Pretty Yende adelt eine missratene Johannes-Erath-Inszenierung

Foto: Pretty Yende nach Ende der Vorstellung (Foto: RW)

Staatsoper Hamburg, 9. Dezember 2021

Noch beeindruckender ist Yendes gesangliche Gestaltung. Weich, rund und farbenreich klingt die Stimme, mit wunderbarem Legato und Messa-di-voce-Kultur bewältigt sie die schwierigen Passagen der Violetta, vor allem aber gelangen ihre engelgleichen Piani wie direkt aus der Seele zu den Zuhörern.

von Dr. Ralf Wegner

Selten habe ich eine so missratene Inszenierung gesehen, und sie wird seit 2013 unverändert zur Beschwernis der Sängerinnen und Sänger aufgeführt. Von einem Bühnenbild ist nicht zu sprechen, die gesamte Bühne einschließlich Seiten- und Hinterbühne ist leergeräumt. Die sängerische Immission verpufft daher weitgehend auf dem ohne Bühnenaufbauten resonanzlosen Podium. In der Mitte kreist eine Drehscheibe, auf der die Protagonisten, auch während schwieriger Arien in Bewegung bleiben. Sie werden damit zu einer Mobilität gezwungen, die sich nicht aus dem musikalischen Vorgang herleiten lässt und diesen stört. „Giuseppe Verdi, La Traviata,
Hamburgische Staatsoper, 9. Dezember 2021“
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Weihnachtliche Stimmung in der Staatsoper Hamburg

Bühnenbild von Jürgen Rose zum Nussknacker, mittig Silvia Azzoni (Esmeralda), rechts Greta Jörgens und David Rodriguez (La Fille du Pharaon) (Foto RW)

Manches sticht heraus, so Alexandre Riabkos unglaubliche  Mühelosigkeit, mit der er Emilie Mazońoder Madoka Sugai (Der chinesische Vogel)  partnert, die Leichtigkeit der Sprünge von Christopher Evans, nie hört man seinen Bodenkontakt, die Eleganz von Anna Laudere bei ihren Figuren oder die tänzerische Strahlkraft von Silvia Azzoni als Esmeralda.

Hamburg Ballett, John Neumeier

Der Nussknacker
Musik: Peter I. Tschaikowsky

Hamburger Staatsoper, 30. November 2021

von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Bis auf den letzten Platz ausverkauft, wie auch die folgenden Aufführungen dieses Balletts, so etwas hat man seit fast zwei Jahren nicht mehr erlebt. Vor den Eingängen bildeten sich lange Schlangen, 2G wurde überprüft; im Haus eine festliche Stimmung mit zahlreichen Kindern und auch vielen Jugendlichen und jungen Leuten. Es gab schönes zu sehen, sowohl tänzerisch, als auch das von Jürgen Rose geschaffene Bühnenbild sowie die opulenten Kostüme.

Emilie Mazoń war wieder Marie, ein junges, an der Schwelle zur jungen Frau stehendes Mädchen, deren zwischen unbändiger Freude, Schüchternheit und Neugier wechselnden Gemütszustände von der Tänzerin mit großer Empathie gezeigt wurden. Marie feiert Geburtstag; alle kommen, auch der Tanzlehrer Drosselmeier (Alexandre Riabko), ihre Schwester Louise (Anna Laudere, auch Primaballerina), deren Freund Günther (Christopher Evans, auch Premier Danseur) und viele andere. Günther, den Marie anhimmelt, schenkt ihr einen Nussknacker, Drosselmeier Ballettschuhe. „Peter I. Tschaikowsky, Der Nussknacker, Inszenierung John Neumeier,
Staatsoper Hamburg, 30. November 2021“
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„Elektra“-Premiere in Hamburg: Buh-Rufe für Kent Nagano und das Orchester

Dafür aber umso mehr Applaus und Bravo-Rufe für die drei Sängerinnen in den Hauptrollen, und das absolut verdient! Leider ist bei Richard Strauss der Klang aus dem Graben mindestens genauso wichtig wie der von der Bühne. Für eine richtig gute „Elektra“ hätte es auch ein richtig gutes Orchester und einen ebenso guten Dirigenten gebraucht.

