10 Fragen an die Jazzsängerin Tuija Komi: "Ich möchte draußen singen, auch im Wasser – ich bin am See aufgewachsen, nee, IM See, schließlich habe ich fast Kiemen"

Die gebürtige Finnin Tuija Komi hat in ihrem Heimatland Betriebswirtschaftslehre studiert und kam 1992 erstmalss für ein Praktikum nach Deutschland. Sie hing mit 37 Jahren ihren Job als IT-Projektmanagerin an den Nagel und studierte Jazz- und Popgesang in Frankfurt. Seitdem ist die Wahl-Münchenerin als Jazzsängerin selbständig. Sie arbeitet gelegentlich als Sprecherin für finnische Hörbücher und E-Learning Programme. Tuija Komi moderiert Festivals und gibt Workshops. Die gutgelaunte Finnin ist eine leidenschaftliche Gesangspädagogin, sei es in Form von Einzelunterricht oder des von Bobby McFerrin entwickelten Circle Singing in Gruppen oder Body Percussion nach Keith Terry. Im Jahr 2014 legte sie einen beeindruckenden Auftritt bei „The Voice of Germany“ hin. Seit 2009 hat Tuija Komi fünf CD’s aufgenommen, zuletzt mit ihrem Quartett „Midnight Sun“ (Bauer Studios) als Hommage an ihre Heimat „Music from the Land of the Midnight Sun“ – als Gast spielte der Welt-Star Trompeter Dusko Goykovich. Ihre umfangreiche Konzerttätigkeit führte sie in München wiederholt in den Jazzclub Unterfahrt sowie in den Bayerischen Hof, aber auch nach Regensburg, Flensburg, Berlin, Köln, Hamburg, Lindau, Hof, Potsdam, Finnland, Italien, Spanien, Portugal und New York. Das nordische Energiebündel singt an der Seite des moldawischen Akkordeonvirtuosen Vlad Cojocaru im Duo Jazzango eine cool-feurige Melange aus internationalen Tangos und Bossa nova. Tuija Komi hat sich schon frühzeitig mit ihrem Mann in die gemeinsame Wohnung in München zurückgezogen, um der Corona-Pandemie die Stirn zu bieten.

Interview: Dr. Petra Spelzhaus

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Tuija Komi: Vor einem Jahr war ich als Sängerin auf der Bühne aktiv, ich habe diverse Konzerte gesungen im Jazzclub Ehingen, im Kaiserkeller in Detmold und im Pfarrstadl in Weßling. Ich habe meinen Gesangsunterricht aufgebaut und mich dafür weitergebildet. Ansonsten war ich mit Akquise beschäftigt und habe Kurse gegeben, unter anderem im Circle Singing  – das macht mega Spaß! Im April 2019 war ich wie die vorangegangenen Jahre auch zum Netzwerken bei der internationalen Jazzmesse „Jazzahead“ in Bremen. „10 Fragen an Tuija Komi
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10 Fragen an den Organisten Marek Stefański:  "Ich möchte das Wort 'Corona' lieber mit einer schönen Orgelstimme assoziieren "

Marek Stefański wurde 1969 in Rzeszów in Südostpolen geboren. 1994 absolvierte er mit Auszeichnung das Orgelstudium an der Musikhochschule in Krakau. Sein Konzertdebut gab er gleich zu Beginn des Studiums mit zwei Konzerttourneen in Europa – sowohl als Solist als auch Orgelbegleiter des Akademischen Chors „Organum“. Die erfolgreiche Teilnahme an berühmten internationalen Festivals der Orgelmusik öffnete ihm die Türen der Konzerthäuser und großer Kirchen in Europa und weltweit (zum Beispiel in den USA, in Israel und Russland).  Seit 1996 ist Marek Stefański als Organist der Marienkirche in Krakau tätig, wo er zu Gottesdiensten spielt und mehr als ein Dutzend Konzerte pro Jahr gibt. Seit 1999 führt er die Orgelklasse an der Musikhochschule Krakau. Er ist ein großer Verfechter der polnischen Orgelmusik, insbesondere des 20. Jahrhunderts, die er zusammen mit seinen Improvisationen aufführt. Außerdem macht er zahlreiche Aufnahmen für den Polnischen Rundfunk sowie für Plattenfirmen. Neben seinen Aktivitäten als Solist arbeitet Stefański  mit Chören, Sängern und Instrumentalsolisten zusammen.

von Jolanta Lada-Zielke
Foto: Konrad Mika (c)

 Was hast Du vor einem Jahr getan und wie sieht heute Dein Alltag aus?

