Klein beleuchtet kurz 47: Vorsicht, diese Musik birgt Suchtpotential – Philip Glass – Satyagraha

Philip Glass – Satyagraha © Sandra Then

An der Staatsoper Hannover wagt man sich an das gewaltige Werk  des amerikanischen Minimal-Music-Komponisten Philip Glass und weckt beim Autor Emotionen aus der Vergangenheit

von Patrik Klein

Man war ja schon lange nicht mehr in Hannover, warum auch immer!? Als ich zufällig sah, dass Philip Glass’ Oper Satyagraha auf dem Programm stand, kamen sofort Erinnerungen hoch an die Studienzeit in Wuppertal in den 1980er Jahren. Achim Freyer hatte sich damals in Stuttgart und Wuppertal dem Thema Mahatma Gandhi, Bhagavadgita, Minimal Music und Philip Glass angenommen. Ich erinnere mich, dass die Oper in Wuppertal mit diesem Stück dermaßen herausgefordert war, dass man über zwei Jahre probte, sowohl im Orchester, im Chor und bei den Solisten, um dieses gewaltige Werk auf die Bühne zu heben. Damals erlebte ich als junger Musiktheaterfreund wohl alle 11 Vorstellungen und buchte diese Opernerfahrung ab als eine der großartigsten Momente in meinem Erlebnishorizont. „Klein beleuchtet kurz 47: Philip Glass – Satyagraha
klassik-begeistert.de, 21. Oktober 2024“
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Daniels vergessene Klassiker Nr. 38: Wie Édouard Lalos „Symphonie espagnole“ Gattungsgrenzen auflöst

Foto: wikipedia.org

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz inzwischen 51 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.

von Daniel Janz

Die Sinfonie ist ein Klassiker der Orchestermusik. Seit Jahrhunderten begegnet einem dieses Format in variabler Gestalt quer durch die Konzertsäle der Welt und gilt inzwischen als Königsklasse der Musikkunst. Ähnlich geschichtsträchtig wie diese Kompositionsform ist ansonsten das Concerto, das uns heute besonders in Gestalt des Solokonzerts begegnet. Was aber, wenn diese Genregrenzen zerfließen? Dann erhalten wir Ausnahmemusik, wie die „Symphonie espagnole“ von Édouard Lalo. „Daniels vergessene Klassiker Nr. 38: Wie Édouard Lalos „Symphonie espagnole“ Gattungsgrenzen auflöst“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 256: Luise Helletsgruber – ein Star, der in Vergessenheit geriet

Luise Helletsgruber © cywikipedia.org

von Peter Sommeregger

Der Name Luise Helletsgruber wird heutigen Opernfreunden kaum mehr geläufig sein. Kein Wunder, die Zeit geht bekanntlich erbarmungslos mit ehemaligem Ruhm um. Trotzdem lohnt ein Rückblick auf einstige Karrieren immer wieder, speziell wenn die historischen Stimmen durch Tonaufnahmen überliefert sind. „Sommereggers Klassikwelt 256: Luise Helletsgruber
klassik-begeistert.de, 16. Oktober 2024“
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Schweitzers Klassikwelt 125: Wenn wir von Sängerinnen und Sängern, die wir gehört haben, nur mehr lesen können...

Marina Rebeka  © Tatyana Vlasova

…dafür aber sensationell Gutes, ist das erfreulich.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Gespannt waren wir, als auf der Bühne am Ring die Tür zum Mansardenzimmer aufging und Marina Rebeka als Mimì erschien. Es ist reizvoll, in dieser Rolle einer noch unbekannten, jungen Sängerin zu begegnen. Doch die Emotionen des Dichters auf der Bühne blieben bei uns auf der Galerie aus. „Schweitzers Klassikwelt 125: Wenn wir von Sängerinnen und Sängern …nur mehr lesen können
klassik-begeistert.de, 15. Oktober 2024“
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Auf den Punkt 27: Schrankwand-Vibes in der Laeiszhalle ... und was sonst noch geschah

Stellen Sie sich vor, Sie sind skandinavisch eingerichtet. Überall gedeckte Erdtöne, Pastellfarben und leicht kombinierbare Weiß- und Grautöne. Nur die Fernsehcouch ist rot, ein wenig Farbe muss sein. So wie ein dunkler Anzug viel durch ein farbiges Einstecktuch gewinnt. Eines Abends  kommen Sie heim, nichts böses ahnend natürlich. Dort, wo Ihr Flatscreen an der Wand hing, steht jetzt eine Schrankwand in recht dunklem Holz. Mal angenommen, Ihre Partnerin hat das zu verantworten. Malen Sie sich doch mal den weiteren Verlauf des Abends aus…