Foto: Jennifer Holloway, Aušrinė Stundytė, © Monika Rittershaus

Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)

Elektra
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

Die Serie der überzeugenden Premieren am Gänsemarkt wird fortgesetzt – vor allem auf der Bühne. Sehr solide Leistungen der Solo-Partien, weniger so aus dem Graben. Trotzdem eine sehr sehenswerte „Elektra“. Und endlich wieder mit Bravo- und Buh-Rufen für das Regie-Team – und sogar für den Dirigenten!

von Johannes Karl Fischer

Die letzten drei Premieren an der  Staatsoper Hamburg – „Agrippina“, „Les Contes d’Hoffmann“ und „Die Entführung aus dem Serail“ – waren alle sehr überzeugend, sängerisch wie szenisch. Und nun also endlich die „Elektra“, die eigentlich am  26. April 2020 dran sein sollte, seitdem aber mindestens dreimal aufgeschoben wurde.

Mit Aušrinė Stundytė und Violeta Urmana standen gleich zwei Sängerinnen der Ausnahme-Klasse auf der Besetzungsliste der Premiere. Vor allem Stundytė in der Titelrolle ist für diese eine Luxus-Besetzung – nicht umsonst hat sie zwei umjubelte Spielzeiten in Salzburg in dieser Rolle hinter sich. Auch an der Elbe war sie sehr überzeugend. Sängerisch eine Glanzleistung – vor allem in den Höhen – und ein sehr selbstbewusster Auftritt. Im Vergleich zu Salzburg vor 3 Monaten hat sie zwar einen Gang zurückgeschaltet. Aber das wäre in diesem Haus auch zu viel gewesen. Diese Sängerin möchte man in Hamburg – wie überall anders – gerne wieder hören! „Elektra, Richard Strauss,
Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)“
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Richard Strauss’ „Elektra“ überzeugt als großbürgerliches Drama mit kriminellem Ende

Das Elektra-Ensemble nach der Vorstellung: Mit schwarzer Mütze Lauri Vasar (Orest), danach Jennifer Holloway (Chrysothemis), Aušrinė Stundytė (Elektra), Violeta Urmana (Klytämnestra) und John Daszak (Aegisth) (Foto RW)

Wie Violeta Urmana der Klytämnestra darstellerisch innere Glaubwürdigkeit verleiht und zudem noch stimmliche Kompetenz zeigt, ist bewunderungswürdig. Ihr steht aber auch eine nicht minder beeindruckende, aggressiv-neurotische Elektra gegenüber, die mit Aušrinė Stundytė herausragend besetzt ist.

Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)

von Dr. Ralf Wegner

Das antike, heroische, götterbestimmte Atridendrama um Agamemnon, seine Ehefrau Klytämnestra, deren Liebhaber Aegisth, und den Kindern Iphigenie, Elektra, Chrysothemis und Orest ist uns durchaus bekannt: Der Vater opfert Iphigenie aus politischen Motiven, Klytämnestra und Aegisth erschlagen Agamemnon. Orest wird als Kleinkind zu Bauern gegeben, Elektra will ihren Vater rächen, Chrysothemis eine bürgerliche Existenz aufbauen.

Jennifer Holloway (Chrysothemis), Aušrinė Stundytė (Elektra) und Violeta Urmana (Klytämnestra) (Foto: Monika Rittershaus)

Da alles göttlich vorbestimmt ist, konnten wir uns als Zuschauer wohlig zurücklehnen und mit Elektra fühlen, zumal wenn sie von einer Grande Dame der Opernkunst wie Birgit Nilsson gesungen und gespielt wurde. Wir gaben uns dem Rausch der Musik und der Stimmen hin und verließen damals beflügelt das Theater. „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Hamburg, 28. November 2021 (PREMIERE)“
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„Wahnsinn“ – ins Blut, ins Mark geht der erste Ton... und man ist Lise Davidsen sofort verfallen!