Genau zu dieser Zeit war ich vor einem Jahr in der bezaubernden Stadt Kościan bei Posen in Großpolen, wo ich die Jury eines landesweiten Jugendmusikwettbewerbs leitete, Kurse im Bereich Orgelimprovisation und liturgisches Spielen für lokale Organisten durchführte und Orgelkonzerte in schönen Kirchen gab. Ich bin seit mehreren Jahren mit dieser Veranstaltung verbunden. Aus heutiger Sicht hat sich im Vergleich zum Vorjahr zunächst die Perspektive geändert. Es ist nicht bekannt, wann wir zur Konzertaktivität und an die Hochschulen zurückkehren können. Daher ist es schwierig zu bestimmen, welche der Konzertpläne und Verpflichtungen umgesetzt werden können und wie groß die Wartezeit sein wird. Diese Unwissenheit und Ohnmacht angesichts einer solch unerwarteten Situation stört am meisten. Wie wahr in diesem Zusammenhang scheint das Sprichwort zu sein, dass den Herrgott nichts mehr zum Lachen bringt als menschliche Pläne. „10 Fragen an den Organisten Marek Stefański
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10 Fragen an Patrick Hahn: "Ich freue mich auf die h-moll Messe von Bach – eines der größten Werke, die es gibt"

„Ich freue mich unbändig auf das erste Konzert, das ich nach der Krise wieder gebe. Das wird etwas ganz besonderes, befreiend, erlösend. Für Künstler wie für Publikum.“

Foto: Patrick Hahn, (c) Donauer

Der Dirigent, Komponist und Pianist Patrick Hahn wurde 1995 in Graz geboren und hat sich bereits als einer der vielversprechendsten Künstler seiner Generation etabliert. Seine internationale Präsenz hat in den letzten Spielzeiten sowohl im Konzertsaal als auch im Opernhaus exponentiell zugenommen.

Als Dirigent verbinden ihn Zusammenarbeiten mit Orchestern und Opernhäusern wie den Münchner Philharmonikern, den Klangkörpern des Bayerischen Rundfunks, dem Gürzenich-Orchester Köln, der Dresdner Philharmonie, der NDR Radiophilharmonie, den Wiener Symphonikern, der Camerata Salzburg, dem klangforum Wien, dem Luzerner Sinfonieorchester, der Opéra de Rouen Normandie oder der Bayerischen Staatsoper. Als Pianist konzertierte er mit dem Mozarteumorchester Salzburg oder als Liedbegleiter im Wiener Musikverein, für die Spielzeit 2017/18 war Patrick Hahn außerdem Solorepetitor an der Staatsoper Hamburg. In enger Zusammenarbeit mit Kirill Petrenko übernahm er 2019 die Einstudierung der Neuproduktionen von „Salome“ und „Die tote Stadt“ an der Bayerischen Staatsoper.

Interview: Barbara Hauter

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht ihr Alltag heute aus?

Patrick Hahn: Vor einem Jahr war eine spannende Zeit. Ich war zur Wiederaufnahme der Kinderoper „Kannst Du pfeifen, Johanna“ an der Bayerischen Staatsoper und parallel dazu an der Elbphilharmonie mit den Hamburger Symphonikern. Da habe ich meinen ersten Bruckner, seine 7. Sinfonie, dirigiert. Mein letztes Projekt vor dem Lockdown war als Assistent von Kirill Petrenko bei „Fidelio“ in Baden-Baden. Wir waren kurz vor den Endproben, der Chor sollte noch dazukommen. Da wurden wir herausgerissen. Ob wir es jemals szenisch aufführen werden, ist ungewiss.

