Schweitzers Klassikwelt 121: Die Stimmen des Polizeichefs Baron Scarpia, die wir erlebten

Keri Alkema as Tosca and Alan Held as Scarpia. Photo by Scott Suchman

In unsrer Klassikwelt Nr. 40 „Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen“, die Sylvia und ich in Gemeinschaftsarbeit verfassten, schilderte ich diesen mir unvergesslichen Tosca-Besuch: „Im Lauf des ersten Akts trat ein dunkel gewandeter, nobel wirkender Herr auf. Seine dunkle Stimme, die zwischen Bass und Bariton klang, machte einen enormen Eindruck auf mich. Es handelte sich um Edmond Hurshell.“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ein Jahr später wurde in Wien sein Sohn Michael geboren, heute Wahl-Dresdner, der eine erfolgreiche Dirigentenlaufbahn mit Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Dresden einschlug. Er erfüllte seinen Traum und wurde Mitbegründer der Jüdischen Kammerphilharmonie dieser Stadt. Wir erfuhren, dass er von meinen Worten tief berührt wurde. „Schweitzers Klassikwelt 121: Die Stimmen des Polizeichefs Baron Scarpia, die wir erlebten
klassik-begeistert.de, 18. August 2024“
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Pathys Stehplatz (51): Die Unart des Bayreuther Publikums – ein No-Go

Foto © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Buh für Sänger – geht ja gar nicht. Schämen sollte man sich, bei dem, was einem aus Bayreuth wieder zu Ohren gekommen ist. Regisseure – klar, nur draufhauen, was das Zeug hält. Die lassen sich nach der Premiere nie wieder blicken. Deren Mist muss das Publikum meist jahrelang ertragen. Bei Sängern ist das aber ein absolutes NO-GO!

von Jürgen Pathy

Man stelle sich nur vor: Da geht man auf eine Bühne, singt teils stundenlang um sein Leben. Nur, um am Ende den schmerzhaften Pfeil tief in seiner offenen Wunde zu spüren. Ja, Sänger empfinden ein Buh direkt nach einer Vorstellung genauso. Sänger ist nämlich kein Beruf wie jeder andere.

Knochenjob Sänger

Historiker, Buchhalter, Mathematiker – die sitzen hinter Schreibtischen und brüten über Paragrafen oder Zahlen, an der Theorie. Genauso wie Regisseure. Die haben Monate, teils Jahre Zeit, um sich ihre Gedanken über ein Sujet zu spinnen. Sänger hingegen haben nur das Heute. Egal, wie lange sie sich auf eine Partie vorbereitet haben. Die gehen raus, legen einen emotionalen Striptease aufs Parkett und servieren ihre Seele auf einem blanken Silbertablett.

„Pathys Stehplatz (51): Die Unart des Bayreuther Publikums
klassik-begeistert.de, 27. Juli 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 247: Astrid Varnay war die prägende Sopranistin in Wieland Wagners Neu-Bayreuth

Varnay Facebook.com

von Peter Sommeregger 

Der Name weniger Künstler ist so stark mit dem Neubeginn der Bayreuther Festspiele verbunden, wie jener der Sopranistin Astrid Varnay. Die am 25. April 1918 in Stockholm geborene Sängerin war eine echte Kosmopolitin. Als Kind ungarischer Eltern verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre in Schweden, ehe die Eltern aus wirtschaftlichen Gründen in die USA wechselten. „Sommereggers Klassikwelt 247: Astrid Varnay war die prägende Sopranistin in Wieland Wagners Neu-Bayreuth
klassik-begeistert.de, 14. August 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 246: Max Lorenz war der Bayreuther Star mit Schönheitsfehlern

Foto: Wienbibliothek im Rathaus, H.I.N.-246334

von Peter Sommeregger

Der spätere Wagner-Tenor Max Lorenz wurde am 10. Mai 1901 in Düsseldorf als Sohn des Metzgers Adolf Sülzenfuß geboren. Früh entschloss er sich, statt die Metzgerei seines Vaters zu übernehmen, Gesang zu studieren.