Foto: Regina Ströbl

Hamburgische Staatsoper, 19. November 2021
Lise Davidsen, Sopran, und Bryan Wagorn, Klavier

„The Art of Lise Davidsen“ – ein Abend mit Liedern und Arien 

von Dr. Andreas Ströbl

Nüchtern kann man über diesen Abend nicht berichten. Was für eine Stimme! Und was für ein Ausdruck! Dazu die einnehmende sympathische Erscheinung dieser skandinavischen Naturgewalt! So mancher Ehemann mochte sich auf dem Heimweg von seiner Gattin fragen lassen, ob sie sich Sorgen machen müsse – zumindest dem Rezensenten ging es so.

In der Tat ist Lise Davidsen ein Weltstar zum Verlieben. Man weiß gar nicht, welche ihrer Eigenschaften beim Schwärmen zuerst hervorgehoben werden müssen. Ob es ihr unglaubliches stimmliches Volumen ist, zumal in den Höhen und der Mittellage, oder ihre Vielseitigkeit im Ausdruck, verbunden mit einer angemessenen mimischen und gestischen Darstellung, oder ihre erfrischend natürliche Art, fernab jeglicher Allüren. „Lise Davidsen, Bryan Wagorn, „The Art of Lise Davidsen“,
Hamburgische Staatsoper, 19. November 2021“
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Stehende Ovationen für eine großartige Sängerin

Hamburgische Staatsoper, 19. November 2021
Lise Davidsen, Sopran, und Bryan Wagorn, Klavier

Es gibt sicher wärmere, engelgleichere Stimmen; was Davidsen aber vor allem auszeichnet, ist ihr Vermögen, den gesungenen Text zu beseelen, die in den Arien steckenden Emotionen direkt zum Herzen der Zuschauer zu transportieren.

von Dr. Ralf Wegner

Was für eine Stimme, welcher Schalldruck, der das Haus flutet, welch eine dunkel timbrierte, auch noch in der Tiefe klingende Stimme, kraftvoll wie blauer Stahl, mit was für einem Farbenreichtum und welchen Gestaltungsmöglichkeiten. Frau Davidsen begann mit der Arie der Leonora Pace, pace, mio Dio aus Verdis „Macht des Schicksals“ und überzeugte mit enormer Durchschlags­kraft, farbenreicher, ausgeglichener Mittellage und klangvollen Höhen. Das ging unter die Haut und stimmte das Publikum in einen besonderen, an der Hamburgischen Staatsoper lange nicht erlebten Gesangsabend ein. „Lise Davidsen, The Art of Lise Davidsen,
Hamburgische Staatsoper, 19. November 2021“
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Staatsoper Hamburg: ein ambitionierter, aber nicht überzeugender Abend mit einem Startenor

Roberto Alagna in der Hamburgischen Staatsoper, 12. November 2021

Foto: Roberto Alagna, © wikipedia.de

Von der einstmals glanzvollen, berückenden Stimme Alagnas waren an diesem Abend allenfalls noch Reste vorhanden. Gleichwohl, der Mehrheit des Publikums hat es, gemessen am Zwischen- und Schlussbeifall, gefallen.

von Dr. Ralf Wegner

Die Vorstellung war nur schwach besucht. Das mag auch an dem Titel der Aufführung gelegen haben: The Art of Roberto Alagna. Manch einer dachte wohl, der Tenor hätte sich mittlerweile der bildenden Kunst verschrieben und würde seine malerischen Werke vorstellen. Dem war nicht so. Zuletzt hatten wir Alagna vor drei Jahren gehört, als er um Manricos hohes C rang, unterstützt von einem gnädigen Pariser Publikum. An diesem Abend hatte sich der 58 Jahre alte Sänger ein umfangreiches, ambitioniertes Arienprogramm ausgesucht, allerdings ohne entsprechend exponierte Höhen. Es begann mit Barockmusik (Pergolesi, Arie des Ascanio) und endete nach einigen Arien aus dem romantischen Repertoire mit einer Komposition seines Bruders David Alagna.