Hector Berlioz (1803‑1869)
Roméo et Juliette, Dramatische Sinfonie op. 17 

Symphoniker Hamburg

Slowakischer Philharmonischer Chor
Sylvain Cambreling / Dirigent

Catriona Morison / Alt
Cyrille Dubois / Tenor
Luca Pisaroni / Bass

 Laeiszhalle, Großer Saal, 13. Oktober 2024

von Jörn Schmidt

Nun ist die Laeiszhalle nicht von einem skandinavischen Innenarchitekten eingerichtet. Der Vergleich soll nur eine Idee geben, wie es dort die letzten Jahre aussah. Cremefarben, inklusive Orgel. Von 1908 bis 1950 war eine Orgel im deutsch-romantischen Stil der Firma E. F. Walcker & Cie. verbaut. Seit 1950, bis zur Generalsanierung der Laeiszhalle, erklang dort eine Orgel des Hamburger Orgelbauers Rudolf von Beckerath, der einige Defizite nachgesagt wurden. Warum man die seinerzeit eingebaut hatte, weiß vermutlich niemand so recht. Im Rahmen der Sanierung wurde nun die  Walcker-Orgel rekonstruiert. Aber erstmal zurück zu den Schrankwänden… „Auf den Punkt 27: Schrankwand-Vibes in der Laeiszhalle
klassik-begeistert.de, 14. Oktober 2024“
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Daniels Anti-Klassiker 51: Sind Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ wirklich so genial?

Foto: Neale Osborne – Modest Mussorgsky Russian composer 1839-1881 – (MeisterDrucke-645342)

Irgendwann sollten eigentlich alle Klischees eines Genres erkannt sein. Doch die Klassische Musik beweist durch Vielseitigkeit und einen fast fundamentalistischen Hang zur Tradition, dass auch die Welt ihrer Klischees vielseitig ist. So zeigte unser Autor bereits 50 Klischees in der Klassischen Musikkultur. Doch damit ist es noch nicht getan. Denn die Aufführungspraxis schafft stets neue. Andere blieben bisher unbeachtet.

Zehn neue Folgen widmen sich weiteren so genannten „Klassikern“, von denen man so übersättigt wird, dass sie zu nerven beginnen. Auch dies sind natürlich keine minderwertigen Werke. Doch durch ihre Stellung im Konzertbetrieb ist es an der Zeit, ihnen teils sarkastisch, teils brutal ehrlich zu begegnen, um zu ergründen, warum sie so viel Aufmerksamkeit erhalten.

von Daniel Janz

Durch die Promenade schreitet man von einem Gemälde zum anderen, lässt es auf sich wirken und genießt. Was gut in einem Museum stattfinden könnte, lässt sich in der Komposition „Bilder einer Ausstellung“ auch musikalisch nachempfinden. Aber Moment – wer das Werk kennt, weiß, dass davon zwei Versionen bekannt sind und sogar noch mehr existieren. Doch welche ist nun eigentlich die legitime, das „wahre“ Werk? „Daniels Anti-Klassiker 51: Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“
klassik-begeistert.de, 12. Oktober 2024“
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Pathys Stehplatz 55: Dieses Chaos hat in der Wiener Staatsoper nichts zu suchen

Don Carlo/Wiener Staatsoper © Frol Podlesnyi

Reaktion auf Kommentare zu Serebrennikvos „Don Carlo“-Neuproduktion.

In der Oper MUSS die Musik im Mittelpunkt stehen. Der Dirigent, das Orchester, die Sänger. Die dürfen NICHT von der Szene aufgefressen werden. Sonst können wir die Musik gleich weglassen. Die Bezeichnung „Oper“ in die Tonne stecken. Die Wiener Staatsoper schließen und als „Dr. Roščić Intellectual Institute“ wieder eröffnen.

Spannend, wie manche einen „Leckerbissen“ erkennen wollen. Ein Chaos ist Kirill Serebrennikovs „Don Carlo“ Neuproduktion. Ablenkung in einer Tour.

von Jürgen Pathy

Der König ist ein glanzloser Beamter, der vermeintlich in einer Zahnarztpraxis arbeitet. Auf den ersten Blick wirkt es zumindest so. Das Bühnenbild ist ein Grauen. Mal trägt der König mittelalterliche Hofrobe, mal Business Casual mit Hang zur Biederkeit. Mal steht ein „Avatar“ nackt, mal trägt er spanische Hofkleidung. Die Idee dahinter erfährt man zwar, wenn man die Matinee besucht hat. Ebenso, wenn man das Programmheft liest. Schlüssig wird sie dennoch nicht. „Pathys Stehplatz 55: Dieses Chaos hat in der Wiener Staatsoper nichts zu suchen
klassik-begeistert.de, 11. Oktober 2024“
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Auf den Punkt 26: Wie alt ist Tarmo Peltokoski wirklich?

