Höchste Zeit sich als Musikliebhaber einmal neu mit der eigenen CD-Sammlung oder der Streaming-Playlist auseinanderzusetzen. Dabei begegnen einem nicht nur neue oder alte Lieblinge. Einige der so genannten „Klassiker“ kriegt man so oft zu hören, dass sie zu nerven beginnen. Andere haben völlig zu Unrecht den Ruf eines „Meisterwerks“. Es sind natürlich nicht minderwertige Werke, von denen man so übersättigt wird. Diese teilweise sarkastische, teilweise brutal ehrliche Anti-Serie ist jenen Werken gewidmet, die aus Sicht unseres Autors zu viel Beachtung erhalten.
von Daniel Janz
Manch ein kreativer Geist zeichnet sich durch Einfallsreichtum aus, durch Ideenreichtum und prächtige Abwechslung. Verwenden solche Künstler Selbstzitate, ist das oft mit einer Bedeutung verbunden, es lassen sich dadurch sogar semantische Zusammenhänge konstruieren. Dann gibt es aber auch diejenigen, die sich auf einem Personalstil ausruhen, abschreiben, andere oder sich selbst kopieren und dabei sogar komplette Werke recyceln. Letzteres erzeugt beim Zuhören nicht nur ein Gefühl von Wiederholung, sondern auch von sich einschleifenden Strukturen. Irgendwann kann sogar der Eindruck folgen, dass einem solchen Künstler nichts Neues mehr einfällt. Dass von diesem Vorwurf auch Komponistengrößen nicht gefeit sind, zeigt das Beispiel von Georg Friedrich Händel.
Händel galt neben Johann Sebastian Bach als einer der Großen seiner Zeit. Im Gegensatz zu Bach hinterließ er aber nicht nur Musik, die teilweise heute noch enorme Aufmerksamkeit genießt, wie der Messias. Der barocke Meister leistete sich auch die ein oder andere Selbstkopie. Nun kann man dasselbe auch über Bach feststellen – nicht nur sein „Weihnachtsoratorium“ enthält eine Reihe Selbstzitate. Kontrafraktur nennt sich diese Methode und ist bis heute eine gängige Methode beim Komponieren. Und diese gängige Praxis beweist auch bis heute ihren Nutzen – sonst wäre es kaum möglich, Zitate anderer Werke aufzugreifen und in ein neues Licht zu setzen. So gesehen ist das dem kreativen Freiraum jedes Künstlers überlassen. „Daniels Anti-Klassiker 37: Georg Friedrich Händel – Arien aus „Almira“ (1705), “Lascia la spina” (1707) & “Lascia ch’io pianga“ (1711)“ weiterlesen