Der Anfang war erschreckend, Alagnas Stimme klang brüchig, ohne Glanz oder Schmelz, eng, zuweilen blechern in der Höhe und mit tonlosen, kaum wahrnehmbaren Piani. Unschön gerieten Händels Ombra mai fu und Glucks Arie des Orfeo Che farò senza Euridice. Mit wenig Wohlklang gestaltete Alagna Mozarts Arie des Ferrando Un’aura amorosa. Auch das eher lyrische Ach so fromm aus Flotows „Martha“ war nicht schön anzuhören. „Roberto Alagna in der Hamburgischen Staatsoper, 12. November 2021“ weiterlesen

Tiefenspannend und emotional überwältigend

Foto: Ralf Wegner

Staatsoper Hamburg, 3. November 2021
Hamburg Ballett, Glasmenagerie

Nach der Vorstellung: Olivia Betteridge (Betty, Jims neue Freundin), Lizhong Wang (Ensemble), Marc Jubete (Malvolio, Barmann), schräg dahinter Yaiza Coll (Ensemble), Patricia Friza (Amanda Wingfield, Lauras und Toms Mutter), Christopher Evans (Jim O’Connor, Toms Freund), Alina Cojocaru (Laura Rose Wingfield), Luciano Di Martino (Musikalische Leitung), Andrej Urban (Tom als Kind), Félix Paquet (Tom Wingfield), schräg dahinter Stacey Denham (Ozzie, Kindermädchen von Tom und Laura), Edvin Revazov (Tennessee, Toms Alter Ego), David Rodriguez (Das Einhorn)

Man muss sich auf die Einzelschicksale und deren Verstrickungen in das Leben, auf ihre Hoffnungen und Enttäuschungen einlassen. Das erfordert vom Zuschauer Konzentration auf die von Neumeiers Ensemble überzeugend ausgeloteten seelischen Innenwelten der Protagonisten.

von Dr. Ralf Wegner

Im Januar vor einem Jahr sah ich dieses Ballett zum ersten Mal, war zunächst skeptisch, wurde dann aber emotional überrollt. Von der großartigen Leistung Alina Cojocarus als Laura, von dem beeindruckenden Können der anderen Tänzerinnen und Tänzer, vor allem aber von der genialen Choreographie Neumeiers einschließlich des von ihm ersonnenen Bühnenbildes, der Kostüme und der Lichtregie.

Oben steht Tiefenspannend, d.h. der Reiz des Stücks liegt nicht in narrativen, nach vorn drängenden, die Longitudinalspannung steigernden Szenen; vielmehr muss man sich auf die Einzelschicksale und deren Verstrickungen in das Leben, auf ihre Hoffnungen und Enttäuschungen einlassen. Das erfordert vom Zuschauer Konzentration auf die von Neumeiers Ensemble überzeugend ausgeloteten seelischen Innenwelten der Protagonisten.

„Hamburg Ballett, John Neumeier, Glasmenagerie
3. November 2021“
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Ein Freude und Lebenslust hinterlassendes Ereignis: John Neumeiers Bernstein Dances beim Hamburg Ballett

Staatsoper Hamburg, 22. Oktober 2021
Hamburg Ballett, Bernstein Dances

Foto: Nach der Aufführung: Sebastian Knauer (Klavier), Félix Paquet , Dorothea Baumann (Sopran), Bosse Vogt (Bariton), Garrett Keast (musikalische Leitung), Hélène Bouchet, Christopher Evans, Emilie Mazoń, Jacopo Bellussi, Tai Murray (Violine), David Rodriguez

Aber nicht nur die Protagonisten glänzen in dieser vor Tanz überquellenden Ballettrevue, auch aus der zweiten Reihe kommt Beeindruckendes, wie ein kleines Solo am Bühnenrand von Artem Prokopchuk dargeboten oder von Atte Kilpinen, der sich mit hoher Drehkraft wie ein kleiner Tornado in die Doppeldrehung wirft.

von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Neumeier nennt sein Stück Ballettrevue. Es beginnt mit der unter Garrett Keast vom Philharmonischen Staatsorchester mitreißend gespielten Candide-Ouvertüre, während der Aufnahmen vom Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein wechselnd aufleuchten. Bernsteins Candide-Ouvertüre wird nach der Pause wiederholt, unter Begeisterung auslösendem Einsatz des gesamten Ballettensembles.