Bereits während seines Studiums nahm er den Mädchennamen seiner Mutter, Lorenz als Künstlernamen an. Als Max Sülzenfuß wären seine Karrierechancen wohl deutlich geringer gewesen. „Sommereggers Klassikwelt 246: Max Lorenz, der Bayreuther Star mit Schönheitsfehlern
klassik-begeistert.de, 7. August 2024“
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Schweitzers Klassikwelt 120: Die Rheintöchter, deren Gesang uns immer bezaubert

Bronzeskulptur, Gabriele Plössner – Bayreuth

Am Anfang waren es die Sophie (Wilma Lipp), die Cio-Cio-San (Sena Jurinac) und die Brangäne (Hilde Rössel-Majdan), die als Woglinde, Wellgunde und Flosshilde in die Wellen des Rheins in die mythologische Welt abtauchten. Die Flosshilde avancierte in dem ersten Rheingold-Erlebnis im vierten Bild zur warnenden Erdgöttin und Urmutter.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Woglinde (Lotte Rysanek) und Flosshilde (Vera Little) bekamen als „jüngere“ Schwester Wellgunde den Neuzugang im Ensemble der Wiener Staatsoper, Rohangiz Yachmi, die mit der Waltraute in der „Götterdämmerung“ und dem Orpheus in der klassischen Gluck-Oper der Mythologie weiterhin die Treue hielt.

Beim Durchblättern unsrer Programme stießen wir auf ein „Rheingold“ der Bayerischen Staatsoper, in dem die uns von Staats- und Volksoper Wien vertraute Hanny Steffek die Woglinde sang. „Schweitzers Klassikwelt 120: Die Rheintöchter, deren Gesang uns immer bezaubert
klassik-begeistert.de, 6. August 2024“
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Klein beleuchtet kurz 42: In Gars trinkt man einen Liebestrank, der die Herzen höher schlagen lässt

(Dernière Donizettis Liebestrank; Clemens Unterreiner und Ensemble; Foto Patrik Klein)

Das Opernfestival im Herzen des österreichischen Kamptals lässt in der Burgruine in Gars italienische Lebenslust und Leichtigkeit in sprühenden Funken glühen

von Patrik Klein

Liebe, Leidenschaft, Humor und eine Extraportion Italo-Charme ergaben eine atemberaubende Mischung in der morbiden Burgkulisse in Gars im Waldviertel mit Donizettis Gassenhauer „Der Liebestrank“.

Der neue Intendant und Bariton Clemens Unterreiner, der am Eingangsportal viele der Besucher mit Handschlag und kleinem Talk begrüßte, bewies mit dieser neuen Produktion ein erstklassiges Gespür für publikumswirksame und anspruchsvolle Musiktheaterunterhaltung.

„Klein beleuchtet kurz 42: In Gars trinkt man einen Liebestrank, der die Herzen höher schlagen lässt
klassik-begeistert.de, 4. August 2024“
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Auf den Punkt 21: Claude Frochaux macht aus dem Sylter Friesensaal eine Bruchbude

Sonnenuntergang Kampen © Jörn Schmidt

Paula Hansen hat den Syltern einen reetgedeckten Backsteinbau oberhalb des Keitumer Kliffs gestiftet. Seit 1985 ist der Bau als Bürgerhaus, Treffpunkt und Veranstaltungsort selbsternanntes Wohnzimmer der Sylter. Das friesische Gemäuer hat bestimmungsgemäß Biikeessen, Petritanz, Flohmärkte, Ausstellungen, Familien- oder Betriebsfeiern, Jubiläen, Bälle und Konferenzen über sich ergehen lassen. Und jetzt das, der Saal eine Bruchbude. Was war passiert? 

Peter Tschaikowsky (1840-1893) / Romeo und Julia, Fantasie-Ouvertüre (Arr. Vladimir Mendelssohn)

Helena Winkelman (*1974) / Ignis für Piccolo und Cello URAUFFÜHRUNG

Sergei Rachmaninow (1873-1943) / Presto aus Six moments musicaux Op. 16

Georges Bizet (1838-1875) / Fantasy Carmen für 4 Violinen und Kontrabass (Arr. Julian Milone)

Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007) / Tierkreis Leo (Arr. Helena Winkelman)

Manuel de Falla (1876-1946) / Pantomima y Danza ritual del fuego from El amor brujo

Max Bruch (1838-1920) / Streichoktett

Besetzung:

in order of appearance:  Priya Mitchell / Violine, Annette Walther / Violine, Kinga Wojdalska / Viola, Pieter de Koe / Cello, Claude Frochaux / Cello, Todor Markovic / Kontrabass, Irina Zahharenkova / Klavier, Roy Amotz / Flöte, Helena Winkelman / Violine, Tim Crawford / Violine, Animato Quartett (Inga Våga Gaustad / Violine, Tim Brackman / Violine, Elisa Karen Tavenier / Violine, Pieter de Koe)