Jetzt lebe ich bei meinem Eltern in der schönen Steiermark. Zum Glück bin ich nicht heimatlos geworden, denn ich war gerade im Umzug zwischen zwei Wohnungen. Die in Hamburg hatte ich schon aufgegeben, die neue in Wien ist noch eine Baustelle. Nun kann ich machen, wofür ich vorher nie Zeit hatte: mit der Familie Kartenspielen zum Beispiel. Ich arbeite auch musikalisch, aber nicht so unter Hochdruck wie normalerweise, eher verlangsamt. Bis Ende Juni gebe ich keine Konzerte, dann stünden die Salzburger Festspiele an. Dafür bereite ich eine Uraufführung mit dem Young Singers Project vor, eine Oper namens „Vom Stern, der nicht leuchten konnte“. Wenn die Festspiele ausfallen, dann geht es für mich erst im September weiter. „10 Fragen an Patrick Hahn
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„Einfach die Emotion machen lassen, vor allem bei Wagner“

Interview am Donnerstag 10: Der Tenor Andreas Schager
Foto: www.andreas-schager.info

Interview vom 13. September 2017 

Andreas Schager war der Parsifal in Bayreuth und in Hamburg. Die Stimme ölt er sich mit einem Tamino zwischendurch. Klassik-begeistert.de hat den sympathischen Österreicher zum Gespräch in der Hamburgischen Staatsoper getroffen. Im Interview spricht der Tenor über seine Operettenvergangenheit und erklärt, warum er sich dem Siegfried auf besondere Weise verbunden fühlt und was die Kühe auf dem heimischen Bauernhof damit zu tun haben. Außerdem verrät er, warum Sänger manchmal wie Babys sein müssen und richtet einen Appell an alle Klassik-Begeisterten.

klassik-begeistert.de: Herr Schager, im vergangenen Jahr haben Sie an der Hamburgischen Staatsoper den Erik in Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ gesungen. Nun kehren Sie zurück für den „Parsifal“. Wie geht es Ihnen als Österreicher in Norddeutschland?

Andreas Schager: Ich komme jedes Mal gerne zurück. Ich liebe den Norden, ich mag auch die Mentalität der Leute hier, dieses „geradeheraus“, und Hamburg hat wahnsinnig viel Charme. Ich lebe teils in Berlin, teils in Wien. Meine Familie ist in Wien, aber ich habe auch eine Wohnung in Berlin, weil ich dort Ensemblemitglied an der Staatsoper bin. In Hamburg bin ich jetzt zum dritten Mal. 2013 habe ich mit Simone Young den Rienzi in der Laeiszhalle gesungen. Das war damals eigentlich schon in der Elbphilharmonie geplant, aber da war es noch nicht spruchreif, dass sie fertig werden würde. „Interview am Donnerstag 10: Andreas Schager, Tenor“ weiterlesen

10 Fragen an Nadine Lehner: "Mit meinem Sohn höre ich Kinderlieder und tanze mit ihm dazu, das macht Laune!"

„Ich denke bewusster darüber nach, was ich gerade wirklich brauche und bemerke, dass es nicht so schwer ist, sich auch mal einzuschränken. Die Rückbesinnung auf die Familie und die intensive Zeit mit meinem Kind genieße ich sehr.“

Nadine Lehner, geboren in Bayern, absolvierte ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Norma Sharp. 2002 debütierte sie an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin als Papagena in Mozarts „Zauberflöte“ und sang dort weitere Rollen während ihres Studiums unter namhaften Dirigenten. Gastverträge führten sie später unter anderem an die Deutsche Oper Berlin, ans Theater Bonn, zu den Salzburger Festspielen sowie nach Kanada, China und Singapur, wo sie auch mit Peter Ruzicka, Ivor Bolton oder Kent Nagano arbeitete. Zuletzt sang sie an der Nationaloper Athen  unter Vassili Christopoulos Marie im „Wozzeck“.  Seit 2004 gehört Nadine Lehner zum Ensemble des Theaters Bremen und sang dort große Partien ihres Fachs wie Agathe in „Der Freischütz“, Katerina in „Lady Macbeth von Mzensk“, Leonore in „Fidelio“ und Kundry in „Parsifal“, für deren Interpretation sie für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2017 nominiert war. Für ihre herausragenden Leistungen wurde ihr in Bremen  der Kurt-Hübner-Preis und der Silberne Roland verliehen. Nadine Lehner wurde kurz vor Beginn der Proben für „Jenufa“ am Bremer Theater aus ihrem beruflichen Alltag gerissen und betätigt sich jetzt als „Vollzeit-Mutter“ in Bremen.

