Spielzeit und Konzertsaison 2022/23: Die Staatsoper Hamburg und die Philharmoniker bleiben auf Erfolgskurs

Pressemitteilung

Foto: © Andreas Schmidt: Kent Nagano, Hamburgischer Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, und Georges Delnon, Intendant der Staatsoper Hamburg

Die Spielzeit und Konzertsaison 2022/23 der Staatsoper Hamburg und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

Hamburg, 11. April 2022. Georges Delnon, Intendant der Staatsoper Hamburg, und Kent Nagano, Hamburgischer Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, stellten in heutiger Pressekonferenz die Spielzeit und Konzertsaison 2022/23 vor.

Fünf Neuproduktionen auf der großen Bühne und 25 Werke aus dem reichhaltigen Repertoire sowie drei Uraufführungen in der opera stabile präsentiert die Staatsoper Hamburg in der Spielzeit 2022/23. Zum Spielzeitauftakt wird am 17. September 2022 ein Klassiker der Opernliteratur neu produziert und Georges Bizets Carmen in der Inszenierung von Herbert Fritsch und unter der Musikalischen Leitung von Yoel Gamzou präsentiert. Richard Wagners romantische Oper Der fliegende Holländer wird von Michael Thalheimer neu inszeniert und gelangt am 23. Oktober 2022 zur Premiere. Am Pult steht Kent Nagano. Nach über dreißig Jahren ist in Hamburg ab dem 22. Januar 2023 wieder Dmitri Schostakowitschs Oper Lady Macbeth von Mzensk zu erleben. Regie führt Angelina Nikonova, die Musikalische Leitung hat Kent Nagano. Anlässlich der Italienischen Opernwochen 2023 steht Giacomo Puccinis Triptychon Il trittico ab dem 12. März 2023 auf dem Spielplan. Es inszeniert erstmals an der Staatsoper Hamburg Axel Ranisch, die Musikalische Leitung hat Giampaolo Bisanti. Die letzte Neuproduktion der Spielzeit 2022/23 auf der großen Bühne ist die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos Venere e Adone am 28. Mai 2023. Es inszeniert Staatsopernintendant Georges Delnon, die Musikalische Leitung hat Kent Nagano. Auch in der Opernspielzeit 2022/23 wird es Debüts von herausragenden internationalen Opern-Nachwuchsstars, wie beispielsweise Rosa Feola, Saioa Hernández und Regula Mühlemann, und arrivierten Operngrößen, wie Matthew Polenzani oder Najmiddin Mavlyanov, geben. Während sich bei den Italienischen Opernwochen 2023 viele große Stimmen versammeln, fokussiert sich in den Solo-Abenden THE ART OF alles auf einzelne Ausnahmeerscheinungen der Opernwelt. In 2022/23 werden mit Waltraud Meier und Bryn Terfel zwei Sänger*innen von Weltformat und ihre Gesangskunst in den Mittelpunkt gestellt. (Anmerkung des Herausgebers: Ist dieses Sternchen nicht diskriminierend gegenüber diesen beiden Ausnahmekünstlern?) „Die Spielzeit und Konzertsaison 2022/23 der Staatsoper Hamburg und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
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Zwiespältige Aida – der musikalische Mehrwert dieser Oper wird immer geringer

Der musikalische Mehrwert dieser Oper wird für mich immer geringer. Der Bombast des ersten und zweiten Aktes langweilt nur noch, der dritte und vierte Akt sind beeindruckender, allerdings auch nur, wenn die Protagonistin der Oper mit ihrer Stimme unter die Haut geht und Kopf und Seele in den Bann zieht. Das ist aber nur selten der Fall.