Friesensaal, Keitum, Sylt,
1. August 2024

 von Jörn Schmidt

Claude Frochaux is back in town, zusammen mit Malte Ruths richtet er hier das Kammermusikfest Sylt aus. Schon zum 12. Mal. Das endete mit dem Streichoktett B-Dur op. posth. von Max Bruch. Sie können jetzt sagen, die Überschrift meiner Kolumne war aber eine ziemliche plumpe Tour, die Klickrate für Klassik-begeistert zu erhöhen. Aber so einfach ist das nicht. Vertraut man Wikipedia, dann hat Bude im Mittelhochdeutschen, im Schwedischen und Englischen gar keinen negativen Beiklang. Gemeint sind unter u.a. Hütte, Haus, kleine Wohnung oder Marktbude. Und wenn man in so einer Bude Max Bruch spielt, dann wird aus dem schnuckeligen Friesensaal plötzlich eine Bruch-Bude. „Abschlusskonzert 12. Kammermusikfest Sylt
klassik-begeistert.de, 2. August 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 245: Wer kennt noch Eleanor Steber, die erste Nachkriegs-Elsa in Bayreuth?

Foto: Eleanor Steber 1952

von Peter Sommeregger 

Die erste Inszenierung des „Lohengrin“ nach dem 2. Weltkrieg fand in Bayreuth 1953 statt. Die Aufführung wurde damals für das Plattenlabel DECCA mitgeschnitten. Neben dem bekannten Tenor Wolfgang Windgassen, war der Name der Elsa, Eleanor Steber, den meisten Festspielgästen und späteren Käufern der Schallplatte unbekannt. „Sommereggers Klassikwelt 245: Wer kennt noch Eleanor Steber, die erste Nachkriegs-Elsa in Bayreuth?“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 244: Der Pianist Leon Fleisher kämpft sich nach schwerer Erkrankung zurück an die Weltspitze

Foto: public photo Leon Fleisher 1963

von Peter Sommeregger 

Leon Fleisher wurde am 23. Juli 1928 als Kind jüdischer Einwanderer in San Francisco geboren. Bereits mit vier Jahren beherrschte er das Klavierspiel, hatte mit fünf Jahren bereits erste Konzertauftritte.

Ab seinem neunten Lebensjahr wurde er Schüler des berühmten deutschen Pianisten und Pädagogen Artur Schnabel, der allerdings zur Bedingung machte, dass Fleisher vorerst nicht mehr öffentlich auftrat. Noch in seinen Teenager-Jahren erlangte Fleisher bei Auftritten u.a. in der New Yorker Carnegie Hall frühen Ruhm. „Sommereggers Klassikwelt 244: Der  Pianist Leon Fleisher kämpft sich nach schwerer Erkrankung zurück an die Weltspitze
klassik-begeistert.de, 24. Juli 2024“
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Schweitzers Klassikwelt 119: Was bewegt uns eine Oper anzuschauen oder überhaupt erst kennen zu lernen?

Titelbild: Klavierauszug Schott „Mathis der Maler“

Am Anfang meiner Opernbesuche standen nach einer noch zu schweren „Ariadne auf Naxos“ Puccinis „Tosca“ und „Madama Butterfly“. Ich bin selbst verwundert, dass ich als viertes Opernerlebnis sehr zum Erstaunen meines Musiklehrers ein Werk von Paul Hindemith wählte.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wahrscheinlich war Anstoß der Reiz einer feierlichen österreichischen Erstaufführung und der schön timbrierte Paul Schöffler, der Musiklehrer im Vorspiel der „Ariadne auf Naxos“, als Mathis der Maler. Mein noch ungeübter Eindruck: Wie können sich die Sängerinnen diese Noten alle merken? Für den Bassbariton Schöffler schien die Partie zu hoch zu liegen. Ich habe eine Karikatur vor Augen, in der eine Schildkröte den armen Sänger in den Finger beißt. Auf deren Panzer ist „Indisposition“ aufgedruckt. „Schweitzers Klassikwelt 119: Was bewegt uns, eine Oper anzuschauen oder überhaupt erst kennen zu lernen?
klassik-begeistert.de 23. Juli 2024“
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