Fotos: Esther Haase /  Thomas Ratzek (c)

von Dr. Petra Spelzhaus

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Vor einem Jahr habe ich in Bochum konzertant Kundry mit den Bochumer Symphonikern gesungen. Parallel dazu liefen in Bremen die Proben zu  „Die tote Stadt“ von Korngold, Regie führte Armin Petras,  die Premiere war Mitte April. Meine letzte Vorstellung im  Musiktheater Bremen hatte ich vor vier Wochen als Marschallin in Strauss‘ Rosenkavalier, wie sich herausstellte die letzte Aufführung des Theaters vor Corona… Zu Beginn des Jahres sang ich noch an der Nationaloper Athen die  Marie in Wozzeck. Die letzte Aufführung war Anfang Februar 2020.

Aktuell wären in Bremen gerade die Proben für Jenufa von Janàček gestartet. Stattdessen verbringe ich den Tag überwiegend zu zweit mit meinem Sohn. Zum Glück konnten wir seinen fünften Geburtstag vor der Kontaktsperre noch ausgiebig mit seinen Freunden feiern. Jetzt darf er gelegentlich eine Freundin sehen und vermisst den Kindergarten und seine weiteren Freunde. Mein Mann ist mit seiner Arbeit als Leiter einer Rehaeinrichtung für Suchtkranke voll im Einsatz. „10 Fragen an Nadine Lehner
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10 Fragen an den Kirchenmusiker und Dirigenten Thomas Dahl: "Ich wünsche mir eine Wertschätzung so vieler Dinge, die für uns selbstverständlich geworden sind"

Thomas Dahl, geboren in Tönning (Nordfriesland / Schleswig-Holstein), Studium in Hamburg, Stuttgart, Paris und Chicago. Seit 1996 Kantor und Organist an der Hauptkirche St. Petri zu Hamburg und Dirigent des Hamburger Bachchores. Konzerttätigkeit in den meisten europäischen Ländern, den USA und Japan. Im Juni 2019 führte Thomas Dahl mit dem Symphonischen Chor Hamburg auf Gozo (Malta) „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartoldy und „Carmina Burana“ von Carl Orff auf.

sankt-petri.de/kirchenmusik-und-kultur
hamburger-bachchor.de

klassik-begeistert.de: Moin, moin, lieber Thomas, nach Hamburg. Wie geht es Dir und Deiner Familie?

Thomas Dahl: Herzlichen Dank der Nachfrage. Alle sind wohlauf.

Nenne bitte drei Schlagworte, wenn Du das Wort Corona hörst.

Was trägt, was hilft, was verbindet?

Welches sind die einschneidendsten Veränderungen seit Ausbruch der Corona-Pandemie?

Die große Herausforderung an uns Musiker in der Kirche ist es, unsere Gemeinden und Zuhörer auf digitalem Wege anzusprechen. In angemessener Frequenz, in einem Format, das gut tut, in hoher Qualität. Und zwar jetzt. „10 Fragen an den Kirchenmusiker und Dirigenten Thomas Dahl
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10 Fragen an die Sopranistin Sara Jakubiak: „Ich hoffe, das Corona-Virus wird ein großer Weckruf für uns alle sein“

„Oper zu singen ist wie ein Sport. Man muss mit Gesangsübungen und Rollen trainieren. Es hilft dabei, wenn man auch ins Fitnessstudio geht!“

Sara Jakubiak ist polnischer und deutscher Abstammung und stammt ursprünglich aus Bay City in Michigan, USA. Während ihrer Karriere als Softballspielerin, die sogar zwei Staatsmeisterschaften in den USA gewann, war noch nicht absehbar, dass sie einmal als Opernsängerin die Bühnen dieser Welt erobern würde. Nach ihrem Gesangsstudium an der Yale University und am Cleveland Institute of Music erhielt sie bereits 2007 den von der Santa Fe Opera verliehenen „Judith Raskin Memorial Award“. Für die ganz große Karriere wagte Sara Jakubiak dann den Schritt über den großen Teich, um dort behutsam und schrittweise an ihrer musikalischen Entwicklung zu feilen.