Eine stringente, quasi biographische Handlung gibt es nicht: Ein junger Mann (Christopher Evans) kommt nach New York, findet Freunde, lernt ein junges Mädchen (Emilie Mazoń) und eine Frau (Hélène Bouchet) kennen, gibt sich ganz der Lebensfreude und der Aura dieser Riesenstadt hin. Später, beruflich arriviert, treten wechselnde Paarbeziehungen, wie das Leben sie schreibt, hinzu; immer sinnlich-verführerisch begleitet von Love (David Rodriguez), der als Eros und Muse die Fäden knüpft.

Wo soll man anfangen? Christopher Evans ist als Tänzer großartig, zudem ein charismatischer Darsteller eines jungen Mannes aus der Provinz, der die Welt für sich gewinnen will.

Emilie Mazoń tanzt mit einer gewissen kecken Scheu das junge Mädchen; aber nicht sie, sondern Hélène Bouchet erobert und verliert ihn wieder. Einer Königin gleich tritt sie auf. Unauffällig, dennoch die Blicke auf sich ziehend, zelebriert sie mit hinreißender Eleganz ihre raumgreifende Kunst; sie erinnert an die im Filmgewerbe als Rita Hayworth bekannt gewordene US-amerikanische Tänzerin Margarita Cansino.

Die dritte im Bunde ist Madoka Sugai. Wie sie die moderne Tanztechnik im Stück A Little Bit in Love beherrscht, ist einfach umwerfend, ebenso beeindruckt ihr Tanzpartner Félix Paquet mit einem großen Solo zu Bernsteins Wrong Note Rag. Der erst kürzlich mit dem italienischen Tanzpreis „Premio Nazionale Sfera d’Oro per la Danza“ ausgezeichnete Jacopo Bellussi, dem sich Evans alias Bernstein zeitweilig verbunden fühlt, fügte sich nahtlos in das Terzett der miteinander verbundenen Paare ein.

Foto: Christopher Evans

„Hamburg Ballett, John Neumeier, Bernstein Dances
22. Oktober 2021“
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Eine sehr schöne Lucia in Hamburg... aber sie ist noch Meilen entfernt von der unvergleichlichen Edita Gruberova

Staatsoper Hamburg, 19. Oktober 2021, PREMIERE
Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor

Eine wirklich sehenswerte Inszenierung: Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor an der Hamburgischen Staatsoper, Premiere vor Publikum am 19. Oktober 2021

Allerdings darf man nicht an die Vorgängerinnen auf dieser Bühne erinnern wie Renata Scotto, June Anderson, Elena Moşuc, auch an das ehemalige Hamburger Ensemblemitglied Ha Young Lee denken, vor allem aber nicht an die als Lucia unvergleichliche Edita Gruberova, die stimmliche Leuchtraketen in den Raum schoss, die sich über dem Publikum mit einem farbigen Glitzerwerk entluden. Ihr plötzlicher Tod, der am Montag bekannt wurde, erfüllt uns mit tiefer Trauer. 

Foto nach der Aufführung: Daniel Kluge (Normanno), Seungwoo Simon Yang (Lord Arturo Bucklaw), Alexander Roslavets (Raimondo Bidebent), Venera Gimadieva (Lucia), Oleksiy Palchykov (Sir Edgardo di Ravenswood), Alexey Bogdanchikov (Lord Enrico Ashton), Kristina Stanek (Alisa)

von Dr. Ralf Wegner

Nun also auch vor Publikum: Amélie Niermeyers Lucia di Lammermoor. Es beginnt, bevor sich der Vorhang öffnet, mit einer Großbildprojektion; eine weibliche Aktivistengruppe wendet sich tänzerisch und verbal gegen männliche Vorherrschaft, schreit das sie betreffende Unglück aus sich heraus. Das führt bei manchen im Publikum zu Unmutsäußerungen, andere reagieren mit Bravi. Es passt aber zum Inhalt der Oper; es geht um Lug und Betrug an der Frau zugunsten des Mannes. So sieht es zumindest Amélie Niermeyer. „Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor
Staatsoper Hamburg, 19. Oktober 2021, PREMIERE“
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