Das Hamburg Ballett und Demis Volpi gehen ab sofort getrennte Wege

Staatsoper Hamburg © Westermann

Wie die Pressestelle der Hamburger Behörde für Kultur und Medien heute mitteilte, läuft Demis Volpis Vertrag zum Saisonende aus, außerdem ist er ab sofort von seinen Aufgaben frei gestellt. Der Senator bedauert, und auch Demis Volpi bedauert. Man trennt sich, ohne weitere interne Details zu kommunizieren und damit erneut Porzellan zu zerschlagen.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Das ist gut für beide Seiten. Demis Volpi wird nicht mehr Schaden zugefügt, und das Hamburg Ballett kann beruhigt zum Alltag zurückkehren. Zum Beispiel morgen bei der Wiederaufnahme von John Neumeiers ikonographischem Meisterwerk Nijinsky, welches sich mit den Auswirkungen von Kriegshandlungen auf den Menschen Vaslav Nijinsky befasst. „Kommentar: Demis Volpis Vertrag läuft aus
Hamburgische Staatsoper, 10. Juni 2025“
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Ist Demis Volpi das Opfer einer Intrige?

Demis Volpi © Hamburg Ballett

Die altehrwürdige Hamburger Wochenzeitschrift DIE ZEIT begibt sich scheinbar in die Niederungen der Regenbogenpresse. Ihre Kulturredakteurin Stella Schalamon und der Hamburg-Ressortleiter Florian Zinnecker spekulieren über ein Intrigennetz, das der vormalige Ballett-Intendant John Neumeier angeblich über seinen Nachfolger Demis Volpi geworfen hat.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Die Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts sind demnach Muttermilch-lechzende Lämmer, die in dem neuen Intendanten nur den reißenden Wolf erkennen wollen. Doch weder ist Demis Volpi ein reißender Wolf, noch sind die Spitzentänzer des Hamburger Balletts hirnlose durstige Schäfchen, die unfähig sind, die handwerklich-choreographischen Unterschiede zwischen Vorgänger und Nachfolger richtig einzuschätzen. „Kommentar: Ist Demis Volpi das Opfer einer Intrige?
Hamburgische Staatsoper, 9. Juni 2025“
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Großartig!!!! Das Hamburg Ballett tanzt Nijinsky wie von einer schweren Last befreit

Alexandr Trusch (Foto: RW)

Wir haben sie wieder, unsere herausragenden Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts. Und gestern war nicht ein schwarzer Tag für die Compagnie, wie in einer deutschen Tageszeitung verbreitet wurde, sondern ein Glückstag, der uns froh in die Zukunft blicken lässt.

Nijinsky, Ballett von John Neumeier

Musik: Chopin, Schumann, Rimskij-Korsakow und Schostakowitsch Sinfonie Nr. 11 g-moll

Choreographie, Bühnenbild und Kostüme: John Neumeier

Philharmonisches Staatsorchester, Leitung Maria Seletskaja

Hamburgische Staatsoper, 11. Juni 2025

von Dr. Ralf Wegner

War das ein Abend. Nachdem uns gestern mit der Demission von Demis Volpi ein Stein vom Herzen fiel, zeigte uns heute das Ensemble, zu welchen außerordentlichen Leistungen es nach wie vor fähig ist. Die Tänzerinnen und Tänzer wurden am Ende mit jubelndem Beifall entschädigt und die zahlreich Alexandr Trusch zugeworfenen Blumensträuße galten wohl nicht nur seiner herausragenden tänzerischen und darstellerischen Leistung als Vaslaw Nijinsky, sondern auch seinem Mut, sich öffentlich gegen den künstlerischen Aderlass unter Demis Volpi zu stellen. „Nijinsky, Ballett von John Neumeier
Hamburgische Staatsoper, 11. Juni 2025“
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Auf den Punkt 63:  Nagano geht bühnenreif mit Tristan

Kent Nagano © Felix Broede

An der Hamburgischen Staatsoper endet diese Tage die Ära von Kent Nagano. Schon  jetzt ist klar, Hamburg verliert einen glühenden Advokaten zeitgenössischer Musik wie auch einen großen Interpreten französischen Repertoires. Da mag es überraschen, dass der  Generalmusikdirektor sich ausgerechnet mit Wagners Oper Tristan und Isolde verabschiedet. Doch diese Wahl war kein Zufall. Wenn man doch bloß der Isolde einen gescheiten Tristan zur Seite gestellt hätte, es wäre ein Wagner-Fest gelungen.

Richard Wagner, Tristan und Isolde

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

Kent Nagano, Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 9. Juni 2025

von Jörn Schmidt

Kent Naganos ästhetische Prägung passe nicht zum deutschen spätromantischen Repertoire, war eine oft gehörte Kritik. In Hamburg, aber auch schon in München. Passt eine feinnervige musikalische Rhetorik vielleicht besser zu französischer Oper?