Nach ihren großen Erfolgen an der Oper Frankfurt zwischen 2014 und 2018 (u.a. als Tatiana in „Eugen Onegin“, Freia in „Das Rheingold“) zählt Sara Jakubiak mittlerweile zur Riege der gefragtesten Sopranstimmen in Europa. Einen glanzvollen Triumph feierte die Amerikanerin im Frühjahr 2018 an der Deutschen Oper Berlin in Christoph Loys Inszenierung von „Das Wunder der Heliane“ von Erich Wolfgang Korngold.  “Frau Jakubiak verfügt über einen herrlich expansionsfähigen, glanzvoll jugendlich dramatischen Sopran, eine luxuriöse, wandelbare, mit unendlichen Farben gesegnete Stimme, wie sie nur alle zwanzig Jahre einmal auftaucht” – so beschrieb der onlinemerker die Interpretation der Heliane durch Sara Jakubiak.

Auch als Eva in „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner an der Bayerischen Staatsoper in München unter Kirill Petrenko oder als Marietta/Erscheinung Maries an der Komischen Oper Berlin in einer Inszenierung von Robert Carsen wusste Sara Jakubiak die Kritiker zu überzeugen. Schon jetzt darf man sich auf ihre Doppel-Rolle als Venus und Elisabeth in „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ im Dezember 2020 und ihre Rückkehr als Heliane im Mai 2021, beides an der Deutschen Oper Berlin, freuen. Auch das amerikanische Publikum an der LA Opera in Los Angeles wird sich ab Oktober 2020 vom Können der Sara Jakubiak überzeugen können – dann wird sie an diesem Haus ebenfalls als Elisabeth im „Tannhäuser“ auf der Bühne stehen.

Mit ihrer farbenreichen, ungemein wandelbaren Stimme und ihrer ausdrucksstarken Bühnenpräsenz kann sich das Publikum in den kommenden Jahren noch auf viele musikalische Sternstunden mit der jungen Amerikanerin freuen.

Ingo Luther korrespondierte für klassik-begeistert.de mit Sara Jakubiak, die sich aktuell in New York City aufhält

Fotos: © Sara Jakubiak. All rights reserved.

Klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Sara Jakubiak:Das Leben ist voller Überraschungen und wir müssen diese annehmen. Mein aktuelles Leben ist für mich eine Überraschung und ein Traum. Jetzt ist das Leben mit Corona eine große Herausforderung für die Menschen auf der ganzen Welt. Hätte ich all das vor einem Jahr gewusst, würde ich heute vielleicht in einem anderen Job arbeiten, in dem ich meine Kreativität auf andere Art hätte nutzen können. Ich hätte mir auch gut einen Regierungsjob für mich vorstellen können; Amerika braucht heute mehr als je zuvor vernünftige Führungspersönlichkeiten.

Nennen Sie drei Schlagworte, wenn Sie das Wort Corona hören…

Dies ist ein sehr sensibles Thema, aber mal ehrlich: der Strand, Zitronen, Bier und California! – das sind meine Schlagworte, auch wenn ich an Corona erkrankt wäre, ich würde die gleiche Antwort geben. Mein Optimismus bleibt! „10 Fragen an die Sopranistin Sara Jakubiak
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10 Fragen an die Mezzosopranistin Lena Belkina: "Mein Lieblingskomponist ist Gustav Mahler – sein Lied 'Abschied' klingt gerade so aktuell, ich würde es jetzt noch bewusster singen"