Foto: Romano Dal Zovo (König), Alexander Roslavets (Ramfis), Riccardo Massi (Radamès), Violeta Urmana (Amneris), Daniele Callegari (Dirigent), Tatiana Serjan (Aida), Amartuvshin Enkhbat (Amonasro) (Foto: RW)

Staatsoper Hamburg, 8. April 2022
Giuseppe Verdi    Aida

von Dr. Ralf Wegner

Einer der Gründe, sich doch noch eine Aufführung der Aida-Serie an der Hamburgischen Staatsoper anzuschauen, war das kurzfristige Einspringen von Riccardo Massi als Radamès. Allein schon seinetwegen hat sich der Besuch gelohnt. Der mit einem bronzefarbenen Timbre gesegnete Tenor bestach mit einer sich glanzvoll öffnenden Höhe. Das hohe B in der Eingangsarie Celeste Aida nahm er im Forte; über wenige stimmliche Unsauberkeiten war hinwegzusehen. Ähnlich herausragend sang der mongolische Bariton Amartuvshin Enkhbat den Amonasro, eine Stimme, die man gern wieder hören würde. Violeta Urmana überzeugte mit ihrem tiefengrundierten Mezzo als Amneris.

Dreh- und Angelpunkt einer Aida-Aufführung ist aber das stimmliche Können der namensgebenden Protagonistin. Dramatik verbunden mit Sanftheit, Stimmschönheit und Höhenglanz zeichnen eine Aida aus. Das gelingt nicht vielen Sopranistinnen, die mit der Aida die Opernbühne betreten. Die letzte Aida, die mich überzeugte, war 2014 Liudmyla Monastyrska, die beste 1982 Margaret Price. „Giuseppe Verdi, Aida, Abschluss der italienischen Opernwochen,
Staatsoper Hamburg, 8. April 2022“
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Giacomo Puccinis “Turandot” in der Hamburgischen Staatsoper packt das Publikum bis zur letzten Sekunde

© Hans Jörg Michel

Staatsoper Hamburg, 1. April 2022
Italienische Opernwochen der Staatsoper Hamburg 

Giacomo Puccini    Turandot

Finale: Franco Alfano

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Matteo Beltrami musikalische Leitung (für Giacomo Sagripanti)

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Leitung: Christian Günther
Kinder-/ Jugendchor:
Leitung: Luiz de Godoy

von Dr. Holger Voigt

In Bezug auf ihre Vermächtniswirkung könnte man versucht sein, Giacomo Puccinis Meisterwerk „Turandot“ als seinen „chinesischen Parsifal“ anzusehen. Diese Analogie verweist auf den letzten kompositorischen Schlussstrich beider Komponisten, die sich in vielem mehr ähnelten, als man für gewöhnlich anzunehmen bereit ist. Sowohl Richard Wagners „Parsifal“ als auch Giacomo Puccinis „Turandot“ sind stringent durchkomponierte Klangwelten, deren Basis mächtige Chöre miteinander verbinden. Beide Werke sind schwer auf die Bühne zu bringen und erfordern hervorragende Orchester- und Partienbesetzungen. Beiden Werken ist gemeinsam, dass sie von einem melodischen Schönklang durchzogen sind, der die musikalischen Motive lange nachwirken lässt – sie gehen dem Zuhörer nach der Aufführung nur schwer aus dem Kopf und erinnern an Wagners Ausspruch von der „unendlichen Melodie“. „Giacomo Puccinis “Turandot” in der Hamburgischen Staatsoper packt das Publikum bis zur letzten Sekunde“ weiterlesen

Mattes Gold: Verdis "Luisa Miller" überzeugt in der Staatsoper Hamburg

Ich wehre mich entschieden gegen das Verdikt, die Hamburgische Staatsoper sei wie unpoliertes Silber. Ich halte sie für mattes Gold.

Staatsoper Hamburg, 31. März 2022
Giuseppe Verdi | Luisa Miller

von Harald Nicolas Stazol

Quod erat demonstrandum – was zu beweisen war: Wenn man eine Inszenierung von 2014 in 2022 unter Coronabedingungen gibt, ist es recht eigentlich doch eine Neuinszenierung, n’est-ce pas?

Da ist er, der Chor, ganz in Schwarz, aber eben „diesmal“, wie mir eine gediegene Hanseatin erklärt an der Busstation Stephansplatz, in Sichtweite der Oper, „ich sah die Premiere, es war ganz phantastisch, gerade mit dem Chor…!“

Nun: Nun hängt er unter der Decke.

Naja, nicht ganz.