Entkleidet die Präzision, mit der Kent Nagano Uraufführungen und moderne Musik dirigiert, Wagners Überwältigungsmusik vielleicht ihrer emotionalen Wucht? Mitnichten. Wo keine strikte Disziplin herrscht, kehren Schlendrian und Mittelmaß ein. „Auf den Punkt 63:  Kent Naganos Abschied
Hamburgische Staatsoper, 10. Juni 2025“
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Hilft eine Gefährdungsanalyse in der Causa Demis Volpi?

Lieber Ralf, dies ist Dein 302. Beitrag für klassik-begeistert. Ich übersah Dir zum 300. zu gratulieren: Tristan und Isolde von Richard Wagner in der Staatsoper Hamburg. Pardon! Du bist Jahrgang 1946, ein Hamburg-Hanseat vor dem Herrn, und gehörst mit Peter Sommeregger, Berlin, selber Jahrgang, zu den beiden produktivsten Autoren von klassik-begeistert. Deine Expertise für die Staatsoper Hamburg und das Hamburg Ballett – gerade in diesen Tagen, siehe diesen Artikel – schmücken diesen Blog. Dein erster kb-Besuch war am 1. Januar 2020: Nussknacker von John Neumeier… as time goes by…. Ich danke Dir für Deine Treue und Deinen Fleiß und denke gerne an die schönen Essen mit Deiner Frau und Dir. 

Herzlich dankt,

Andreas Schmidt, Herausgeber

Tempi passati: Das Hamburger Ballett-Ensemble vor einem Jahr nach Mahlers III. (Foto: RW)

Vielleicht sollte der zuständige Senator auch beim Publikum eine Gefährdungsanalyse vornehmen. Denn auch das Publikum ist psychisch von dem aktuellen, offensichtlich leitungsbedingten Desaster beim Hamburg Ballett betroffen.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Der aktuell mit seinem Hamburger Kammerballett erfolgreiche Edvin Revazov gehörte, wie zu lesen war, zu jenen Tänzern, die in die engere Wahl als Nachfolger von John Neumeier einbezogen worden war, neben dem mit dessen Werk sehr vertrauten Lloyd Riggins. Man entschied sich bekanntermaßen aber für Demis Volpi. „Kommentar: Demis Volpi
Hamburgische Staatsoper, 6. Juni 2025“
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Auf den Punkt 62:  Simone Youngs gute Schule

Simone Young ©Sandra Steh

Zuweilen denkt man, das Publikum der Hamburgischen Staatsoper wisse nicht zu schätzen, was man gerade hat. Simone Young hat das 2011 in einem Gespräch mit dem NDR auf den Punkt gebracht: Es sei schon hart, hier an der Oper ausgebuht zu werden, während sie überall sonst auf der Welt als Dirigentin stürmischen Beifall bekommen. Erst als die Ära Young ausklang, da wusste man zu schätzen, was man an Simone Young hatte. Nämlich eine großartige Anwältin für Werke der deutschen Spätromantik. Das Gras ist eben immer auf der andern Seite grüner.

Richard Strauss, Salome

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Alexander Soddy, Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 7. Juni 2025

 von Jörn Schmidt

Als die Süddeutsche Zeitung 2024 titelte: „Mehr Anmut geht nicht – Simone Young debütiert bei den Bayreuther Festspielen und dirigiert als erste Frau den Ring. Der Jubel ist enthusiastisch…“.  Da konnten   die Hamburg-Hanseaten behaupten:

Youngs Hamburger  Ring – ich war dabei. Man habe damals schon gewusst, wie gut Frau Young ihren Wagner könne. Dann ihr Hamburger Bruckner-Zyklus. Ebenfalls großartig. „Auf den Punkt 62: Simone Young
Hamburgische Staatsoper, 8. Juni 2025“
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Tristan und Isolde finden im Weltraum nicht zueinander

Grzegorz Pelutis (Ein Steuermann), Aaron Godfrey-Mayes (junger Seemann), René Pape (König Marke), Simon O’Neill (Tristan), Catherine Foster (Isolde), Kent Nagano (musikalische Leitung), Katja Pieweck (Brangäne), Christoph Pohl Kurwenal), William Desbiens (Melot) (Foto: RW)

Catherine Foster beeindruckte als Isolde mit immer noch schönem Stimmklang und enormer Schallstärke. Und Katja Pieweck sang eine wunderbare Brangäne, ihr Habet acht! Habet acht! Schon weicht dem Tag die Nacht im zweiten Aufzug gelang ihr zum Niederknien schön.