Lena Belkina, russisch Elena Júriewna Belkina; * 27. November 1987 in Taschkent, Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik, ist eine ukrainisch-österreichische  Opern-, Konzert- und Liedsängerin (Mezzosopran). Lena Belkina wurde in Taschkent (Usbekistan) geboren und übersiedelte 1989 mit ihrer Familie in die Ukraine. Sie trat schon als Kind in ihrer Heimatstadt Dschankoj auf der Halbinsel Krim als Sängerin von Volksliedern auf. Mit 14 Jahren erhielt sie Gesangsunterricht und studierte dann von 2003 bis 2009 an der Tschaikowski-Musikakademie in Kiew. Nach Gewinn des ukrainischen internationalen Boris-Gmyria-Gesangswettbewerbs war sie von 2009 bis 2012 Ensemblemitglied der Oper Leipzig. Gleichzeitig studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig und erlangte 2012 den deutschen Studienabschluss mit Auszeichnung. Im Januar 2011 gab sie ihr Debüt am Palau de les Arts, Valencia, als Olga in Eugen Onegin. Als Rosina in Il barbiere di Siviglia an der Deutschen Oper am Rhein im Dezember 2011 machte sie erstmals als Rossini-Interpretin auf sich aufmerksam. 2012 stellte Lena Belkina in der Live-Verfilmung von Rossinis La Cenerentola durch Carlo Verdone die Hauptrolle dar. Die Vorführung und Fernsehübertragung dieses Films in mittlerweile über 150 Ländern machte sie international bekannt. Von 2012 bis 2014 war sie Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und trat dort auch als Cherubino in Le nozze di Figaro, als Flora Bervoix in La traviata und als zweite Elfe in Rusalka auf. Ihr anschließendes internationales Wirken hatte zunächst Hauptpartien in Opern von Rossini als Schwerpunkt. Bekanntheit außerhalb des Belcantofachs erlangte sie vor allem als Carmen bei den Bregenzer Festspielen 2017 und 2018. Auch mit osteuropäischem Repertoire war sie immer wieder präsent und stellte im März 2019 am Theater an der Wien die Titelrolle in Tschaikowskys selten gespielter Oper Die Jungfrau von Orleans dar.

Interview: Andreas Schmidt
Foto: Copyright Katharina Harris und Lilia Namysnik

klassik-begeistert.de: Servus Lena, schön, dass es Dir gut geht. Was hast Du vor einem Jahr getan, und wie sieht Dein Alltag heute aus?

Lena Belkina: Vor einem Jahr war gerade das Ende der Produktion von „Die Jungfrau von Orleans“ im Theater an der Wien, wo ich die Titelrolle sang. Ich habe diese Produktion und ihren Erfolg sehr genossen und bin immer noch sehr dankbar dafür, dass ich die Rolle der Johanna in meiner Repertoireliste habe. Heute sieht mein Alltag ganz anderes aus und das nicht nur, weil sich nahezu die gesamte Welt wegen der Corona-Pandemie in Ausnahmezustand befindet. Mein Mann und ich erwarten in den nächsten Tagen die Geburt unserer Tochter, auf die wir uns schon sehr freuen. „10 Fragen an die Mezzosopranistin Lena Belkina
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10 Fragen an Izabella Effenberg: "In der Krise werden die schlechtesten Eigenschaften herausgekehrt"

Die polnische Musikerin Izabella Effenberg zählt zu den wenigen Jazz-Vibraphonistinnen in Europa und ist die erste in Polen. Nach einem klassischen Schlagzeugstudium in Posen und Danzig absolvierte sie ein Jazzstudium und schloss einen Masterstudiengang in Jazz Mallets an der Musikhochschule in Nürnberg ab. Izabella Effenberg hat ein Faible für seltene Instrumente. So kommen bei ihren Auftritten neben dem Vibraphon zum Beispiel eine Array Mbira, eine große chromatische Kalimba und eine Glasharfe zum Einsatz. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Instrumenten und musikalischen Herausforderungen. Die achtfache polnische Karatemeisterin ist mit vielen namhaften Künstlern aufgetreten, unter anderem mit Tony Lakatos, Jan Lundgren, Magnus Öström, Lars Danielsson, um nur einige zu nennen. Sie begründete das Vibraphonissimo-Festival in Nürnberg. Die umtriebige Künstlerin verbringt nun ihre Zeit mit ihrem Ehemann und dem fast dreijährigen Sohn in der gemeinsamen Wohnung in Nürnberg.