Es mag einer der wenig beachteten Aspekte sein, dass die Logen der Hamburgischen Staatsoper nicht unähnlich nach oben freischwebend angebracht sind, wie die Senatorenlogen im Galaktischen Rat bei „Star Wars“ – jetzt macht das ganze Sinn, singt doch der Chor nun rechts und links in den ersten Logen jene entscheidenden Passagen der „Luisa Miller“ des Giuseppe Verdi – wie bitte? Ja! „Luisa Miller“, weniger bekannt, seltener gespielt, hier nun in Hamburg: „Giuseppe Verdi | Luisa Miller
Staatsoper Hamburg, 31. März 2022“
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Stimmenfest in der Hamburgischen Staatsoper: Verdis „Luisa Miller“ begeistert erneut

Foto: © Dr. Holger Voigt

Staatsoper Hamburg, 27. März 2022

Giuseppe Verdi    Luisa Miller

von Dr. Holger Voigt

Zwei Väter, Miller (Franco Vassallo) und Graf Walter (Alexander Vinogradov), und ihre Kinder, Rodolfo (Charles Castronovo) und Luisa (Nino Machaidze), sowie der maliziöse Intrigant (Alexander Roslavets) Wurm (was für ein trefflicher Name!) bilden das Protagonisten-Fünfeck, um das sich das Schillersche Drama auch in Verdis Operndrama (Melodramma tragico) „Luisa Miller“ herumrankt. Rodolfo und Luisa lieben einander, dürfen aber aus Gründen eines obskuren Ränkespiels um Macht, Standesherkunft, Geld und Verbrechen nicht zueinander kommen, da andere Interessenspläne im Hintergrund schwelen. In einem Durchlauf tragischer Verstrickungen und bösartigster Intrigen wählen sie den Freitod fast wie in einem „Romeo und Julia“-Setting. Nur wenig Personal braucht Friedrich Schiller, um ein packendes Sozialdrama („Kabale und Liebe“) auf die Bühne zu stellen, das Giuseppe Verdi zensurbedingt als inneres Seelendrama mit fatalem Ende anlegt und zu einer grandiosen Oper formt.

Mit „Luisa Miller“ (Uraufführung am 8. Dezember 1849, Teatro di San Carlo, Neapel) verabschiedet sich Verdi bereits vom sorglosen Belcanto und nähert sich bereits, fast wie magisch angezogen, dem späteren Verismo zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Was für eine verlockende Ausgangssituation für einen Theatermacher wie Andreas Homoki, der hier aus dem Vollen schöpfen und zwei Stränge gleichzeitig bedienen kann. „Giuseppe Verdi, Luisa Miller,
Staatsoper Hamburg, 27. März 2022“
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Verdis Oper Luisa Miller handelt von den Wünschen der Väter, denen sich die Kinder nicht unterordnen wollen oder können

Alexander Vinogradovs kräftiger Bass verführte mit schönen Tonbindungen und gab so mittels gesanglicher Gestaltung Einblick in die seelische Verfassung des Grafen Walter. Charles Castronovo passte vom Auftreten her perfekt zu seinem Sohn Rodolfo, überzeugte auch mit einem schallstarken, eher dunkel timbrierten Tenor.

Foto: Alexander Roslavets (Wurm), Alexander Vinogradov (Graf Walter), Franco Vassallo (Miller), Nino Machaidze (Luisa), Charles Castronovo (Rodolfo), Elena Maximova (Federica), Kady Evanyshyn (Laura) (Foto: RW)

Staatsoper Hamburg, 27. März 2022

Giuseppe Verdi    Luisa Miller

von Dr. Ralf Wegner

Es wurde während dieser Vorstellung gut bis ausgezeichnet gesungen, das Bühnenbild war ansprechend, es gab auch bemerkenswerte szenische Details, wie das Ringen von Wurm um Luisa. Alexander Roslavets imponierte dabei, von Luisa zu Boden geworfen, mit einer Art Judorolle, die man einem gestandenen Sänger eigentlich nicht zugetraut hätte.

Nino Machaidze sang und singt die Luisa in den von mir besuchten Aufführungen seit 2014 (Ausnahme Katia Ricciarelli 1981/82, mit u.a. Leo Nucci als Miller, Ruggero Raimondi als Walter und José Carreras als Rodolfo unter der Leitung von Giuseppe Sinopoli). Machaidze hat eine schöne Stimme, setzt die Koloraturen glasklar, neigt allerdings im Forte zu einer gewissen Schärfe. Vor allem ist sie eine vorbildliche Darstellerin. Charles Castronovo passte vom Auftreten her perfekt zum Rodolfo, überzeugte auch mit einem schallstarken, eher dunkel timbrierten Tenor; eine bemerkenswerte Leistung. Er war für Joseph Calleja eingesprungen, der zwar über ein betörenderes Timbre verfügt, als Darsteller  aber weniger überzeugte (2018 in dieser Rolle hier aufgetreten).