Tristan und Isolde, Handlung in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Leitung: Kent Nagano

Inszenierung: Ruth Berghaus
Bühnenbild: Hans-Dieter Schaal

Hamburgische Staatsoper, 29. Mai 2025

von Dr. Ralf Wegner

Ruth Berghaus’ Weltraum-Inszenierung bleibt rätselhaft

An der Hamburgischen Staatsoper wurde die 1988 premierte, mittlerweile zum Kult-Stück ausgerufene Tristan-Inszenierung von Ruth Berghaus ausgegraben. Liebesschmerz gibt es für Berghaus überall, auch im Weltraum. Isolde und Tristan befinden sich bei ihr zunächst in einem Weltraumgleiter, im zweiten Aufzug in einer großen, sich drehenden Turbine und später, zerschellt auf einem fernen Planeten. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Hamburgische Staatsoper, 29. Mai 2025“
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Maria Agresta enttäuscht als Tosca in Hamburg

Grzegorz Pelutis (Sciarrone), Gabriele Viviani (Scarpia), Maria Agresta (Floria Tosca), Nicola Luisotti (musikalische Leitung), Michael Fabiano (Mario Cavaradossi), Peter Galliard (Spoletta) (Foto: RW)

Mich erinnerte Maria Agresta manchmal an eine Massenet-Manon, die sich von der Handlung treiben lässt, aber nicht selbst aktiver Kern des Geschehens ist.

Tosca
Melodramma in drei Akten
Musik von Giacomo Puccini

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung: Nicola Luisotti

Inszenierung: Robert Carsen, Bühnenbild und Kostüme: Anthony Ward

Hamburgische Staatsoper, 28. Mai 2025

von Dr. Ralf Wegner

Tosca geht immer, aber neben einer guten und schallstarken Stimme gehört zur Rolle auch eine Tosca-Aura, die sich nicht nur auf das Publikum, sondern auch auf Cavaradossi überträgt. Und der US-amerikanische Tenor Michael Fabiano verfügte über einen farbreichen, virilen Stimmklang sowie über eine trompetenhafte Höhe. Im Zusammenspiel mit der italienischen Sopranistin Maria Agresta als Tosca konnte er sich aber nicht ganz als der Latin Lover präsentieren, der Cavaradossi ja auch ist. Immer wieder standen ihm seine Arme im Wege. „Giacomo Puccini, Tosca
Hamburgische Staatsoper, 28. Mai 2025“
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Demis Volpi zieht sein Ballett Demian zurück – zumindest für diese Spielzeit

Was uns erwartet: Bühnendekoration zu Demis Volpis vorgezogenem Stück Surrogate Cities (Internet-Auftritt Hamburg Ballett)

Die politische Führung wird Demis Volpi wohl halten, zum einen, um nicht mit einer hohen Abfindung die Bürgerschaft aufzuschrecken, zum zweiten, um das fatale Versagen bei der Entscheidung der Neumeier-Nachfolge zu kaschieren und zum dritten, und das ist das Furchtbare,  weil es offenbar von Seiten der Kulturpolitik genauso gewollt war.


Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Demis Volpi braucht wohl nach den Erfahrungen bei der Ballett-Werkstatt IV noch deutlich mehr Zeit, um seine Interpretation von Hermann Hesses Roman Demian auf die Bühne zu bringen. Stattdessen wird es durch sein 2024 in Düsseldorf uraufgeführtes Stück Surrogate Cities ersetzt. Offenbar reichen fünf Wochen aus, um dieses handlungsfreie Stück über „das urbane Lebensgefühl einer Großstadt“ genügend aufzupolieren. In Düsseldorf wurde Surrogate Cities nach einer Saison abgesetzt, in Hamburg sind bis Anfang November 2025 insgesamt 11 (!) Vorstellungen vorgesehen. „Kommentar: Demis Volpi zieht sein vorgesehenes Ballett Demian zurück
Hamburgische Staatsoper, 29. Mai 2025“
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Demis Volpi ist beim Hamburg Ballett nicht mehr zu halten

John Neumeier und Demis Volpi, dazwischen das Ballettzentrum (Fotos: Internetauftritt Hamburg Ballett, mittleres Foto: Google Earth)

Wie soll es weiter gehen? Wenn dem Hamburger Kultursenator der Ruf des Hamburger Balletts und damit der Hamburger Spitzenkultur am Herzen liegt, und das wäre derzeit seine hehrste Aufgabe, muss er die Führung auswechseln und Demis Volpi notfalls abfinden.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

In den Medien und vor allem von Seiten der Kulturbehörde wird das angeblich toxische Arbeitsklima breit thematisiert und eine Mediation bzw. ein Aufeinanderzugehen empfohlen. Wie der Erste Solist Alexandr Trusch aber zu recht dem NDR sagte, habe man in der Truppe untereinander kein Problem, sondern mit dem Chef. Und Trusch geht weiter, indem er Volpi mangelnde choreographische Qualitäten, handwerkliche Schwächen und offenbar auch fehlendes Interesse an den Stärken der Ensemblemitglieder vorhält. Und das wiegt aus Zuschauersicht schwerer als ein möglicherweise reparables Verhältnis zwischen dem Intendanten und seinen Tänzerinnen und Tänzern. „Kommentar: Demis Volpi – wie soll es weitergehen?
Hamburgische Staatsoper, 15. Mai 2025“
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