker des Pittsburgh Symphony Orchestra erneut ihre Klasse zeigten. Mit John Adams’ „Short ride in a fast machine“, welches der Klangkörper einst sogar zur Uraufführung brachte, katapultierte man das Publikum aus dem Stand in eine wilde Achterbahnfahrt der entfesselten Fliehkräfte. Ein geschlagener winziger, blau eingefärbter Holzblock gab den unerbittlichen Takt vor, der einen fast aus den Sitzen riss. Entladen in einer gewaltigen Fanfare entließ man die gebannte Zuhörerschaft in die scheinbar ewige Schwerelosigkeit des Kosmos. „Klein beleuchtet kurz 45, Pittsburgh Symphony Orchestra Elbphilharmonie, 4. September 2024“ weiterlesen
Unter der Leitung von Manfred Honeck spielen die Gäste aus Pennsylvania mit einer der prominentesten Geigerinnen der Konzertszene das Violinkonzert des Hamburger Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und die fünfte Sinfonie des ebenfalls in Hamburg für sieben Jahre schaffenden Komponisten Gustav Mahler – und das atemberaubend!
von Patrik Klein
Als gut informierter Hamburger weiß man ja, dass Felix Mendelssohn Bartholdy in Hamburg geboren wurde und dass man viel über sein Leben, seine Werke und seine sozialen Randbedingungen im Komponistenquartier in der Peterstrasse betrachten und bewundern kann. Die ganze jüdische Familie litt unter den antisemitischen Auswüchsen des 19. Jahrhunderts und auch kompositorisch lief nicht alles optimal. Sechs Jahre trug der emsige Komponist das Werk in seinem Kopf und seinem Herzen, bis es aus seiner Feder Form annahm. Mit dem Anfang tat er sich so besonders schwer, der kurz und prägnant in den Geist der Wiener Klassik flieht. „Klein beleuchtet kurz 44: Pittsburgh Symphony Orchestra Elbphilharmonie Hamburg, 3. September 2024“ weiterlesen