„Giuseppe Verdi, Luisa Miller,
Staatsoper Hamburg, 27. März 2022“
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Puccinis Turandot überzeugt mit einer spannenden Neuinszenierung von Yona Kim

Unter der musikalischen Leitung von Giacomo Sagripanti  klang das Philharmonische Staatsorchester großartig, klar und durchsichtig wie selten. Anna Smirnovas schallstarke, vom Timbre her kindlich aufgehellte Stimme passte zur vorgesehenen Rolle einer entwicklungsunfähigen Psychopathin, selbst Gregory Kundes heldisch-virile Attacke konnte sie nicht umstimmen.

Foto: Das Hamburger Opernensemble beim Schlussapplaus, vorn Jürgen Sacher (Altoum), Daniel Kluge (Pang), Bernhard Hansky (Ping), Liang Li (Timur), Guanqun Yu (Liù), Anna Smirnova (Turandot), Giacomo Sagripanti (musikalische Leitung), Gregory Kunde (Calaf) Seungwoo Simon Yang (Pong), Chao Deng (un Mandarino) (RW)

Staatsoper Hamburg, 23. März 2022

Giacomo Puccini   Turandot, die vierte Aufführung

von Dr. Ralf Wegner

Die Mezzosopranistin Anna Smirnova sang auch heute Abend die Turandot. Die Höhen ihrer Auftrittsarie In questa reggia, gerieten teilweise scharf wie das Beil, zu dem die Prinzessin ihre Verehrer verurteilt. Die Sängerin verfügt über eine kräftige, schallstarke Stimme, die vom Timbre her eher kindlich aufgehellt klang, ohne mezzotypische Tiefengrundierung. Auch dieses passte zur vorgesehenen Rolle einer entwicklungsunfähigen Psychopathin, die offenbar Lust am Leiden anderer empfindet, Liebe nur heuchelt und Calaf am Ende ersticht. Ihr Vater Altoum, beeindruckend gezeichnet von Jürgen Sacher, gibt am Ende den Befehl, dieses weibliche Ungeheuer zu töten. „Giacomo Puccini Turandot, die vierte Aufführung,
Staatsoper Hamburg, 23. März 2022“
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Aller guten Dinge sind drei: La Traviata in Hamburg

Foto: Elbenita Kajtazi , © Ralf Wegner

Staatsoper Hamburg, 17. März 2022

Giuseppe Verdi La Traviata
Libretto von Francesco Maria Piave

von Johannes Karl Fischer

Pretty Yende, Aida Garifullina, jetzt Elbenita Kajtazi. Dreimal Traviata, drei umjubelte Violettas. Auf Papier ist die Ensemble-Sopranistin klare Außenseiterin gegen die zwei Superstars. Trotzdem meisterte die Kosovarin die anspruchsvolle Arie „Sempre libera“ mit Bravour und Brillanz. Selbst das hohe Es – eine koloraturische Oktavierung aufwärts, die Aida Garifullina übrigens ausgelassen hatte – strahlte mit Freude in alle Ecken des Zuschauerraums. Reichlich Applaus und Brava-Rufe. Und das absolut verdient!

Damit war aber noch längst nicht Schluss. Im ersten Akt musste sie hier und da noch ein paar kleine Intonationsprobleme wegsteckten – eben der minimale Unterschied zu Aida Garifullina vor drei Wochen. Aber den großen Violetta-Auftritt im dritten Akt – erst den Brief, dann die Arie „Addio del passato“ – habe ich noch nie so mitreißend und emotional gehört. „Tutto finì“ – alles ist zu Ende, Elbenita Kajtazi singt, als wäre es erst der Anfang. Man wünschte, es wäre nie zu Ende. Ein großes Glück für die Staatsoper, sie im Ensemble zu haben. „Aller gute Dinge sind drei: La Traviata in Hamburg“ weiterlesen

Musikalisch eine Sternstunde: Elbenita Kajtazi als Violetta in Verdis La Traviata

Insgesamt war es ein Triumpf für die junge, sympathische 30jährige Sopranistin  Elbenita Kajtazi. Nie habe ich es bisher erlebt, dass sich das Publikum nach Schluss der Oper bereits beim ersten Vorhang, bei dem Violetta allein auf die Bühne tritt, sofort geschlossen erhebt und minutenlang jubelnden Beifall spendet.