Interview: Dr. Petra Spelzhaus
Fotos von Tomasz Kowalczuk (c) / wikipedia.de (c)

klassik-begeistert.de: Witam, pani Effenberg. Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Izabella Effenberg: Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht mehr genau erinnern, was ich im März 2019 gemacht habe. Der Januar und Februar sind durch das Vibraphonissimo-Festival immer sehr intensiv. Im März war ich wahrscheinlich mit einer Festivalvorbereitung, Gigs ausmachen und Üben beschäftigt. Ich habe auch die Gluck-Festspiele für den Juli 2019 vorbereitet. Ende März müsste ich im Urlaub in unserem Häuschen in Spanien gewesen sein. Heute verbringe ich die Zeit mit meinem Mann, der ebenfalls Musiker ist, und unserem Sohn daheim in Nürnberg. Wir wohnen nahe einem Naturschutzgebiet und verbringen viel Zeit dort, Spaziergänge oder Joggen. Ich habe den Garten aufgeräumt. Neuerdings kommt viel Licht durch unsere Fenster, da ich sie das erste Mal seit sechs Jahren geputzt habe. Gerade nehme ich mit Mulo Francel und anderen Musikern eine CD auf. Erfreulicherweise haben wir eine Produktionsgenehmigung unter Wahrung des Corona-bedingten Sicherheitsabstandes erhalten. „10 Fragen an Izabella Effenberg
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10 Fragen an den Bass-Bariton Carsten Wittmoser: "Ich habe Angst, dass viele Menschen alles wieder vergessen werden"

Der Bass-Bariton Carsten Wittmoser begann seine Karriere als festes Ensemblemitglied an der Staatsoper Stuttgart. Darauf folgten das Landestheater Linz, das Theater Freiburg und die Staatsoper Hamburg. Seither ist er freischaffend tätig. Seine Karriere führte ihn unter anderem zu den Bayreuther Festspielen, Luzern, dem Gergiev Festival in Rotterdam, dem Bard Summerscape in New York und zu Festspielen in Taiwan und Singapore. Er gastierte in einigen der wichtigsten Konzertsäle wie dem Musikverein in Wien, dem Sala Sao Paulo, dem Herkulessaal in München, dem Brucknerhaus in Linz, dem KKL in Luzern und der Carnegie Hall in New York. Er arbeitete unter anderem mit bedeutenden Dirigenten wie Christian Thielemann, Valery Gergiev, Mariss Jansons, Michael Boder, Simone Young, Ton Koopman, Pinchas Steinberg, Paavo Järvi, Semyon Bychkov, Sebastian Weigle, Dennis Russel Davies und James Levine.

Sein Repertoire umfasst Bass- und Bass-Bariton Partien wie Rocco und Pizarro in Fidelio, Don Basilio in Il Barbiere di Seviglia, Escamillo in Carmen, Scarpia in Tosca, die Bösewichte in Hoffmann und die Titelpartie in Der fliegende Holländer. 2016 debütierte Carsten Wittmoser an der Metropolitan Opera New York als Kurwenal in Tristan und Isolde unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Vor kurzem sang er seinen ersten Rheingold.Wotan mit der Transsylvanischen Staatsphilharmonie in Rumänien.

Barbara Hauter telefonierte für klassik-begeistert mit dem in Mexiko lebenden Bass-Bariton

klassik-begeistert.de: Was haben Sie vor einem Jahr getan, und wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Carsten Wittmoser: Vor einem Jahr habe ich mich auf ein Opern-Air-Konzert vor 20.000 Menschen in Mexico City vorbereitet. Da haben wir zusammen mit dem Orquesta Filarmónica de la Ciudad Verdis Requiem aufgeführt. Das ist eine Aktion, bei der wir Menschen, die sich sonst kein Ticket für eine Klassikaufführung leisten können oder einfach noch nie Klassik gehört haben, Zugang zu solchen monumentalen Werken bieten. Im Jahr davor haben wir Beethovens 9. auf dem Zócalo in Mexico City gegeben, auch vor ungefähr 20.000 Zuhörern. Väter haben ihre Kinder auf die Schulter genommen und die Menschen haben uns Gracias zugerufen. Das war sehr bewegend für mich. Ich kam mir vor wie ein Missionar der klassischen Musik. Heute bin ich mit meiner Familie zusammen zu Hause, in Querétaro, nördlich von  México City, und aufgrund der Coronasituation verlassen wir das Haus auch so wenig wie möglich. Eigentlich wollten wir Ende April wieder Beethovens 9. aufführen… „Interview: 10 Fragen an Carsten Wittmoser, Bass-Bariton
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