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen / Tarmo Peltokoski © Daniel Dittus

Wenn Sie meine Kolumne regelmäßig lesen, können Sie das wahrscheinlich nicht mehr hören. Mit dem Alter des Dirigenten sei es wie mit der Lage bei Immobilien. Das vertrete ich, wo immer es passt. Alter, Alter, Alter, das ist wichtig. Also hohes Alter, meine ich. Man lernt halt nie aus, und je öfter sich Herbert Blomstedt mit Bruckner beschäftigt, desto berührender wird sein Dirigat. Und nächstes Jahr, da ist er noch besser.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Tarmo Peltokoski, Dirigent
Fabian Müller, Klavier

Johannes Brahms (18331897) / Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15

Jean Sibelius  (18651957) / Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82


Elbphilharmonie, Großer Saal,
9. Oktober 2024

 von Jörn Schmidt

Aber wenigstens geht es heute mal nicht um Plagiate, Rote-Bete-Flecken oder sündhaft teure Tickets  für das Konzert eines alterslosen Baritons. Sondern um einen unglaublich jungen Dirigenten. Nein, nicht Klaus Mäkelä. Der ist im Grunde auch gar nicht mehr so jung… Im Fokus stand  Tarmo Peltokoski aus Finnland.

Altersweise bedeutet übrigens mitnichten, dass es altersmilde zur Sache geht. Wie Bernard Haitink Bruckner 7 hat krachen lassen bei seinem Auszug aus der Berliner Philharmonie, das hatte ich bis anhin noch nicht so gehört. Ich glaube ja, dass in der Philharmonie immer noch die Aura von Karajan und Abbado zu spüren ist. Die haben da  einen Mordsschrecken bekommen, würde ich sagen. „Auf den Punkt 26: Wie alt ist Tarmo Peltokoski wirklich?
klassik-begeistert.de, 10. Oktober 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 255: Der Dirigent Richard Bonynge ist nicht nur der Ehemann einer Gesangs-Ikone gewesen

Von Rainer Leiss / https://commons.wikimedia.org

von Peter Sommeregger 

Die Karriere der australischen Sopranistin Joan Sutherland führte die Sängerin bereits ab den späten 1950er Jahren an alle großen Opernhäuser der Welt. Das Plattenlabel DECCA nahm den neuen Star unter Vertrag, es begann eine Jahrzehnte dauernde fruchtbare Zusammenarbeit, die man heute eine Win-win-Partnerschaft nennen würde. Die damals noch junge Vinyl-Platte ermöglichte erstmalig die Einspielungen kompletter Opern, und in Joan Sutherland hatte man die ideale Interpretin für Koloraturpartien gefunden. „Sommereggers Klassikwelt 255: Der Dirigent Richard Bonynge
klassik-begeistert.de, 9. Oktober 2024“
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Auf den Punkt 25: Calixto Bieito zahlt die chemische Reinigung

In der Staatsoper Hamburg sitze ich gerne im Parkett, Reihe 1. Man kann dort gut in den Orchestergraben gucken, was zuweilen sehr interessant ist. Da gäbe es einiges zu berichten, aber soweit ich weiß, habe ich hier bei klassik-begeistert nur freundliche Beobachtungen geteilt.

Carl Orff (1895 – 1982) / Trionfi

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Kent Nagano / Musikalische Leitung

Calixto Bieito / Inszenierung

Staatsoper Hamburg, 5. Oktober 2024

von Jörn Schmidt

Gestern hätte man aber denken können, man hätte mir etwas heimzahlen wollen. Auch wenn das nicht mehr  zum guten Ton gehört, wenn ich in die Oper gehe, binde ich mir eine Krawatte um. Das Hemd ist frisch gebügelt und ein Jackett ist Pflicht. Gerne auch mal ein dunkler Anzug. Ich finde, das erfordert der Respekt vor den Musikern. Aber der Reihe nach:

In ihrer letzten Saison haben Kent Nagano und Georges Delnon als erste Premiere Trionfi von Carl Orff angesetzt, die Inszenierung stammt von Calixto Bieito. Also nicht nur Carmina Burana, sondern das komplette Triptychon inklusive Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite. Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite gab es vor der Pause, danach Carmina Burana mit den oft gehörten, aber immer noch mächtigen O Fortuna-Chören. „Auf den Punkt 25: Calixto Bieito zahlt die chemische Reinigung
klassik-begeistert.de, 6. Oktober 2024“
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