Elbenita Kajtazi nimmt die stehenden Ovationen des Publikums entgegen (Foto: RW)

Staatsoper Hamburg, 17. März 2022

Giuseppe Verdi, La Traviata

von Dr. Ralf Wegner

Elbe­nita Kajtazi hatte ich, wie man so sagt, bisher nicht auf dem Schirm, sie bisher auch nur einmal gehört, als Najade in Ariadne auf Naxos. Vor einigen Tagen trat sie bei dem Ukraine-Solidaritätskonzert mit dem Mondlied aus Dvořáks Oper Ru­salka auf und hinterließ ob ihres schönen, eher dunkel grundierten Timbres sowie ihrer ausdruckstarken, tief beseelten Interpretation bei mir großen Eindruck. Deshalb besorgten wir uns kurzfristig noch Karten für die heutige Traviata-Aufführung, die sich neben dem Einsatz von Frau Kajtazi als Violetta auch wegen des kurzfristig aus London als Ersatz für Pavol Breslik eingeflogenen Tenors Stephen Costello zu besuchen anbot. „Giuseppe Verdi, La Traviata,
Staatsoper Hamburg, 17. März 2022“
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Kopf ab!

Staatsoper Hamburg, 16. März 2022
Giacomo Puccini, Turandot

Foto: Hans Jörg Michel ©

von Harald N. Stazol

Ich hoffe, als in der Wolle gefärbter, überzeugter Alice-Schwarzer-Feminist nicht der Misogynie bezichtigt zu werden, wenn ich konstatiere:

Wenn die einzige Antwort einer Frau auf jede kleinste Kleinigkeit ein beständiges “Kopf ab!” ist, hat man es entweder mit einer Eppendorfer Hysterikerin zu tun, wenn Gucci am Neuen Wall Inventur hat – oder eben mit Prinzessin Turandot.

Naja, die Tochter des Kaisers von China ist ja eher traumatisiert, aber, glauben Sie mir, bei manchen Frauen changiert das, von einem ins andere, bzw., wie es in der Psychologie heisst, “rapid cycling”, – haben doch schon Hippokrates, ja, und auch Paracelsus den Sitz der Hysterie in der Gebärmutter vermutet, daher ja auch der Name, aber wir schweifen ab…

Also besser in den Kaiserpalast in Peking – und was für ein Palast das ist, hier auf dem Prospekt der Hamburger Staatsoper, in einer Aufführung, die einen mit geradezu patriotischem Stolz auf unser Haus und sein Orchester, ja, eine auch im internationalen Vergleich phantastische Besetzung, die sich neben dem “Festival d’Orange” 2012 – eben auch ob der luxuriösen Ausstattung – oder der Inszenierung an der Metropolitan Opera 1988 oder 2017 oder durchaus sehen lassen kann, nur das in New York natürlich bei gigantischer Bühne ein ganz anderer Etat vorliegt…

https://guanqunyu.com

Denn da kommt sie ja her, dieser Schatz, dieses Juwel, diese Trouvaille von Stimme: Guanqun Yu, ich erkläre sie hiermit zu unserer Hamburger Staats-Sopranistin! Ich wies an anderer Stelle schon auf diese fast fliegende Leichtigkeit, mit der sie jede Schwierigkeit mit Bravour nimmt. Wobei schon erstaunlich ist, dass sie als Liù in der Todeszene wirklich mit völlig zerzausten Haaren, von den Schergen übelst hin und her gestoßen wird, hat man sie doch keine drei Tage zuvor beim Ukraine Abend hören können, da allerdings ganz gesittet, aber eben im Abendkleid.

„Giacomo Puccini, Turandot,
Staatsoper Hamburg, 16. März 2022“
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